Review: Laas Unltd. – Im Herzen King



  • 01. Intro/Lazer Gun
    02. Neuer Tag
    03. Im Herzen King
    04. 1 Zimmer
    05. Bengalische Fackel


    Das Prinzip des Wettbewerbs ist im Rap mindestens genauso fest verankert wie in der freien Marktwirtschaft. Kaum verwunderlich also, dass ein Großteil von Künstlern liebend gerne zu Superlativen jeglicher Art greift, um die eigene Person zu beschreiben. Chef, Boss, Baba, Don oder gar König – die eigene Lobpreisung gehört im HipHop zum guten Ton. Ganz den Instinkten eines Battlerappers folgend, bezeichnete sich Laas Unltd. 2011 auf dem Album "Blackbook" als neuen King und rechtmäßigen Erben auf Savas' Thron. Womit wir wieder bei der Marktwirtschaft sind: Betrachtet man die nackten Verkaufszahlen von "Im Herzen Kind", Laas' letztem Album, bleibt der Eindruck, dass der Rapper den Mund etwas zu voll genommen hat. Musik lässt sich aber Gott sei Dank nicht auf Verkaufszahlen reduzieren. Deshalb hat Laas auch kein Problem damit, sich weiterhin als King zu sehen, wenn auch nur im Herzen. Bleibt zu klären, welche Figur er auf seiner neuen EP abgibt. König oder doch eher Hofnarr?


    Wer sich selbst als angehenden König sieht, der muss auch aufs Schlachtfeld. Auf selbigem macht Lace zu Beginn keine schlechte Figur: Den elektronisch angehauchten Beat auf "Intro/Lazer Gun", produziert von Sir Jai und Strike, versieht der Protagonist mit einem temporeichen Silbenfeuerwerk. Verschachtelte und gut durchdachte Reime, sauber vorgetragen und mit Nachdruck auf die nach vorne preschenden Drums gesetzt. So stellt man sich einen Representer vor. Nur schade, dass schon nach einer guten Minute Schluss ist, denn Laas zeigt hier ganz deutlich, dass er sein Handwerk beherrscht und nicht erst seit vorgestern rappt. Dieser Eindruck verflüchtigt sich leider schon mit der nächsten Anspielstation. Obwohl "Feeling Good"-Sample und Kopfnick-garantierende Gitarrensounds eine Steilvorlage bieten, den Beat von Sir Jay und M.I.G. flowtechnisch zu "rasieren", bleibt der selbsternannte Thronfolger einiges schuldig. Dessen dünne und verhältnismäßig hohe Stimme kann mit dem Klangvolumen des Beats nicht konkurrieren. Hinzu kommt, dass die Vergleiche nicht zünden und die Reime zwar solide, aber dennoch wahllos zusammengewürfelt wirken. Vielleicht hätte der Backpacker besser daran getan, den besungenen Beutel Gras unangetastet zu lassen. Dann wären wahrscheinlich ein paar semi-kreative Zeilen weniger entstanden:


    "Pulitzer-Preis in der Tasche, USA, Catwalk/
    Ich schieß' aus der Luft Raketen auf deinen Flashmob/
    Textblock voll wie 'ne Snackbox/
    Mein Rookiestatus ist längst abgelaufen, ich bleib' hungrig wie ein Fettklops/
    "
    (Laas Unltd. auf "Neuer Tag")


    Der König der Herzen muss sich wohl eingestehen, dass er zwar ein guter Rapper ist, aber dennoch nie den Thron – wenn es denn einen gibt – besteigen wird. Wahrscheinlich hat er dies längst erkannt, denn die folgenden drei Tracks gehen inhaltlich in eine ganz andere Richtung. Die szeneintern immer wieder aufkeimende Frage, wer den Längsten hat, beantwortet der gebürtige Gütersloher ganz simpel: Ehrlichkeit. Die währt schließlich am längsten. Dementsprechend geht Laas selbstkritisch mit sich ins Gericht. Auf dem Titeltrack "Im Herzen King" thematisiert der Protagonist mäßige Verkaufszahlen und sein Standing in der Raplandschaft. Im Folgenden lässt er die Hosen dann komplett runter. "1 Zimmer" und "Bengalische Fackel" offenbaren, dass der Beef mit Kollegah und verhaltene Charterfolge deutliche Spuren in Form von schlaflosen Nächten hinterlassen haben. Diese gnadenlose Ehrlichkeit hinterlässt einen positiven Eindruck. Einzige Wermutstropfen sind auf der zweiten EP-Hälfte die Beats. Fabsters Beat zu "1 Zimmer" überzeugt mit melancholischer Atmosphäre, die Instrumentierungen der anderen beiden Songs, produziert von P.M.B., Sir Jai und M.I.G., entlocken aber nur ein genervtes Augenrollen. Über nichts lässt sich mehr streiten als Beatgeschmäcker, aber hochgepitchte Vocal-Samples sind doch mehr als ausgelutscht. Unhörbar sind die Tracks dadurch aber nicht, außerdem entschuldigen die angesprochenen Texte diesen Kritikpunkt:


    "Warum mein Album floppte? Fuck it, ich hab' selbst gestutzt/
    Schieb's nicht auf das Label und die Fans, denn ich trag' selbst die Schuld/
    Mein Auftreten, die Attitüde für viele zu selbstbewusst/
    Na und, du Ficker, ich bin immer noch ein King – Selbstbetrug/"

    (Laas Unltd. auf "Bengalische Fackel")


    Fazit:
    "Im Herzen King" ist die logische Konsequenz aus Misserfolgen jüngerer Vergangenheit. Laas hinterfragt sich selbst und schlägt ruhigere Töne an. Die Wahrscheinlichkeit, dass er mit dieser Art Rap eines Tages die Spitze der Charts erklimmt, ist relativ gering. Dafür ist seine Ehrlichkeit aber auch um ein Vielfaches sympathischer als das bisherige Bestreben, das Deutschrapszepter zu übernehmen. Somit bleibt festzuhalten, dass Laas Unltd. weder König, noch Hofnarr ist. Er ist einfach nur Laas, und das tut seiner Musik sehr gut.



    Marvin Nix (Woodfellas)

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  • geht einfach darum, dass er seine definition von hiphop als einzig wahre sieht. man kann auch auf sympathische art oldschool sein, aber der typ ist einfach ein trottel.

  • Ich find die EP richtig gut, hör sie ehrlich gesagt öfter als jbg2. Fand die EP auch besser als in der Review beschrieben aber ich finde Laas auch sehr sympathisch deswegen stimmt das alles wohl so!

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