Review: Das Bo & Hängergäng – Fumbananana



  • 01. ProMille
    02. Fumbananana
    03. Arne Garnichts
    04. Ingo (Skit)
    05. Wir gehn steil
    06. Ich will mein Spaß
    07. MMB (Mippm miesen Beat)


    Es gibt Musiker, die Zeit ihres Lebens von der breiten Masse hauptsächlich durch den einen großen Hit ihrer Karriere identifiziert werden. So ist auch für Das Bo "'Türlich, 'türlich (sicher, Digger)" eine Art Zweitname geworden, welcher in fast jedem Artikel über den Hamburger hinter seinem Namen platziert wird. Wie für viele seiner Lieder gilt auch bei diesem Titel, dass Spaß und guter Partysound im Vordergrund stehen, während man bedeutungsschwangeren Textinhalt wohl eher vergebens sucht. Dass Das Bo also nicht unbedingt zu den Lyrikern unter den Rappern gehört, ist relativ klar, doch wo "'Türlich, 'türlich (sicher, Digger)" zumindest noch aus dem umgangssprachlichen Gebrauch entlehnt wurde, klingt der Titel seiner neuesten EP "Fumbananana" mehr nach einem Fruchtjoghurt für Kinder, statt nach dem Namen eines musikalischen Werks. Dies sollte aber kein Grund sein, sich nicht anzuhören, was Das Bo hier zusammen mit seiner Hängergäng über sein dazu neu gegründetes Label Fumbananana Records releast.


    "Der Prof, Digger, Prost, Digger, jetzt geht's richtig jau/
    Die Wahrheit ist so heftig, dass man sie nicht mal mehr glaubt/
    Denn ich bin Santa Klaus und Getränke geh'n aufs Haus/
    Die Blue Man Group macht blau, der Kanzler is' 'ne Frau/
    "
    (Das Bo auf "ProMille")


    Den Anfang der sieben Titel (inklusive Skit) starken Tracklist bildet "ProMille", Das Bos Version von Lil Waynes "A Milli", auf dem er zwischen dumpfem Bass und schrillem Geklimper teilweise doch recht simple bis vollkommen sinnbefreite Reime von sich gibt, die textlich von – wenn überhaupt irgendetwas – Party und Alkohol erzählen. Auch der darauf folgende Titeltrack, der nach Bos eigenen Angaben weniger ein Wort als vielmehr ein Klang ist und so viel wie "irgendwie durchdrehen, Spaß haben, gut drauf und zufrieden sein" bedeutet, scheint die Prämisse "Sound vor Inhalt" zu verfolgen. So überwiegen hier Hook und instrumentale Bridges statt tatsächlichem Text. Diese zielen vor allem darauf ab, Stimmung zu verbreiten und weniger darauf, etwas auszusagen. Zumindest verfehlt der harte Techno-Beat hierbei seine Wirkung nicht und liefert ordentlich Druck, mit dem Club oder Party wohl gehörig abgerissen werden können. Danach schlüpft der Rapper in die Rolle von "Arne Garnichts" ("denn [er] ahne grade gar nichts") und ist "ready wie Konfeddi", um "halt die Luft an" auf "in mei'm Gehörgang" und andere fast schon schmerzhafte Zeilen zu reimen. Die Hängergäng, deren weitere Mitglieder DJ Plazebo, Darko Tronik und Flo Motion sind, liefert ihm dafür ein instrumentales Gewand, das, so wie es auf dieser EP bei jedem Track der Fall ist, in erster Linie ein Party- und Cluboutfit ist, da es aus schneller Baseline und hochgepitchtem Backgroundchor besteht.


    "Wir sind die Hänger, die die Banger für den Club bring'/
    Wir sind die Männer, die (die) Männer – so good looking/
    Wir sind die: Ladies gucken und sie tuscheln, wenn wir komm'/
    Wir lachen laut, fühl'n uns so, als hätten wir gewonn'/
    "
    (Das Bo auf "Wir gehn steil")


    Aus der Rolle des "Arne Garnichts" wird direkt in die von "Ingo" geschlüpft. Mit hochgepitchter Stimme nimmt Bo sich hier durch Anspielungen und Kommentare über beispielsweise seine frühere Langhaarfrisur oder seine Jurorentätigkeit bei "der X Factory" selbst auf die Schippe. Auch wenn man "Ingo" das eine oder andere Schmunzeln zu verdanken hat, ist der Skit insgesamt wohl weniger amüsant als vielmehr eine kurze Verschnaufpause für jene Hörer, welche die EP auf voller Lautstärke durch die Boxen pumpen lassen und/oder im Club dazu abgehen. Zumindest bleibt dafür danach keine Zeit mehr, denn die Hängergäng und "wir gehn steil". Mit basslastigen Electrobeats im Gepäck kann Das Bo hier sogar einmal mit einer gewissen textlichen Handlung aufwarten, auch wenn diese sich auf das Betreten eines Clubs, das Auschecken der weiblichen Gäste und das Feiern an sich beschränkt. Zum Abschluss verabschiedet man sich auf der "Fumbananana"-EP "mippm miesen Beat", der mit wummernden Bässen alles erzittern lässt. Egal ob daheim, im Club oder im Auto (wobei Letzteres vor allem auch im Text selbst empfohlen wird): "MMB (Mippm miesen Beat)" ist eher dumpfes Brummen als feierbarer Partytrack, fügt sich insgesamt aber dennoch mühelos in das Konzept der EP ein, das sich eben hauptsächlich auf starken Sound und nur wenig auf Aussage konzentriert.


    Fazit:
    Wenn nach sechs verschiedenen Tracks im Grunde nur hängen bleibt, dass die Hängergäng gern hängt und Party macht, könnte man fast davon ausgehen, dass dieser EP einiges fehlt. Beachtet man aber zudem auch den Fakt, dass selbst die Definition des Titels eher auf gute Laune als auf Aussage abzielt, kann man durchaus sagen, dass hier der Name einfach Programm ist und somit genau das, was eine EP ausmachen sollte, erreicht wird. Wer von Das Bo lyrische Hochleistungen erwartet, weiß insgesamt sowieso wohl eher wenig von dessen musischem Schaffen und wird allgemein wenig Befriedigung in diesem Werk finden. Stattdessen herrscht hier seichter "gute Laune"-Sound vor, der dennoch etwas zu sehr versucht, einen Ohrwurmeffekt zu erzwingen und dem Hörgenuss damit sogar eher schadet. Die "Fumbananana"-EP ist nicht unbedingt dazu geeignet, den vor vielen Jahren angeeigneten Boischen Zweitnamen "'Türlich, 'türlich (sicher, Digger)" zu ersetzen, hat aber dennoch das Potenzial, zumindest den seit Jahren angesammelten Staub aus jeglichen Boxen zu pusten, auf denen sie gehört wird.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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