Review: EstA – EstAtainment



  • 01. EstAtainment
    02. Es läuft
    03. Allein gegen alle
    04. Sommer
    05. M.I.C.
    06. Lass dich gehen
    07. Telefon Skit
    08. Hancock
    09. Nice
    10. 24/7
    11. Little Miss Perfect
    12. Lass sie reden
    13. Dschungel


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    Review von XTOWNWORLD:


    Internetphänomene gibt es wie Sand am Meer – herausragende leider nur wenige. Kein unbeschriebenes Blatt mehr ist Halunkenbande-Signing "EstA", welcher vielleicht ein Beispiel für einen ehemaligen VBT-Rapper ist, der es geschafft hat, dass die VBT-Hörer – schlimme Zungen stufen diese als "Nicht-Käufer" ein – sein Album kaufen. Zumindest konnte er den Hype der Battles in einen Hype für sein Album umwandeln. "EstAtainment" heißt das Werk, welches der Protagonist sein erstes Album nennen kann. Wenn der Name das hält, was er verspricht, sollte es eine interessante und unterhaltsame Reise mit musikalischer Begleitung EstAs werden.


    "Und ich weiß, du gehst nun dein' eigenen Weg/
    Es ist Zeit, mir das einzugesteh'n/
    Ja, ich lass' dich gehen/
    Wir ham' so viel Geiles erlebt, diese Zeit kann uns keiner mehr nehm'/
    "
    (EstA auf "Lass dich gehen")


    Freundschaft beruht auf einer positiven Beziehung zwischen zwei oder mehr Menschen, bei der keiner der befreundeten Personen ein Gewinner oder Verlierer ist und Überlegenheit keine Rolle spielt. EstA hatte einen besonderen Freund und zeigt diesem mit dem Song "Lass dich gehen", dass man sich trotz verschiedener Wege nur das Beste für die Zukunft wünscht und man sich gerne an die Zeit zurückerinnert. Diesen – für mich sehr besonderen – Titel gibt es auf einem Beat des Produzenten 2Bough, welcher mit Drums und einem Klavier eingespielt wurde, mit einem sehr traurig wirkenden Protagonisten, dem man einfach abnimmt, dass er die Zeit von Herzen vermisst.
    Ein weiterer erwähnenswerter Titel des Werks ist "Es läuft". Scheinbar läuft es sogar ganz gut, denn neben der Erwähnung dieser Wendung in der Hook des Songs läuft das Lied aktuell in sämtlichen Radioportalen rauf und runter. Der Beat ist ein, von den anderen Beats des Albums sehr abweichender, Gitarren-Beat, der durch ein Pfeifen verschönert wurde.
    In "M.I.C" personifiziert EstA sein Mikrofon und drückt in den letzten Zeilen des ersten Parts und in der Hook die Lösung des kleinen "Rätsels" in Form einer Homophonie aus. Der 2Bough-Beat ist ein einfacher Piano-Beat. Der Flow des Protagonisten ist in diesem Fall sehr freundlich, nicht zu arrogant und der Feinschliff ist präzise eingearbeitet worden. Was im ersten Moment wie eine weitere Ode an einen Freund des Künstlers wirkt, ist im Vergleich zu anderen Tracks des Künstlers eine auffallende lyrische Leistung. EstA spielt auf dem gesamten Album mit seinem Flow und passt ihn durchgehend sehr präzise und genau an die gewollte Stimmung an. Die Hook bietet, wie auch der Refrain im oben genannten Track "Lass dich gehen", eine tolle Möglichkeit, mitzusingen. Das liegt daran, dass der Saarbrückener in einer tiefen Tonlage singt und somit auch jeder noch so bärtige Mann die Hooks mitgröhlen könnte.


    "Ohne dich hätt' ich das Ganze nie geschafft/
    Sorry, dass ich dich die Tage so oft angeschrien hab'/
    Egal, was ich vorhab', du ziehst einfach mit/
    Ich weiß nicht, wie du heißt, obwohl man dich mit Mike anspricht/
    "
    (EstA auf "M.I.C.")


    Die Schlüsselfigur EstA kennt man aus den letzten Jahren des VBTs, in denen er meist mit arrogantem Flow und Punches unter der Gürtellinie polarisierte. Ohne seinen Freund, den er in "M.I.C" erwähnt und beschreibt, hätte er wohl den nächsten Track namens "Hancock", in dem er die alte Leidenschaft zu battlen mehr als passend in Szene setzt, nicht aufnehmen können. Man nimmt ihm diese hochmütige Haltung aber definitiv ab – sie passt einfach zu seinem Image. Der Protagonist war es wohl leid, dass ihn alle für eingebildet halten, denn es scheint so, als wäre dieser Titel eine Botschaft an jeden Hater, der es schlicht nicht verstehen wollte, dass der Newcomer einfach sein Ding durchzieht. Das Lied zeichnet sich durch Schnelligkeit und weniger durch die Melodie aus. Oberarroganter Flow plus schneller Drum-Beat. Eine tolle und anhörbare Kombination für alle, die EstAs hochnäsige Art feiern.
    Die Deutschen meckern oft über das Wetter: Wenn es regnet, wünscht man sich Sonne und wenn es dann heiß ist, geht man mit der Begründung, dass es "zu heiß" ist, nicht raus. Genau diese (zu) heiße Jahreszeit beschreibt EstA im Track "Sommer". Dieser Track ist ein vermeintlicher Sommertrack, der leider nur durch den Namen erkennbar ist. In diesem Song stimmt irgendetwas vorne und hinten nicht, denn die Rap-Parts des Saarländers werden durch gesungene Phasen unterbrochen, die leider ein bisschen den über das Album erworbenen Respekt verloren gehen lassen. Bedauerlicherweise wirkt EstA auf diesem Track gar nicht so, wie man ihm im Verlauf des Langspielers kennengelernt hat. Textlich passt es gut zum Thema Sommer, aber flowlich wirkt es eher krampfhaft – der wohl schlechteste Song auf "EstAtainment".
    Im Verlauf dieser Review lernte man den dankbaren Freund EstA, die oberarrogante Battlerap-Seite des Halunken und den lyrischen Artist kennen. Ein letzter, aber dennoch für das Album wichtiger Teil fehlt noch: Der verliebte Ex-VBTler.
    Seine Liebste beschreibt der entertainende Held des Albums wie folgt: "Sie hat Klasse", "sie ist einfach anders als die anderen", "betritt' sie einen Raum, ist sie automatisch der Mittelpunkt" – sie ist also seine "Little Miss Perfect". Wenn man sich das Album anhört und EstA aus dem VBT kennt, dann könnte man eventuell vermuten, dass diese perfekte Lady eine Projektion EstAs selbst ist. Falls diese Frau wirklich existiert, dann wüsste man zumindest, dass er seine Eigenschaften an ihr liebt, da es deutliche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden gibt. Ohrwurm-Gesangshook und solider und konstanter Flow runden das Lied gut ab.


    "Doch sie gibt damit nicht an, hat sie kein bisschen nötig/
    Und brauch' nicht die Bestätigung. Sie weiß, dass sie schön ist/
    Sie könnte so oft lästern, aber schweigt für gewöhnlich/
    Man sieht ihr gar nicht an, dass sie reich und verwöhnt ist/
    "
    (EstA auf "Little Miss Perfect")


    Fazit:
    Das Kompositum "EstAtainment" bietet tatsächlich fast durchgehend das gewünschte Entertainment. Eine notorische musikalische Unterlegung durch 2Bough und einen vielseitigen EstA in den verschiedensten Formen, der ohne irgendwelche Gastbeiträge auskommt, damit er den Zuhörern genau zeigen kann, dass er den Weg in die Top 20 der Charts ohne einen anderen Rapper geschafft hat, unterhalten wirklich sehr zufriedenstellend. Der Protagonist bietet Gesangshooks, Battletracks und Themensongs. Das Halunkenbande-Signing macht seine Sache ganz gut, aber überzeugt nicht vollends. Man nimmt ihm trotzdem die Geschichten ab, die er von sich gibt, weil er seinen Flow der Stimmung anpasst und die Sachen glaubwürdig darlegt. Man kann nach diesem Album noch besser verstehen, dass der Weg vom No-Name zum Newcomer ein langer und steiniger war, aber dass er ihn geschafft hat und nun dort ist, wo er immer sein wollte: Er hat Erfolg. Zumindest in seinen Augen. Auch wenn die Definition von Erfolg vielleicht für jeden Menschen anders ist. Ein – für mich – ganz tolles Album mit viel Abwechslung und einer besonders schönen Abrundung durch die Gesanghooks in manchen Songs.


    Redakteur-Bewertung der CD:

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    Review von Die Robbe:


    Baba Saad ist zweifelsohne eine gestandene und viel diskutierte Persönlichkeit in unserem illustren Kreis. Sei es der steile Karrierstart unter Bushidos Label ersguterjunge, die darauffolgende Trennung, die Ankündigung eines eigenen PC-Spiels oder der kürzliche Bruch mit seinen ehemaligen Gefährten SadiQ und Dú Maroc. Nachdem er sich aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlags in sein Heimatland, den Libanon, zurückzog, erfand er sich nahezu komplett neu. Im März ließ Baba Saad seinen Halunken Gecko dann auf Facebook lancieren, dass sein Label einen Neuzugang zu verzeichnen hätte; der Saarländer EstA unterzeichnete, ohne bis dato außerhalb des VBTs in Erscheinung getreten zu sein, einen Vertrag beim umgekrempelten Label Halunkenbande. Mit der Bekanntgabe war mehr denn je für Gesprächsstoff gesorgt, das schien sicher. Denn EstA wird mit mindestens genauso kritischer Miene beäugt wie der Bremer Labelchef selbst. Saads neu gewonnener Schützling veröffentlichte nur kurze Zeit danach sein erstes Album, "EstAtainment", und stellt sich sogleich eine Frage, die sicher auch den Fans der beiden unter den Nägeln brennen dürfte: "'Eik, warum hat Baba Saad dich gesignt?'"


    "[...] Nicht zuletzt aufgrund des alles überragenden Styles/
    [...]
    Immer einen Schritt voraus – ich hab's geschafft/
    Noch vor einem Jahr hat keiner der Neider an mich geglaubt/
    "
    (EstA auf "EstAtainment")


    Sein Style ist es also und dass du es nicht schaffst, ist glasklar, "denn dafür bräuchtest du ein' Flow wie ich als Aushängeschild." Dass sich der Saarländer selbst gefällt, ist nicht zu übersehen, auch nicht verwerflich, dennoch ziehe ich es vor, wenn es mir selbst überlassen bleibt, den Flow sowie den Style mit Superlativen zu etikettieren. Von reger Selbstbeweihräucherung hat sich bislang noch kein MC schlagartig in irgendeiner Hinsicht verbessert. Und sogleich sind wir schon beim ersten Kritikpunkt des Albums, das nach eigener Aussage eine Bombe sei. EstA ist stets bemüht, eventuell aufkommenden, kritischen Stimmen den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem die eigene Person über den grünen Klee abgefeiert wird. So feuert er aus allen Rohren gegen alles, was sich gegen ihn richten könnte, gleichzeitig spricht er möglichen Talenten, die es ihm gleich tun könnten, das Potenzial ab, es dorthin zu schaffen, wo er sich momentan wähnt. Sind das vielleicht verbliebene Abwehr-Reflexe aus vergangenen Battle-Runden? Sei's drum, nächste Frage: Warum tritt er das aufschneiderisch breit, was wir ohnehin schon wissen: Er heißt EstA und er hat ein Album releast. "EstAtainment", "Lass sie reden" und "Hancock" heißt Stirnrunzeln im Sekundentakt. Es ist mühselig, mit anzuhören, wie sich der Saarländer in Widersprüchen verstrickt und jedem anderen in kindlicher Manier das abspricht, was er vorgibt zu haben und zwischendrin allen Ernstes damit hausiert, bis tief in die Nacht vor Stift und Papier zu sitzen.


    "Ich bin's leid; warum labern alle hinter meinem Rücken?/
    Junge, du willst mir was sagen – man, dann triff mich in Saarbrücken/
    [...]
    Ich lass' euch reden, ihr könnt sagen, was ihr wollt/
    Juckt mich null, denn ich habe jetzt Erfolg, was habt ihr?/
    "
    (EstA auf "Lass sie reden")


    Sollte er sich mal nicht in unüberlegten Aussagen verrennen und seine aufgestaute Wut in vermeintliche Nörgelei projizieren, bleiben noch an Kitsch heillos überladene Klischee-Tracks wie "Sommer", der – Überraschung! – den Sommer begrüßt, "Litte Miss Perfect", den EstA – warum auch immer – einer verwöhnten Dame widmet, "M.I.C.", der sich als eine stumpfe Liebeserklärung an das wichtigste Zubehör eines MCs erweist, oder "Nice". Auf dem Gipfel der Stumpfheit angekommen, bin ich sprachlos bei letztgenanntem Track, dieser ist jedenfalls alles andere als das, wofür er sich ausgibt. "Yeah, einfach nice wie mein Flow/ Nice wie ein 'Yes' oder nice wie ein 'Woah'" ("Nice"). Ich bin mittlerweile soweit, dass ich den Skip-Button mit dem Kopf durchdrücke. Doch es ist Land in Sicht am Horizont! Na ja, sofern wir nicht schon gekentert sind. "Lass dich gehen" ist, bis auf den textlichen Fehlgriff "Hattest du stets ein freies Ohr/ wie bei 'ner Undercutfrisur" und den gähnend langweiligen Piano-Beat, eine einnehmende Danksagung für einen verlorenen Freund, der sich nach EstAs Weggang neue Freunde gesucht hat und sich folglich mit ihm auseinandergelebt hat. Nichtsdestotrotz lässt der Track keinen Hass auf den ehemaligen Gefährten aufkommen, im Gegenteil, EstA wünscht ihm trotz allem nur das Beste. Kein Hass, keine aufgesetzte Lockerheit – mehr davon. Am Drumcomputer saß lediglich Halunkenbande-Produzent und -Rapper 2Bough, dessen Instrumentierungen keinen Anlass zum Meckern geben; es liegt ja schließlich nicht an ihm, wenn seine soliden Vorlagen für deplatzierte Battleinlagen, stumpfe Klischee-Tracks und schale Ständchen verfeuert werden.


    "Du bist doch wie ein zweiter Bruder für mich/
    Sagst so oft, du wirst dich melden, warum tust du es nicht?/
    Vielleicht haben wir uns auseinandergelebt/
    Denn jeder geht nun seinen eigenen, einen anderen Weg/
    "
    (EstA auf "Lass dich gehen")


    Als bekennender und begnadeter Hobby-Psychologe lade ich anlässlich seines ersten Albums EstA in meine Praxis ein. In einem vertraulichen Vier-Augen-Gespräch versuche ich, ihm die erfreulichen Seiten, aber auch die Makel seines Debüts nahezulegen: EstA, ich möchte ehrlich zu dir sein, du bist kein sonderlich guter Texter. In dir schlummert jedoch ein tiefes Mitteilungsbedürfnis, dass du durch nett aneinandergereihte Reime über dich und deine Texte, EstA und seinen Flow sowie Eike und seinen Style verdeutlichst. Doch durch genau diese Simplizität, die oft ins Banale abrutscht, entsteht der Eindruck, dass "EstAtainment" eher einem unüberlegten, voreiligen Schnellschuss gleicht und infolgedessen nicht wie angepriesen bombastisch einschlägt, zumindest nicht musikalisch. Deine präemptiv aufkeimende Wut gegenüber Kritikern, Hatern und Kollegen schien zu Zeiten, als du tatsächlich einen Gegner hattest, weitaus angemessener, als auf einem Album, auf dem du theoretisch auch über den Sommer sing ... äh, Moment, mein Notizzettel ist mir runtergefallen. Kommen wir zum lobenden Teil: Für Tracks wie "Lass dich gehen" solltest du dir öfter die Zeit nehmen und deine Feder anspitzen; er zeigt, dass du auch empathisch sein kannst, ohne – unlängst langweilige – Themen trivial zu verkitschen. Ich möchte dir ans Herz legen, deinen zukünftigen Projekten mehr Zeit einzuräumen, den Versuch zu wagen, Texte ohne dreizehn zuvor geköpfte Beck's zu schreiben und nächstes Jahr besprechen wir dann, wenn du deine innere Wut abgebaut hast, dein konzeptionell akribisch durchgeplantes Album, okay? Vielleicht kannst du dir dann auch den gewünschten Porsche leisten. Bis dahin legen wir das hier mal beiseite.

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    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=1192 [/reframe]
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  • Das Album wirkt einfach unausgereift. Ich glaube, dass hat nicht mal was mit Routine zu tun, sondern mit der Tatsache, dass einfach etwas schnell geliefert werden musste.


    Was mich absolut am meisten stört ist, dass auf vermeintlichen Nicht-Battle-Tracks immer wieder Textpassagen eingefworfen werden, die einfach super stumpf sind und danach klingen, als wäre das gerade in 5minuten runtergeschrieben worden.


    Wieso spricht man im Sommertrack von "Floo.oh.ooooooh"? Bei M.i.c. wechselt das ständig zwischen Zuneigung und purer Hass zum Mic. Jetzt brauch mir auch keiner kommen und sagen, das ist mit Absicht "Hassliebe". Das fällt mir bei viel zu vielen Tracks auf.


    Bin jetzt auch kein Textfetischist, aber das lässt das ganze eben als Schnellschuss wirken.

  • Robbe's Review hats aufn Punkt gebracht,
    das ist ein schnell gemachtes Album das Esta extra so schnell rausbrachte um seinen Hype auszunutzen. Die einzigen Songs die man sich etwas geben kann sind die, die er bereits vor dem Release veröffentlicht hat auf Youtube, der Rest ist

    Zitat

    Robbe: stumpf

    .


    Gibs viel bessere Free Ep's, als dieses Album

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