01. Intro
02. Das ist D.O.P.E.
03. No Fame feat. Jokaz
05. Marty McFly
06. Dope Beatz and Rhymez
07. Kagawa/Globalisierung
08. Ich steh drauf
09. Der Struggle dominiert feat. Lakmann
10. Bei Geld
11. Mission Boombap feat. Abroo
12. Serienjunkie Vol. 2
13. 4 Real feat. Moment One, Blanka & Farbiga
14. Walkman Sound feat. Rugged Rome
15. Hoch die Tassen
16. Jungle VIP
17. Wat los ist feat. Neno, TomTom & Brenna
18. Beschäftigungstherapie
19. Outro
Bei der Vergabe eines Albumtitels spielen verschiedenste Faktoren, die nicht nur von Künstler zu Künstler, sondern auch von Album zu Album unterschiedlich sein können, eine Rolle. Mal entsteht der Titel vor dem Album und gibt die Richtung an, in die sich das Klangbild bewegen wird, mal ergibt er sich als logische Konsequenz aus dem Sound oder steht einfach als Metapher für das, was der Künstler mit seiner Musik ausdrücken will. Welcher Fall bei dem von Buddi & Benson gemeinsam erschaffenen Album mit dem Titel "D.O.P.E." als Akronym für "dreckig, oldschool, Pott und echt" vorliegt, wird sich zeigen.
"Plus die Scheibe von uns beiden, ey, wir ha'm paar heiße Eisen/
Und bau'n damit das Gerüst, mein Freund, du siehst es schon von Weitem/
D-O-P-E dort aus Stahlbeton am Horizont/
Auf 'nem Sprengsatz, der die Splitter weit bis in den Orbit bombt/"
(Buddi auf "Das ist D.O.P.E.")
D und O werden uns bereits im "Intro" serviert. Samplesound und Boom Bap-Beat, gepaart mit dreckigen Scratches und Zeilen über die goldene Ära des HipHops geben die Richtung an, in die das Album läuft und liefern einen guten Einblick in das, was auf den weiteren 18 Tracks wartet. "Das ist D.O.P.E." beginnt mit Schlagzeug und Gitarre ohne zusätzliche Spielereien, was den ersten gerappten Zeilen fast einen "A capella –Charakter" verleiht, bevor der Beat von Benson dann richtig einsetzt und auch Buddi mit mehr Power in der Stimme loslegt. Von da an wird gescratcht und der Ruhrpott sowie die 90er gefeiert, was das Zeug hält. Die beiden haben eine genaue Vorstellung davon, wie guter HipHop zu sein hat und meinen deshalb, gemeinsam mit Jokaz auf "No Fame", es zähle die Frage "Was kannst du am Mic? Und nicht die Resonanz von Kindern". Des Weiteren wird zwischen Erfolg in Form von Geld und Chartplatzierung und Fame in Form von gezolltem Respekt aus der Szene unterschieden. Tatsächlichen Fame erhält man also nicht durch beispielsweise einen plötzlichen Internethype, sondern indem man ihn sich in der Cypher verdient, wie es schon in den 90ern üblich war. Da Buddi zu dieser Zeit in der Szene aber noch nicht tätig war, musste er quasi wie "Marty McFly" aus "Zurück in die Zukunft" eine Zeitreise unternehmen, um die Oldschool in die Neuzeit zu transportieren. Auf dem Benson-Beat, mit einem teilweise fast etwas störenden "Pfiff"-Sample werden, wenn Buddi seinen "Fluxkompensator mit Punchlines betankt" oder ihn "die Vergangenheit wie Biff Tannen einholt", immer wieder kleine Anspielungen auf die Filmtrilogie gemacht und mit der Oldschool-Thematik verbunden. Der Halbchinese weiß also genau, wie er seine Hörer zum Lachen bringen oder ihnen zumindest das eine oder andere Schmunzeln entlocken kann. Diese humoristische Ader führt er auch auf "Kagawa/Globalisierung" fort, wenn er auf eine sehr amüsante Art seinen Migrationshintergrund thematisiert. So rappt er davon, dass er nicht nur jede Menge Klischees erfüllt – Brille, Asiat und Informatikstudent – oder regelmäßig mit Blumio verwechselt wird, sondern auch davon, dass er die richtigen Connections für den Fall hat, dass du ein gefälschtes Splash!-Bändchen brauchen solltest.
"Nur wenn man älter ist, ändert sich Weltansicht/
Ich hab zwei Kids und nehm' Hände weg vom Gangstershit/
Was soll ich packen oder alles untern'n Hut bring'/
Nur ab und zu schaff ich's zu 'nem Videoshooting/"
(Lakmann auf "Der Struggle dominiert")
Auf einem nach Oldschool klingenden Album aus dem Westen Deutschlands, darf ein Name eigentlich niemals fehlen. So ist ein Feature von Laki Polichronidis aka Lakmann auf "D.O.P.E." im Grunde ein Muss. Mit unverwechselbar ignorantem Lakmann-Flow, wird die Ambivalenz beschrieben, die ein Leben mit sich bringt, das einen geregelten Alltag mit dem HipHop-Lebensstil verbinden soll. In Hinblick auf den finanziellen Aspekt ist HipHop nun mal ein meist wenig rentables Hobby. Dennoch hat Buddi für seine Leute immer ein paar Euro übrig, die er dann gerne auch mal verleiht. Dass "bei Geld" die Freundschaft aber auch aufhört, wird klar, wenn der Mann, der Currywurst mit Stäbchen verspeist, auf einem langsamen Boom Bap-Beat mit sanften, ruhigen Tönen davon erzählt, wie ein lange nicht zurückgezahlter Kredit das Ende einer positiven Verbundenheit bedeuten kann. Die Kohle, die dann noch übrig bleibt, wird vor allem in DVDs ("Serienjunkie Vol. 2") und Alkohol ("Hoch die Tassen") investiert. Ersteres Lied entführt uns, wie sein auf Soundcloud hörbarer Vorgänger, in die Welt eines Menschen, der viel Zeit investiert, um von "Breaking Bad" über "Sons of Anarchy" bis zu "X-Diaries" jede erdenkliche Serie zu sehen. "Hoch die Tassen" dagegen lädt uns zu einer gemütlichen Kneipenrunde ins "Old Dreams" ein, wo Buddi neben jeder Menge alkoholgetränkten Zeilen auch eine gesunde Portion Ruhrpott-Charme ausschenkt. Vielleicht ist Alkohol in rauen Mengen auch der Vater der Idee zu "Jungle VIP", einem absolut "affigen" Track. In der Rolle von King Louie aus dem Dschungelbuch krönt sich der Ruhrpottler selbst zum König der Affen und wird dabei neben einer Horde von Gorillas, Schimpansen und anderen Primaten auch von Urwaldgeräuschen, Vogelgezwitscher und Affengebrüll begleitet. Denn genau so fühlt sich der MC am wohlsten: viel redend, umgeben von vielen Menschen und einer ordentlichen Geräuschkulisse, während er nur äußerst ungern allein ist, wie er auf "Beschäftigungstherapie" verrät. Trotzdem bleibt er für das "Outro" stumm, sodass der jazzige Klang des Beats und somit allein Benson Beatz im Mittelpunkt steht, um dem Hörer die Möglichkeit zu geben, auch ihm noch einmal vollen Respekt zu zollen.
Fazit:
Ein MC, ein Producer, ein gemeinsames Ziel, formuliert in vier Worten: dreckig, oldschool, Pott, echt. Dreckige Scratches und oldschool-Boom Bap-Beats mit diversen zusätzlichen Instrumenten wie Schlagzeug, Gitarre und Klavier. Golden-Era-Thematiken und Features wie Lakmann und Abroo sowie charmante, teils etwas rustikale Ruhrpott-Attitüde ohne jegliche Höhenflüge oder unnötige Representertracks. Ziel erreicht. Letztlich lässt sich das Ganze einfach, wie selten ein Album, zusammenfassen. Hier ist "D.O.P.E.", die Beschreibung des Klangbilds, die Konsequenz aus dem, was die Interpreten abliefern und die schlichte aber umfassende Beschreibung der Künstler selbst. Sprich: Buddi & Benson sind "D.O.P.E.".
Wobo Solagl (Daniel Fersch)
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