Review: Fettes Brot – 3 is ne Party



  • 01. Wackelige Angelegenheit
    02. Für immer immer
    03. Kannste kommen
    04. Toten Manns Disco
    05. Crazy World
    06. Josephine #Schreibaby
    07. KussKussKuss
    08. Dynamit & Farben
    09. Unmusikalisch
    10. Mehr Gefühl
    11. Echo
    12. Kalte Füße
    13. Klaus & Klaus & Klaus


    Es ist nun schon über 20 Jahre her, dass der Grundstein für eine feste Konstante in der Deutschrap-Geschichte gelegt wurde. Ein Dreier-Gespann aus Hamburg fand sich zusammen und beschloss, gemeinsam Rap zu machen. Eigentlich waren es sogar fünf Leute, doch die Gebrüder Schmidt klinkten sich aus dem Projekt schnell wieder aus, um eigene Wege zu gehen. Und so machten sich die Übriggebliebenen auf, richtig groß mitzumischen in der deutschen Musikszene: Sie schrieben Hymnen wie "Nordisch by Nature" und musizierten mit in der Rapszene inzwischen ebenso großen Namen, wie zum Beispiel Dendemann oder Blumentopf. Auch im Radio waren sie eine Zeit lang mit einer eigenen Show und einem Auftritt in einem "Die drei ???"-Hörspiel vertreten. Sogar Vorband für Die Ärzte waren sie schon. Alles in allem kann man also sagen: An wem die Formation vorbeigegangen ist, der sollte sich fast schon schämen. Aber um den Namen dieses Ohrenschmauses doch zu nennen: Es handelt sich natürlich um Fettes Brot. Sieben Alben haben die drei Künstler bis dato rausgebracht, einige Singles hört man heute noch im Radio. Und doch kündigten sie 2010 eine Livepause an. Jetzt, drei Jahre und ein Soloprojekt später, melden sich die Drei mit dem Album "3 is ne Party" zurück. Gibt es nun endlich wieder fettes Brot für die hungrigen Ohren? Oder liegt es doch eher schwer im Magen?


    Fettes Brot sind also schon richtig alte Hasen im Rapgeschäft und haben viel erreicht. Sie sind vielseitig und machen vor keinem Genre halt. Mit "3 is ne Party" geht es – wer hätte das gedacht – einmal quer über die deutschen Dancefloors. Das heißt aber keinesfalls gleich Dubstep, Trap und was man da heute so hört. Nein, Björn Beton, Doktor Renz und König Boris bleiben da oldschool und überraschen mit fetzigen Tracks, deren Sound an die 70er Jahre erinnert – aber darauf kommen wir später zurück. Man könnte meinen, die Bandpause habe negativen Einfluss auf den musikalischen Werdegang, vor allem, wenn man in der Zeit andere Projekte angeht. Doch die drei Hamburger haben sich einfach wieder zusammen- und mit anderen Musikstilen auseinandergesetzt und sich daran probiert – und sie klingen dabei wie eh und je: 13 Tracks voller Stimmung, witziger Anekdoten und Hooks zum Mitgrölen auf der nächsten Feier. Trotzdem herrscht natürlich eine gewisse Abwechslung in der Tracklist. Passenderweise beginnt die Platte mit dem Titel "Wackelige Angelegenheit", was vielleicht ein wenig die anfängliche Unsicherheit der Bandmitglieder selbst widerspiegeln soll, ob sie nach der Pause noch gut miteinander können.


    "Vom Spitzentyp zum Vollidiot sind's oft nur Millimeter/
    Ständig geht es hin und her wie Rettungssanitäter/
    Heute große Reden schwingen vor tausenden von Leuten/
    Am nächsten Tag zusammengeklappt beim Psychotherapeuten/
    "
    (König Boris auf "Wackelige Angelegenheit")


    Trotz manch ernstem Thema wird alles mit einer gewissen Prise Humor, Ironie und vor allen Dingen mit ein wenig Tiefe versehen. Klar, alles in allem ist die CD genau das, was der Titel verspricht: Party. Man kann von beinahe jedem Track die Hook nach maximal zweimal Hören mitrappen, die Texte sind klar verständlich und abwechslungsreich. Aber man kann auch genauer hinhören und entdeckt dabei die ein oder andere Hommage und auch etwas Sozialkritik – wie man es eben gewohnt ist. Sie sind halt keine Storyteller, wie man sie heute öfter in der Rap-Szene hört, sondern Entertainer. Klaus & Klaus & Klaus setzen sich in ihren Tracks immer mit einem Thema auseinander und jeder gibt seinen Senf aufs fette Brot. Das Ganze ist meist witzig verpackt, aber man entdeckt eben auch schöne Kleinigkeiten, die im Text versteckt sind. Und da ist es egal, worum sich der Track dreht. Ob es einer der Party-Hits wie "Toten Manns Disco" ist, der an Seemannssprüche angelehnt ist – unter anderem wird "eine Buddel voll Rum" gesamplet –, oder beispielsweise "Für immer immer", eine Ehrerbietung an einige Größen der Szene ("Sie liebte beide: Pac und Biggie"). Und wer schon länger Fan der Band ist, erkennt in "Crazy World" sicher Ähnlichkeiten mit dem alten Hit "An Tagen wie diesen". Denn auch "Crazy World" hat eine gewisse melancholische Grundstimmung und spricht die verrückten Dinge an, die aktuell auf der Welt vor sich gehen.


    "Fettes Brot, Große Freiheit/
    Putin gegen Pussy Riot/
    Präsident und Praktikant/
    Schütteln sich die Hand/
    Amazon, Guantanamo/
    Obama schießt Osama tot/
    "
    (Björn Beton auf "Crazy World")


    Natürlich wird das Ganze auch durch schöne Beats untermalt. Thematisch klingt es – wie bereits erwähnt – wie die Discohits der 70er bis 90er Jahre. Irgendwo zwischen Titelmelodien von Atari-Spielen und "Axel F" reihen sich die Synthie-Sounds ein und bekommen Unterstützung von mal mehr, mal weniger schnellen Drums und ein paar Keyboard-Tönen. Klingt altmodisch, hat aber etwas äußerst Erfrischendes an sich und ist durch die ebenfalls klassischen Boom bap-Beats heutzutage auch nicht so ungewöhnlich. Scratches werden ebenfalls bei einigen Tracks eingesetzt, sie wirken aber nie überflüssig oder störend. Da das Album komplett von Fettes Brot selbst produziert wurde, untermalen die Beats nicht nur die entsprechende Stimmung der Tracks, sondern harmonieren auch mit den Stimmen der Künstler äußerst gut. Diese variieren zwar nicht unbedingt stark, aber man merkt doch, dass unter anderem "Kannste kommen" ruhiger vorgetragen wird als ein aggressiver Track wie "KussKussKuss". Auch technisch kann man den Jungs nichts vormachen: Sie flowen sicher über die Beats, auch wenn es mal an schnellere Parts geht, wodurch auch gar nicht auffällt, dass zum Beispiel "Echo" so gut wie keine Reime enthält.


    "Jajajaja – sie sind wieder da/
    Applaus, Applaus, Applaus/
    Direkt von der Nordsee/
    Klaus & Klaus & Klaus/
    "
    (Fettes Brot auf "Klaus & Klaus & Klaus")


    Es hat sich also nicht viel geändert, nach wie vor wechseln die drei Ex-Pinneberger sich in jedem Track ab – mal kickt jeder seinen Part, mal jeder zwei Zeilen im Wechsel. Und keiner steht den anderen dabei in irgendetwas nach. Das lässt keinen der Tracks oder Parts eintönig oder schwach wirken, ist aber auch nichts Neues. "Nichts Neues" ist aber leider auch das, was man dem Album am Ende vorwerfen könnte. Klar, Fettes Brot bleiben sich treu, die Platte ist frei von jeglichem Autotune, modernen Dubstep-Beats oder übertriebenem Internet- und Straßen-Slang. Aber man erkennt eben auch nicht wirklich eine Weiterentwicklung. Im Gesamten ist das Album aufgebaut wie das, was Boris, Björn und Renz vor drei Jahren schon gemacht haben und irgendetwas wirklich Herausragendes oder ein neues Konzept hat die Platte auch nicht. Andererseits heißt es ja auch: "Never change a winning team". Und Fettes Brot zeigen, dass die alten Hasen des Deutschraps auch noch was drauf haben.


    Fazit:
    Für jemanden, der Fettes Brot schon seit Längerem feiert, ist "3 is ne Party" definitiv ein würdiges Comeback-Album. Man freut sich über die Detailverliebtheit und die kleinen Parallelen, die man zu alten Tracks ziehen kann. Aber auch die, die mit der Band überhaupt nichts anfangen können, sollten durchaus mal reinhören: Tiefgründige Songs wie "Crazy World" oder "Echo" machen das Album trotz der Party-Attitüde abwechslungsreich und es gibt nicht wirklich einen Track, den man skippen müsste. Die Beats sind vielleicht Geschmackssache, aber gerade "Toten Manns Disco" geht echt gut ins Ohr. Fettes Brot sind zurück, als wären sie nie weg gewesen. Es kommt Stimmung auf bei der Platte – man könnte sogar sagen, sie habe Disco-Potenzial. Man sollte nur nichts allzu Neues davon erwarten und lieber einen Bogen darum machen, wenn man auch die bisherigen sechs Alben nicht leiden konnte.



    Lukas Päckert (FlatDieter)

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  • Fettes Brot ist halt so eine Sache.. ist schon lange nicht mehr das, was ich feiern würde, aber man muss einfach akzeptieren, dass sie da sind und es geschafft haben...

    nach intensiver Selbstbeobachtung glaube ich außerdem, dass ich schwul oder zumindest bi bin



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