Inspiriert durch ein Gespräch möchte ich mal folgendes Thema in den Fokus rücken.
Viele Rapper suchen krampfhaft nach "Gegnerbezug", weil das heutzutage ja gewünscht wird und viele Kiddies in der Jury das so sehen wollen. Wenn sie einen Gegner mit Maske haben, denken die meisten nicht nach, warum das so ist, sondern setzen alles daran, die Identität zu lüften.
Ich meine, klar, es gibt sicher ein, zwei, die machen das, weil sie hässlich sind. Aber bei den meisten hängt da einfach ein bisschen mehr dran. Viele haben einen Job, der sich nicht mit dem Gerappten verträgt. Und man kann nicht argumentieren, dass man dazu stehen muss, was man rappt, denn bei den Allermeisten reicht der persönliche Rap gerade mal für das Zubrot und nicht jeder will gesellschaftstauglichen Rap machen, schon gar nicht in einem Battle.
Also, wir nehmen mal an, es wird die Identität gelüftet und im Video des Gegners gezeigt. Was hat man davon? Man wird vielleicht ein bisschen gefeiert, aber das war es dann auch. Stellt euch mal vor, der Identitätsrapper hat einen gut bezahlten Job, sitzt vielleicht im Vertrieb oder sonstiges und zufällig sieht ihn ein Mitarbeiter im Video seines Gegners und es macht die große Runde. Man ist dann quasi nicht mehr zu halten, weil einen alle auf den Rap reduzieren. Dann hat mal eben so ein Video das Leben des anderen erheblich erschwert.
Der Realtalkpart nimmt für meine Geschmäcke zu sehr überhand. Ich möchte nicht wissen, wer von wem schwanger ist und warum wessen Kind abgetrieben wird. Das puncht nicht, das hat nichts mit Stil oder Style zu tun, es unterhält einfach nur die RTL II-VBT-Generation.
Es ist eine Entwicklung, die sich immer schneller fortsetzt und ganz schlimme Wege einschlägt. Jeder will Entertainment dadurch und es wird einfach immer asozialer. Irgendwann sind wir so weit, dass über den Beruf des anderen nachgeforscht wird und man dann zu seiner Arbeitsstelle geht und schlimme Sachen sagt. Ich finde, das hat mit Battlerap einfach nichts mehr zu tun.
Nehmt euch ein Beispiel an Rhymin Simon, der ist Doktor der Chemie und hat trotzdem "schlimme" Sachen gebracht, man muss einfach mal differenzieren und die private Person von der Rapperpersönlichkeit trennen.
Ich möchte wirklich, dass darüber nachgedacht wird, jeder Teilnehmer eventuell mal in sich geht und sich fragt, wie er sich in einer ähnlichen Situation fühlen würde und so weiter.
Ich würde es auch begrüßen, dass in dieser Hinsicht neue, schärfere Regeln gemacht werden.