Review: Basstard – Zwiespalt Transparent



  • 01. Intro
    02. Transparent
    03. Ein Märchen
    04. Schwarz Weiss
    05. Traumfänger
    06. Wir sind die
    07. Dreh durch
    08. Atem
    09. Drama
    10. Wie Feuer
    11. Was ist...?
    12. Bruder
    13. Berlin Crime & Die Posse
    feat. Frauenarzt, Boss Aro, Mehty, Manny Marc, MC Bogy, Smoky & Medizin Mann
    14. Mein Reich
    15. Diese Waffen
    feat. Vork
    16. HaHaHaHaaa
    17. Stumme Zeugen
    feat. 4.9.0. Friedhofchiller
    18. 2012 Apokalypse feat. Dystrust, Medizin Mann & Orgi
    19. Weiss (Rock-Version)
    20. Outro


    Fast scheint es, als wäre der Grundgedanke hinter den "Zwiespalt"-Alben von Basstard, die Zerrissenheit des Geistes in Gut und Böse, so alt wie seine Karriere selbst. Bereits zu "Fegefeuer"-Zeiten kündigte er, damals noch als MC Basstard, ein Projekt für 2004 an, welches den Titel "Zwiespalt (Schwarz & Weiss)" tragen sollte. Mit späteren Releases wie der Neuauflage von "Rap Dämon" schien dann schon die Trennung von Schwarz und Weiß klar, doch Handfestes dazu lag noch immer in weiter Ferne. In der Zwischenzeit war "der kleine Mann" jedoch alles andere als faul. Er veröffentlichte das "Dogma"-Projekt in Zusammenarbeit mit Taktlo$$, förderte den Karrierestart Massivs inklusive eines gemeinsamen Mixtapes und kollaborierte mit DJ Korxx auf "Verdammt", sowie mit Kaisa auf "Das Omen". Im Juni 2008 war es dann aber endlich soweit: Nima Najafi-Hashemi, so Basstard bürgerlich, veröffentlichte "Zwiespalt Grau", welches den ersten Teil einer Trilogie darstellen sollte und aus Titeln bestand, die ursprünglich für "Schwarz" und "Weiss" entstanden waren, aber keinem der beiden so recht zugeordnet werden konnten. Im Folgejahr erschien das Doppelalbum "Zwiespalt Schwarz", auf welchem sich der Rapper, der als Mitbegründer des Horrorcores in Deutschland gilt, auf seine finstere Seite besann und hauptsächlich mit okkulten Themen aufwartete. Das bisher wohl "Mainstream-tauglichste" Release seiner Karriere, das 2011 erschienene "Zwiespalt Weiss", welches für Basstard ungewöhnlich positive, aber auch sozialkritische Themen behandelte, sollte die Trilogie dann beenden. So mag es zunächst etwas verwundern, dass im Jahr 2013 nun "Zwiespalt Transparent", der vierte Teil der Trilogie, folgt. Bedenkt man jedoch dabei den Umstand, dass schon vor Release von "Schwarz" und "Weiss" genug Tracks fertig waren, um sie auf "Grau" zu veröffentlichen, erscheint es fast schon logisch, dass nach Fertigstellung der Alben noch mehr Lieder übrig blieben. Ob dies bedeutet, dass das neue Album nur mit B-Ware gefüllt ist, wird sich zeigen.


    "Das Schwarze hat mir alles genommen/
    Im weißen Licht sah ich alles verschwommen/
    Die Welt um dich wird trist und grau/
    Denn was du denkst, das bist du auch/
    "
    (Basstard auf "Transparent")


    Nach einleitenden Worten Basstards im "Intro" führen uns sanfte Pianoklänge in das Album und den Titeltrack "Transparent". Dröhnender Bass und die "Erzählstimme" des Rappers setzen ein. Ruhig rappt er davon, wie er, hin- und hergerissen von Schwarz, Weiß und Grau, wieder nach klarer, transparenter Sicht sucht. Kratzende Snare und die orchestrale Hook runden das Klangbild ab, sodass die Hoffnung einer adäquaten Fortsetzung der "Zwiespalt"-Reihe zunächst zunimmt. Das "Märchen", welches uns daraufhin erzählt wird, steigert diese weiter, werden hier doch sozialkritische Inhalte mit mythischen Horrorgeschichten verwoben, so wie es schon auf anderen Liedern der Reihe der Fall war. Der Beat, der stark an den Klang einer Spieluhr erinnert, passt perfekt zu Basstards Text, auf dem er von der Erkenntnis berichtet, dass das Akzeptieren von Lügen zum Prozess des Erwachsenwerdens gehört. Während die Hook dazu eher ein sanftes Brummen ist und Basstard den Stimmeinsatz bis hier nur wenig variierte, beginnt er auf "Schwarz Weiss" eines seiner größten Talente anzuwenden. Egal, ob langgezogenes Jaulen, abgehackter, feixender Flow, rollendes "R" oder gehauchtes Flüstern, allein im ersten Part beweist der Rapdämon eine unglaubliche Vielfalt an Stimmlagen, zwischen denen er so schnell und geschickt wechselt, dass man beinahe glauben könnte, dass er für jede Strophe eine andere Facette seiner Stimme verwendet. Die Hook aus quängelndem "Zwiespalt" und geschrienem "Schwarz Weiss" brennt sich unangenehm ins Trommelfell, verschwindet dort dann aber auch nicht mehr so schnell und bleibt im Gedächtnis hängen. So wie beim eben erwähnten Titel stammen auch eine ganze Reihe anderer Beats des Albums aus der Feder des Producers Mehty, der schon auf "Zwiespalt Grau" diverse Male beteiligt war und dort sogar die Hook für "Puff Puff" rappte. Sowohl "Traumfänger" als auch "Wir sind die" wurden von ihm produziert, wobei erstgenannter Track ein orientalisch angehauchter Beat ist, auf dem Basstard in die Rolle eines manifestierten Alptraums schlüpft, während er auf zweitem hauptsächlich seine Verbindung zur "Berlin Crime"-Crew thematisiert. Im Grunde also nichts Neues, wäre nicht der letzte Teil von "Wir sind die" in Gedenken an den 2000 verstorbenen DJ Screw "chopped & screwed", also extrem verlangsamt und teilweise zerscratcht. Was als kurzer Einschub durchaus eine gewisse Abwechslung bringen könnte, erstreckt sich dann jedoch bis zum Ende des Liedes, wodurch das Ganze dann eher nervig als unterhaltsam wird. Wem diese Mix-Technik also von vornherein nicht zusagt, bleibt nichts anderes übrig, als weiterzuskippen und/oder durchzudrehen. "Dreh durch", der obligatorische Partytitel, der auf so gut wie jedem Basstard-Release zu finden ist, fällt recht fade aus und auch die Hook ist eher langweilig als ohrwurmtauglich.


    "Wer hat die gottverfickten Cops geholt/
    Ich wähle 1-1-0 und schreie 'Kommt mich hol'n!'/
    Wenn ihr glaubt, ihr haltet's nicht mehr aus in eurer Haut/
    Geht auf die Straßen raus/
    "
    (Basstard auf "Dreh durch")


    Nach dem "chopped & screwed"-Debakel, dem öden Partytrack und dem auf Dauer recht monotonen Beat von "Atem", der zudem noch mit einer nervigen, langgezogenen Gesangseinlage alle paar Zeilen und in der Hook versehen wurde, kriegen wir noch mehr "Drama" zu hören. Was zunächst nach einem typischen "Berlin ist ein hartes Pflaster"-Track klingt, stellt sich fast als eine Art Motivationslied heraus, verweist Basstard doch darauf, dass man gemeinsam gegen Ghettoisierung, Gewalt und Rassismus kämpfen sollte. "Wie Feuer" überrascht dann genau in die andere Richtung, als der ruhige Beat von Basstard sanft berappt wird, inhaltlich aber vor allem von Verachtung und Mord handelt. Der Track erhält durch die Kombination des fast schon zarten Stimmeinsatzes mit der gewalttätigen Thematik einen sehr seltsamen Charakter, sodass man dem euphorischen Synthiesound von "Bruder" dann zunächst skeptisch gegenübersteht. Diesmal passen Atmosphäre und Inhalt jedoch zusammen, da das Lied Basstards "Bruder" Felix gewidmet ist. Wo er mit einer Widmung schon eher Neuland betritt, bewegt sich der Rapper mit "Berlin Crime & die Posse" auf einen mehr als ausgetretenen Pfad. Wie bei jeglichen BC-Tracks ist gefühltermaßen ganz Berlin vertreten, annehmbarer reiht sich an schlechten Part und wird regelmäßig von der Hook unterbrochen, was auf Dauer ebenso langweilig wird wie der stets gleichbleibende Beat.
    Aber auch eine deutlich kleinere Anzahl an Featuregästen ist nicht unbedingt Garant für ein gutes Lied, da die Zusammenarbeit mit Vork auf "Diese Waffen" ebenfalls mehr schlecht als recht ausfällt. Die hektische Rapart Vorks, dem es teilweise sogar an Taktgefühl mangelt, stört den Hörgenuss immens, und der Inhalt scheint sich, ähnlich wie bei "Stumme Zeugen" mit den 4.9.0. Friedhofchillern, auf das Aneinanderreihen möglichst düsterer und blutiger Bilder zu beschränken. Zugutezuhalten ist "Stumme Zeugen" jedoch der Beat aus dunklem Bass, finsteren Synthieklängen und einem dumpfen Gitarrenriff, wodurch der Titel zumindest klanglich einen rockigen Charakter erhält. Wo ein einzelner Riff also schon zu einem interessanten Beat beitragen kann, muss eine Metal-Band wohl noch umso besser klingen, sollte man zumindest meinen. Tatsächlich ist "2012 Apokalypse" aber die schwächste Zusammenarbeit Basstards mit der labeleigenen Metal-Band Dystrust. Der Sound wirkt viel zu leise und schwach, sodass die Schreieinlagen des Sängers sehr alleine stehen, während Medizin Manns Part absolut nichtssagend erscheint und Orgi nur wieder einen schwammigen, teilweise fast schon peinlichen Spagat zwischen Porno- und Horrorrap zum Besten gibt. Selbst ist der (kleine) Mann, denn die Alleingänge "Mein Reich" und "HaHaHaHaaa" hören sich um einiges gelungener an. Basstard kombiniert düstere Beats mit Horrorgeschichten, denen er durch den Einsatz seiner facettenreichen Stimme Leben einhaucht, und kann an einer Stelle auf "Mein Reich", als der Beat fast vollständig aussetzt, sogar acapella überzeugen. Das Schlusslicht des Albums, die Rockversion von "Weiss", stellt sich sogar als das Juwel von "Zwiespalt Transparent" heraus. Klarer und sauberer als das Original rappt Basstard auf den sanften Einstiegsklängen zunächst von Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit, bevor der Track in der energiegeladenen Hook regelrecht explodiert und dem Album ein grandioses, vielseitiges Ende liefert, das ebenso wie der Eindruck des "Zwiespalt"-Gesamtwerks noch lange nachhallt.


    "Weiß ist die Liebe, weiß ist das Licht/
    Weiß ist der Sternenstaub auf dei'm Gesicht/
    Weißt du wohin der Wind uns tragen wird/
    Ich lass mich treiben, ich weiß es nicht/
    "
    (Basstard auf "Weiss")


    Fazit:
    2003 deutete Basstard "Zwiespalt" erstmals an. Zehn Jahre später scheint das Werk nun vollkommen und endgültig abgeschlossen. Eine Dekade, in der ein finsterer, kleiner Mann zu einem stattlichen Künstler heranwachsen konnte, der seine Stärken kennt, auf seinen Liedern jedoch noch zu oft an seinen Schwächen scheitert. Im Gesamtbild der "Zwiespalt"-Trilogie überwiegen die positiven Eindrücke deutlich, doch "Transparent" ist zweifellos das schwächste Glied der Kette. Zu verworren, nicht annähernd so geradlinig wie "Grau", "Schwarz" und "Weiss" und vergleichsweise zu makelbehaftet bleibt die Vermutung, dass die meisten Tracks des Albums nicht gut genug für die Trilogie, aber eben auch nicht schlecht genug waren, um sie nie zu veröffentlichen. Keines der Lieder scheint ein Totalausfall, doch nagen oft kleine, äußerst störende Fehler am Hörgenuss, sodass zwei Dinge zu hoffen bleiben: dass Basstard hauptsächlich die gelungenen Aspekte der Trilogie für sein nächstes Werk verinnerlicht und dass wir nicht erst wieder zehn Jahre darauf warten müssen.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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  • Find den ultrawack, überhaupt nicht meins.


    PS: Vork fand ich damals ganz okay, rest an features auch nicht meins.

    you son of a bitch, she said, I am
    trying to build a meaningful
    relationship.


    you can't build it with a hammer,
    he said.

  • Kann dem Fazit nur zustimmen, gut zusammengefasst! Auch ich als Basstard-Fan bin alles andere als begeistert davon und hätte es sogar noch schlechter bewertet. Ausschussware.

  • Zitat

    Original von Acedia
    Hab Basstard damals ('99 rum) auch echt viel gehört, die alten Bunker-Diss-Tapes usw. haha... Naja, jetzt ist es nicht mehr so meins. Aber immer hin gibts ihn noch, ist ja schon mal was.



    viel liebe für deine signatur

  • Zitat

    Original von WoboSolagl
    ...dass im Jahr 2013 nun "Zwiespalt Transparent", der vierte Teil der Trilogie, folgt.


    Aha !


    Finde vereinzelte Tracks von Basstard durchaus sehr feierbar, aber auf Album Länge fehlt's irgendwo.

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