rappers.in-Adventskalender: Türchen #13 Hiob & Kamp

  • Alle Jahre wieder ... Dieses Jahr möchte ich Euch dennoch nicht mehr ganz so viel an gleicher Stelle wie jedes Jahr mitteilen. Die Entscheidung fiel auch 2012 bereits Ende August, dass ein Adventskalender her muss. Klar war, dass niemand mehr Bilder malen möchte und dass wir mit dem gerade übernommenen VBT-Mag, der VBT Splash!-Edition sowie vielen neuen Redakteuren keine Zeit mehr dafür haben, mindestens 24 Tracks in Rapdeutschland zu sammeln, die auf hohem Niveau und von gestandenen Künstlern sind. Zu guter Letzt fanden die meisten Nasen aus der Redaktion eh "schon immer", dass der Adventskalender von 2009, der mit fünf Fragen an verschiedenste Persönlichkeiten aus der Deutschrap-Szene eine Art Jahresrückblick darstellte, der bisher gelungenste sei. Und somit wird der ganze Spaß von vor drei Jahren in diesem außergewöhnlichen Deutschrapjahr wiederholt. Wir freuen uns sehr, knapp 50 gestandene Persönlichkeiten unserer Szene mit interessanten Antworten auf die "immer gleichen Fragen" an Bord zu haben. Anders gesagt: Haters gonna hate. Und der Rest freut sich. Fröhliche Weihnachten und ein erfolgreiches, fröhlich-glückliches neues Jahr. Lupa & die rappers.in-Redaktion.


    Türchen #13 Hiob (:fb: Facebook)




    rappers.in: In diesem Jahr erging es deutschem Rap in mancherlei Hinsicht so gut wie nie zuvor – vielen Künstlern gelang der Sprung in die Charts, ein großer Teil deutschsprachiger Rapper landete sogar in den Top 10. Welches Album konnte dich 2012 am meisten überzeugen und weshalb?


    Hiob: Um es gleich vorwegzunehmen: Ich beschäftige mich eigentlich kaum mit deutschsprachiger Rapmusik. Ich schaue kein Fernsehen, geschweige denn höre ich noch Radio. Daher kann ich nur von Sachen reden, die von Freunden an mich herangetragen werden. Ich mag den Sound, wie ihn die Leute von Entourage, die Funkverteidiger, oder die Dramadigz machen. Labels wie Edit Entertainment oder Hoodrich bringen auch wirklich gute Musik heraus, von 58Muzik aus Lüdenscheid kann ich fast alles feiern. Viele interessante Sachen bekomme ich hier oben in meiner extemporären Blase aber wahrscheinlichen einfach nicht mit. Ansonsten enttäuscht mich der kommerzielle Deutschrap immer wieder aufs Neue.


    rappers.in: Welche Persönlichkeit hat für dich 2012 eine maßgebliche Rolle in der deutschen Rapszene gespielt und warum?


    Hiob: Ich glaube nicht, dass man heute noch von einer einheitlichen Rapszene sprechen kann. Ich sehe da eher eine Vielzahl von Parallelwelten, von denen jede einzelne ihre eigenen Stars hat. Es gibt natürlich Phänomene, an denen auch ich zum Beispiel bei Autofahrten zu unseren Auftritten nicht vorbeigekommen bin. Den Humor von Leuten wie DCVDNS oder auch Celo & Abdi kann ich auf jeden Fall feiern, auch, wenn ich mir das jetzt zu Hause nicht unbedingt geben würde. Diese ganze Gangster-Persiflage ist mir aber immer noch tausend Mal lieber als die Belanglosigkeiten der jungen Hipster-Rap-Garde. Persönlich hat es mich gefreut, dass es ein Produzent wie Dexter fertiggebracht hat, trotz seines rohen Soundentwurfs in aller Munde zu sein. Das lässt mich guter Dinge in die Zukunft blicken.


    rappers.in: Welches Ereignis hat deiner Meinung nach in diesem Jahr einen großen Beitrag zur Entwicklung der Deutschrapszene geleistet?


    Hiob: Für mich war es beeindruckend, wie hochwertig die deutschen Produktionen im Sampling-Bereich geworden sind. Früher war ich darauf angewiesen, meine eigenen Beats zu bauen, heute werde ich mit gutem Material nur so überschüttet. Mit den ganzen jungen Produzenten kann ich eigentlich nicht mehr mithalten, das sind Verrückte. Dieses Beat-Frickler-Movement ist auf jeden Fall enorm gewachsen. Auch, wenn der technologische Fortschritt natürlichen einen großen Anteil daran hat. Was war noch? Vom VBT habe sogar ich etwas mitbekommen. Das ist schon unglaublich, welchen Aufwand da einige für ihre Video-Beiträge betreiben.


    rappers.in: Was war die extremste Veränderung, die das nun ausklingende Deutschrapjahr im Vergleich zu 2011 erfahren hat? Und was meinst du, wie es 2013 weitergehen wird?


    Hiob: Ich kann diese Frage wieder nur aus meinem persönlichen Blickwinkel beantworten. Auffällig waren die vielen Kids, die auf unseren Konzerten aufgetaucht sind. In den letzten Jahren war Boom-Bap ja eher was für Nerds und ein paar Übriggebliebene aus der Golden Era. Die neue Generation scheint mir da viel offener für die verschiedensten Spielarten von Rap zu sein. Das ist definitiv eine positive Entwicklung, auch, wenn es da teilweise zu merkwürdigen Auswüchsen kommt. Was den Mainstream betrifft, denke ich, dass alles noch viel absurder, bunter und überdrehter wird. Die Verpackung wird immer wichtiger als der eigentliche Inhalt. Irgendwann muss es da einfach zu einem Overkill kommen und die Leute werden sich wieder auf die Suche nach etwas Substanziellem begeben.


    rappers.in: Zu guter Letzt: Was wird dir ganz persönlich in Bezug auf deutschen Rap 2012 noch lange im Gedächtnis bleiben?


    Hiob: Das war sicherlich mein Auftritt mit den Bestesten auf dem diesjährigen Splash!-Festival. Ich gebe jetzt mittlerweile seit 15 Jahren Konzerte, aber vor so einer großen Crowd habe ich bisher noch nicht gespielt.




    Türchen #13 Kamp (:fb: Facebook)




    rappers.in: In diesem Jahr erging es deutschem Rap in mancherlei Hinsicht so gut wie nie zuvor – vielen Künstlern gelang der Sprung in die Charts, ein großer Teil deutschsprachiger Rapper landete sogar in den Top 10. Welches Album konnte dich 2012 am meisten überzeugen und weshalb?


    Kamp: Ich würde ja sagen, dass die Dramadigs mit "Das muss doch nu' wirklich nicht sein!" schon Anfang des Jahres meine Lieblingsscheibe abgeliefert haben, aber da die Jungs bei ihrem Wien-Besuch keine Vinyl für mich mit hatten ... Morlockks "Weihnachten im Elfenbeinturm" war mit Ausnahme eines Features ein grandios umgesetztes Konzeptwerk, das sein wahres Potenzial vermutlich erst jetzt in der depressiven Jahreszeit zeigen wird. Außerdem hatte Dilemma die Platte in Wien mit.


    rappers.in: Welche Persönlichkeit hat für dich 2012 eine maßgebliche Rolle in der deutschen Rapszene gespielt und warum?


    Kamp: Fiko 51 und sein plötzlich erstarktes Engagement für die deutsche Sprache im Allgemeinen.


    rappers.in: Welches Ereignis hat deiner Meinung nach in diesem Jahr einen großen Beitrag zur Entwicklung der Deutschrapszene geleistet?


    Kamp: Ich glaube, dass die ganze VBT-Geschichte zusammen mit "Rap am Mittwoch" schon in der Vergangenheit, aber vor allem auch dieses Jahr dafür gesorgt hat, dass der Fokus wieder stärker auf Inhalt, Technik und Performance liegt. Somit müsste die Antwort wohl lauten: Egal. Ich sage: Die Tatsache, dass das "Am Strom"-Festival dieses Jahr nicht stattgefunden hat.


    rappers.in: Was war die extremste Veränderung, die das nun ausklingende Deutschrapjahr im Vergleich zu 2011 erfahren hat? Und was meinst du, wie es 2013 weitergehen wird?


    Kamp: Für mein Gefühl wurde dieses Jahr etwas eingelöst, das sich 2011 schon angekündigt hatte: der breite kommerzielle Erfolg. Jeder Schas war 2012 in den Charts und ich nehme an, das geht jetzt auch noch einige Zeit so weiter. Um genau zu sein, bin ich mir sogar sicher, dass dieser Trend exakt so lange anhalten wird, bis ich dann mit meiner Platte ankomme – und das war's dann.


    rappers.in: Zu guter Letzt: Was wird dir ganz persönlich in Bezug auf deutschen Rap 2012 noch lange im Gedächtnis bleiben?


    Kamp: Massivs Arbeitsplatz in seiner Wohnung in Wedding – hab' mir daraufhin so etwas Ähnliches in den Flur gebaut und kann jetzt endlich eifrig an der so lang versprochenen Platte arbeiten. Suede!



    (Florence Bader)

  • rappers.in: Zu guter Letzt: Was wird dir ganz persönlich in Bezug auf deutschen Rap 2012 noch lange im Gedächtnis bleiben?


    Kamp: Massivs Arbeitsplatz in seiner Wohnung in Wedding – hab' mir daraufhin so etwas Ähnliches in den Flur gebaut und kann jetzt endlich eifrig an der so lang versprochenen Platte arbeiten. Suede!

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