01. Intro
02. In unseren Straßen
03. Geisterstunde feat. Uzi & Schwartz
04. Mach kaputt, was Dich kaputt macht feat. Vero One & Caro
05. Nachtleben feat. Dr. Faustus & Jasha
06. Inkasso GmbH
07. Panzerknacker feat. Toni der Assi
08. Stichbereit feat. 4.9.0 Straßen Spieler
09. Mach keine Faxen feat. B-Tight
10. Millennium Killer (Freestyle)
11. Aus der Hölle feat. Wizo
12. Die letzten unserer Art feat. Basstard
13. Jetzt bist Du weg feat. Sady K
14. Mütter weinen feat. Automatikk
15. Wen willst Du holen
16. Mordkomplott feat. Perverz
17. Regenschauer (Remix) feat. Prejudice & Mr. Sche
18. Globale Zerstörung feat. Tamas & Can
19. Wir sind die 3 feat. II Tone
20. Maximales Risiko feat. Prejudice
21. Outro
So sehr man Künstlern zunächst durch Erwähnen ihrer bisherigen Publikationen, Charterfolge und ihres Standings schmeicheln möchte – die Biografie der Hirntot-Gemeinde, allen voran die des Labeloberhauptes Blokkmonsta, ist zum größten Teil geprägt von kleinkriminellen Machenschaften. Die bloße verbale Androhung von Gewalt, der sich zu Beginn des Jahrhunderts überwiegend Berliner MCs des aufstrebenden Labels Aggro Berlin bedienten, war dem Hirntot-Chef nie genug. Vielen kleineren Problemchen mit der Justiz folgten schließlich der Angriff auf Staiger wegen einer Plattenrezension sowie das Treffen mit Kollege Sebar, der den Südberlinern Medienberichten zufolge eine 4.000,- Euro-Silberkette überließ, während man ihm eine Stichsäge unter die Nase hielt. Dabei hat Blokkmonsta trotz all dieser kriminellen Energie seit 2005 knapp 30 Alben veröffentlicht. Dass es sich hierbei nicht ausschließlich um B-Straßenrap-Ware gehandelt haben kann, legt nicht zuletzt das auf Platz 34 gechartete Album "Roboblokk" aus dem letzten Jahr nahe – einer Zeit, in der Deutschrap die Charts stürmte. Aber wieso fand nur "Roboblokk" den Weg in die Charts? Erfreute sich die Untergrundgröße im letzten Jahr etwa eines enormen Fanzuwachses oder konnte er exorbitant vom allgemeinem Hype profitieren? Weder noch. Blokkmonsta vertrieb seine CDs bis dato in eigener Regie, im Untergrund, selbstredend. Nun läuten er und Kumpane Rako das neue Jahr mit der Fortsetzung zu "Wir bringen das Drama" ein. Staigers Review zum Erstlingswerk war übrigens der Anlass für den Überfall auf die rap.de-Redaktion 2010. Drei Jahre sind seither vergangen – drei Jahre der künstlerischen und menschlichen Reifung?
Genau wie beim Vorgänger wird auf "Intro" zunächst der AK 47 gehuldigt, auch wenn man sich beim ersten Teil über das von einem Homeshopping-Kanal angepriesene Schnellfeuergewehr noch amüsieren konnte – etwas Beunruhigendes hat der Waffenfetischismus nach wie vor. Und so brutal und martialisch Tracktitel wie etwa "Panzerknacker", "Stichbereit" und "Mordkomplott" auch klingen mögen, allemal übertroffen werden sie ungebrochen von Rakos aggressiven stimmlichen Ausbrüchen, die er pflichtbewusst in den Äther posaunt. "Brate, wie geht's denn?", schallt Toni der Assi unvermittelt in den Raum und knackt mit den Kollegen einen Tresor, sprengt ein Juwelier-Geschäft und macht einen "Bankjob" klar. Jackpot. An sich klingt der Frankfurter sehr sympathisch: nette Stimme, lässiger, solider Flow und so ganz ohne Seitenhiebe in Richtung Merkel und Stammtischparolen ist das ein anstandslos hörbarer Künstler. Mehr davon. Weiter im ... äh, Waffenrepertoire. Die Hirntot-Crew hält sich stets "stichbereit" und spaltet gerne mal Köpfe ihrer Nachbarn – warum auch nicht, jedem das Seine. Nach all den Mordgelüsten bietet die Neuauflage von "Regenschauer" immerhin eine akzeptabel – wenn auch von Popelementen maßlos überladen – vorgetragene Gesangshook. Prejudice, für ebenjene verantwortlich, kann die bis dato vorherrschende düstere Atmosphäre der Kollegen Rako und Blokk zumindest kurzzeitig vergessen machen und wäscht dabei dreckige Seelen, wie praktisch. Klammheimlich reihen sich namhafte Gäste wie Basstard und Automatikk ins Gesamtbild ein, nur B-Tight kann sich durch seine herrlich-arroganten langgezogenen Silben aus den düsteren apokalyptischen Szenarien hervorheben. Lediglich Perverz kann ihn in dieser Disziplin noch übertreffen. Bleibt die väterliche Frage: Warum nicht immer so?
"Der Block ist unser Rattenloch/
Du bist der, der Schatten boxt/
Dir bleibt die Spucke weg, weil unsere Gang mit Waffen rotzt/"
(B-Tight auf "Mach keine Faxen")
Rakos militant anmutende Schlachtrufe geben mir ein großes Rätsel auf. Denn einen Anlass, seine Stimme derart krampfhaft zu verfälschen, sehe ich kaum. Aber vielleicht liegt das auch an den Themen, die zwischen atomaren Endzeitszenarien ("Globale Zerstörung"), dem Verteidigen der Hood ("Mach keine Faxen") und vielen markigen Parolen keinen Platz für einen seichten Rako lassen. Also wird durch den "Millenium Killer" endgültig die pure Gewaltbereitschaft zelebriert. Hat man die Konsequenzen der kriminellen Aktivitäten eigentlich billigend in Kauf genommen, um infolgedessen sagen zu können, aus dem Bau ein paar Zeilen zu kicken? Nun gut, der "Millenium Killer" aka "Bam-Bam" hat einen – gelinde gesagt – einzigartigen Freestyle gekickt. Ohne Beat, ohne Mic ... ohne (guten) Text – ohne alles. Da ich nur selten den Aufnahmeort durch meine In-Ear-Kopfhörer fühlen kann, hätte man auf diese Nummer bedenkenlos verzichten können. Wenn, dann richtig – nur JVA gilt nicht! Die Alternativen zu 'n paar gekickten Lines aus dem Knast sind wiederum ausnahmslos Tracks über Mord-, Gewalt- und Katastrophenfantasien. Dazu erscheinen die Stimmen der zwei prädestiniert, aber eben auch nur dazu. Wenn es denn mal etwas Abwechslung sein soll, muss Prejudice wieder das Mikrofon übernehmen. Selbst Zeilen wie "You can kiss my ass, before you eat my shit" nimmt man aufgrund des kontrastierenden, fluffigen Singsangs dankend an.
"Alle werden sterben, die Raketen färben alles grell/
Alles viel zu hell, die Blitze blenden, kurz bevor ihr sterbt/"
(Rako auf "Globale Zerstörung")
Fazit:
Sicher zeichnet sich Rakos und Blokkmonstas Subgenre "Psychokore" durch gewaltverliebte, blutrünstige Umschreibungen aus, die natürlich erst durch entsprechende Betonungen ihren vollen Hass ausdrücken können. Statistisch gesehen nimmt das Hirntot-Oberhaupt bei drei Alben à durschnittlich 20 Songs im Jahr jede Woche einen (hasserfüllten) Track auf. 78 Minuten Hass auf einem Album mit düsteren Synthies verlangen dem moderaten Hörer einiges ab. Es wird gedroht, getötet und gefickt. Gewarnt auch, aber nur vorm Unheil, das bevorsteht. Und gefickt wird nur mit Projektilen. Was bleibt zu sagen? Die eingefleischten Hirntot-Fans werden definitiv ihren Spaß haben. Ich für meinen Teil werde erst einmal in den Park gehen, vielleicht 'n bisschen Cro hören ...
(Die Robbe)
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