Review: Cro – Sunny



  • 01. Für immer hier
    02. Drinks auf mich
    03. Die Welt gehört dir
    04. Mein Mädchen
    05. Non Stop
    06. Sunny
    07. Stehtisch Freestyle
    08. Höhenangst
    feat. DaJuan
    09. Superman
    10. Jedesmal
    11. Was geht
    12. Du & ich
    13. Lange her
    feat. Teesy
    14. Whatever (Shuko-Remix)


    Vor fast genau einem Jahr wurde "Raop" releast und mittlerweile ist das Netz randvoll mit Pro-Contra-Diskussionen, mehr oder minder fachkundigen Kommentaren und Meinungen zu und über Cro. Sowohl der eigentliche Hype um den Pandamaskenträger, als auch der Hype darum, vehement deutlich zu machen, dass man Cro hasse und nicht von einem solchen Trend beeinflusst werde, sind allmählich abgeebbt. Als Vorgeschmack auf das Re-Release "Raop+5" wurde nun das Mixtape "Sunny" über Chimperator zum kostenfreien Download ins Netz gestellt und auch, wenn man einem geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schauen sollte, liefert dies doch eventuell den Anlass dafür, zu überdenken, ob die eigene Meinung und Position zu Cro, sei sie nun positiv oder negativ behaftet, gerechtfertigt ist.


    "Wer hat die Backrhymes, fat Rhymes/
    Kommt mit 'nem 'Boom' und checkt ein/
    C zu dem A zu dem R zu dem L zu dem O/
    Immer noch die dicke Headline/
    "
    (Cro auf "Für immer hier")


    Vor der Kulisse einer Audio-Collage seiner bisherigen Erfolge baut sich langsam der Beat zum ersten Anspielpunkt "Für immer hier" auf und lässt sofort zwei Dinge vermuten: Cro-Fans werden auf "Sunny" mit "Raop"-typischem Sound bedient, während den Cro-Hatern zu Genüge Carlos Erfolg unter die Nase gerieben wird. Beide Vermutungen bewahrheiten sich dann auch sofort, wenn der Rapper auf einem energiegeladenen Beat samt Bongo-Rhythmen den Thron seines selbstkreierten Raop-Genres weiterhin für sich beansprucht. Trotz Gute-Laune-Beat und gewohnt locker-leichtem Text scheitert der Ohrwurmfaktor des ersten Titels an einer unangenehm hohen Frauenstimme in der Hook, die vom Beat teils verschluckt wird und deren Klang weder sonderlich verständlich, noch angenehm anzuhören ist. Abgesehen von den durchaus schnell gerappten Strophen flowt Cro hier gewohnt unbeschwert und ohne sich in technisch ausgeklügelten Reimschemata zu verrennen. Überhaupt sind die Rapparts auf "Sunny" relativ konzeptbefreit, wie etwa bei "Drinks auf mich", wo nebst undeutlichen Strophen durch vollen Mund auch einfach mal – wenn auch nicht fehlerfrei – das Alphabet gerappt wird. Letzteres gab es vor geraumer Zeit schon einmal ähnlich von einem Rapper aus Braunschweig zu hören, zu dem Cro hinsichtlich des frühen Erfolgs und des teilweise doch recht starken Gegenwinds einige Parallelen aufweist. Wo dieses Beibehalten seines Stiles in Sachen Flow durchaus positiv bewertet werden kann, bedeutet es hinsichtlich der Themenvielfalt jedoch keinerlei Weiterentwicklung. Titel wie "Non Stop" mit entspanntem Jazzsample, der von Plattenknistern durchzogene Titeltrack "Sunny" und "Die Welt gehört dir" beschränken sich, ebenso wie die beiden bereits erwähnten ersten Lieder, hauptsächlich darauf, zu beschreiben, wie zuckersüß das Leben doch ist und handeln, auch wenn man es ihm dank seiner sympathischen Art durchaus gönnt, immer wieder davon, wie erfolgreich Cro nun doch ist, ohne sich dabei Starallüren zugelegt zu haben.


    "Sie hebt die Flinte auf, nimmt den Korn – trinkt ihn aus/
    Geht lang aus, steht früh auf, springt ins Gym und trimmt den Bauch/
    Und sie ist ziemlich schlau, doch irgendwie versaut/
    Dein Slip ist himmelblau? – süß, ihrer liegt zu Haus'/
    "
    (Cro auf "Mein Mädchen")


    Das zweite Lieblingsthema des Raoppers, die Frauen, wird auf "Sunny" ebenso zu Genüge behandelt. Auch, wenn in diversen Texten ab und an Zeilen darüber fallen, wie viele Mädchen ihn nun anhimmeln und Frauen ihm mittlerweile so zu Füßen liegen ("Superman"), bleibt Cro meist jedoch lieber in der Rolle des schwärmenden Jungen, dessen Beziehungen nicht immer ganz optimal verlaufen. So bietet etwa "Mein Mädchen" einen Klangteppich aus Klavier und Saxophon, auf dem sich seine Traumfrau vom nächtlichen Partyleben zum frühmorgendlichen Fitnesstraining bewegt. Er beschreibt auf "Jedesmal" die Gefühle und Gedanken nach dem Ende einer Beziehung. Während seine "Frauengeschichten" und sein jugendlich frecher Stil auf den meisten Titeln doch größtenteils ihren Charme haben, sorgt beides in hoher Konzentration auf einem Track gebündelt eher für einen absoluten Fehlschlag. "Du & ich" bringt einen sehr schnellen Beat, welchen Cro verwendet, um ungewöhnlich langsam zu rappen, sodass daraus tatsächlich eher eine Art melodiöses Reden wird. Die frische, naive Art, welche er sonst an den Tag legt, ufert hier in einem Fremdscham-Backgroundchor und peinlichem Gerede über Sex aus, das wohl maximal bei einer Klientel Anklang finden könnte, die, sobald Worte wie "Sex" fallen, kichern muss. Deutlich besser klingt es da schon, wenn der Mann mit der Pandamaske sich statt einen Geschlechts- einen Featurepartner sucht. Zum einen wäre da Teesy; ein junger, aufstrebender Sänger und Rapper des Labels TrackSetters Entertainment, auf "Lange her", wo ein sehr dezenter und simpler Boombap Beat verwendet wird, um die Gedanken an vergangene Freundschaften und Beziehungen zu thematisieren. Zum anderen "Höhenangst" mit DaJuan, mit dem Cro bereits 2009 – damals noch unter dem Namen Lyr1c – ein Mixtape veröffentlicht hatte. Beide fallen keineswegs negativ auf, liefern jedoch auch keine überragenden Beiträge, welche unverzichtbar für den Gesamteindruck von "Sunny" wären.


    Fazit:
    Der Name ist auf "Sunny" durchaus Programm. Das Mixtape bringt eine gehörige Portion Summerfeeling, mit gewohnt lockerem Sound und Cro-typischen Texten. Dennoch haften den meisten Titeln gewisse Makel an, was dem Hörer teilweise das Gefühl verleiht, dass es sich um Tracks handelt, die einfach nicht Hitgarant genug waren, um für ein kommerzielles Cro-Release geeignet zu sein, jedoch als Gratis-Vorgeschmack auf das Album dienen könnten. Cros unbekümmerte Art zu rappen verleiht seinen Tracks einen frischen, jugendlichen Charakter, lässt jedoch auch keine große Themenvielfalt und nur wenig Substanz in den Texten zu, ohne dabei aber den massenkompatiblen, radiotauglichen Sound zu verlieren. Vielleicht ist es genau der Fakt, dass die Eigenschaften, die die positiven Aspekte seiner Musik ausmachen, auch jene Kritikpunkte bilden, die Cro und seinen Raop so kontrovers und polarisierend machen.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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    Bewerte diese CD:
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  • Zitat

    Original von WoboSolagl
    Die frische, naive Art, welche er sonst an den Tag legt, ufert hier in einen Fremdscham-Backgroundchor und peinliches Gerede über Sex aus, dass wohl maximal bei einer Klientel Anklang finden könnte, die, sobald Worte wie "Sex" fallen, kichern muss.


    *das :O


    Bin immer noch kein Fan von seiner Musik, aber ich hör es mir mal an.
    Koscht ja nüscht.

  • Ist im Prinzip exakt so, wie am Ende beschrieben: Recht typischer Cro Sound, diesmal aber mit wenig Hitpotential.
    Hat also nicht fürs ALbum gereicht, deswegen halt auf die kostenfreie EP gehauen.


    Kann man sich mal anhören, gut geht anders.

  • Zitat

    Original von Kesco


    *das :O


    *einem
    *peinlichem
    *einem
    *das
    ____


    Will mir die Review bei solcherlei Fehlern nicht durchlesen, sorry.


    e: Der Satzbau ist ohnehin ziemlich komisch.
    Schreib lieber Hauptsätze, wenn es dir mit verschachtelten Nebensätzen zu schwer wird, dann könnte man die Review auch lesen.
    Ist ernsthaft nur gut gemeint.


    ee: Habs fairerweise doch gelesen und muss mich entschuldigen.
    Der Rest ist größtenteils gut geschrieben.

  • "Die frische, naive Art, welche er sonst an den Tag legt, ufert hier in einem Fremdscham-Backgroundchor und peinlichem Gerede über Sex aus, das wohl maximal bei einer Klientel Anklang finden könnte, die, sobald Worte wie "Sex" fallen, kichern muss."


    Ich musste bei diesem Satz kichern. Das verwirrt mich.

  • Zitat

    Original von Stimulator
    ich vertrau lupas meinung einfach mal, geh davon aus, dass ich die musik immer noch nicht mag und belass es dabei.


    Sehr süß! Review ist aber gar nicht von mir :)

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