Review: Chris Miles – Fuck it



  • 01. Intro (Fuck it)
    02. Captain Hindsight
    feat. James Cook
    03. Lala Bamba
    04. Heavenly
    05. In a Dream (Skit)
    06. Crawl Space
    07. Baking Soda
    08. Housten
    feat. Dollar John
    09. Welcome 2 Hell 2
    10. Flugzeugmodus
    11. Outro (Fuck it)


    "Fuck it" – zwei kleine Worte mit großer Bedeutung. Sind sie doch mehr als die Summe ihrer Teile und reichen hinsichtlich ihrer Deutung von einem simplen Ausruf der Ablehnung bis hin zum inoffiziellen Slogan einer – bezüglich des Kontexts – "verschwendeten" Jugend. Eine Jugend mit deutlich nihilistischer Einstellung, ablehnender Haltung hinsichtlich bestehender Normen und Regeln und dem Drang, alles und doch irgendwie nichts zu tun und zu erreichen. Als Vertreter dieser Attitüde gibt es wohl wenige, denen es daher eher zustehen würde, ihr Werk "Fuck it"-EP zu nennen, als Chris Miles.


    "Chris Miles – Fuck it, ein Goldstück/
    Wenn du enttäuscht bist: suck this, so läuft das – du Fotze/
    "
    (Chris Miles auf "Intro (Fuck it)")


    Wer das Wasted YoutHH-Mitglied noch nicht kannte, bekommt bereits im "Intro" einen Einblick in das, was ihn erwartet: relativ einfach gehaltene Beats mit "way above" und "laid back"-Flow, der dank einem Augenzwinkern, das in jeder Zeile mitschwingt, trotz aller Arroganz irgendwie sympathisch rüberkommt. Auch thematisch wird der "Fuck it"-Charakter stets beibehalten und so inhaltlich vor allem lässig über den Dingen gestanden und die ein oder andere Droge konsumiert. Um nun aber all jenen vorzugreifen, welche zu viele Gemeinsamkeiten mit einem Rapper sehen, der sich hinsichtlich seiner äußeren Erscheinung in Tony Starks Waffenkammer bedient hat, sei hier gleich die erste Zeile des "Outros" zitiert, in der es heißt: "Und die Fanboys, sie sagen: 'Mach mal 'ne EP.' Ich mach gar nichts!" Die vielen Gemeinsamkeiten und Parallelen, welche man, sofern man es darauf anlegt, finden und ziehen könnte, sind ihm also durchaus klar, werden aber insgesamt mit einem dezenten "Fuck it" beantwortet. Ein tatsächlicher Superheld, mit dem sich Chris Miles selbst viel eher identifizieren kann, ist "Captain Hindsight". So wie der aus "South Park" bekannte Held mit der Fähigkeit, im Nachhinein feststellen zu können, was hätte getan werden sollen, weiß auch der Rapper genau, was zu tun wäre, doch "er macht ein' Scheiß". Stattdessen geht man zur Gruppentherapie und trällert auf einem Beat, der nicht zum Mitnicken einlädt, sondern geradezu dazu zwingt, "Lala Bamba". Trotz aller Abgehobenheit arbeitet Asie ADS also auch durchaus an seinen Fehlern und macht klar, dass er zwar besser als die meisten, aber eben auch nicht perfekt ist. Dieses Bewusstsein ist es wohl auch, dass zu so nachdenklichen Titeln wie "In a Dream" führt. Auf dem Alchemist-Beat mit sehr eingängigem Gesangs-Sample, den der eine oder andere vielleicht schon von Odd Future-Member Hodgy Beats und dessen "Untitled"-EP kennt, stellt Miles Traumwelt und Realität gegenüber, wobei er in ersterer seine Ziele genau fokussieren, sie in letzterer aber nicht unbedingt umsetzen kann oder will.


    "Mir fehlt nichts, nein, Quatsch, war gelogen/
    Nur 'ne Fehlinformation von dem Botenstoff der Droge/
    Wenn das losgeht, weck mich auf, ich bin nicht schlecht gelaunt/
    Nur, wenn ich wach werd', und klar, wird mir schlecht da draußen/
    "
    (Chris Miles auf "Flugzeugmodus")


    Dass der Drogenkonsum zwar den "Fuck it"-Lifestyle unterstützen mag, aber auch seine negativen Seiten hat, manifestiert sich in einem mit dichtem Rauch gefüllten Raum und einem damit verbundenen "Housten"-Anfall. Der etwas magere Reim von "Housten" auf "Husten" kann dann aber auch nur jemandem wie Reimebude-Mitglied Dollar John verziehen werden, dessen Rap trotz düsterer Atmosphäre immer mit einer großen Prise Humor und Leichtigkeit verbunden ist. Sein volles Talent kann er auf dem harten Boom Bap-Beat allerdings nicht unter Beweis stellen, ist er hier doch leider nur mit einer Bridge vertreten. Eine ähnlich düstere Seite wie John hat Chris selbst durchaus auch, lauscht man etwa dem Vorgängertitel von "Welcome 2 Hell 2" aus der "Most Sadistic EP". Nun, auf dieser Fortsetzung hört sich das Ganze sowohl hinsichtlich des Beats, der wegen seiner Lautstärke teilweise den Text etwas untergehen lässt, als auch in Anbetracht von Stimmeinsatz und Inhalt dennoch deutlich gelassener an. Die Hook beinhaltet sogar eine "Fast-Gesangseinlage", bei der Chris Miles in eine Art schiefen Singsang verfällt. Vom Tiefpunkt "Hölle" geht es im "Flugzeugmodus" wieder nach ganz oben, wenn der Hamburger unter Pianogeklimper einen zynischen Liebesbrief auf die "Rückseite von 'nem Stück Zeitung" kritzelt. Emotion und Gefühl werden per Pillenkonsum unterdrückt und ausgelöscht, sodass der zuvor hauptsächlich aus Arroganz abgehobene Chris Miles hier eine andere Facette zeigt und eine gewisse Verletzlichkeit preisgibt. Im "Outro" finden sich noch einmal sämtliche Wesenszüge, von lässig-arrogant aus dem Anfang bis nachdenklich und selbstzerstörerisch aus den letzten Titeln der EP, auf einem rückwärts laufenden melodiösen Sound ein und bilden sowohl Zusammenfassung als auch Abschluss des Werks.


    Fazit:
    Natürlich könnte man sagen, dass ein Rapper, der von sich selbst hauptsächlich in den höchsten Tönen und mit "way above"-Attitüde redet, mehr leisten sollte als eine EP, deren Inhalte größtenteils schon als einzelne Freetracks veröffentlicht wurde. Man könnte weiterhin auch bemängeln, dass sowohl die sehr simplen, teilweise nur aus einem einfachen Loop bestehenden Beats und die ab und an vielleicht sogar zu lässigen Strophen mit mehr Einsatz und Mühe deutlich ausgefeilter klingen könnten. Doch wer, wenn nicht Chris Miles, dürfte all diese Vorwürfe und Meinungen hinsichtlich seiner EP mit zwei kurzen Worten beantworten? "Fuck it."



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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  • Chris Miles is nicht wie die Menschen am Boden, drum hängt er ständig da oben...


    Die EP ist ganz gelungen . Und außerdem ist es Chirs Miles .
    Der Kauf war's Wert.
    Peace. !

  • Man konnte es im Bundle mit nem Shirt kaufen, dann auch als gepresste CD, so gabs das Ding nur als Free-Ep


    Wahnsinnige EP, kann fast alles aber selbst intro outro und lala bamba reichen aus um das wieder alles totzuhören!

  • war erst total begeistert, gerade für ne free ep war das schon wahnsinnig krass, aber bis auf 1-2 tracks hat man das im nu ausgehört.

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