Special: Kurz-Reviews (März 2013)

  • Im Jahr 2013 sieht man sich als eigenständiges Deutschrap-Magazin in einer wahren Dilemmasituation gefangen: der Markt ist längst übersättigt. Tagtäglich wächst die Szene exponentiell, ein Ende ist nicht in Sicht – Rapper kommen, aber so wirklich gehen wollen sie nicht, selbst wenn sie's sagen. Comebacks an jeder Ecke. Und nachdem vor einigen Jahren noch sämtliche Plattenfirmen dicht machten, schießen neue Labels langsam wieder aus allen Böden. Vorbei die Zeiten von Aggro Berlin, BOZZ Music und Optik Records – die Ära der Freunde von Niemand, der Azzlackz, der Halunkenbanden und der Banger-Musiker hat unlängst begonnen. Bei einer solchen Vielfalt an neuen Künstlern ist es natürlich nicht ganz so einfach, den Überblick zu behalten – was ist wichtig, was könnte noch wichtig werden und was kann man getrost unter den Tisch fallen lassen? In internen Gesprächen kommen sie immer wieder auf – die Fragen, wer sich nun seine Review verdient hat, wer seinen Platz in den "Unknown Kings" kriegen sollte und wer zwar ein guter Künstler ist, aufgrund von Kapazitätenauslastung aber leider keine Plattform von uns geboten bekommt. Und das sind teilweise leider so einige ... Was uns zur Dilemmasituation zurückführt: Allen kann man's in der heutigen Zeit unmöglich recht machen. Ist ein wenig wie in "300": eine Hand voll Redakteure sieht sich einer Übermacht an Rappern gegenübergestellt. Deshalb wollen wir mit diesem Special mal einen kleinen Exkurs wagen – abseits der unbekannten Könige und der sowieso schon bekannten Acts ist nämlich nach wie vor ein Haufen aufstrebender Künstler in der Szene unterwegs, die wir euch im Rahmen einiger Kurz-Reviews vorstellen möchten ...





    Umse – Wachstum


    "Wär' HipHop 'ne Blume, würd' ich sie gießen", rappt der gebürtige Ratinger Rapper Umse auf dem Track "Druck", zu finden auf seinem dritten Soloalbum "Wachstum". Und wäre HipHop eine Person, so könnte sie kaum jemand besser charakterisieren als dieser Künstler. Auf seiner neuesten Platte rappt er auf HipHop-typischen Instrumentals, gespickt mit zahlreichen Samples und Scratches, über seine Liebe zur Musik, zum Schreiben und natürlich zur Szene an sich. Umses Stimme ist dabei sein Markenzeichen ... und das setzt er grandios ein. Die helle Klangfarbe ruft ein besonders angenehmes Feeling hervor und die verschiedenen Rapstyles, die er auf den 14 Tracks, die sich auf "Wachstum" befinden, so auspackt, beherrscht er alle astrein. Jeder Part klingt einfach nur unglaublich versiert, nie monoton. Trotz der streng genommen nicht sonderlich großen thematischen Vielfalt kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Man hört dem MC einfach nur gerne zu. Fazit: Fans von typischer HipHop-, ja, vielleicht gar "Oldschool"-Musik, machen hier absolut nichts falsch. Angenehmer Stimmeinsatz, smoothe Beats, keine wirkliche Monotonie – so muss eine Rapplatte klingen. Auch 2013.





    Headtrick und eSKay sind Die Hänger – Relax EP


    Die Namen Headtrick und eSKay dürften zumindest auf rappers.in schon nicht mehr allzu unbekannt sein – immerhin haben die beiden Rapper wie auch unsere Seite ihre ursprünglichen Wurzeln in der RBA und stammen aus dem Umfeld JAWs beziehungsweise auch Hollywood Hanks. Mit "Relax" liefert das Duo allerdings mal einen etwas anderen Sound ab, gemäß ihrem neuen Motto "Scheiß auf Krach und Streit – nur Gelassenheit". Für ihr gemeinsames Hänger-Projekt pickten sie ausnahmslos Jazz-lastige und smoothe Beats. Thematisch geht es auf der Platte darum, alles etwas gelassener zu betrachten, aber auch der HipHop-Kultur an sich wird gefröhnt ("Ihr und wir"). Zwar dürfen Fans keine Battle-, aber doch ein paar Representer-Tracks erwarten, die sich dank der Instrumentierung wunderbar in das gechillte Gesamtbild der EP einreihen. Reim- und flowtechnisch bewegen sich sowohl Headtrick als auch eSKay auf einem guten Niveau, wirkliche Fehler in technischen Bereichen sind da nicht mehr rauszufiltern. Und so lässt sich sagen, dass mit der "Relax EP" ein für den Frühling ganz wunderbar geeignetes, lockeres Miniwerk entstanden ist, das beinhaltet, was Titel und Cover versprechen. Chill out.





    Derbst One – Ruhrpott Inferno


    Derbst One ist der Name des neuesten Signings der Plattform Ruhrpott Illegal, zu deren Besetzung auch der vor Kurzem auf Platz zwei der Albumcharts eingestiegene Fard zählt. Fünf Tracks beinhaltet die EP "Ruhrpott Inferno" – und die befassen sich genau mit der Thematik, die man vom Namen erwarten dürfte. Käufer bekommen einen Mix aus Auf-die-Fresse-Rap, Ruhrpott-typischem Straßenrap und die Hervorhebung der Perspektivlosigkeit der "Generation" des Protagonisten auf die Ohren. Dem Rapper kann man dabei zu Gute halten, dass er eine sehr brachiale, drückende Stimme hat und die auch super einsetzt. Reimtechnisch gibt's nur wenig zu meckern, ich selbst habe lediglich mit der Art dieser Darbietung unlängst abgeschlossen. Denn von dieser Art Sound leidet die Deutschrapszene nun wirklich schon an Übersättigung. Die übermäßig Synthie-lastigen Beats unterstreichen dabei nur noch einmal, was man hier wohl sowieso schon erwartet hat: "Ruhrpott Inferno" ist eine typische Straßenrap-EP ohne besondere Höhe-, aber auch ohne Tiefpunkte. Ob man das in 2013 noch braucht, muss jeder selbst entscheiden. Fans dieser Art Musik dürfen allerdings getrost zugreifen und sich über einen zusätzlichen F.Nazizi-Part freuen.



    Pascal Ambros (ProRipper)

  • Fard ist schon seit längerer Zeit kein Teil von Ruhrpott Illegal mehr (nachzulesen bspw. hier), sondern geht seinen eigenen Weg mit der neu geschaffenen "Ruhrpott Elite".
    Waren die Fronten zunächst verhärtet, so hat sich das ganze nun wieder entspannt. Daher ist es auch zu diesem F-Nazizi-Part auf der Derbst-EP gekommen.


    Umse ist einfach Umse, und das ist verdammt gut so :thumbup:

  • Zitat

    Original von Tschnn
    Fard ist schon seit längerer Zeit kein Teil von Ruhrpott Illegal mehr (nachzulesen bspw. hier), sondern geht seinen eigenen Weg mit der neu geschaffenen "Ruhrpott Elite".


    Finds eigtl. ziemlich unseriös, dass das nicht mal im Artikel geändert wird :thumbdown:

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