Review: Cr7z – An7ma



  • 01. Weisser Sand
    02. Neue Welt
    03. Schmerzen
    04. Feuer im Glas
    05. Tageslicht
    feat. Jinx
    06. Drei Schwerter
    07. Weitsicht
    08. Montauk
    feat. Absztrakkt
    09. Zeitverlust
    10. Fallkurve
    11. Keshiki
    12. Mantis
    feat. Jamer$on
    13. Fragezeichen
    14. You
    15. Perfekter Kreis
    feat. Jenny Wall


    Meinetwegen können 13-jährige Anime-Fans in Naruto ihren Helden sehen, aber wenn ich einen 26-jährigen Rapper in einem Video vor beeindruckenden Landschaften im bayrischen Wald oder vor einem See mit einem Naruto-Shirt sehe, der über Drogen rappt, muss ich erstmal einige Minuten innehalten, um mir eine Meinung bilden zu können und mir dessen bewusst zu werden, was ich davon halten soll. Ob sich Naruto als Ergänzung eines Images eignet, welches zum ersten kommerziellen Erfolg führen soll? Mit "AN7MA" liefert 58Muzik-Member Cr7z sein erstes Verkaufsalbum. Mein Interesse wurde jedenfalls geweckt. Und so informierte ich mich etwas über den Künstler. Gegenüber rappers.in erklärte er, dass "AN7MA" sein Beitrag sei, um "der Szene wieder ein wenig mehr Leben, Emotion, Nähe, Gedankenmuster [...]" zu geben. Das klingt, als wäre kommerzieller Erfolg nicht wichtig. Rein oberflächlich betrachtet, würde ich jetzt typische Love-Songs erwarten. Das, was man halt so hört, wenn von "Leben, Emotion und Nähe" gesprochen wird. Doch ob "AN7MA" auch wirklich Musik mit Seele ist?


    Obwohl ich im ersten Track eines Albums schon des Öfteren einen Beat mit hochgepitchtem Gesangs-Sample und einen Rapper, der über Drogenerfahrungen und seine Musik spricht, gehört habe, ist "Weisser Sand" etwas gewöhnungsbedürftig. Cr7z verwendet sprachliche Bilder mit einem ausgeprägten Vokabular in einem sehr, nennen wir es mal, "abwechslungsreichen" Reimschema. So finden sich in den ersten zwei Zeilen mehrere Reime darüber, wie der Interpret im Begriff ist, "Biester zu fangen", während man im Laufe des Tracks auch mal vier Zeilen auf einen einzigen Reim warten muss. In einem Interview erklärte er, dass diese Biester die Versuchungen sind, Drogen zu nehmen. Solche Metaphern ziehen sich durch den ganzen Song, während der Künstler von seinen negativen Erfahrungen mit Drogen erzählt, wie er die Drogenexzesse seiner Mitmenschen wahrnahm und dass er seine Zeit nun lieber der Musik widmet. Gewöhnungsbedürftig hierbei ist die eben besagte Vielzahl an Metaphern, da der Sinn nicht beim ersten Hören deutlich wird, was mich in diesem komplexen Reimschema zu Beginn überraschte. Das ist Cr7z' Stil, sich auszudrücken. An das Instrumental gewöhnt man sich gerne und sobald einem der Stil vertraut ist, erkennt man einige schöne sprachliche Bilder.


    "Ein klammes Laken und ein T-Shirt mit paar Litern drin/
    So ist es, wenn Ikarus zu nah' an die strahlende Sonne kommt/
    Sieh den Sinn im Ganzen, ich wring' den Lappen aus/
    Spül' den Dämon in der Wanne runter und erkenn' mein Spiegelbild/
    "
    (Cr7z auf "Weisser Sand")


    Wie bereits auf "Weisser Sand" wird in der nächsten Anspielstation "Neue Welt" auf einem Instrumental mit kritischem Blick Richtung Mitmenschen beziehungsweise Gesellschaft geschaut. Kritikpunkte sind die Digitalisierung und wie die Menschheit dadurch zur faulen, trägen Masse wurde. Meine Kritikpunkte: In diesem Track wird viel darüber gesprochen, wie "die Gesellschaft verfällt" und wie entfernt Menschen voneinander sind, doch von der angesprochenen "Nähe", die offensichtlich vermisst wird, hört man wenig. Dazu kommt, dass viel stimmliche Abwechslung und Flowvariation selten im Angebot stehen. Fans des stur Durchrappens kommen allerdings voll auf ihre Kosten. Zum nächsten Track passt diese Art des Rappens allerdings ganz gut. Denn auf "Schmerzen" baut die wenig abwechslungsreiche, depressive Stimmlage eine schöne Atmosphäre auf, während diese Stimme über die eigenen kindlichen, physischen Erfahrungen mit starken "Schmerzen" spricht. Denn Cr7z wäre nach einem Unfall mit einem Trampolin beinahe querschnittsgelähmt gewesen. Nun, im Erwachsenenalter, quälen ihn seelische Leiden.


    "Vereinzelt gibt es Momente, in denen ich leide/
    Weil ich mir Gedanken mache um die anderen Menschen weit weg/
    Ich kann nicht begreifen, warum die Welt so radikal unterteilt ist/
    Ne Mutter ihr verhungertes Kind eingräbt/
    "
    (Cr7z auf "Schmerzen")


    Das ist kein Sound für 13-jährige Anime-Fans. Als ich dann aber im Booklet den Titel "Drei Schwerter" las, habe ich einen Ninja/Samurai-Track erwartet, für eventuell genau diese Zielgruppe. Doch was ich bekam, war ein Track "für alle Menschen, die von einer Person verlassen worden sind, für die sie ihr eigenes Leben ohne zu zögern gegeben hätten". Cr7z rappt sehr emotional darüber, wie er und eine ihm sehr wichtige weibliche Person nun getrennte Wege gehen. Und diese Gefühle bauen sich im Laufe des Tracks immer mehr auf: Von "Geht's dir am Arsch vorbei, dass du mir wehtust?" bis hin zu "Und jetzt hast du 'nen stehenden Penis im After, stöhnst zum Takt vom elektrischen Base der Strandbar, bis dir die Wichse an den Schenkeln klebt, mit denen du abtanzt" ist alles dabei. Zudem hegt er erst Selbstmordgedanken, dann die Gedanken, diese Person in einen Keller zu sperren und sie zu töten. Mir kommt das Ganze sehr übertrieben vor, jedoch unterstützt dies den Gefühlsausdruck. Aber obwohl der Track so persönlich ist, muss ich sagen, dass ich diese Thematik nun nicht das erste Mal höre und sie ziemlich ausgelutscht ist. Mit einer Unmenge Fantasie klingt das Ganze etwas wie die deepere Version vom Beatfabrik-Klassiker "Du Hure", nur mit besserer Rhetorik und natürlich mit besserer Produktion, wenn es um die Sound-Qualität geht. Ich glaube, Tracks von dieser Sorte sind ziemlich situationsbedingt und durch die Übertreibungen schreckt mich "Drei Schwerter" eher ab, als dass ich mitfühle.


    Leben und Emotion en masse, aber Nähe eher weniger, denn ich distanziere mich oft von dem, was thematisiert wird. Vielleicht, weil ich mich nicht damit identifizieren kann und es nicht "fühle", obwohl die Produktionen von unter anderem Dj s.R. und Jinxtrumentalz immer eine passende Atmosphäre zum Mitfühlen aufbauen. Trotz Cr7z' eigenem Stil und seiner Lyrik, die mir nach etwas Gewöhnung gut gefällt, fesseln mich Lieder über "Schmerzen", über die Ex ("Drei Schwerter"), über die Liebe zum Rap ("Zeitverlust"), über das Schreiben von Raps, die eigenen Raps und die Rapszene ("Fallkurve") nicht mehr so sehr. Schon gar nicht, wenn in einem dieser Songs sieben Minuten lang durchgerappt wird. Respekt für diese Leistung, aber durch die bereits angesprochene langweilige Stimmlage wird diese Performance auf Dauer monoton. Der Interpret sagt zwar viel Richtiges, aber drei Minuten hätten es auch getan.


    "Ideal wär's, wenn sich Talent durchsetzen könnte/
    Nicht immer nur dieser Standard, von den euch bekannten Pennern/
    Wenn man mal diggt, dann gibt es massig dopen Stuff im deutschen HipHop/
    Ich bin da hundertprozentig keine Ausnahme/
    "
    (Cr7z auf "Fallkurve")


    Fazit:
    Cr7z ist ein guter Lyriker. Die Art, wie er das rüberbringt, ist teilweise ziemlich anstrengend, ab und an jedoch wieder beeindruckend. Die sauber produzierten Instrumentals mit Pianos, Geigen und Gesangs-Samples bieten ein gutes Fundament für das Beeindruckende. Die Feature-Parts von Jinx auf "Tageslicht" und von Absztrakkt auf "Montauk" ergänzen das Ganze, da diese beiden vom Style her Cr7z etwas ähneln und man endlich mal einen anderen Stimmeinsatz hört. Das ist auch der Grund, warum mir der Gesang von Jenny Wall auf "Perfekter Kreis" sehr gefällt. Das Album hat Emotionen sowie Höhen und Tiefen. Wie das Leben – deep. Doch auf Dauer wird es öde und zieht sich in die Länge, weil ich irgendwann nichts mehr über Tränen und Schmerzen hören möchte, wovon gefühlt in jedem dritten oder vierten Track gesprochen wird. Die Platte ist gut geworden, keine Frage. Aber sie wird bei mir nicht in Dauerschleife laufen. Das wäre eine Überdosis. "AN7MA" ist vielleicht Musik mit zu viel Seele.

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    Bewerte diese CD:
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  • schade, du hast sonst bessere Reviews geschrieben, diese hier ist "nur" Standard
    hätte noch angesprochen, dass sehr schlechte wie-Vergleiche seiner Lyrik extrem schaden
    und Drei Schwerter hat extrem gute Betonungen, die für mich das Lied zu einem Highlight machen, aber das ist sicher Geschmackssache

  • Habe das Album nicht gehört, kenne nur 2,3 Tracks.
    Was ich gehört habe war ganz interessant aber die Auszüge aus den Lyrics hier sind meiner Meinung nach echt whack... Da wird krampfhaft versucht lyrisch zu glänzen aber es klingt mehr wie ein Bertolt Brecht auf Crystal Meth...
    Aber eigentlich ein dufte Typ

  • Zitat

    Original von Mixez
    Führt das aber nicht euer Wertungsschema ad absurdum?


    ein großer negativ aspekt in dieser review war ja, dass er es etwas zu monoton fand auf dauer. ein anderer empfindet das vllcht nicht so und gibt mehr mics.
    das eine review immer stark vom autor abhängt sollte eig jedem klar sein.

    du bist so dünn du kaufst bei c&a einen kindergürtel
    ich hab marihuana grün wie ein ninja turtle

  • finde diese review nicht sehr gut, die besten lieder werden fast garnicht thematisiert und nur das schlechte hervorgehoben, und die textauszüge sind soooo schlecht gewählt... so kann man AN7MA echt schlecht aussehen lassen...


    weitsicht
    you
    und perfekter kreis kamen viel zu kurz und wurden garnicht genannt oder nur kurz im fazit... sehr schade, bitte noch eine zweite review...

  • Ich halte CR7Z für einen der wohl klügsten Rapper Deutschlands. Auch regt er zum Denken an, was unserer Gesellschaft nicht schadet. Sich bei der Review lediglich auf Monotonie, Klang und Meaphern zu beziehen reicht nicht. Bei einem solchen Künstler muss man mehr in die Tiefe gehen um zu erkennen wie genial er ist. Vor allem Text und Message sollten nächstes mal mehr thematisiert werden.

  • Zitat

    Original von w00tmarius
    kann die Review absolut nicht nachvollziehen. Klar, viele Lieder handeln von Schmerz oder ähnlichem, aber das war von Anfang an klar.


    Naja...bei vielen Rappern ist klar dass ihre Alben von drugsbitchesnmoney handeln werden...und obwohl mans von Anfang an weis, find ichs trotzdem scheisse ^^

  • jo Deep: Bin ich ganz deiner Meinung.


    Dem Album würde ich persönlich ne Wertung von 8/10 geben.
    Ich habe schon vor dem Album viele Tracks von Cr7z gehört und feiere ihn.
    Einfach ein genialer Musiker mit sehr ausdrucksvollen Texten.

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