Review: emkay – Achja?



  • 01. Intro
    02. e.m.k.a.y
    03. Keller
    feat. Edgar Wasser
    04. Was machst Du so?
    05. Ich mach was ich will
    feat. Dobbo & Weekend
    06. Vergesslich
    07. 50.000 (Doe Diggler-Remix)
    08. Controller


    Wir schreiben das Jahr 2011 – der Herbst neigt sich langsam dem Ende zu und irgendwo in Deutschland stehen zwei Typen in einer verlassenen Lagerhalle: Ein großer, dünner rappt und neben ihm steht ein kleiner, rundlicher im "I Love Wochenende"-Shirt. Damals wussten die beiden noch nicht, dass der Erstgenannte, Weekend, im Begriff war, das Videobattleturnier 2011 zu gewinnen, das ihm zu einem großartigen Karrierestart verhelfen würde. Ebenso war der Andere zu dem Zeitpunkt bloß der Sidekick einer großartigen Battlerunde, doch in der darauffolgenden Zeit zeigte auch dieser der breiteren Masse, dass er Musik machen kann – unter anderem mit einer eigenen Teilnahme am VBT 2012. Ein weiteres Jahr musste jedoch noch ins Land ziehen, bis er uns die Ergebnisse seiner musikalischen Reifung in Form einer käuflichen EP darbieten konnte. Jetzt wollen wir also mal sehen, ob emkay mit "Achja?" den Sprung aus dem Schatten seines Kollegen geschafft hat.


    "Wir haben 100 Leute gefragt/
    Und niemand sagt, ich werde irgendwann ein Star in diesem Rapgeschäft/
    Mich mag niemand, ich mag den Niemand auch/
    Ich würd' mich gern bedanken – ey, jetzt sag doch mal, wie sieht der aus?/
    "
    (emkay auf "e.m.k.a.y.")


    Lässt man nun nach dem "Intro" den ersten Track anlaufen, merkt man schnell: So ganz überzeugt von sich und seiner Karriere scheint der gute Marc nicht zu sein. Obiges Zitat fängt den humoristischen Esprit der EP eigentlich schon zum größten Teil ein – mal von einem anderen Element abgesehen, auf das wir später noch zu sprechen kommen werden. Selbstironie ist die große Marschrichtung von "Achja?", und mit ihr profiliert sich emkay wieder und wieder auf mal mehr, mal weniger kreative Weise. So ist der komplette Track eine Mischung aus Selbstdiss und Represent, was emkay auch im Rahmen der Spielzeit immer wieder gekonnt Hand in Hand gehen lässt. Das Ganze verpackt er auf die wohl klassischste Art, Leuten einen Namen näherzubringen: indem er ihn buchstabiert. Bei fünf Buchstaben ist das ja auch gut machbar. Dabei berappt er die synthielastigen Boom-bap-Beats von Hausproduzent Peet durchgehend langsam und ruhig, wodurch er seine angenehme Stimme und die Präsentation der Texte in den Vordergrund stellen kann. Generell versucht emkay nicht, dem Zuhörer durch besonders variantenreichen Flow zu imponieren und hält Tempo und Stimmlage durch die Bank weg sehr konstant. So stellt sich nach vielmaligem Hören und der Abnutzung der meisten Pointen leider auch eine gewisse Monotonie ein.


    Etwas später wirft der Langzeitstudent eine weitere, in der modernen Zeit fast inflationär gestellte Frage auf: "Was machst du so?" Dies beantwortet er dann direkt mit dem nächsten Track: "Ich mach' was ich will". Warum dann die Frage? Vielleicht, weil er "vergesslich" ist, wie er im gleichnamigen Song mit vielen Beispielen untermauert. All diese Tracks handeln ihren jeweiligen Gegenstand, irgendwo zwischen Storytelling und Thementrack, auf dieselbe Weise ab; beißender Sarkasmus, humorvolle Darbietung und ein ständiges Sticheln gegen sich selbst. Alles eigentlich wunderbare Stilmittel, die hier routiniert und pointiert treffend verwendet werden, würden sie mich nicht so konsequent an Weekend erinnern. emkays gesamte Darbietung, sein Auftreten und seine Art, Lines zu schreiben, könnte eigentlich so erfrischend sein, hätte man dabei nicht so oft die Parallelen der beiden vor Augen. Sie arbeiten bekanntlich schon lange zusammen und es ist anzunehmen, dass sich ihr Stil gegenseitig beeinflusst und geprägt hat. Sie haben einen vergleichbaren Humor und ihr Flow ähnelt sich gerade durch das konstante Tempo und dem starken Fokus auf Pointen durchaus. Hinzu kommt, dass Producer Peet auch Weekends Soundbild mit Beats in die Richtung von harten Boom-baps, knalligen Drums und einem sehr eigenen Flavour geprägt hat. Dasselbe Phänomen findet sich im vorher erwähnten anderen Element der EP ebenfalls und zeigt sich besonders auf dem dritten Track, "Keller" mit Edgar Wasser, deutlich. Für ihn gilt selbiges wie für Weekend: Die Parallelen sind kleiner, aber dennoch wirkt emkays Art, Vergleiche zu schreiben, sehr am Stil von Edgar orientiert. Denn bei ihm gehören humorvolle Vergleiche schon längst zum Standardreportoire seiner Texte. Und so bedient sich auch emkay an diesem Stilmittel, wobei er hier die Spanne nur von "geht so" bis "ziemlich gut" bedient. Es gibt keine wirklichen Totalausfälle, aber auch keine absoluten Hämmer unter ihnen.


    "Du glaubst, dass ich eine schamlose Missgeburt bin/
    Dass mich Leute feiern, macht dich ratlos wie Diktaturen/
    Und erzähl mir nicht, du hättest Crack im Kreislauf/
    Denn du wirst durch Lines getötet wie Amy Winehouse/
    "
    (emkay auf "Keller")


    Fazit:
    Was bleibt nun unterm Strich? Eigentlich hat "Achja?" viele Stärken: emkay s ruhige und angenehme Stimme im Zusammenspiel mit den großartigen und zu 100 Prozent Peet-typischen Beats klingt durchweg spitze und sein Flow transportiert die humorvollen Lines konsequent gut. Auch, wenn es textlich des Öfteren an seine Kollegen erinnert, entsteht ein sehr eigener Sound, der sich in dieser Disziplin über viele Rapper seiner Sparte hinwegsetzen kann. Doch ist emkay denn jetzt eigentlich, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, ein eigenständiger Musiker geworden? Jein. Er reiht sich nahtlos in seine musikalische Umgebung ein, wo er seine Stärken gut zur Geltung bringen kann. Er bietet viel Humor und überzeugt mit einem wunderbar homogenen Klangbild. So werden nicht nur diejenigen, die Spaß an der Musik Weekends oder Edgar Wassers haben können, ihr Vergnügen an "Achja?" finden.



    Yannik Gölz (Cuttack)



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    Bewerte diese CD:
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  • hab die review nur gelesen um zu gucken ob nur mir aufgefallen ist das es eigentlich 1 zu 1 wie weekend klingt...
    gut das ich bestätigt wurde - hab teilweise gedacht das sind tracks die weekend nicht für sein album genommen hat... :thumbdown:

  • Ich kann diese Selbstironieschiene einfach nicht ab.
    Stört mich auch bei Weekend ganz gewaltig.


    Ausserdem gibt es an emkay halt auch einfach überhaupt nichts was ihn besonders machen würde. Würde man ihn kennen wenn er nicht Weekends Kumpel wäre? Ich glaube nicht.

  • Zitat

    Original von Blaackys
    Wenn das hier weniger Mic's als Beuteschema hat dann muss dieses Album ja ein riesiger Schuss in den Ofen sein - schade.


    lass dich davon nicht beirren mein junger padawan. hör es dir an und entscheide selbst, dass dies zu unrecht ist.

  • Wer diese selbstironische Schiene mag, kann der EP auch etwas abgewinnen. Ich fand das Dingen eine Zeit lang recht unterhaltsam. Mehr aber auch nicht, weil am Ende fehlt halt das gewisse Etwas und es ist dann auch nicht mehr als standard.

  • e.m.k.a.y kann ich mir öfter geben, Keller is auch ganz feierlich zum 4-5 mal hören, ansonsten is die EP ganz cool, es bleibt aber nicht viel hängen. Ich muss aber sagen dass er schon einen relativ eigenen Style hat, sowas wie Weekendkopie trifft meine Meinunbg nach nicht wirklich zu

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