Review: Edgar Wasser – _EP



  • 01. Untergrundbunkerspion
    02. H2O
    03. 44 Bars
    04. Superstar
    05. Definitiv
    06. Fucking awesome
    07. Monster unter meinem Bett
    08. Reime und Beats


    Schon seit geraumer Zeit liest man einen gewissen Namen häufiger, wenn man sich durch die zahllosen Rapblogs des Internets klickt: Edgar Wasser. So schaffte es der Münchner MC, sich in den letzten Monaten durch zahlreiche EPs einen Namen zu machen. Hauptmerkmal der Musik dürfte wohl der Humor sein: bitterböser Sarkasmus, gepaart mit aberwitzigen Vergleichen und einer großen Brise Selbstironie. So eine Mischung kommt gut an. Nun brachte er sein neuestes Werk mit dem vielsagenden Titel "_EP" heraus. Auch hierbei handelt es sich wieder um ein, wenn man die Laufzeit betrachtet, recht kurzes Werk. Doch das muss sich ja nicht automatisch auf die Unterhaltsamkeit auswirken.


    Schon der erste Track der EP, der auf den Namen "Untergrundbunkerspion" hört, startet in typischer Edgar Wasser-Manier: Oldschool-Beat an, einmal kurz "AH!" ins Mikrofon schreien und los geht's. Eine Line nach der anderen wird rausgehauen. Sich selbst ernst genommen wird hierbei in keinster Weise, dafür sind die Texte umso unterhaltender. Hinzu kommt: Edgar Wasser schafft es, dass "Wie"-Vergleiche wieder Spaß machen. So kommt man aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, wenn man solche Lines hört:


    "Edgar zu dem Wasser, der Sprechsänger der Stunde/
    Leute können es nicht fassen wie querschnittsgelähmte Hunde/
    Purer Stumpfsinn ist, was ich zu bieten habe/
    Denn meine Wortspiele sind flach wie die Niederlande/
    "
    (Edgar Wasser auf "Untergrundbunkerspion")


    Und genau solche Wortspiele ziehen sich durch die gesamte EP. Edgar Wasser beherrscht die Wortspielerei in seiner unterhaltsamsten Form. Hierbei wird selten ein Blatt vor den Mund genommen. Edgar benutzt Sarkasmus und Ironie wie eine Waffe und bringt oftmals auch gesellschaftsbezogene Zeilen, die einen neben aller Lustigkeit dennoch auch nachdenken lassen. Ein intelligentes Köpfchen also, dieser Edgar. Und auch die Ernsthaftigkeit der eigenen Person scheint nicht allzu wichtig zu sein. So zum Beispiel der Track "Superstar", auf dem sich Edgar als gefallenes Sternchen der Musikindustrie gibt und die (erfundene) Geschichte des eigenen Niedergangs erzählt. Doch nicht nur Edgars Texte sind besonders. Er rappt auch durchgehend sehr gut. Der Münchner hat einen ansprechenden Flow und setzt seine Stimme gekonnt ein, wenn er sie über die Beats legt. Ach ja, die Beats. Auch hier beweist Herr Wasser einen äußerst guten Geschmack. Es handelt sich zwar um etwas eintönige Instrumentale, die aber in Verbindung mit dem kraftvollen Flow des Interpreten durchweg zum Kopfnicken animieren und im Ohr bleiben. Besonders hervorzuheben ist hierbei "Definitiv". Ein sehr stimmiger, von Noiscount produzierter Beat, der sich am besten mit dem Wort "funky" beschreiben lässt, trifft auf Edgars geballte Flowpower. Wer hierbei ruhig sitzen kann, muss in irgendeiner Weise gelähmt sein. Und auch textlich bekommt man, was man erwartet. Was zunächst als üblicher Representing-Track daher kommt, entpuppt sich als ein Meer aus witzigen Wortspielereien und lustigen Lines. Inklusive einer eingängigen Hook und einer kleinen Stichelei gegen Ali A$.


    "Mein Swag wurde von Jugendforschern konzipiert/
    Und lässt sich deswegen modisch mit Jutetaschen kombinieren/
    Leute prophezeien mir 'ne einsame Zukunft/
    Ich habe keine Fehler, du Fotze, das nennt man 'Used Look'/
    "
    (Edgar Wasser auf "Definitiv")


    Doch nach anfänglicher Euphorie merkt man schnell: Die EP ist ja wirklich kurz. Und das macht sich nicht nur an der Laufzeit bemerkbar. Auch thematisch sorgt das Release kaum für eine richtige Langzeitunterhaltung. In fast allen Tracks folgt Line auf Line, der Gesamtzusammenhang als Track bleibt oftmals auf der Strecke. Auch fehlt ein gewisser Tiefgang, der einen zum Wieder- und Wiederhören eines Liedes verleitet. Klar, Edgars Texte sind alles andere als oberflächlich und unintelligent, doch es fehlt etwas an Substanz. Dieses Manko macht die Lieder untereinander austauschbar und stellt einen kleinen Wermutstropfen im sonst stimmigen Gesamtbild dar. Aber untereinander austauschbar heißt noch lange nicht austauschbar im Allgemeinen, weshalb die einzigartige Edgar Wasser-Handschrift in den Tracks stets erhalten bleibt.


    Fazit
    Es ist ein wirklich außergewöhnliches Werk, das uns Edgar Wasser hier wieder einmal präsentiert. Typisch Edgar kommt die "_EP" zwar ohne durchkonzipiertes Schema oder ähnlichen Schnickschnack aus, dafür aber mit intelligenten Texten, die vor Wortwitz und Sarkasmus fast übersprudeln. Und wenn der Edgar flowt, dann muss man einfach zuhören. Allein schon, weil man ja einen Vergleich überhören könnte. Das alles lässt einen darüber hinwegsehen,
    dass die EP zwar ein sehr kurzes Werk ist, aber dafür einen umso größeren Unterhaltungswert besitzt.



    Florian Peking (Florginal)

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  • Zitat

    Original von Rhyme in Rhyme
    Hab angeblich die CD mit ner 1.0 bewertet, kann man das bitte fixen ?
    Edgar ist dope.

  • Ja, diese Vergleiche sind schon krass komplex und durchdacht:



    "Edgar zu dem Wasser, der Sprechsänger der Stunde/
    Leute können es nicht fassen wie querschnittsgelähmte Hunde/
    Purer Stumpfsinn ist, was ich zu bieten habe/
    Denn meine Wortspiele sind flach wie die Niederlande/"


    Nicht schlecht, darauf muss man erst einmal kommen.

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