unknown Kings: März 2013

  • Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf Facebook oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album fertig gestellt! Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab." Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Beginn des Internetzeitalters rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen – während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen. Mit dieser Rubrik haben wir uns das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die unserer Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypter Internetgrößen zu finden sein noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.





    Nikepa – Nik Knock


    Nach einem ersten Album vor vier Jahren und der Teilnahme am VBT 2012 beschenkt Nikepa Rap-Deutschland nun mit der sieben Anspielstationen umfassenden "Nik Knock"-EP. Thematisch wandelt Nik hier hauptsächlich zwischen der Präsentation der eigenen Persönlichkeit ("Nik Knock"), der Erhebung dieser über andere Rapper ("Stop") und den Gedanken über die eigenen Fähigkeiten ("Mein Monolog"). Dabei überzeugt der Kölner mit gut durchdachten, teils (selbst-)ironischen Texten, wiederholt melodisch umgesetzten Parts und Hooks sowie dem souveränen permanenten Wechsel zwischen schnellen und langsamen Flowpassagen auf den einzelnen Tracks. Die Instrumentierung, die fast ausschließlich von der Formation Circle of Alchemists stammt, unterstreicht die textlichen und flowlichen Veränderungen in Nikepas Texten gekonnt – so wird das "Intro" beispielsweise von Streichern und dem von Anne Hardt gesungenen "Nik" eindrucksvoll intoniert, während ein hartes E-Gitarren-Sample auf "Spieltrieb" die Auseinandersetzung des Künstlers mit den Negativaspekten der festen Bindung zum weiblichen Geschlecht untermalt. Unterm Strich liefert Nikepa mit "Nik Knock" eine stimmige, wenn auch etwas kurze EP, die Lust auf mehr macht und definitiv gehört werden sollte.


    Circle of Alchemists-Homepage – kostenfreier Download





    Joshi Mizu – "ZU!Gabe"


    Im November letzten Jahres machte er mit seiner Free-EP "ZU!Name" von sich reden, nun veröffentlichte der Wiener Rapper Joshi Mizu das Streetalbum "ZU!Gabe". Zeitgleich ist es das erste Release auf RAF Camoras jüngst gegründetem Label Indipendenza, welches von Joshi auf qualitativ hohem Niveau repräsentiert wird. Auf 16 Tracks bringt er sauber gerappte, gut durchdachte Texte mit großem flowlichen und stimmlichen Abwechslungsreichtum. Inhaltlich decken die Songs ebenfalls ein vielfältiges Spektrum ab – von den Möglichkeiten, immer das Beste aus seinem Dasein machen zu können ("Alles kann passieren") und den Erfahrungen mit Alkohol im Zuge eines Partylebens ("Drink in mein Glas") über die Verdammung der Ex-Freundin ("Keine Bitch") bis hin zur Liebeserklärung an die Mutter und die damit verbundene Bekundung des eigenen Erfolgs ("Mama") ist alles dabei. Die dazu produzierten Beats, für die neben The Royals und KD-Supier hauptsächlich The Stereoids verantwortlich zeichnen, sind meist gespickt mit klangvollen Synthesizern sowie Einflüssen aus dem Trap- und Dubstep-Bereich und verleihen den Tracks einen aktuellen, frischen Sound. Auch die Liste der Features kann sich sehen lassen: MoTrip ("Kopfchillen"), Chakuza ("Mehr") und natürlich der Indipendenza-Chef RAF persönlich ("XY", "ZU") liefern alle gewohnt starke Parts ab, die den positiven Gesamteindruck der Platte unterstreichen. Joshi Mizus Album ist zusammengefasst absolut hörenswert und schreit geradezu nach einer weiteren "ZU!Gabe".


    Amazon Deutschland – zu kaufen





    Teenie Pop Gang – "Teenage Dream"


    "Are teenage dreams so hard to beat?" – dieser dem Pressetext entnommenen Frage wollten Jonny David, Martin und V.I.B. auf den Grund gehen. Daraus entstanden ist die Anfang des Monats zum Free-Download erschienene "Teenage Dream"-EP unter dem Crewnamen Teenie Pop Gang. Auf sechs Tracks setzen sich die erstgenannten Rapper mit den Aspekten des Lebens im Alter zwischen 13 und 19 auseinander. So rechtfertigt beispielsweise "Forever Young" die Arbeit der Künstler als Konservierung der eigenen Jugendzeit, während der gemeinsame Track mit Grafenschreck, Jenson Lining und Champijan die Erlebnisse vom ersten "Urlaub ohne Eltern" beschreibt. Textlich geschieht dies mit einem gehöriges Maß an Selbstironie und Sarkasmus in Bezug auf das Teenager-Dasein und das klischeehafte Bild vom Musikgenre des Teenie-Pop. Doch auch ernste und kritische Gedanken über die Zukunft nach dem Ende der Teenie-Jahre und die damit verbundenen Ängste werden auf dem Release geäußert ("Träumst du?"). V.I.B. als drittes Crew-Mitglied steuert in Zusammenarbeit mit Jonny David den Großteil der Beats auf "Teenage Dream" bei. Die sauber ausproduzierten Instrumentale weisen aufgrund ihres melodischen Sounds in Verbindung mit den vielen eher gesungenen Textpassagen der Künstler einen Pop-Charakter auf, der in diesem Fall nicht stört, da er die Inhalte von Jonny Davids und Martins häufig ironischen Texten passend unterstützt. Fazit: Wer nochmal ein Teenager sein möchte, kommt an dem Release der Teenie Pop Gang nicht vorbei. Doch auch Raphörer in den besten Teenie-Jahren und Fans humorvoller Texte kommen hier definitiv auf ihre Kosten – abchecken!


    Homepage der Teenie Pop Gang – kostenfreier Download




    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "Unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor Kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass wir nicht auf jede Anfrage persönlich antworten können. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!



    SK-pe (Sascha Koch)

  • Joshi's Album ist einfach nur klasse geworden, kann ich nur empfehlen

  • jetzt nichts gegen nikepa, aber was ist das denn bitte für eine lächerliche vetternwirtschaft hier? gerade nach dieser bedeutungsschwangeren einleitung kommt dann eine, mit verlaub, standard-ep. wirkt ein bisschen unglaubwürdig, aber naja, freunde von niemand verdienen ja auch immer viele mics....

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