Review: Megaloh – Auf Ewig 2



  • 01. Kopfnicker (21 Edition)
    02. Hammerhart (21 Edition)
    03. Leben (21 Edition)
    04. 6meter90 (21 Edition)
    05. Spektakulär (21 Edition)
    06. Mein Leben (21 Edition)


    Für Uchenna van Capelleveen war 2013 das zweifelsohne erfolgreichste Jahr der bisherigen Karriere. Als Megaloh veröffentlichte er sein zweites Album "Endlich Unendlich", welches acht Jahre nach seinem Debüt "Im Game" erschien und dessen Platz neun in den deutschen Albumcharts einen regelrechten Quantensprung für seinen Erfolg bedeutete. Kurz vor der Veröffentlichung besagten Albums beschenkte er seine Fans mit dem Free-Download-Mixtape "Auf Ewig", auf welchem er es sich zur Aufgabe machte, die Beats diverser Deutschrapklassiker mit eigenen Texten zu versehen und die Tracks so neu zu interpretieren. Hierbei wagte er sich an Titel von Creutzfeld & Jakob, den Stieber Twins, Eins Zwo, Curse und dem Gründer seiner aktuellen Labelheimat Nesola, Max Herre. Ein knappes halbes Jahr später folgt nun das Sequel dieses Projektes: "Auf Ewig 2".


    "Ich bin im Haus, schick' alle nun auf ihr Zimmer/
    Rapper offenbaren sich als absolute Beginner/
    Ich zoll' Respekt an die, die mir voranging'n/
    Willst du wissen, was es ist, musst du wissen wie's anfing/
    "
    (Megaloh auf "Hammerhart")


    Die Beats sind selbstverständlich andere, das Konzept blieb jedoch das gleiche. Statt mehrerer Einzeltracks haben Megas Live-DJ Ghanaian Stallion und der Produzent Kingsize von TrueBusyness eine 15-minütige Audiodatei gemixt, innerhalb derer sich die Titel nicht nur aneinander reihen, sondern teilweise ineinander übergehen. Das Mixtape beginnt mit einem Shoutout von DJ Fünfter Ton, Mitglied der Massiven Töne, und dem Beat ihres Klassikers "Kopfnicker". Der recht eintönige, aber nichtsdestoweniger eingängige Sound wird von Megalohs kraftvoller Stimme problemlos dominiert – auch wenn sein Flow etwas monoton erscheint, was aber wohl eher daher rührt, dass der Moabiter seinen Rap möglichst exakt an den Beat anpassen wollte. Im Vergleich zum sechsminütigen Original erweist sich der Text hier als wesentlich aggressiverer Representer von nur etwas über zwei Minuten Spielzeit, was jedoch mehr als genug ist, um Megas Können unter Beweis zu stellen. Nach einem nicht unbedingt fließenden, aber durchaus angenehm unauffälligen Übergang zum nächsten Titel rappt der "Absolute Beginner" Denyo ein paar einleitende Zeilen auf einer Kombination aus ruhigen Tönen mit hartem Bass und Drums. Megaloh wandelt das "Ist ja hammer-hammerhart" aus der ursprünglichen Hook von Jan Delay in "Mr. Kamehameha" und die "Hier kommt Denyo"-Bridge in "ich bin aus M O" um. Er bedient sich so also nicht nur des Instrumentals, sondern teilweise sogar des Stimmeinsatzes aus dem Original, ohne dabei den Klang des Reims zu verändern. Der Klang der musikalischen Untermalung allerdings ändert sich schlagartig, als die harten Drums von sanften Pianoklängen und "Hammerhart" von "Leben" abgelöst wird, welches ursprünglich bei Azad Verwendung fand, der als einziger nicht mit eigenen Worten auf dem Werk vertreten ist. Wo der "Bozz" 2001 mit Erzählungen aus seinem Leben im sozialen Brennpunkt und seiner Liebe zum HipHop aufwartete, ist diese Neuinterpretation nicht ganz so persönlich, da mehr auf allgemeine statt private Probleme bezogen, durch ihre gesellschaftskritischen Elemente jedoch nicht weniger aussagekräftig gehalten. Megaloh prangert mit ruhiger, doch kräftiger Stimme an, dass der Staat in unserer ziel- und gewinnorientierten Welt den kleinen Mann zugunsten großer Konzerne im Stich lässt, was im Volk zu Hoffnungslosigkeit und Lethargie führt.


    "Das ist 'n bisschen was über mein Leben/
    Charnell hat gekillt, was soll ich dir noch erzählen/
    4 4 da Mess, geh und zieh dir das Video rein/
    Deutscher Rap begann Street zu sein – gib Respekt, man/
    "
    (Megaloh auf "Mein Leben")


    Das Mixtape dagegen führt uns 16 Jahre und "6meter90" weit zurück. Auf dem entspannten Boombap-Beat erzählten "Blumentopf" schon 1997 davon, wie die Trennung der Boyband "Take That" zu hysterischen Anfällen bei ihren weiblichen Fans führte und es vereinzelt sogar zu Suiziden kam. Die "6meter90", welche das Mädchen im von der Münchner Gruppe gerappten Beispiel aus ihrem Fenster hinab springt, nutzt Mega im ersten Part, um die seichte, oberflächliche Lebensart vieler Menschen zu beschreiben, indem er darauf hinweist, dass das Leben eigentlich tiefer als "6meter90" sei. Zeitgleich fordert er damit, dass man sich der Tatsache bewusst werden muss, dass das Leben wie ein zu tiefer Sturz mit dem Tod endet und man daher jeden Tag nutzen sollte. Im zweiten Part bezieht er sich erneut auf den Titel des Tracks, wenn er davon berichtet, wie sein Rap nicht nur für ihn selbst Hoffnung bedeutete, als Max Herre ihm einen Vertrag bei Nesola gab ("ich hab' es auch schon anders geseh'n/ doch dann holte mich der Exfreund von Anna ins Game"), sondern er auch anderen Menschen damit Freude machen will ("ich hab' den Schein im Gepäck, jeder bräunt sich/ die Aura hat 'nen Radius von 6 Meter 90"). Dieser Freude verleiht er auf dem Instrumental von Afrobs zweiteiligem "Spektakulär" sogleich auch Ausdruck. Der mit schrillen Flötentönen eingeläutete Beat, gepaart mit energiegeladenem Flow, gibt den Inhalt des Tracks perfekt wieder, in dem Megaloh das Gefühl eines Liveauftritts beschreibt, bei dem er mindestens genauso viel Spaß hat wie jeder Zuschauer. Auch wenn er sich hier weiter als bei jedem anderen Titel vom ursprünglichen Inhalt entfernt, ist auch seine Version von "Spektakulär" eine gelungene Hommage an das 1999 auf Afrobs "Rolle mit Hip Hop" erschienene Lied. Die letzten Minuten des Mixtapes sind der Gruppe "4 4 da Mess" gewidmet, deren Mitglied Charnell hier nicht nur das Vorwort, sondern zum Schluss auch noch eine neu eingerappte Version der Hook von "Mein Leben" liefert. Die sanften Klänge und den ruhigen Boombap-Sound nutzt Megaloh ähnlich wie einst Charnell, indem er beschreibt, wie jugendlicher Leichtsinn ihn oft auf die schiefe Bahn brachte, er aus Liebe zu seiner Mutter aber immer wieder darum kämpfte, ein geordnetes Leben zu meistern und sie nicht zu enttäuschen. Die letzten Zeilen hat Charnell noch einmal allein für sich. Die zuvor schon erwähnte "frischere" Hook und ein paar von Ghanaian Stallion eingearbeiteten Zeilen aus dem Original runden das Mixtape ab, indem sie noch einmal den besonderen Oldschool-Charakter von "Auf Ewig 2" betonen.


    Fazit:
    Wie schon beim ersten Teil ist Megaloh auch mit "Auf Ewig 2" der Versuch geglückt, den Sound diverser Deutschrapklassiker ins Heute zu transportieren. Auch wenn die Übergänge diesmal nicht immer ganz so flüssig – aber dennoch zusammenhängend und durch die Vorworte der jeweiligen Künstler (abgesehen von Azad) gekonnt miteinander verbunden – sind, haben die vereinzelten, kurzen Featureparts die Fortsetzung sogar noch um eine Facette bereichert. So wird es auch verkraftbarer, dass die Bezüge auf die Originaltexte diesmal nicht ganz so häufig sind, was zwar dem Nostalgiegefühl ein wenig, nicht aber dem Klang- und Hörgenuss Abbruch tut. Ruhige Klänge sind ebenso vertreten wie euphorische, scheppernde Drums, nachdenkliche, kritische Texte sind genauso vorzufinden wie kampflustige Representer. Alles in allem nicht ganz so großartig wie der Vorgänger, ist "Auf Ewig 2" dennoch ein empfehlenswertes Mixtape, eine weitere Sprosse, die Megaloh 2013 auf seiner Karriereleiter erklimmt und ein Release, welches dieses Jahr noch ein Stück wichtiger für ihn und seinen Erfolg macht.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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