Interview: SAM


  • Seit letztem Jahr stehen die beiden Suttgarter Künstler Sam und Chelo, gemeinsam bekannt unter dem Namen SAM, bei der Erfolgsplattform Chimperator Productions unter Vertrag. Mit ihrer fünf Tracks starken "Wir"-EP ließen die beiden kürzlich mit ihrem ersten Chimperator-Release von sich hören, nachdem sie zuvor ein Gratis-Mixtape ins Netz stellten und gemeinsam mit Cro auf großer "Raop"-Tour in Deutschland unterwegs waren. Aktuell arbeiten SAM am ersten richtigen Album – über ihre Zukunftspläne, ihre vergangenen Erlebnisse on Tour und vieles mehr sprachen sie in unserem Interview auf dem diesjährigen Splash!-Festival.


    rappers.in: Bei eurem Live-Auftritt auf dem Splash! hattet ihr auf der Bühne ein Banner mit Pommes verwendet. Von vielen Seiten wurde darüber später noch ein bisschen gerätselt. Hat es denn einen Grund, dass ihr dieses Banner mit Pommes verziert habt?


    Sam: Das wird irgendwann noch aufgelöst. (grinst) Nee, Chelo, das ist deine Story!


    Chelo: Uns war langweilig. Dann waren wir ein bisschen kreativ: Wir haben ein schönes Bild mit Pommes gesehen und wir brauchten unbedingt noch einen Banner. So schnell, wie nur möglich. Da haben wir uns gedacht: "Okay, lass uns einen Pommes-Banner machen!" Das haben wir dann dem Management durchgegeben, die haben gemeint, dass wir das selber zahlen müssen und dann haben wir uns gedacht "Fuck it, wir machen es trotzdem." (lacht) Und dann haben wir das einfach gemacht.


    rappers.in: Mit eurer "Wir"-EP habt ihr vor Kurzem euer erstes Release über Chimperator Productions veröffentlicht. Was war eure Intention bei diesem Release? Wolltet ihr damit eine Art Grundstein für die nachfolgende Zusammenarbeit mit Chimperator legen?


    Sam: Ja, wir haben in der Zeit, in der wir die "Wir"-EP gemacht haben, schon am Album gearbeitet und auch bei der Fernsehshow "Startrampe" beim Bayrischen Rundfunk mitgemacht. Ein Teil dieser Show war es, ein Musikvideo zu einem Song zu drehen und wir haben uns überlegt, was es bringt, wenn wir nur ein Musikvideo raushauen. Das wäre ja lächerlich. Also haben wir uns gedacht, dass wir uns ein paar Songs nehmen, eine schöne EP machen, so dass die Leute was haben, damit sie sehen, dass wir noch da sind, und ein schönes Video dazu bekommen wir ja noch. So ist eigentlich diese EP entstanden.


    rappers.in: Ihr habt eben schon euer kommendes Album erwähnt. In welche Richtung bewegt ihr euch darauf, sowohl thematisch als auch vom Klangbild her?


    Sam: Wie gesagt, wir sind schon ganz schön lang am Machen, aber auch wirklich viel unterwegs seit Cros "Raop"-Tour. Wir spielen jetzt auch ganz viel alleine und haben deshalb auch nicht die Zeit, jetzt zu sagen, dass wir einen Monat lang nur ein Album machen und dann ist es fertig und kann in die Produktion. Das kommt eher so nach und nach. Wir sind beide zu Hause und machen das Album, wie wir auch das Mixtape und die "Wir"-EP gemacht haben. Wirklich noch zu Hause mit dem Laptop, das ist alles noch sehr cool. Vom Klang her ist es ... Hm. Wir verändern uns da nicht für das Album, es ist natürlich so ein "Wow, wir machen unser erstes Album, unser erstes krasses Release, unsere erste CD, die man dann in der Hand halten kann!"-Feeling. Im Prinzip ist es immer noch unsere Musik.


    rappers.in: Habt ihr denn schon ein bestimmtes Ziel vor Augen? Man sieht ja bei anderen Künstlern, wie sie derzeit durch die Decke gehen. Macht man sich da selbst auch einige Gedanken um den Erfolg des Albums?

    Sam: Chart-technisch?


    rappers.in: Das kann man natürlich auch damit verbinden.


    Sam: Nein, gar nicht, um ehrlich zu sein. Zur Zeit ist es auf jeden Fall krass, denn jeder chartet, um es mal blöd zu sagen. Zur Zeit ist es wirklich verrückt.

    Chelo: Wie meinst du das mit jeder? (lacht)


    Sam: Wisst ihr, was ich mein'? Wir hoffen natürlich auf das Beste, aber jetzt wirklich erwarten tun wir nichts. Mal sehen, wie es den Leuten gefällt und was passiert.



    rappers.in: Wie ist denn der Arbeitsablauf bei euch, wenn ihr gemeinsam an einem Projekt sitzt? Bringt jeder seine eigenen Ideen ein oder setzt ihr euch gemeinsam hin und überlegt euch ein Konzept? Muss man da hin und wieder auch Kompromisse eingehen oder könnt ihr eure jeweiligen Vorstellungen harmonisch und wunschgemäß umsetzen?


    Chelo: Wir sind ziemlich ähnlich, was das angeht, glaube ich. Dass wir gemeinsam zusammensitzen und uns was überlegen, kam bis jetzt noch nicht vor. Es ist eher so, dass jeder für sich arbeitet, das Ganze wird zusammengefügt und dann guckt man, was cool ist und was man ändern sollte. Wir kriegen auch derzeit sehr viel von krassen Produzenten rübergeschickt und dann sag' ich halt auch, dass Sam über den Beat was machen muss. Vielleicht ist er dann ein bisschen skeptisch, macht aber trotzdem was dazu und es wird cool. Oder er macht halt nichts auf dem Beat. Aber eigentlich ist es immer so, dass jeder sein Ding macht und zum Schluss setzen wir uns zusammen und versuchen, irgendwie eine Lösung zu finden.


    rappers.in: Nach eurem Signing wurde vielerseits behauptet, dass euer Sound zu sehr nach Cro klingt. Für die kritischen Stimmen: Was ist eurer Meinung nach der größte Unterschied zwischen seiner und eurer Musik?


    Chelo: Zwischen ...


    Sam: Darf ich?


    Chelo: Ich wollte gerade was sagen, aber ich sage es nicht. (lacht)


    Sam: Was wolltest du sagen, Chelo? (grinst) Also, ich sage immer: Wenn man das Ganze oberflächlich betrachtet, also, wenn man jetzt nur sieht: "Cro, SAM, Chimperator, alles ein Haufen!" ... Dann ist es okay, wenn die Leute sagen, dass wir gleich klingen. Und ich finde, Carlo ist ein grandioser Künstler. Ich bin ein riesen Fan von ihm, also Freund und Fan zugleich. Ich finde einfach, dass man, wenn man jemanden mit einem guten Künstler vergleicht, sagt: "Okay, mach das, wenn du das möchtest." Aber wenn man sich wirklich mit unserer Musik beschäftigt, mit der von Cro und von uns, dann merkt man einfach, dass wir andere Musik machen. Es ist schwer zu beschreiben ...


    (Handy klingelt)


    Sam: Oh, sorry. Chelo, rede weiter! Kurzer Stopp, ich habe mein Handy verloren. (geht ans Telefon) Ey, seid ihr am Zeltplatz? Ist mein Handy da irgendwo? Ja, check das mal ab, ruf auf dem Handy an und guck, ob es da irgendwo ist. Danke, bis gleich, ciao.


    Sam: Sollen wir das nochmal machen?


    rappers.in: Nein, ist okay.


    Sam: Also, wenn man sich wirklich mit der Musik beschäftigt, dann weiß man, dass wir schon unterschiedliche Musik machen.


    rappers.in: Für wen macht ihr denn überhaupt Musik? Es gibt viele Rapper, die bereits in ihren Songs sagen, welche Zielgruppen sie ansprechen möchten – wie sehen eure aus?


    Sam: Ich glaube, das Gute an der Musik, die wir machen und was auch auf den Konzerten auffällt, ist, dass wir wirklich 14-Jährige kleine Mädels da stehen haben, die uns feiern und derbe abgehen, aber auch die Oma in der letzten Reihe, die mit dem Kopf nickt. Es ist wirklich ganz schwer zu sagen, wer unsere Musik krass feiert. Das sind unsere Fans, die SAM-Fans. Also wirklich alle. Finden wir gut, dass wir ganz viel nehmen von anderen Musikrichtungen. Es ist ja nicht so, dass wir ausschließlich HipHop machen, sondern auch ein bisschen Rockeinfluss hier, da ein Popsong ... Und das ist diese Mischung, die zur Zeit sowohl jung als auch alt gefällt.


    rappers.in: Ihr wart vor Kurzem auch mit Cro auf großer Deutschland-Tour unterwegs und habt das erste Mal vor mehreren tausend Leuten gespielt – wie gut habt ihr euch auf die einzelnen Auftritte vorbereitet und wart ihr am Ende zufrieden mit eurer Bühnenpräsenz? Oder gab es im Nachhinein einzelne Stellen, von denen ihr gesagt habt, dass man das und das noch hätte besser machen können?


    Sam: Wir waren sehr naiv. Wir haben geprobt, aber eigentlich viel zu wenig für so eine Tour. Also ehrlich, das ist ja so die Tour gewesen, mit Deutschland, Österreich und der Schweiz in riesen Locations. Und wir dachten uns nur: "Okay, wir haben unsere Songs, lass' einfach mal machen." Aber vielleicht war es auch gerade das, was es ausgemacht hat, dass unsere Show jetzt so gewachsen ist, wir jetzt einfach so einstudiert sind und gar keine Setlist haben. Ich guck Chelo an, der murmelt was und das ist dann alles sehr spontan, was wir machen. Und gerade das ist es, was unsere Show ausmacht. Also, ändern würde ich auf jeden Fall nichts, es war gut so, wie es war.


    rappers.in: Ihr habt auf Tour auch viele Leute kennengelernt. Gab es da irgendein besonders prägendes Erlebnis oder habt ihr jemanden getroffen, von dem ihr besonders viel für euch mitnehmen konntet?


    Chelo: Allgemein war es schon erstmal ziemlich verrückt, vor wie vielen Menschen wir spielen durften, denn es war ja auch mal eine 13.000er Location dabei. Aber auch, was für Leute da waren. Also ... eigentlich natürlich wegen Carlo, aber wir durften sie dann auch kennenlernen. Zum Beispiel Herbert Grönemeyer und Max Herre – halt einfach krasse Leute. Das Gute an der Tour war einfach, dass es keine typische Support-Tour war, sondern, dass wir sozusagen mit allen gechillt haben. Das war eine Family und das war super, vielleicht auch ein bisschen schwierig, weil es für uns ein bisschen luxuriös war. Wir hatten davor ja keine wirkliche Tour oder keine krassen Auftritte. Ein bisschen gefährlich also auch, aber da wir ja immer auf dem Boden bleiben, ist alles cool.



    rappers.in: Kommen wir mal auf eure HipHop-Vergangenheit zu sprechen: Vor eurem Signing bei Chimperator habt ihr bereits ein Tape releast. Aber gibt es auch noch andere HipHop-Disziplinen außer Rap, denen ihr euch früher gewidmet habt oder die ihr vielleicht sogar heute noch betreibt?


    Chelo: DJ. Also, ich bin ja DJ. Und der Sam war B-Boy. (grinst)


    rappers.in: Und warum musstest du das aufhören? Waren das Zeitgründe?


    Sam: Nein, ich hab' schon vorher, vor allem, damit aufgehört. Ich war zu groß, mir kam es so vor, als sehen die Bewegungen nicht so gut aus bei mir. Deshalb habe ich gesagt, dass ich lieber aufhöre.


    rappers.in: Warst du in einer richtigen Crew?


    Sam: Ja, Funky Kids!


    rappers.in: Von der Vergangenheit aus wollen wir jetzt auch noch einen Ausblick in die Zukunft wagen: Ihr steht momentan nämlich noch am Anfang eurer Karriere. Könntet ihr euch dennoch vorstellen, die Musik zum Hauptberuf zu machen?


    Chelo: Mit Sicherheit. Ich finde es immer ganz gut, wenn man noch so einen Plan B hat – haben wir ja jetzt mit unserem Studium, wo wir gerade zwar keine Vorlesung besuchen, aber trotzdem ist das noch Plan B. Kann ich mir schon gut vorstellen. Ab dem Zeitpunkt, an dem man sagt, dass man das und das erreicht hat, dass alles cool ist und man sich sagt, dass man ab jetzt für immer Musik macht oder auch von Musik lebt, ist das vielleicht ein bisschen schwierig. Ich weiß es nicht, es liegt vielleicht auch an jeder Person selbst, wie hoch die Person den Lebensstandard setzt. Wenn wir jetzt mit unseren Gagen ein Auto kaufen und jeden Tag neue Schuhe, dann ist das ja auch gleich weg. Ich glaube, dass es so den meisten Musikern geht. Dass sie nicht wirklich mit Geld umgehen können und dann reicht es halt auch nicht für immer. Deshalb versuchen wir hier, da ja alles neu für uns ist, auch das Business und so kennenzulernen. Erfahrungen zu sammeln. Man muss irgendwie wissen, wie man damit umgeht, und dann kann man auch sagen, dass man gut davon leben kann oder es eher ein bisschen schwierig ist. Das muss man einfach mal sehen.


    rappers.in: Wo würdet ihr beide euch nach eurem jetzigen Zeitpunkt gerne in zehn Jahren sehen und was wollt ihr bis dahin unbedingt noch musikalisch erreicht haben?


    Sam: Also, für mich – jetzt mal in zehn Jahren gedacht – wäre der größte Erfolg, dass wir hier in zehn Jahren wieder beim Interview sitzen. Also, dass wir wirklich zehn Jahre lang Musik machen und davon leben können. Zehn Jahre das machen, worauf man wirklich Bock hat. Das ist für mich Erfolg. Da ist dann auch Platz eins egal. Was bringt dir das, wenn du eine Woche auf Platz eins bist und ein Jahr später gar nicht mehr im Gespräch? Da bin ich lieber zehn Jahre lang Platz 20, kann mein Ding machen und alles ist perfekt.

    rappers.in: Zum Abschluss noch eine kleine Splash!-Frage: Ihr tretet dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Festival auf. Ist das eine besondere Erfahrung für euch? Habt ihr eine persönliche Bindung zum Splash!?


    Sam: Ich sage immer: Splash! ist Champions League für einen deutschen HipHop-Artist. Jeder kennt das, jeder möchte dahin, jeder will da spielen. Wir haben das jetzt irgendwie geschafft, das ist schon krass. (lächelt) Ich war aber, muss ich ehrlich sagen, noch nie auf einem Festival und habe gezeltet und alles. Das ist für mich alles krass. Ich feier' jedes Festival, weil ich sowas noch nie miterlebt habe, wie die Leute zum Beispiel campen. Und das Splash! wird auf jeden Fall in Erinnerung bleiben, weil es das das erste Mal ist, dass ich campe. Ich bin jetzt das ganze Wochenende hier und es wird geil.


    rappers.in: Und das Handy schon verloren ...


    Sam: Und direkt mein Handy verloren! (lacht)


    rappers.in: Wenn man euch in Interviews oder auch live sieht, dann wirkt es wirklich, als wärt ihr sehr auf dem Boden geblieben. Jetzt sagst du, dass ihr zeltet. Wo zeltet ihr denn? Auf dem normalen Campingplatz oder auf dem VIP-Platz? Manche Rapper gehen ja auch ins Hotel, wenn sie auf Festivals sind.


    Chelo: Wir wären ja auf den normalen Campingplatz gegangen, aber wir haben Kumpels dabei und die sind sehr anspruchsvoll, muss man ehrlich sagen. (lacht) Und deshalb sind wir auf so einem Mixery-Camp. Kennt ihr ja vielleicht, ist eigentlich ziemlich cool. Wir hätten auch ein Hotel haben können, aber wir wollten lieber campen.



    (Kristina Scheuner & Niklas Potthoff)

  • Du hättest mal fragen sollen wieso die seit 'Liebe zur Musik' nurnoch Scheiße produzieren und plötzlich ne ganz andere Schiene einlenken.

  • Zitat

    Original von Kaizor
    Du hättest mal fragen sollen wieso die seit 'Liebe zur Musik' nurnoch Scheiße produzieren und plötzlich ne ganz andere Schiene einlenken.


    An sich korrekt, aber dann wäre doch eh nur diese "Weiterentwicklung, der Sound hat sich doch gar nicht so verändert, etc."-Blabla gekommen...

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