Review: Fard – Bellum et Pax (Premium Edition)



  • 01. Schwarz
    02. Laufe & Laufe
    03. Madar
    04. Symphonie meiner Melodie
    feat. Julie Lioness
    05. Alphatier
    06. Ruhrpott Elite
    feat. Hamad 45 & Snaga
    07. Hakuna Matata
    08. Kalt wie Gold
    feat. Jason Anousheh
    09. In seinem Blut
    10. Zu spät/I remember when
    feat. Bobby V
    11. Tagträumer
    12. Stamm der Nazizi's
    13. 60 Terrorbars (Miami-Edition)
    14. Rap & Ich
    15. Bellum et Pax


    Bonus-Tracks:
    16. Zwischen uns
    17. Like this
    feat. Redman
    18. Gottes Werk & Teufels Beitrag
    19. Hoffnung
    feat. Julie Lioness


    Der "Junge ohne Herz", F.Nazizi, "Ruhrpott-King". Fard ist unter vielen Namen bekannt – und wird nun mit neuem Album vorstellig. Mit "Bellum et Pax" wählte er etwa eineinhalb Jahre nach dem Release von "Invictus" einmal mehr einen lateinischen Namen für sein Werk – Krieg und Frieden. Der Titel beschreibt Fards Textinhalte im Allgemeinen sehr gut: Zeigt sich Farhad Nazarinejad, so der bürgerliche Name des Gladbeckers, meist von einer nachdenklichen, emotionalen Seite, so reißt er doch auch gerne mal seinen Mund weit auf und will Deutschland zeigen, wer hier wem was zu sagen hat. Mit "Bellum et Pax" knackte Fard erstmals die Top 10 der deutschen Charts und stieg auf einem starken zweiten Platz ein, was in letzter Zeit nur von einem gewissen Jurastudenten mit künstlerischer Ader und einem Marokkaner mit Vorliebe für Frauen mittleren Alters, die mittlerweile fast ganz Deutschland ein Begriff sind, übertroffen wurde. Ob sich hinter diesem Erfolg wirklich ein bahnbrechendes, einschlägiges Album mit berührenden, tiefgreifenden Erzählungen, feinsten Battletracks und Untermalung des Status' der Ruhrpott-Elite verbirgt, ist die Frage, die sich mir stellt, als ich die CD zum ersten Mal in den Spieler einlege.


    "Gesellschaft macht verrückt, kleine weiße Pillen/
    Deutschland – willkommen in meinem Film/
    Vater lehrte mich: Stock und Stein brechen deine Knochen, mein Sohn/
    Aber niemals deinen Willen/
    "
    (Fard auf "Schwarz")


    Den Einstieg in "Bellum et Pax" stellt mit "Schwarz" ein typisches Fard-Intro auf einem typischen Fard-Beat dar. Auf einem synthielastigen Instrumental zeigt der Ruhrpotter auf, was seine Texte und seine Person ausmachen und was der Zuhörer auf diesem Album zu erwarten hat. Der Junge, der früher nichts zu verlieren hatte und jetzt ein Star ist. Es wird auf die Gesellschaft und das Leben als Migrant in Deutschland hingewiesen, die enge Verbindung zur Familie und die Unbeugsamkeit des Willens des Iraners werden beschrieben und betont. Dieses Schema zieht sich durch die meisten weiteren Tracks des Albums. Autobiographische Erzählungen, die die Persönlichkeit Fards darstellen, bilden den Mittelpunkt der Platte. Auf Tracks wie "Laufe & Laufe", "Hakuna Matata" oder "Bellum et Pax" wird mit kleinen Unterschieden immer wieder der Weg "vom Tellerwäscher zum Millionär" behandelt. Dies kann man als Treue zum eigenen Stil beschreiben, in diesem Fall empfinde ich es allerdings eher als starke Monotonie. Die Texte ähneln sich wirklich extrem und irgendwann scheint die Thematik – vor allem, da es bereits das vierte Soloalbum des Ruhrpottlers ist, auf dem er ebendiese Themengebiete behandelt – einfach ausgelutscht. Irgendwann weiß ich einfach, dass Farhad früher ein Junge war, der nichts hatte, nur auf dem Bolzplatz hing und dass F.Nazizi heute ein gefeierter Superstar ist, zu dem die Ex-Freundin nicht mehr zurückzukommen braucht ("Zu spät/I remember when"). Die Präsentation der verschiedenen Titel ist ebenfalls alles andere als herausragend. Fard flowt zwar stets souverän und sauber auf dem Beat – große Variationen, Überraschungen oder ausgefeilte Reimketten bleiben allerdings Fehlanzeige. Durch verschiedene Gesangshooks, zum Beispiel von Julie Lioness, Bobby V oder Jason Anousheh wird versucht, Emotionalität zu vermitteln, was die Wirkung der Lieder für mich allerdings ebenfalls nicht verstärkt. Phrasen und Floskeln, die man so einfach schon zu oft gehört hat, dominieren hier. Als sinnbildlich für diese Gleichheit der Lieder kann das fast vor jedem Track angestimmte "Yeah, ah" des Interpreten angesehen werden, dass genauso gleichbleibend ist wie die Kernaussage der Texte. Auch ein etwas anderes Thema, wie die Rolle von Rap und HipHop in Fards Leben inklusive Namedropping einiger US-Oldschooler, das der Interpret anschneidet, kommt aufgrund der nicht allzu kreativen Vortragsweise des Iraners einfach nicht wirklich bei mir an.


    Eine kleine Ausnahme bildet der Titel "Madar". Dieser stellt eine Liebeserklärung und Danksagung des Künstlers an seine Mutter dar. Ja, auch dies gab es schon oft und Fard bricht nicht wirklich aus seinem Schema aus – doch im Gegensatz zu vielen anderen Tracks wirkt er auf mich hier wirklich authentisch. Der Track berührt auch, weil hier der schöne, orientalisch angehauchte Beat von DJ Smoove sowie die auf Persisch vorgetragene Hook die Atmosphäre des Liedes unterstreichen.


    "Wenn alle fortgehen, wirst du noch da sein/
    Und falls ich mal fortgeh', wirst du mir nachweinen/
    Tausende Frauen, aber keine wie sie/
    Für sie fall' ich gerne auf meine Knie/
    Mein Regen im Wüstenkrieg/
    Bei uns sagt man, dass das Paradies unter ihren Füßen liegt/
    "
    (Fard auf "Madar")


    Als Alternative zu Fards emotionalen Geschichten finden sich auf "Bellum et Pax" auch einige Representer und härtere Battletracks. Mit Ruhrpotter Schnauze spitten F.Nazizi, Hamad 45 und Snaga wild drauf los ("Ruhrpott Elite") und liefern das, was von einem Track dieser Art erwartet wird. Das ist zwar souverän, doch wirklich vom Hocker haut auch das nicht. Richtig krasse Punchlines fallen nicht – einzelne Zeilen dagegen wirken einfach nur deplatziert. Auf "60 Terrorbars (Miami-Edition)" versucht sich Fard mit etwas melodischerer Betonung in den Strophen – zwar mal ein Experiment, doch wirkt es eher unausgefeilt denn albumreif. Zu erwähnen ist natürlich das erneute Redman-Feature, welches schon auf Vorgänger "Invictus" für großes Aufsehen sorgte. Die US-Legende liefert einen soliden Part ab, doch irgendwie wirkt der Synthiebeat von "Like this" einfach unpassend für den Oldschool-Flow des alten Partners von Method Man, der auch schon bessere Verse gekickt hat. Ein beeindruckendes Element, das Fard hier erneut herangezogen hat, doch genau wie alle anderen Lieder dieser Art auf "Bellum et Pax" zerstört es eher das ansonsten durchaus gegebene Konzept des Albums. Ohne diese Nummern würde es immerhin als komplettes und in sich konsequentes Werk erscheinen. Auch hier sind die sich ähnelnden Beats, produziert unter anderem von Joshimixu, Rooq und Shuko, ein Grund dafür, dass einfach keine Abwechslung stattfindet. Natürlich sind alle Tracks wunderbar ausproduziert, doch den Rest können alle Beteiligten besser. Die verschiedenen Synthiebeats unterstreichen die Atmosphäre der Tracks einfach zu wenig und sind auch qualitativ unter dem Durchschnitt anzuordnen. Es erscheint, als könnte man beinahe jeden Track mit demselben Beat unterlegen, was abermals die Monotonie der einzelnen Werke erkennbar werden lässt.


    "Ich bin hier, ich bin da, um an Geld zu kommen/
    Ich bin zu maskulin für Fans von Elton John/
    Der Nummer-1-Wichser, ich schlage zu/
    Du willst Krieg, ich bin hier, worauf wartest du?/
    Ich fick' dich, ich fick' ihn, ich fick' Ali Baba/
    Bin der König der Straße – Ferrari-Fahrer/
    "
    (Fard auf "Like this")


    Fazit:
    Fard hat mit seinem vierten Soloalbum einen beeindruckenden Charteinzug erreicht, er kann ein Feature mit einer US-Legende sowie Beats von bekannten Produzenten aufweisen und hat eine große Fanbase im Rücken. All dies verdient Respekt. Doch hört man sich das Album genauer an, stören die enorme Ähnlichkeit der einzelnen Lieder, die immer gleiche Vortragsweise des Rappers, die unterdurchschnittlichen Synthiebeats und die sich stetig wiederholenden Themen, die Fard schon vor so vielen Jahren behandelt hat, einfach enorm. Der "Junge ohne Herz" hat sich nun schon so oft vom Jungen ohne Geld zum Mann mit Ruhm und Ehre gemausert – die Entwicklung ist so langsam einfach abgeschlossen. Sich immer wieder anzuhören, wie ihm das gelungen ist und wie anders sein Leben nun ist, langweilt einfach. Es ist zu hoffen, dass sich in Fards Leben noch einige andere Dinge abspielen – ein weiteres Mal muss ich den "American Dream" des Iraners in Deutschland nicht in vertonter Form miterleben.



    Alexander Hollenhorst (Holle)

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  • Finde Fard auch sehr langweilig,zumindest auf Album länge,als reiner Battlerapper ist er okay,aber ihm fehlt es an Entertainer qualitätet und Themenvielfalt

  • Hab mir bis auf die Youtubevideos nichts von diesem Album angehört. 2008 hätte ich niemals gedacht, dass so etwas bei einem Fard-Album passieren könnte.

  • Zitat

    Original von K-Lazarevac
    Finde Fard auch sehr langweilig,zumindest auf Album länge,als reiner Battlerapper ist er okay,aber ihm fehlt es an Entertainer qualitätet und Themenvielfalt


    seh ich genauso
    als battlerapper kann er gefallen aber so deepes zeugs einfach nein

  • Gute review. Zum flow habt ihr relativ wenig gesagt, wobei der für mich das schlimmste ist. So schlecht.


    Zum album: Das album ist halt einfach whack. Fard habe ich gefeiert, heute bin ich kur davor ihn zu haten. Er ist so schlecht geworden.

  • Zitat

    Original von Jaymi
    Unglaublich wie er von Album zu Album immer mehr abbaut
    Erkennt man z.b. In den terrorbars extrem krass


    Stimmt. Teil 1 war wirklich der Beste.

  • Sein bislang schwächstes Album.. auch wenn ein paar schöne Lieder drauf sind. Aber das Fazit trifft es komplett.

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