Interview: Pimf


  • Die aktuellen Charts dürften auch den letzten kritischen Stimmen mehr bewiesen haben, dass sich Acts, die in unserem VBT und der Splash!-Edition gut abschneiden, auch außerhalb von Online-Turnieren einen festen Platz in der Szene verdienen können. Einer dieser Künstler ist der Kasseler Pimf: Mit seinen jungen 20 Jahren hat er bereits jetzt sein erstes JUICE-Exclusive und eine Tour mit dem Berliner Rap-Urgestein Damion Davis hinter sich gebracht. Und auch wenn er in der diesjährigen Splash!-Edition leider verfrüht aussteigen musste – an Erfolg büßt er nicht ein. An was Pimf aktuell arbeitet und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen, wollten wir dennoch etwas genauer wissen, sodass wir uns mit ihm im Rahmen des "Überfällig"-Festivals in München zum Gespräch trafen.


    rappers.in: Seit deiner Teilnahme am VBT und an der diesjährigen Splash!-Edition ist einiges passiert. Das einzige, was man noch so richtig von dir mitbekommen hat, war dein Video bei der JUICE. Kannst du uns zu Beginn kurz ein Update geben, was du in den letzten Monaten auf musikalischer Ebene so erlebt hast?


    Pimf: Während des VBTs ist aus Zeitgründen eher weniger passiert. Zwischen dem normalen VBT und dem Splash!-VBT hab' ich mir gedacht: "Jetzt hab' ich ein bisschen Aufmerksamkeit und muss schnell was raus bringen." Ich hatte aber eher Bock nach einem halben Jahr VBT erstmal wieder zu chillen und mit meinen Kumpels rumzuhängen. Und zack, ging auf einmal das Splash!-VBT los und dann hatte ich den Salat. Dann war ich ja doch nicht so lange dabei und hatte direkt, nachdem ich ausgestiegen bin, erstmal Bock, richtig Musik zu machen. Ich habe die VBTs quasi genutzt, um ein bisschen Rap-Routine reinzubringen, auf verschiedene Beats zu rappen ... Ich glaube, das hat mir und meiner Entwicklung sehr gut getan. Jetzt bin ich einfach so am Musizieren und bin mir sicher in dem, was ich mache. Auch wenn ich das noch nicht ganz so umsetzen kann, wie ich mir das oft vorstelle, bin ich zumindest nicht mehr ganz so holprig auf Beats unterwegs. Und ich weiß jetzt eher, in welche Richtung ich gehen möchte. Während der VBT-Phase war ich oft noch ein bisschen orientierungslos. Eigentlich die ganze Zeit.


    rappers.in: War dann dieses eine Jahr VBT für dich eine Art "Übungsplattform"? Ich denke, es gibt viele Leute, die das VBT als eine Art Promoplattform sehen – bei dir habe ich eher das Gefühl, dass du dich dadurch selbst ein wenig gefunden hast.


    Pimf: Ich bin da weder rangegangen, um meine Aufmerksamkeit ganz krass zu steigern und auch nicht, um zu sagen: "Okay, ich lerne jetzt, Rap-Routine reinzubekommen." Ich hab' das davor auch total unterschätzt – du kriegst auf einmal Beats auf den Tisch gelegt, an die du vorher nie gedacht hättest. Und dann ist es so: "Scheiße, jetzt muss ich auf 'nen Dubstep-Beat rappen." Das kam dann eigentlich eher natürlich. Ich bin mehr oder weniger da reingerutscht, indem ich 2012 einfach mal 'ne Quali gedreht habe. Und dann hat das einen natürlichen Verlauf genommen, ohne, dass ich große Hintergedanken hatte.


    rappers.in: Ist es denn so, dass du auch einen anderen Stil für dich entdeckt hast, indem du oft in verschiedenste Richtungen gehen musstest?


    Pimf: Hmm, das kann schon sein. Aber bei mir ist es sowieso so, dass ich diese Woche Bock auf Boom bap und nächste Woche auf irgendwelche minimalistischen Beats hab', komplett ohne Drums ... das ist bei mir komplett unterschiedlich. Ich glaube, dass ich mich auch ohne das VBT geschmackstechnisch in dem Jahr weiterentwickelt hätte. Ich sage nicht: "Das hat ja gut geklappt, jetzt rappe ich mal auf so 'nen funky Beat, weil das gut ankam!" Aber: Wenn ich einen Beat habe, der mir gut gefällt, und da sind zum Beispiel Dubstep-Elemente drin, dann habe ich jetzt nicht mehr ganz so viel Angst davor, wie ich das vielleicht vorher mal hatte.


    rappers.in: Du hast eben aufgezählt, was du im letzten Jahr gemacht hast – aber die Touren außen vor gelassen. Du bist ja sowohl mit auf die VBT-, als auch auf die Damion Davis-Tour gegangen und hast ziemlich viele Leute im vergangenen Jahr kennengelernt. Hast du in dieser Zeit inspirierende Persönlichkeiten der Deutschrapszene getroffen, von denen du etwas für dich selbst mitnehmen konntest?


    Pimf: Auf der VBT-Tour kannten wir uns vorher schon alle. Auftrittstechnisch war Tamo mit seinen Leuten sehr souverän. Bei den meisten war es so: Sie sind hingekommen, haben sich zehn Bier in den Kopf geknallt, Tüten geraucht und sind dann auf die Bühne, so: "Heyyy, juppie!" Tamo und seine Jungs aber hatten einen festen Ablaufplan und sich ein cooles Programm überlegt. Mit DJ, abwechslungsreichen Sachen, Publikum einbinden. Das fand ich schon ein bisschen beeindruckend. Natürlich guckt man sich dann manchmal auch ein paar Sachen ab. Das Krasseste war aber eigentlich die Damion-Tour. Wenn er da anderthalb Stunden auf der Bühne steht, durchrappt, singt und schreit, ohne irgendwelche Backups, total am Rumspringen ist und sich verrückte Sachen mit der Crowd überlegt und es wirklich kein Stück langweilig wird – das ist schon echt ein krasser Flash. Das hat mich auf jeden Fall inspiriert.


    rappers.in: Kommen wir zu deinem aktuellen Song "Alt & Jung": Als das Video online ging, hast du kurze Zeit später auf Facebook geschrieben: "50.000 Klicks in 24 Stunden auf eine Nicht-VBT Runde. Nicht, dass es mir darum geht, aber das ist aufjedenfall auch zehn Mal so viel wie ich erwartet hab'." Man stuft sich als Künstler ja selbst auf einer bestimmten Ebene mit anderen ein – mit welchen Acts aus der Deutschrapszene würdest du dich von der Bekanntheit, vom Stil oder der musikalischen Qualität her auf einer Stufe einordnen?


    Pimf: Über die Sache mit der Bekanntheit habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Über den Stil mache ich mir aber oft Gedanken. Gerade im VBT habe ich total viele verschiedene Facetten gezeigt und man kann mich nicht in eine Schublade stecken. Das ist natürlich auf der einen Seite gut, aber auf der anderen Seite brauchen die Leute auch etwas, von dem sie sagen können: Er macht diese und jene Musik und geht in die und die Richtung. Ich glaube, das ist etwas, was mir gerade auch fehlt. Vor allem, weil ich nach dem VBT noch nicht viel veröffentlicht habe. Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen Zeit, um mich zu positionieren und zu zeigen: Das ist jetzt die Musik, die ich mache. Erst dann kann man davon reden, dass man einen Platz in einer Szene einnimmt. Das will ich mir jetzt noch nicht anmaßen.


    rappers.in: Von dem Zitat her hat man ja das Gefühl, dass du von den Reaktionen sehr positiv überrascht warst. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass die Leute ebenfalls sehr positiv überrascht waren. Einfach, weil sie den Track weder inhaltlich noch so schnell nach deinem Ausstieg von dir erwartet hätten. Hast du das auch so empfunden? Und hast du viele Mails bekommen, nach dem Motto: "Mach bitte wieder Battletracks"?


    Pimf: Beides. Natürlich gibt es immer wieder welche, die sagen: "VBT, nächstes Jahr ... ", aber ich hab' mich nach diesem Track schon etwas gelöster gefühlt, weil gerade da einige Leute davon überzeugt wurden, dass ich auch außerhalb des VBTs Tracks mache, die man sich anhören kann. Und ich glaube, dass es damit ein Stück weit abgenommen hat. Davor hatte ich bestimmt zehn Mails zum VBT am Tag in meinem Postkasten. Und danach war es so: "Cool, dass du ausgestiegen bist, denn das ist eigentlich viel geiler!" Das war ein positives Umschwenken. Natürlich gibt es immer noch beide Seiten. Aber ich kann jetzt leichter sagen, dass ich auf das VBT verzichten kann.


    rappers.in: Was stellt dieser Track für dich dar? Ist das ein Vorbote auf ein kommendes Album oder wolltest du mit dem Titel vielleicht nur aufzeigen, was du stilistisch gerade so machst und in welche Richtung du dich gerne bewegen würdest?


    Pimf: Textlich ist der Song eine Momentaufnahme von vor dem Splash!-VBT und nach dem normalen VBT. Inzwischen hab' ich auch wieder WhatsApp – die Kredibilität ist damit verloren gegangen. (grinst) Von der Musik her geht das Ganze schon in die Richtung, in die ich gehen möchte. Aber es ist noch nicht ausproduziert genug – das war ja einfach ein komplettes Sample, das wir übernommen haben ... minimale Kicks draufgesetzt. Ich glaube, vom Klangbild gibt es noch ein großes Steigerungspotenzial und man sollte normalerweise viel mehr nachproduzieren. Creepa, der den Beat produziert hat, hatte auch seinen PC plattgemacht, sodass wir die ganzen Spuren nicht mal mehr hatten. Und wir waren so: "Scheiß drauf, komm, wir hauen das jetzt einfach so raus."



    rappers.in: Wie sehen die nächsten Schritte in deiner Karriere aus? Arbeitest du aktuell an einem Album, einer EP oder ähnlichem?


    Pimf: (überlegt) Also, ich mache Musik. Es ist ja so warm im Sommer draußen, dass ich gerne im Studio in meinem Keller sitze, weil es da so kühl ist ... Ich hab' 'ne Menge cooler Beats und hatte eine ziemlich kreative Phase jetzt. Ich hab' auch schon viele Songs, aber ich weiß noch nicht genau, wie ich das aufbauen möchte. Ich möchte auf jeden Fall über kurz oder lang ein Album machen. Allerdings hätte ich gerne auch mal Live-Instrumente eingespielt. Oder vielleicht einen roten Faden, indem ich das ganze nur mit zwei, drei Producern mache. Oder picke ich einfach die Beats von zehn verschiedenen Leuten? Schließe ich mich zwei Wochen mit einem Produzenten im Studio ein und sitze Tag und Nacht dran? ... Da fehlt mir noch die Herangehensweise. Aber da mache ich mir jetzt nicht die Gedanken drum. Wenn ich durch den natürlichen Verlauf, in dem ich gerade Beats habe und drauf schreibe, merke, ich gehe mit den Tracks in eine Richtung, mit der ich zufrieden bin und die passen auch vom Klang her zusammen, dann werde ich das vielleicht auch genau so machen. Ich muss gucken, wie das Ganze umsetzbar ist.


    rappers.in: Du hast aber noch nicht fünf Tracks in der Schublade, die auf jeden Fall mal auf ein Album kommen ...


    Pimf: (unterbricht) Ich hab' bestimmt dreißig Tracks in der Schublade! (grinst) Aber ich sehe mich immer noch sehr in einem Entwicklungsprozess. Den JUICE-Song könnte ich auch nicht auf ein Album packen, weil der einfach inhaltlich nicht mehr aktuell ist. Ich widerspreche mir auch oft in den Songs, weil es für mich immer Momentaufnahmen sind. Ich mache diesen Monat einen Song und rappe, dass ich gar kein Fernsehen mehr schau'. Und im nächsten Monat mache ich dann einen Song, in dem ich rappe, dass ich viel zu viel Fernsehen schau' – dann ist das aber auch wirklich so.


    rappers.in: Ist es für dich denn dann auch ein Problem, mit Tracks aufzutreten, die in dem Moment inhaltlich überhaupt nicht mehr zutreffen?


    Pimf: Nee. Das kann ich als Momentaufnahmen von damals nehmen, die ich auch live spielen kann. Ich werde mir auch auf meinem Album widersprechen.


    rappers.in: Das hast du dir fest vorgenommen! (beide lachen)


    Pimf: Nein. Aber unter den Sachen, die ich jetzt schon skizzenhaft fertig habe, gibt es zum Beispiel welche, die Situationen mit einer Freundin beschreiben, in denen ich schon fünf Monate mit ihr zusammen bin. Aber es gibt auch welche, in denen ich noch nicht mit ihr zusammen war. Das sind aber für mich beides coole Gefühle und Songs, die vom Vibe passen und mit denen ich mich identifizieren kann. Warum sollte ich die dann nicht beide auf ein Album packen?!


    rappers.in: Verstehe. Kommen wir mal auf deine Labelsituation zu sprechen. Du warst lange Zeit ein fester Bestandteil der Plattform KWU Records, die ich aber eher als eine Art Künstlerkollektiv sehe. Gehörst du noch dazu? Und wie steht es bei dir um eine Labelzugehörigkeit?


    Pimf: Das mit KWU ist schon richtig. Ich sag' immer gerne "Freundeskreis" dazu. Das sind fünf, sechs Kumpels und wir machen unsere Sachen zusammen und haben ein gemeinsames Studio in Wiesbaden. Label-technisch bin ich total independent. Es sind ein paar Leute an mich herangetreten, aber ich glaube, dass es noch zu früh ist, um mich fest zu binden. Ich mache alles, was ich schaffe, gern alleine. Ich gucke, dass ich die Unterstützung bekomme, die ich brauche. Aber bei einem Label oder einer Bookingagentur bin ich aktuell nicht.


    rappers.in: Und kann KWU auch dann noch eine Art Basis sein, wenn du mal woanders Verträge unterschreibst? Oder widerspricht sich das?


    Pimf: Nein, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Bei KWU steckt keine Labelarbeit und kein Management dahinter. Niemand sagt: "Wir sind deine Base und du kannst uns nicht im Stich lassen." Ich glaube, dass das zwischen uns ziemlich locker ist. Jeder macht seine Arbeit und am Ende des Tages kommt man zusammen und zeigt sich, was man gemacht hat ...


    rappers.in: Da du noch sehr jung bist, würden wir gerne von dir wissen, wie du deine Zukunft wohl gestalten wirst – glaubst du, dass du tatsächlich einer hauptberuflichen Musikkarriere nachgehen wirst oder tauchst du erst einmal ins normale Berufsleben ein?


    Pimf: Ich finde die Situation, wie sie jetzt ist, ganz geil. An den Wochenenden bin ich viel im Land unterwegs, bekomme teilweise dafür ein bisschen Geld und lerne Leute kennen. Ich bin einfach in fremden Städten und kann rumkommen, ohne dass ich dafür was bezahlen muss. Von mir aus kann das gerne so bleiben. Ich bin diesen Sommer mit der Tätigkeit, die ich bisher hatte, fertig und hab' geplant, erstmal ein bisschen zu reisen und Musik zu machen. Ich muss allerdings auch noch kein Geld verdienen, um Miete, Versicherungen und mein Auto zu zahlen. Da habe ich noch nicht diese Flut, die auf einen zukommt, und deswegen muss ich mir da gerade auch nicht so den Stress machen. Ich guck' jetzt einfach mal ... wenn ich weiterhin so rumkommen kann, bin ich damit sehr glücklich. Und dann kann man das vielleicht auch ein, zwei Jahre so machen.


    rappers.in: Oder zehn.


    Pimf: Oder zehn. Aber nicht dreißig. Und genau da liegt das Problem ...


    rappers.in: Kommen wir mal auf deine Teilnahme in der diesjährigen VBT Splash!-Edition zu sprechen ... Du bist ja dieses Jahr ungeplant sehr früh ausgestiegen. Hast du es irgendwann bereut, so früh ausgestiegen zu sein? Oder hast du während deiner Teilnahme bereut, mitgemacht zu haben, und bist deswegen so früh ausgestiegen?


    Pimf: Beides. Es gab Zeitpunkte, an denen ich gedacht hab': "Verdammt. Eigentlich hättest Du jetzt im Halbfinale stehen können." Es gab aber auch Zeitpunkte, an denen so viel passiert ist, dass ich dachte: "Hättest du dir das im Vorhinein erspart, hättest du den ganzen Stress nicht gehabt." Im Endeffekt bin ich aber glücklich damit, wie es gekommen ist. Gerade auch, dass ich mit dem JUICE-Track ein bisschen Abstand gewinnen konnte. Nicht, dass ich das VBT nicht mehr feier'. Es unterhält mich und ich finde, dass es eine super Plattform ist. Aber ich bin froh, jetzt in die Richtung zu gehen und einen eigenen Platz einzunehmen. Das hoffe ich zumindest.


    rappers.in: Es gab auch in diesem Jahr wieder jede Menge Situationen, in denen die User von "Fehlentscheidungen" der Jury sprachen. Gab es eine solche auch für dich in der VBT Splash!-Edition 2013?


    Pimf: Ich hätte vielleicht ein, zwei Battles anders entschieden. Kann sein, dass es eine subjektive Meinung ist. Aber ich finde den Verlauf des Turniers schon komplett in Ordnung.


    rappers.in: Wen hast du von Anfang an auf dem Siegertreppchen gesehen?


    Pimf: (überlegt) Ich hab' Persteasy, donetasy und Kico sehr viel zugetraut.



    rappers.in: Wir gehen mal davon aus, dass du in nächster Zeit an keinem Battle-Turnier mehr teilnehmen wirst, richtig?


    Pimf: Das ist zumindest nicht geplant. Vielleicht lasse ich mich irgendwann mal wieder hinreißen ... (lacht) Nein, das habe ich jetzt nicht gesagt! Sonst schöpfen die Leute Hoffnung! Nein! Ich nehme nie wieder irgendwo teil. Nie wieder! Vielleicht mache ich mal irgendwann eine Hook für einen sehr guten Kumpel. Allerdings nicht für irgendwelche Leute, die mir auf Facebook schreiben, was wirklich jede Runde noch passiert. "Kannst du mir mal 'ne Hook machen?" Und dann battlet aber in Vorrunde 3 Hans-Peter gegen Horst und ich soll da 'ne Hook machen. Da fehlt doch der Bezug. Ich mach' meinen Freunden dann mal 'ne Hook, wenn ich Bock drauf hab' ...


    rappers.in: Gibt es deiner Meinung nach einen bestimmten Zeitrahmen für die Teilnahme an solchen Turnieren, der irgendwann einfach überschritten ist? Und denkst du, dass es MCs gibt, die sich nur über solche Turniere definieren?


    Pimf: Das kann ja jeder machen, wie er will ... Ich glaube, Leute zu kennen, denen es scheißegal ist, wie sie definiert werden. Und die da mitmachen, weil es für sie einen guten Ertrag hat. Und weil sie einfach total Bock drauf haben, jedes Wochenende mit einer Kiste Flens vor die Haustür zu gehen und sich da ein bisschen selbst zu feiern. Die machen das einfach jahrelang, weil sie es geil finden. Ist ja nichts Verwerfliches dran. Man muss das ja nicht immer zwanghaft als Sprungbrett nutzen, sondern kann das auch als Hobby sehen. Dann spielt man 30 Jahre in der Bundesliga und hat seinen Spaß daran. Man kann aber auch sagen: "Während der VBT-Zeit verkaufe ich verdammt viele T-Shirts, also mache ich jetzt 20 Jahre beim VBT mit und verkaufe 20 Jahre T-Shirts. Dann habe ich mehr verdient, als wenn ich ein Jahr ein Album mache, es rausbringe und versuche, damit Geld zu verdienen." Muss jeder für sich selbst wissen, wie er es nutzt.


    rappers.in: Verfolgst du das VBT denn dieses Jahr?


    Pimf: Es geht. Schon. Die Runden von den Leuten, die man generell auf dem Schirm hat und die vielleicht den Absprung verpasst haben. (lacht) Die guckt man sich doch ganz gerne immer mal wieder an.


    rappers.in: Und wer ist dein aktueller Favorit?


    Pimf: Koma-Jack.


    rappers.in: Nachdem Kico das Splash!-Edition Uservoting gewonnen hat, wirst du ja nun ebenfalls live in Ferropolis zu sehen sein – wie hoch ist die Vorfreude oder vielleicht auch das Lampenfieber vor deinem ersten Splash!-Auftritt? Denkst du, die vergangene Tour hat dir als Vorbereitung darauf viel geholfen?


    Pimf: Erstmal muss ich sagen: Natürlich ist es verdammt geil, auf dem Splash! zu spielen. Aber es ist halt was anderes, wenn du als Backup von einem Uservoting-VBT-Splash!-3.-Platz-Minister mitgenommen wirst, als wenn sie einfach mal Pimf buchen würden, weil er halt coole Musik macht. Das ist eigentlich das Ziel, das ich habe – und es wär' schon cool, wenn das irgendwann hinhauen könnte. Das ist für mich jetzt nicht so die große Belastung. Nicht, weil ich schon so viele Gigs gespielt habe. Ich bin vor jedem Gig mal mehr, mal weniger nervös. Aber letztendlich ist es eine Show wie jede andere mit ein paar mehr Leuten. Und wenn man sich das vor Augen hält, wird es im Endeffekt auch so sein, glaube ich.


    rappers.in: Gruselt es dich denn ein bisschen, dass du dieses Jahr nicht mehr wie sonst als Fan auf das Splash! fahren kannst?


    Pimf: (lacht) Es wird grauenhaft! Die letzten Jahre war ich da und vier Tage auf Sendung und hab' das als Konsument total genossen, mich vier Tage total daneben zu benehmen und nur Gummistiefel an und 'ne Mülltüte über dem Kopf zu haben. Und auf einmal hat man Aufgaben da. Natürlich ist das geil und genau das, was man als Rapper immer will. Aber mich graut es auch davor. Ich muss gucken, dass ich 'ne gute Mischung finde zwischen Konsument sein und arbeiten.


    rappers.in: Wir führen dieses Interview heute ja im Rahmen des "Überfällig"-Festivals in München, wo du als Support von unter anderem Curse auftrittst – zum ersten Mal allein, ohne Backup. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was, glaubst du, bringt das Ganze für Vor- und Nachteile mit sich? Ist das eine Erfahrung, die du einfach mal machen möchtest?


    Pimf: Es ist nicht so, dass Kico und ich uns getrennt haben. Wir werden auch weiterhin zusammen auftreten. Er spielt nur heute gleichzeitig in Köln und es war für mich einfach eine geile Möglichkeit, in München aufzutreten. Wir wollten den Köln-Slot aber dennoch nicht absagen. Ich finde es reizvoll, dass man das als MC auch komplett alleine hinbekommt. Ich trete auch nicht mehr mit so vielen VBT-Runden auf, sondern eher mit persönlicheren Songs, mit denen ich auch alleine gut Emotionen transportieren kann und nicht unbedingt einen Backup brauche. Ich denke, es wird in Zukunft mal so und mal so sein mit Kico. Wir werden nicht nur noch solo unterwegs sein. Es ist nicht so: Das VBT ist vorbei und wir sind keine VBT-Rapper mehr, sondern Kico ein Straßen- und ich ein Emo-Rapper und deshalb passt das nicht mehr ... So wird das nicht kommen. (grinst) Wir machen das einfach je nach Lage, wie es zum Gig und uns in den Kram passt. Ich hab' das gestern zum ersten Mal alleine gemacht und das war echt sehr schön. Und ich freue mich auf heute Abend.


    rappers.in: Zu guter Letzt, du hast es eben schon selbst angesprochen ... Auf "Alt & Jung" rappst du noch: "Ich hab' WhatsApp gelöscht aus Lebensfreude." Wie du vor Kurzem allerdings auf Facebook sagtest, hast du dir die App wieder heruntergeladen. Wie konnte es so weit kommen?


    Pimf: Ich hatte es bestimmt zehn Monate nicht. Bis dahin hatte ich ein Smartphone und es hat mich genervt, dass es den ganzen Tag gebrummt, gerappelt und geblinkt hat. Dann hab' ich WhatsApp einfach gelöscht und war total glücklich darüber. Ich hatte auf einmal viel mehr Zeit. Ich saß nicht, wie meine Kumpels, in der Kneipe und habe rumgewhatsappt, sondern hab' zwei Bier in der Zeit getrunken, in der die eins getrunken haben. Aber mit der Zeit hab' ich mich sozial ausgegrenzt gefühlt. Wir haben da solche Gruppen, auch über den Handballverein, in denen alles Mögliche geregelt wird. Dann erfährt man vielleicht zehn Minuten vorher, dass wir uns zum Bolzen treffen, während die anderen das schon seit 'ner Woche über WhatsApp klargemacht haben. Und in der Hinsicht ist es dann schon nützlich. Auf der anderen Seite werden in diesen Gruppen auch irgendwelche Pferdepornos gepostet, die ich überhaupt nicht lustig finde und die mir total auf den Sack gehen. Ich versuche das jetzt so zu nutzen, dass ich nur noch sinnvolle Dinge damit mache. Und nicht den ganzen Tag hin- und herzuschreiben. Das alles kam einfach auch nur, weil ich Geburtstag hatte und mein Papi mir ein Handy geschenkt hat, das wieder WhatsApp-fähig war ... da ich damals mein Smartphone auch komplett weggeworfen habe.


    rappers.in: (ungläubig) Weggeworfen?!


    Pimf: Ja. Da waren auch Spiele drauf, die mir ganz viel Zeit geraubt haben.


    rappers.in: Du hast es ernsthaft in die Tonne getreten?!


    Pimf: Ja. Wenn ich es jemand anderem geschenkt hätte, dann wäre ja er in den Bann der Abhängigkeit geraten.


    rappers.in: Nochmal: Es hat noch funktioniert und du hast es einfach weggeworfen?


    Pimf: Ja, ich hab's davor kaputt gemacht. Also, ich hab' es auf den Boden geworfen.


    rappers.in: Aus Wut? Oder war das so: "Okay, das muss jetzt aufhören, ich zerstör' das jetzt"?


    Pimf: Das kam so nach und nach. Erst hab' ich WhatsApp gelöscht und mir dann ein altes Siemens geschnappt und dann ...


    rappers.in: Na gut ... Wenn du noch etwas loswerden möchtest: bitte sehr. (pflückt nebenbei Basilikum)


    Pimf: (grinst) Du bist eine sehr gute Gärtnerin! Vielen Dank für das Interview.



    Florence Bader (lupa)

  • Interessanter Rapper der scheinbar auch als Mensch recht interessant ist. Album würd ich mir auf jeden Fall kaufen ganz legal und so gibt nicht viele bei denen das der Fall ist.

  • Interessanter Typ...


    Auch wenn ich "Alt & Jung" nicht wirklich feiern konnte, hat er mit What's-App absolut recht. Werde ich mir aber nie laden. Sehe das bzgl. sozialer Wichtigkeit auch nicht wirklich so. Zumindest bei mir gibt es immer noch jemand, der mich auf anderem Weg zeitig fragt...

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