VBT Magazin: VBT Legenden Teil 1: Coru und Rec-Z


  • Das Achtelfinale der zweiten großen Splash!-Edition des VBTs steht vor der Tür und während hier bereits die Gladiatoren der Sprechsängerriege die Mikrophone wetzen, um sich auf dieses Ereignis vorzubereiten, nehmen wir selbiges zum Anlass, um uns auf die Wurzeln dieses Turniers zu besinnen. Wie wurden die heutigen VBT-Legenden zu dem, was sie sind, und welche Battles fesselten tausende von Zuschauern gebannt an ihre Monitore? Was sorgte für Kontroversen und welche Geschichten gibt es rund um das größte virtuelle Rapbattleturnier der Welt zu erzählen? In dieser Serie beantworten wir diese Fragen und lassen hierbei auch die Helden von einst zu Wort kommen.



    [Vimeo]53805425[/Vimeo]


    Coru


    Einige Jahre bevor Coru als über den Dingen stehender, wohlhabender Cashbrother von sich reden machte, besaß der Münchner ein weitaus ungewöhnlicheres Image. So bezeichnete sich die VBT-Legende mit einem Augenzwinkern bei seinen ersten Teilnahmen als Ninja-Kämpfer, der seinen Feinden mit fernöstlicher Kampfkunst zu Leibe rückt. Im Jahre 2009 traf eben dieser bis dato recht unbekannte Ninja auf den Vorjahresfinalisten und Turnierfavoriten Rec-Z, und so war die Favoritenfrage schnell beantwortet. Coru motivierte diese allerdings eher und so servierte er dem Publikum mit seiner Hinrunde die erste große Themenrunde der VBT-Geschichte, welche in Form einer Stan-Persiflage die ausgemachten Schwächen von Rec-Z offenlegte und ebendiesen ordentlich durch den Kakao zog. Gegen Ende schlüpfte er gar in die Rolle des Gegners, um die Runde zu einem durch und durch runden Gesamtprodukt zu machen. Der Aufwand wurde belohnt und so gelang es Coru überraschend, den Turnierfavoriten frühzeitig zu eliminieren und den Schlagabtausch als Sieger zu verlassen. Um den Geist von damals wieder aufleben zu lassen, haben wir mit Coru über dieses ganz besondere Battle gesprochen.


    rappers.in: Kannst du den Lesern, die das VBT 2009 nicht verfolgt haben, aus deiner Sicht die Rahmenbedingungen und den Ablauf dieses Battles zusammenfassen, um ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe zu geben?


    Coru: Also, das Battle war ja aus verschiedenen Gründen eine ziemlich interessante Angelegenheit. Zuerst einmal gab es den Status von uns beiden. Ich war ein VBT-Niemand, der was konnte, aber den keiner wirklich auf dem Schirm hatte – und das auch zu Recht. Da hatte es bisher noch nichts gegeben, was wirklich interessant gewesen wäre. Rec-Z war für viele der Favorit auf den Titel. Er war im Vorjahr im Finale gewesen, brachte einen starken Battlestyle mit Wortspielen, Vergleichen und so weiter. Gleichzeitig fand ich seinen Rapstyle aber auch heftig scheiße und darum den ganzen Hype und wie er gefeiert wurde total fehl am Platz. Die zwei Faktoren haben dann dazu geführt, dass ich ziemlich motiviert war, den ganzen Deppen zu zeigen, dass ich krasser bin. Man muss dazu sagen, dass Rec-Z ein supernetter Typ ist, soweit ich das beurteilen kann. Das fand ich auch damals – aber sein Rap sagte mir damals wie heute halt nicht zu. Ich hab' dann also diese Runde auf den "Stan"-Beat gemacht und wie das bei mir ist, wenn ich ein Thema und eine Idee habe, flutscht das einfach. Habe das Ding dann schnell geschrieben, bin zu einem Kollegen gefahren, wo wir das Video gemacht haben, und das war es dann auch. Als dann die Hinrunden da waren, sind da auch komplette Welten aufeinandergetroffen. Rec-Z hat ein Video gemacht, das für damalige Verhältnisse in ziemlich jedem Bereich unfassbar hochqualitativ war, aber vom Rap her eben genau die Dinge aufwies, die ich in meiner Runde an ihm kritisiert habe. Das war zu dem Zeitpunkt halt auch leicht für mich, denn ich war in der klaren Underdog-Rolle. Und auch wenn alle immer über den Famebonus weinen: Der ist manchmal mehr Fluch als Segen, denn man bietet einem Gegner mehr Angriffsfläche und Profil, während du als relativer No-Name einfach schwer zu greifen bist. Wenn man dann eine Standardrunde gegen so einen Favoriten bringt, scheitert man am Famebonus, denn man wird halt meistens nicht viel besser sein oder überraschen können. Die "Stan"-Runde war aber innovativ, witzig und tatsächlich einfach sehr stark. Deswegen haben dann alle rumgefeiert wie blöd, Rec-Z als geschlagen erklärt und so weiter, bevor die Rückrunden da waren. Und hey, ich mein', was willst du da an seiner Stelle auch tun? Du kannst es nie genauso cool kontern, weil die Runde halt fast unkonterbar war – durch ihre Idee und die Art, wie sie gepuncht hat. Meine Rückrunde war dann eigentlich ein recht frustriertes Ding, wo ich mich mal wieder über alles aufgeregt habe, was mich nervt. Ich hab' aber wohl den Nerv vieler Leute damit getroffen und dann eben gewonnen und war auf einmal selbst ein Favorit mit Famebonus.


    rappers.in: Wie in quasi allen großen Battles der VBT-Geschichte sorgte auch hier das Endergebnis für einige Kontroversen. Könntest du das Ergebnis für uns bewerten? Hältst du es nach einigen Jahren Abstand für gerechtfertigt und wie begründest du deine Ansicht?


    Coru: Ich halte es für total gerechtfertigt. Ohne mich da selbst zu feiern oder so, aber wenn man einen Favoriten besiegen möchte als klarer Underdog, dann bitte so. Mach für deine Verhältnisse 'ne Killer-Runde, denn damals war so eine Videoquali halt einfach okay, weil es halbwegs normal war, dass das Video crap ist. Bring etwas, was keiner erwartet und was wirklich 'nen coolen, neuen Faktor mitbringt. Damit zwingt man den Favoriten, aus seinem Käfig auszubrechen, den er sich aufgebaut hat. Da ist ein Image, da ist eine Erwartungshaltung der Leute und ein bewährtes Rezept. Wenn du dich als Herausforderer darauf einlässt und versuchst, auf die gleiche oder eine ähnliche Schiene zu kommen, wirst du, wie oben schon gesagt, einfach scheitern – und das zu Recht. Man muss den Gegenüber dazu bringen, dass er sich neu präsentieren muss; auf eine Art, wie er das nicht gewohnt ist. Wenn er das dann hinkriegt, hat er auch den Sieg verdient. Wenn er das nicht wirklich schafft oder es irgendwie ohne eine Dominanz macht, die man von ihm erwartet, fliegt er raus. Und das war hier eben der Fall. Auch ein Grund, warum ich im Jahr drauf gerne GeOT oder Kico gebattlet hätte, weil es einfach niemand geschafft hat, sie dazu zu zwingen, von ihrem Standard abzuweichen. Dabei wär das so schön möglich gewesen.



    rappers.in: Was war deiner Meinung nach das Highlight der Runde deines Gegners und von welcher Zeile hast du dich wirklich getroffen gefühlt? Gibt es vielleicht gar eine Line, über die du heute noch schmunzeln musst, wenn du sie hörst?


    Coru: Ich muss die Runde dafür nochmal anhören, habe die ewig nicht gehört.


    (Hört sich die Runde an)


    Okay ... nee, das geht alles an mir vorbei. Sind ein paar witzige Lines und Wortspiele, aber mir gefällt diese Art Rap halt nicht. Sind einige an sich gute Lines drin, aber mich treffen sie nicht so recht, finde ich, wie damals auch in der Rückrunde gesagt. Und darum erinnere ich mich da dann auch nicht dran. Ich höre die Runden meiner Gegner aber wirklich auch nur zwei Mal oder so und das war's. Da bleibt dann auch nicht so viel hängen, egal, was das für eine Runde war. Ich muss aber jetzt beim Gucken nochmal sagen, dass das für damalige Verhältnisse einfach qualitativ schon krass war. Schon schön, wie da zwei total unterschiedliche Hinrunden am Start waren. Die eine mit crap Qualität und einer witzigen Idee und die andere mit high Quality, aber ohne genug Innovation. Heutzutage ist es ja meistens so: zwei high Qualities ohne Innovation oder ein behinderter Spast, der auf Clown macht und das dann als gute Idee verkaufen will. Der obligatorische Front an das aktuelle VBT-Geschehen darf halt nicht fehlen.


    rappers.in: Das VBT gibt es nun seit mittlerweile sechs Jahren und du bist als einer der Veteranen quasi von Anfang an dabei. Wie siehst du denn die Entwicklung des Turniers und worin liegen die gravierendsten Unterschiede der Ausgaben von 2009 und 2012?


    Coru: Der größte Unterschied ist auf jeden Fall die Masse an Leuten, die man damit erreicht. Die Klickzahlen sind inzwischen enorm und es gibt auch den ein oder anderen, der es wirklich als Sprungbrett nutzen konnte. Da ist für sehr viele der Hintergedanke ein ganz anderer als früher. Ich sehe drei große Probleme: Der Quälitätsanspruch an das Visuelle ist bei den Fans und dadurch auch bei den Teilnehmern unfassbar gestiegen. Die Zeit, die man für eine Runde hat ist – wie damals – eine Woche, that's it. In einer Woche lassen sich bestimmte Dinge einfach nicht realisieren und dazu zählen hochqualitative Videos, die mehr bringen als nur einen Rapper an guten Locations mit diesen gottverschissenen roten Die-Filmrolle-Verbrennt-Effekten in einem Layer über dem Video. Keine Ahnung, wie das heißt, aber es macht ja jeder konstant und schon wirkt es, als wär' es krasse Rapvideo-Qualität, auch wenn's der letzte Scheißdreck an Video ist. Es ist kaum drin, wirklich innovatives Zeug zu bringen, da man es auf dem qualitativen Level in der Zeit einfach nicht schafft. Deswegen ist jedes Video irgendwie das gleiche und das langweilt. Für mich das größte Problem: Man ist auf den rappers.in-Beatpool beschränkt und das für eine so lange Zeit. Man hört die Beats total schnell tot, es wird immer die gleiche Kacke von jedem berappt und es gibt keine Innovation auf der Seite. Gleichzeitig wird dadurch, dass Amibeats erst so spät beziehungsweise bei der Splash!-Edition beispielsweise gar nicht eingesetzt werden dürfen, ein für mich total wichtiger Aspekt gekillt: das Neuinterpretieren von bekannten Videos, Tracks und Storys. Ein Battle wie das von Rec-Z und mir wird's halt einfach nicht mehr geben. Es wird kein "Stan"-Remake geben und es wird kein "Krone"-Remake geben. Es wird Dirty Maulwurf und Happy Beckmann geben, die durch eine Tiefgarage laufen und das Gleiche machen wie immer. Die Personen, die gehypt werden. Wichtig: Ich kenn' die Leute meist nicht persönlich und beziehe das darum auf das, was mir übers VBT präsentiert wird. Ich frag' mich manchmal, was mit dem Publikum da los ist, denn es gibt Sachen, die ich da so gar nicht nachvollziehen kann. Rapper, die skilltechnisch einfach weit davon entfernt sind, einen wirklich routinierten und guten Sound zu kreieren. Egal, in welche Stylerichtung das geht. Wie beispielsweise eine Ésmaticx, wobei die sich schon steigert. Aber es geht jetzt mal um das, was ich bis zur Splash!-Quali so kannte oder einen Dirty Maulwurf oder einen Klaus Bukkake. Die sind beziehungsweise waren für mich leider einfach schlechte Rapper. Darum versteh' ich da den Hunderttausend-Klicks-Hype kein Stück und frage mich, was da passiert. Aber hey, das scheint wohl so zu sein ... man muss ja nicht alles verstehen. Und dann die ganzen innovationslosen Klone, die einfach andauernd den gleichen Mist fabrizieren. Es langweilt mich einfach. Ich hab' niemanden mehr gefunden, der für mich einen interessanten Aspekt oder Charakter vertritt oder ins Turnier bringt. Alles irgendwie austauschbar, uninspiriert – mit solider Technik, aber sonst gar nichts. Die komplette Riege der Reimebude und 4tune, Esta und Co. geben mir einfach gar nichts mehr. Es ist auch so, dass absolut niemand von denen irgendwie Erfolg abseits des VBT haben wird. Die einzigen, die das schaffen, sind diejenigen, die wirklich eigenständig rappen, die etwas Besonderes machen vom Sound her. So jemand wie Lance. Aber keiner von denen wird das schaffen. Das ist auch nicht schlimm, denn: "Who cares?" Wenn man Spaß dabei hat und das einfach so macht, ist das auch cool. Ich hab' nur leider das Gefühl, dass viele denken, sie könnten etwas erreichen oder ihren VBT-Fame mit echter Akzeptanz verwechseln. Das finde ich dann behindert. Ich merke zum Beispiel bei meiner Musik, dass der da halt das gewisse Etwas fehlt, um damit wirklich etwas zu reißen. Das finden einige Leute cool, das freut mich sehr, für die mach' ich das und das ist cool. Ich kenne da aber meinen Platz und passe meine Ambitionen entsprechend an. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich meinen Traumjob schon habe und darum gar nicht Rapper sein wollen würde. (lacht)




    [YOUTUBE]FAm9eUCs7dk[/YOUTUBE]


    Rec-Z


    Der Hannoveraner Rec-Z, dessen Name sich aus dem lateinischen Wort für König ableitet, zählte nach seiner beeindruckenden Siegesserie im Vorjahr und der Art und Weise, wie ebendiese Siege zu Stande kamen, zu den ganz heißen Anwärtern auf den VBT-Sieg. Ganze Scharen von Gegnern hatte er mit seiner markanten Stimme und ganzen Salven von kreativen Wortspielen außer Gefecht gesetzt und sich damit eine beeindruckende Anhängerschaft erarbeitet. Auch im Jahre 2009 gegen Coru bekamen die Zuschauer von Rec-Z wieder klassischen Punchlinerap allererster Güteklasse geboten und mit der auch nach heutigen Maßstäben großartigen "Ich brauch' meine Tracks nicht mal weitergeben, denn/ sie sind meistens Selbstläufer wie Leichtathletikfans"-Line schenkte er dem Publikum den wohl besten Wie-Vergleich der VBT-Geschichte. Visuell orientierte sich der 31er Allstar an Kool Savas' Video zum Song "Krone", was sich in der Hook von Pete Licious bemerkbar machte. Auch Rec-Z stand uns Rede und Antwort, um uns seinen Blick auf das Battle zu schildern.


    rappers.in: Kannst du den Lesern, die das VBT 2009 nicht verfolgt haben, aus deiner Sicht die Rahmenbedingungen und den Ablauf dieses Battles zusammenfassen, um ihnen einen kleinen Einblick in die Hintergründe zu geben?


    Rec-Z: Ich kann hier nur von meinen persönlichen Eindrücken ausgehen. Meiner Meinung nach war Coru im Bezug auf seine Fans, Gleichgesinnten oder Unterstützer im Forum als schwieriger Gegner einzuschätzen, der auf jeden Fall ideentechnisch und innovativ auf einem sehr hohen Level spielte und stets für eine Überraschung sorgen konnte.
    Vor allem durch meinen Finaleinzug im Vorjahr war ich natürlich auch kein unbeschriebenes Blatt und mindestens die Hälfte der Leute sollte mich, nach meiner Einschätzung, damals für den Favoriten gehalten haben. Zu den Künstlertypen fällt mir ein, dass ich zu der Zeit im Bezug auf Battlerap eher der Vergleiche-Wortspiele-Metaphern-Rapper war, der jedoch im Gegensatz zu einigen anderen versucht hat, diesen Schreib- und Rapstil ganzheitlich auf einen Track, in diesem Fall auf eine VBT-Runde, anzuwenden. Ich habe mir also schon Gedanken gemacht, dass ich etwas Zusammenhängendes und Logisches schreibe. Besonders auch den Gegnerbezug, der damals immer wieder ausgiebig in den Forenbeiträgen diskutiert wurde, wollte ich unterbringen. Corus Besonderheiten lagen wohl im Kern darin, dass er nicht das typische Rapperbild abgab – es war noch untypischer als mein eigenes – und dass er sich mit seinen Gegnern sehr intensiv auseinandergesetzt hat, was sein enormer Gegnerbezug beweist. Zudem konnte keiner vor einem Battle einschätzen, was dort wohl für eine Art von Video entstehen wird – das war bei mir weitaus leichter vorherzusehen. Coru hatte den Überraschungsbonus, den er intensiv ausgenutzt hat.


    rappers.in: Wie in quasi allen großen Battles der VBT-Geschichte sorgte auch hier das Endergebnis für einige Kontroversen. Könntest du das Ergebnis für uns bewerten? Hältst du es nach einigen Jahren Abstand für gerechtfertigt und wie begründest du deine Ansicht?


    Rec-Z: (lacht) Das Ergebnis, das habe ich wahrscheinlich einen Tag nach der Entscheidung schon wieder vergessen. Ich weiß aber sehr wohl noch, dass Coru verdient gewonnen hat! Er hat einfach genau das getan, was ich eben beschrieben habe: Mit seiner Videoidee und dem dazu maßgeschneiderten Text hat er größtes Innovationsvermögen bewiesen. Selbst, wenn er eher einfachere Reime und meiner Meinung nach weniger Wortspiele benutzt hat, war seine Hinrunde einfach perfekt auf mich zugeschnitten. Mich hat das Ganze niemals persönlich getroffen, aber rap- und vor allem videotechnisch hat er damit die Messlatte extrem hochgelegt. Mir fällt gerade auf, dass wir uns beide in den Hinrunden für ein Cover eines berühmten Videos entschieden haben. Allerdings war seine Runde weitaus innovativer. Bei meinem Cover ging es vor allem um das äußere Erscheinungsbild, weniger um die inhaltliche Ebene. Er hat zusätzlich die inhaltlichen Aspekte stark herausgearbeitet und damit extrem gepunktet. Ich denke, die Rückrunden waren damals fast nur noch Formsache, selbst wenn normalerweise Hin- gegen Rückrunde gewertet wird. Coru hat das meiner Meinung nach selbst auch so gesehen, da er in der Rückrunde videotechnisch eher schwach war. Meine Rückrunde war dann ein Konter auf gleicher Ebene: Ich habe ihm quasi den Spiegel vorgehalten und versucht, seinen Front durch Raptechnik und einer umgedrehten Story nichtig zu machen – es hat nicht funktioniert! Coru hat damals verdient gewonnen, wobei ich jede Entscheidung immer auch für subjektiv halte.



    rappers.in: Was war deiner Meinung nach das Highlight der Runde deines Gegners und von welcher Zeile hast du dich wirklich getroffen gefühlt? Gibt es vielleicht gar eine Line, über die du heute noch schmunzeln musst, wenn du sie hörst?


    Rec-Z: Das Highlight seiner Runde war wohl wirklich das Gesamtbild. Das Konzept von vorne bis hinten, das Komplettpaket. Eine einzelne Zeile ist mir nicht im Kopf geblieben und auch getroffen gefühlt habe ich mich nie. Im Bezug auf die Battlegeschichte habe ich meine Persönlichkeit immer so weit wie möglich von der musikalischen Ebene entkoppelt und dies ist mir auch weitestgehend sehr gut gelungen. Von daher habe ich das Ganze stets sportlich gesehen und keine emotionalen Gedanken an die Sache verschwendet.


    rappers.in: Das VBT gibt es nun seit mittlerweile 6 Jahren und du bist als einer der Veteranen quasi von Anfang an dabei. Wie siehst du denn die Entwicklung des Turniers und worin liegen, deiner Meinung nach, die gravierendsten Unterschiede der Ausgaben von 2009 und 2012?


    Rec-Z: Das VBT hat sich, wie auch die Rapszene, stetig weiterentwickelt. Heutzutage steht vor allem der Entertainmentfaktor durch spaßige, oft auch selbstkritisch angehauchte Texte viel mehr im Vordergrund als die Rap- oder Reimtechnik. Rapper nehmen sich quasi selbst auf die Schippe, um damit indirekt ihre Gegner zu battlen und womöglich deren Chancen zu minimieren oder ihre eigene Angriffsfläche zu reduzieren. Die einstige Punchline-Ära à la Snaga & Pillath ist lange vorbei und es herrschen neue Trends. Ich verfolge das VBT mittlerweile sehr eingeschränkt, staune aber immer wieder über interessante Runden, die mich sowohl raptechnisch als auch auf inhaltlicher Linie überzeugen. Und natürlich die Qualität: Sowohl audio-, aber in erster Linie auch videotechnisch ist das mittlerweile oft nahezu auf Profilevel, was man da geboten bekommt. Ich mag schöne, hochqualitative Videos und mir gefällt dieser Aspekt im VBT besonders. Am liebsten sehe ich Rapper aber heute in persönlichen, aussagekräftigen Musikvideos.


    Marc Schleichert (Hater)

  • erstmal ein super thema :thumbup:


    und zum zweiten mal wieder viel liebe für coru. wär ich doch nur reich und könnte ihm so viel kohle bieten das seine alben erscheinen

    du bist so dünn du kaufst bei c&a einen kindergürtel
    ich hab marihuana grün wie ein ninja turtle

  • Zitat

    Original von Hater


    Coru: [...] Für mich das größte Problem: Man ist auf den rappers.in-Beatpool beschränkt und das für eine so lange Zeit. Man hört die Beats total schnell tot, es wird immer die gleiche Kacke von jedem berappt und es gibt keine Innovation auf der Seite. Gleichzeitig wird dadurch, dass Amibeats erst so spät beziehungsweise bei der Splash!-Edition beispielsweise gar nicht eingesetzt werden dürfen, ein für mich total wichtiger Aspekt gekillt: das Neuinterpretieren von bekannten Videos, Tracks und Storys. Ein Battle wie das von Rec-Z und mir wird's halt einfach nicht mehr geben. Es wird kein "Stan"-Remake geben und es wird kein "Krone"-Remake geben. Es wird Dirty Maulwurf und Happy Beckmann geben, die durch eine Tiefgarage laufen und das Gleiche machen wie immer. Die Personen, die gehypt werden. Wichtig: Ich kenn' die Leute meist nicht persönlich und beziehe das darum auf das, was mir übers VBT präsentiert wird. Ich frag' mich manchmal, was mit dem Publikum da los ist, denn es gibt Sachen, die ich da so gar nicht nachvollziehen kann. Rapper, die skilltechnisch einfach weit davon entfernt sind, einen wirklich routinierten und guten Sound zu kreieren. Egal, in welche Stylerichtung das geht. Wie beispielsweise eine Ésmaticx, wobei die sich schon steigert. Aber es geht jetzt mal um das, was ich bis zur Splash!-Quali so kannte oder einen Dirty Maulwurf oder einen Klaus Bukkake. Die sind beziehungsweise waren für mich leider einfach schlechte Rapper. Darum versteh' ich da den Hunderttausend-Klicks-Hype kein Stück und frage mich, was da passiert. Aber hey, das scheint wohl so zu sein ... man muss ja nicht alles verstehen. Und dann die ganzen innovationslosen Klone, die einfach andauernd den gleichen Mist fabrizieren. Es langweilt mich einfach. Ich hab' niemanden mehr gefunden, der für mich einen interessanten Aspekt oder Charakter vertritt oder ins Turnier bringt. Alles irgendwie austauschbar, uninspiriert – mit solider Technik, aber sonst gar nichts. Die komplette Riege der Reimebude und 4tune, Esta und Co. geben mir einfach gar nichts mehr. [...]


    :thumbup:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!