VBT Magazin: VBT Legenden Teil 4: Scotch und T-Jey


  • Das Halbfinale der zweiten großen Splash!-Edition des VBTs ist in vollem Gange und während hier bereits die Gladiatoren der Sprechsängerriege an ihren Hinrunden arbeiten, um das Halbfinale siegreich zu verlassen, nehmen wir selbiges zum Anlass, um uns auf die Wurzeln dieses Turniers zu besinnen. Wie wurden die heutigen VBT-Legenden zu dem, was sie sind, und welche Battles fesselten tausende von Zuschauern gebannt an ihre Monitore? Was sorgte für Kontroversen und welche Geschichten gibt es rund um das größte virtuelle Rapbattleturnier der Welt zu erzählen? In dieser Serie beantworten wir diese Fragen und lassen hierbei auch die Helden von einst zu Wort kommen.



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    Scotch


    Das Battle des Alkoholliebhabers Scotch gegen den Legginsträger T-Jey zählt zu diesen besonderen Momenten, die uns, wenn man sie rückblickend betrachtet, vor Augen führen, warum dieses Internetturnier eine so gewaltige Faszination ausübt. Es bietet uns die Möglichkeit am musikalischen und menschlichen Entwicklungsprozess der Veteranen dieses Turnieres teilzuhaben und schenkt uns das Gefühl, diese zu kennen, ohne ihnen je begegnet zu sein. So versuchte sich das heutige VBT-Urgestein Scotch 2010 das erste Mal innerhalb des VBTs an den Electro-Beats, die heute zu dessen Markenzeichen avanciert sind. Auch die für Scotch typische Gesichtsbemalung fand ihren Ursprung im Jahr 2010. Nachdem der Flensburger dieses Vorgehen in der vorherigen Runde gegen Kwin quasi erfand, trieb er es gegen T-Jey auf die Spitze und lieferte eine komplette Runde im zum Feiern einladenden "Atzenstyle" ab und sicherte sich mit dieser einen festen Platz in den VBT-Annalen.


    rappers.in: Kannst du den Lesern, die das VBT 2010 nicht verfolgt haben, aus deiner Sicht die Rahmenbedingungen und den Ablauf dieses Battles zusammenfassen, um ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe zu geben?


    Scotch: Also, die Rahmenbedingungen waren eigentlich schon genau die gleichen wie heute. T-Jey und ich standen im Viertelfinale, ich habe mein erstes VBT mitgemacht und war total überwältigt von der ganzen positiven Resonanz der Zuschauer. Zwei Runden zuvor kam ich durch einen Zufall darauf, einfach den Song "We no speak Americano" für meine Hinrunde gegen K-Win zu benutzen und merkte, dass die Leute extrem auf diese poppige House-Schiene anspringen. War eigentlich schon selbstredend, dass ich mir für die T-Jey-Runde dann auch so eine Electro-Schelle rauspicke. Hatte damals ja leider noch keinen Produzenten, der mir diesen Sound liefern konnte. Der Videodreh zu dieser Runde war auf jeden Fall super abgefahren. War sowieso gerade die Zeit, in der ich es mit dem Feiern ein wenig übertrieben habe und so wurde an einem Donnerstag die Butze von unserem Studio einmal in ein Schwarzlichtkabinett verwandelt. An diesem Punkt nochmal ein Dank an Any, dass wir seine Wohnung einfach regelmäßig für die Videodrehs komplett auseinandernehmen durften. Alle wurden mit Schwarzlichtfarbe bepinselt, wir dopten uns bis aufs Blut und als wir alle schön verstrahlt waren, wurde die Kamera angeschmissen. So war und ist es heute eigentlich jedes Mal noch. Ich hatte damals eigentlich mehr im Sinn, einen Song zu machen. T-Jey zu battlen stand eher im Hintergrund, aber genau diese Art, so ignorant zu battlen, habe ich halt damals wie heute am meisten gefeiert. T-Jeys Hinrunden-Beat konnte ich leider gar nichts abgewinnen. Er hat sehr gekonnt den Beat bedient, ein wirklich simples Video gemacht, aber anscheinend mehr überzeugt als ich. Er hat halt eine saugeile Leggins in der Rückrunde angehabt, die er mir bis heute immer noch als Geschenk versprochen hat. T-Jey, wenn du das liest: (schreit) Dieses Jahr Splash! landet die Leggins in meinem Zelt!


    rappers.in: Wie in quasi allen großen Battles der VBT-Geschichte sorgte auch hier das Endergebnis für einige Kontroversen. Könntest du das Ergebnis für uns bewerten? Hältst du es nach einigen Jahren Abstand für gerechtfertigt und wie begründest du deine Ansicht?


    Scotch: Ach, ich kann das gar nicht mehr so genau bewerten. Ich habe meine Hinrunde damals halt extrem gefeiert und war deshalb auch ziemlich enttäuscht, dass es für mich nicht mehr gereicht hat, um weiter zu kommen. Habe es dem T-Jey aber trotzdem immer gegönnt. Wir haben uns seit dem Battle ja auch schon sehr oft getroffen bei diversen Jams oder Veranstaltungen – ein sehr feiner und netter Kerl! Ich fand es damals überhaupt schon total krass, dass ich in diesen Favoritenkreis mit reingerutscht bin. Da fing das mit der Musik ja auch erst richtig an, Spaß zu machen. Ich finde, das Ergebnis ist schon gerechtfertigt, wenn man meine Hinrunde textlich mit seiner Rückrunde vergleicht. Aber vom Hörbild und dem Gesamtpaket her gefallen mir meine Runden schon noch ein wenig besser.



    rappers.in: Was war deiner Meinung nach das Highlight der Runde deines Gegners und von welcher Zeile hast du dich wirklich getroffen gefühlt? Gibt es vielleicht gar eine Line, über die du heute noch schmunzeln musst, wenn du sie hörst?


    Scotch: Das Highlight war ganz klar die pinke Leggins! (lacht) Ich muss gerade noch mal reinhören in die Runde und gucken, was ich am geilsten fand. (hört sich die Runde an) Ja, definitiv die Leggins. (grinst)


    rappers.in: Das VBT gibt es nun seit mittlerweile sechs Jahren und du bist als einer der Veteranen quasi von Anfang an dabei. Wie siehst du denn die Entwicklung des Turniers und worin liegen die gravierendsten Unterschiede der Ausgaben von 2010 und 2012?


    Scotch: Ja, das Niveau ist halt extrem in die Höhe geschnellt. Geile Videos schon in den Vorrunden, alles muss HD sein. Da steckt heute ein richtiger Aufwand dahinter. Ich habe seit dem VBT 2012 zum Glück meine Jungs von Elmo, die sich um die Videos gekümmert haben, sonst wäre das auch zeitlich alles gar nicht möglich gewesen. 2010, 2011 und die Splash!-Edition '12 habe ich ja noch selber geschnitten und teilweise gefilmt. Durch die immer weiter steigenden Klickzahlen wurde das VBT halt immer bekannter und wir Künstler haben auch bessere Möglichkeiten bekommen, eigene Songs und Projekte an den Mann zu bringen. Das ist natürlich die geile Seite am VBT. Aber die Zuschauer wurden und werden heute immer respektloser gegenüber anderen vermeintlichen Fans und vor allem gegenüber den Teilnehmern. Mittlerweile liest man sich den ganzen Scheiß gar nicht mehr wirklich durch, aber ich frag' mich, woher diese ganzen Leute kommen und was sie bewegt, solchen Hass zu streuen. Das Lustige daran ist, dass wir Teilnehmer uns gerade bei der Splash!-Edition fast alle kennen und auch schätzen und viele Zuschauer mit so einem Hass die gegnerischen Videos kommentieren. Ergibt für mich keinen Sinn, aber so ist es halt einfach. Ich bin trotzdem froh, ein Teil dieses tollen Turniers gewesen zu sein.




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    T-Jey


    Auch T-Jey gab uns durch regelmäßige VBT-Teilnahmen Gelegenheit, an seinem musikalischen Werdegang teilzuhaben. So startete er als recht wenig beachteter Underdog ins Turnier, erarbeitete sich aber durch seine technisch perfekte Vortragsweise und seine Art, Wortspiele und Pointen zu platzieren, einiges an Respekt unter Zuschauern und Teilnehmern. Zum ersten Mal richtig in den Fokus der breiten Masse rückte der Wortakrobat, als er sich während des 16tel-Finales aufgrund einer nicht eingehaltenen Absprache mit seinem Kontrahenten stritt und Duzoe in T-Jeys Runde die wohl kontroverseste Hook der VBT-Geschichte platzierte, indem er die verstorbene Mutter des Gegners thematisierte. T-Jey hatte sich einen Namen gemacht. Nach einem weiteren Sieg gegen Tamo-Flage wartete im Viertelfinale Scotch, der im Laufe des Turniers zu einem der Favoriten aufgestiegen war. Durch eine sowohl flowtechnisch als auch textlich perfekte Leistung und nicht zuletzt auch durch sein heutiges Markenzeichen, der pinken Leggins, gelang es T-Jey allerdings, den Favoriten niederzuringen und ins Halbfinale einzuziehen, wo er sich dann aber gegen GeOT geschlagen geben musste. T-Jey war innerhalb des Turniers gewachsen und zählte in den kommenden Jahren stets selbst zu den meistbeachtetsten Teilnehmern.


    rappers.in: Kannst du den Lesern, die das VBT 2010 nicht verfolgt haben, aus deiner Sicht die Rahmenbedingungen und den Ablauf dieses Battles zusammenfassen, um ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe zu geben?


    T-Jey: Hallo, jo! (schreit) 2010 war geil! Es war eigentlich sogar das VBT für mich, da ich damals halt zum ersten Mal teilnahm und ich nicht wie jetzt in meiner stinkenden Lache saß, sondern ein frisches Küken, gerade aus dem Ei gepellt und noch mit Dotter in der Fresse, war. Genau das machte das Scotch-Battle so interessant für mich. Scotch war bereits eine gestandene Größe in dieser weiten Welt des World Wide Web und ich war ein zartes Blümchen, ein kurzes Haar am Sack von einem pubertierenden Balg. Ich hatte anfangs echt gedacht: "Scheiße, dat wird ziemlich schwer!" Scoddy hatte für damalige Verhältnisse eine beachtliche Fanbase und mich feierten lediglich Oma und Tante Hildruth. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich hier videotechnisch gar nix reißen kann und ich mich vor allem auf den Text und generell auf den Rap konzentrieren musste. Die Videopunkte hatte ich schon mental abgegeben.


    rappers.in: Wie in quasi allen großen Battles der VBT-Geschichte sorgte auch hier das Endergebnis für einige Kontroversen. Könntest du das Ergebnis für uns bewerten? Hältst du es nach einigen Jahren Abstand für gerechtfertigt und wie begründest du deine Ansicht?


    T-Jey: (überlegt) Das Ding ist, dass ich wunderschöne und auch flauschig warme Leggins als Waffe nutzte – und ganz ehrlich, das konnte nur gewinnen, ne! Nee, Spaß bei Seite. Zahlen sagen wenig aus, aber der Sieg, den hielt ich meinerseits schon für in Ordnung. Scotch hat sich ein bisschen mit diesem Techno-Beat verpokert, denke ich. Und ich glaube, er hatte mich stark unterschätzt. Er hatte sogar meiner Erinnerung nach leicht abfällige Kommentare damals gegen mich losgelassen und war sich sehr sicher. Aber grade bei seiner Hinrunde war halt der Text eine große Schwachstelle und da kam ich ins Spiel. Das Ding war eine Steilvorlage und das Kontern wurde so zu einer Frühlingsbrise, die mir ums Gemächt wehte. Und bei seinem Leuchtstoffvideo oder was auch immer für Flüssigkeiten da benutzt wurden, dachte ich: "T-Jey muss ein Aerobic-Video machen!" Ich fuhr unorganisiert wie immer durch die Gegend und dann sah ich meine Erlösung: die Mode-Ikone kik. Da drin fand ich für 3,99 Euro eine rosa Leggins und eine behinderte Mütze. Der Preis für solche Leggins ist nun bei 8 Glocken, also schnell ab zu kik und zuschlagen!



    rappers.in: Was war deiner Meinung nach das Highlight der Runde deines Gegners und von welcher Zeile hast du dich wirklich getroffen gefühlt? Gibt es vielleicht gar eine Line, über die du heute noch schmunzeln musst, wenn du sie hörst?


    T-Jey: Das Highlight (überlegt) ... Ich konnte der Technosache nichts abgewinnen und der Text war halt null punchend. Ich meine: "Olé, Olé, Olé, ich hab einen im Tee" trifft mich nicht wirklich und auch "T-Jey, T-Jey, du kennst das schon, Viertelfinale, Endstation" trifft nicht, wenn ich noch nie zuvor beim VBT teilgenommen hab'. Das Highlight war eigentlich das Video. War cool gemacht, das Ganze. Es war als Battletrack halt nicht viel da, als Partytrack war es sicher super, aber genau das machte seine Runde am Ende so verletzlich.


    rappers.in: Das VBT gibt es nun seit mittlerweile sechs Jahren und du bist als einer der Veteranen quasi von Anfang an dabei. Wie siehst du denn die Entwicklung des Turniers und worin liegen deiner Meinung nach die gravierendsten Unterschiede der Ausgaben von 2010 und 2012?


    T-Jey: Oh ja, das ist eine schöne Frage! Am gravierendsten ist wohl die Anzahl der Zuschauer und der Teilnehmer, wenn man das so vergleicht. Als ich das erste Mal dabei war, waren es etwa 500 Teilnehmer und was die Zuschauer angeht, war es im Vergleich zu heute noch familiär. Heute kommen da nahezu 2000 Rapper und an den Klickzahlen, die teils bis in die Millionen gehen und welche ein äußerst wichtiger Parameter zur Berechnung der Schwanzgröße sind, multipliziert mit der Videoqualität, merkt man, dass da eine enorme Menschenmenge uns paar Idioten verfolgt, die sich gegenseitig die Birne einschlagen und ein halbes Jahr ihres Lebens im Keller einsperren, um halbwegs was auf die Beine zu stellen. Und auch diese VBT Splash!-Sache ist ein richtig dickes Ding. Ich meine, welche Internetplattform hat die Möglichkeit, einen Spash!-Act zu stellen? Das ist beachtlich! Ich glaube, so etwas lässt einem Straußeneier wachsen. Mittlerweile ist es auch schon so weit, dass das VBT sogar als Karrieresprungbrett dient, siehe Lance. Man kann sagen, was man will, und versuchen, diese Internetgeneration totzureden, aber man kommt nicht mehr drum herum. Das scheint die Zukunft zu sein, auch wenn das zumindest für mich einen teilweise bitteren Beigeschmack besitzt. Eine weitere große Veränderung sind ganz klar die Videos. Damals noch mit Toaster gedreht und mit einem Löffel geschnitten, wird heute Steven Spielberg rangekarrt, um Hollywood nachzueifern, und das sogar von Menschen, die morgen gehört haben, dass es heute schon Rap gibt und dass er unglaublicherweise fernab von Science-Fiction existiert. Was einem heute so an Videoproduktionen geboten wird, ist der Hammer. Da steckt mehr dahinter als oftmals in Mainstreamproduktionen, wahrscheinlich, weil da der Biss noch da ist und die Liebe anstatt der Quantität. Auch ich bin letztes Jahr dann irgendwann umgestiegen von Toaster und Paint zu Spiegelreflexkamera, auch wenn's wehtat. Und nochmal zu den Zuschauerzahlen: Ich glaube, das VBT ist so erfolgreich geworden, weil viele Leute uns haben aufwachsen sehen. Wir sind keine unantastbaren Künstler. Die Leute reden und diskutieren mit uns, sie leben das Turnier und manche jedenfalls auch den Stress mit uns. Es ist alles zum Anfassen und nicht nur alles unpersönlich und steril. Man kann fast sagen, wir haben unsere eigene kleine Szene geschaffen, die mittlerweile in Blickfeld der Deutschrapszene agiert. Und zum Schluss grüße ich Mama, mach weiterhin so tollen Hackbraten.



    Marc Schleichert (Hater)

  • Alles verändert sich und nichts verändert sich
    Die Videos sind komplett anders und besser und die Rapper haben ein viel höheres Niveau aber T-jey ist immer noch der Techniker mit mittelmäßigen Videos und Scotch der Technorapper mit schlechten Texten aber feierbarer Musik

  • Schöner Artikel, auch wenn ich in Sachen Scotch eher das Milo-Battle genommen hätte
    Aber dafür werden wir hier mit nem guten T-Jey-Interview belohnt, musste bei einigen seiner Antworten schmunzeln :D

  • Ich wusste gar nicht, dass diese beiden VBT-Legenden sind.... Hehehe.
    Ti-Jay allerdings sehr sympathisch, sehr cool. :thumbup:

  • Beides extrem feierbare Leute. Hab beide schon auf der Tour getroffen und das ein oder andere Wort gewechselt. Alles sehr authentisch. Hoffentlich kommen demnächst mehr "normale" Tracks. Also kein Battlerap.

  • Zitat

    Original von RoterFisch
    Schöner Artikel, auch wenn ich in Sachen Scotch eher das Milo-Battle genommen hätte
    Aber dafür werden wir hier mit nem guten T-Jey-Interview belohnt, musste bei einigen seiner Antworten schmunzeln :D


    Naja, das konzept ist ja ein battle zu nehmen, in dem 2 ''Legenden'' battlen, und milo hat ja nun nur einmal 2011 mitgemacht:D

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