01. Intro
02. WWW
03. Noize
04. Tiefenrausch feat. Zylle
05. Weltbilder feat. Simao Capitao
06. All In
07. Herrbeat
08. From Brooklyn 2 Munich feat. Louis Logic
09. Dreh den Beat auf
10. Was du willst
11. U
12. Und Feb
13. O' zapft is
14. Einundzwanzig Leben
15. Shout's aus
Bei der schieren Masse deutscher Rapkünstler und Releases heutzutage ist es für Newcomer nicht unbedingt immer einfach, sich durch Neues zu etablieren. Die meisten Thematiken sind bereits behandelt, so gut wie jeder Style verwendet und jedes Image vergeben. Auch der Weg des niveauvollen, gesellschaftskritischen Raps wird bereits von vielen Künstlern beschritten, sodass es schwer ist, durch Innovation zu glänzen. Doch das Rad muss nicht immer neu erfunden werden, um gut zu klingen. Ähnlich verhält es sich mit dem Debütalbum des Münchner Rapduos Herrbeat & Feb, "Eat My Words".
"Wenn die Welt 'ne Scheibe ist, dann schmeiß' ich einen Dartpfeil/
Getragen von der Lüge sitzt ein Kobold auf dem Drahtseil/
Wenn das dann mal reißt – was dann? – dann gibt's Napalm/
Für alle, die nur 'Ja' sagen – bestätigt nur das Blabla/"
(Herrbeat auf "Weltbilder")
Bereits "WWW" lädt dank herausragender musikalischer Untermalung schnell zum Mitnicken ein. Dabei sinnieren Herrbeat & Feb, anders als der Titel zunächst vermuten lässt, nicht über das "world wide web", sondern über die W-Fragen des Lebens: "Wer? Wo? Wann? Was? Wie? Warum?" Hier zeichnet sich auch schon eines der eher störenden Merkmale der beiden Münchner ab, da ihre Texte oftmals fast schon kryptisch wirken und ihre Aussage aufgrund schwer verständlicher Metaphern teils verborgen bleibt. So klingt auch "letztens, da war alles beim Alten wie neulich" als Antwort auf die Frage, was es denn "Noize" gäbe, zunächst etwas verwirrend und umständlich, tut dem sehr entspannten, jazzigen Sound des Tracks jedoch nur wenig Abbruch. Wie in fast jedem der Lieder auf "Eat My Words" lassen sich auch hier teils gesellschaftskritische Inhalte finden, auch wenn sie nicht immer so deutlich wie beispielsweise auf "Tiefenrausch" sind. Der Track mit der etwas experimentellen und gewöhnungsbedürftigen, aber trotz allem irgendwie eingängigen Hook handelt von den negativen Seiten der Konsumgesellschaft und der Dröhnung, die jeder durch die tagtägliche Eindrucksflut erfährt. Wem diese Hook zusagt, der wird sich wohl auch über den ebenso ungewöhnlichen wie eingängigen Refrain von "All in" freuen, in dem ein kritischer Blick auf urbane Erlebnisse und den Großstadtdschungel gerichtet wird.
Dieser thematische rote Faden des kritischen Inhalts zieht sich – etwas zu strikt – auch durch "Was du willst" und "U", wobei bei ersterem Track auf einem entspannten Beat über die negativen Seiten des Geldes gerappt wird, während auf dem zweiten ein ruhiger, klavierlastiger Sound verwendet wird, um zu analysieren, was weltweit so im Argen liegt. Der Großteil des Albums ähnelt sich sowohl thematisch als auch vom von DJ Fine, Elemental Beats und Drum Addict produzierten Sound her so sehr, dass man fast glauben könnte, Herrbeat & Feb verfügten nur über ein recht eingeschränktes Repertoire, auch wenn "O' zapft is" ein wenig Variation einbringt.
"Mehr als dreitausend Sprachen, unter weißblauen Fahnen/
Am Parkplatz ein schwarzgelber Reisebus aus Japan/
Blitzlichtgewitter, Altweibersommernacht/
Tische sind trittfest, Sitzplätze gibt's nicht, wo rollt das Fass/
Vorbei am Teufelsrad, rüber zum Bräustüberl/
Komm mach den Maßkrug voll/"
(Herrbeat auf "O' zapft is")
Auf einem Bierzelt-Partybeat geben die beiden Münchner ihre Oktoberfest-Erfahrungen zum Besten und kreieren eine Schunkelhymne, die sich in jeder Hinsicht vom restlichen Album unterscheidet. Der vor Partystimmung und guter Laune sprühende Track sorgt für zumindest ein Highlight auf "Eat My Words" und zeigt, dass das Rapduo mehr als nüchterne Alltagsdarstellung beherrscht, obwohl es nur selten davon abweicht. Neben den vielen kritischen Blicken auf gesellschaftliche und urbane Probleme sorgt dieser Track für eine ausgelassene, leichtere Thematik und bringt einen frischen Kontrast ein.
Zwei knapp einminütige Instrumentals sorgen für weitere, wenn auch nicht sehr große Abwechslung beim Hören des Albums, während "From Brooklyn 2 Munich" mit dem US-Feature Louis Logic durch einen Doubletimepart von Feb am Ende von einer gewissen technischen Fähigkeit zeugt. Zum Schluss werden diverse Schicksale kurz umrissen und dargestellt, ohne dass jedoch der moralische Zeigefinger ausgepackt oder man erneut zu gesellschaftskritisch wird. Man erzählt auf "Einundzwanzig Leben" schlicht und einfach von "Geschichten, die das Leben schreibt", bevor sich Herrbeat & Feb auf "Shout's aus" bei ihren Freunden, Familien und Mitwirkenden bedanken, was für den Außenstehenden vielleicht nicht immer unbedingt von Interesse ist, aber einen netten Abschluss bildet.
Fazit:
Das einheitliche Klangbild sowie die recht ähnlichen Themen, die sich hauptsächlich auf urbanes Storytelling beschränken, verleihen dem Album einen etwas eintönigen Charakter. Teils sinnfrei scheinende Textstrophen sorgen zudem dafür, dass es manchmal schwer fällt, den Liedern zu folgen oder deren Inhalt vollständig zu erfassen. Dank "O' zapft is" gewinnt "Eat My Words" gegen Ende jedoch noch einige Facetten hinzu, sodass daraus ein kurzes und angenehm hörbares Album wird, das vielleicht nicht unbedingt viel Originalität aufweist, aber dennoch keinesfalls schlecht klingt.
Wobo Solagl (Daniel Fersch)
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