rappers.in-Adventskalender: Türchen #01 257ers & Atzenkalle

  • Alle Jahre wieder ... Dieses Jahr möchte ich Euch dennoch nicht mehr ganz so viel an gleicher Stelle wie jedes Jahr mitteilen. Die Entscheidung fiel auch 2012 bereits Ende August, dass ein Adventskalender her muss. Klar war, dass niemand mehr Bilder malen möchte und dass wir mit dem gerade übernommenen VBT-Mag, der VBT Splash!-Edition sowie vielen neuen Redakteuren keine Zeit mehr dafür haben, mindestens 24 Tracks in Rapdeutschland zu sammeln, die auf hohem Niveau und von gestandenen Künstlern sind. Zu guter Letzt fanden die meisten Nasen aus der Redaktion eh "schon immer", dass der Adventskalender von 2009, der mit fünf Fragen an verschiedenste Persönlichkeiten aus der Deutschrap-Szene eine Art Jahresrückblick darstellte, der bisher gelungenste sei. Und somit wird der ganze Spaß von vor drei Jahren in diesem außergewöhnlichen Deutschrapjahr wiederholt. Wir freuen uns sehr, knapp 50 gestandene Persönlichkeiten unserer Szene mit interessanten Antworten auf die "immer gleichen Fragen" an Bord zu haben. Anders gesagt: Haters gonna hate. Und der Rest freut sich. Fröhliche Weihnachten und ein erfolgreiches, fröhlich-glückliches neues Jahr. Lupa & die rappers.in-Redaktion.


    Türchen #01 257ers (:fb: Facebook)




    rappers.in: In diesem Jahr erging es deutschem Rap in mancherlei Hinsicht so gut wie nie zuvor – vielen Künstlern gelang der Sprung in die Charts, ein großer Teil deutschsprachiger Rapper landete sogar in den Top 10. Welches Album konnte euch 2012 am meisten überzeugen und weshalb?


    257ers: So einige. Aber Girl, wir wollen keine Namen nennen ...


    rappers.in: Welche Persönlichkeit hat für euch 2012 eine maßgebliche Rolle in der deutschen Rapszene gespielt und warum?


    257ers: Ganz klar Cro! Einfach, weil dieser Typ grad was ganz Großartiges für deutschen Rap bewirkt. Ob man es jetzt mag oder nicht. Aber bedankt euch gefälligst mal dafür.


    rappers.in: Welches Ereignis hat eurer Meinung nach in diesem Jahr einen großen Beitrag zur Entwicklung der Deutschrapszene geleistet?


    257ers: Das grandiose, beispielgebende, nacheifernswerte, vielleicht sogar richtungweisende VBT! Und für uns vor allem die Splash!-Edition, die wir täglich verfolgt und bei der wir mitgefiebert haben. Hier bekamen endlich mal Deutschrapkünstler Aufmerksamkeit, ohne irgendwelche irrtümlicherweise genannten "Messages" zu überliefern. Letztere sollen den Zuhörer dazu bewegen, sich mit irgendetwas zu identifizieren oder sowas wie Gefühle zu vermitteln – dafür gibt's besser geeignete Musikrichtungen. Die Künstler konnten einfach mal zeigen, was man mit der deutschen Sprache alles anstellen kann: Überfreshe Rhetorik zum Einsatz bringen, krasse Machinegunflows auspacken, übertriebene Reime finden, entertainen und unterhalten und vor allem richtig abgehen, während man sich die heftigsten Disses an den Kopf wirft. Und das alles auf einem so unglaublich sportlichen Level, dass sich so manch ein engstirniger "Rapper" mal bitteschön am Hinterkopf kratzt und seinen Respekt für diese Explikation von deutscher Rapkunst zollt. Applaus!


    rappers.in: Was war die extremste Veränderung, die das nun ausklingende Deutschrapjahr im Vergleich zu 2011 erfahren hat? Und was meint ihr, wie es 2013 weitergehen wird?


    257ers: Vielleicht nicht im direkten Vergleich zu 2011. Aber im Allgemeinen hat sich gerade die Außenwirkung von deutschem Rap maßgeblich verändert. Hoffentlich kommen wir bald an einen Punkt, an dem auch Menschen, die mit deutschem Rap bisher nichts anfangen konnten, dieser Art von Musik etwas Faszinierendes abgewinnen können. Nicht nur, weil Rap irrsinnig viel Spass machen kann, sondern auch, weil sie vielleicht endlich mal merken, dass es mittlerweile mehr ist als das, was es bislang gewesen ist.


    rappers.in: Zu guter Letzt: Was wird euch ganz persönlich in Bezug auf deutschen Rap 2012 noch lange im Gedächtnis bleiben?


    257ers: Dass wir uns, als wir zum Beispiel das letzte Mal in Berlin aufgetreten sind, auf einmal im Studio von K.I.Z. wiedergefunden haben und uns danach die ganze Fahrt nach Essen darüber unterhalten haben, was wir mittlerweile alles Krasses erleben durften, wovon wir als 16-Jährige nichtmal geträumt hätten ... Wie auch zum Beispiel das Signing bei Selfmade Records, der Splash!-Auftritt, unser Album im Media Markt-Regal stehen zu sehen und damit sogar in den Top 10 der deutschen Albumcharts zu landen, Leute zu treffen, die sich unser Logo auf die Brust tätowieren lassen, so richtig auf Tour zu gehen, dass Keule den Fav angezündet hat ... und dass das alles hier grade erstmal der Anfang ist – hoffentlich. Also an dieser Stelle nochmal Danke, ihr HRNSHNS, Abgehn!




    Türchen #01 Atzenkalle (:fb: Facebook)




    rappers.in: In diesem Jahr erging es deutschem Rap in mancherlei Hinsicht so gut wie nie zuvor – vielen Künstlern gelang der Sprung in die Charts, ein großer Teil deutschsprachiger Rapper landete sogar in den Top 10. Welches Album konnte dich 2012 am meisten überzeugen und weshalb?


    Atzenkalle: Genetikks "Voodoozirkus" fand ich sehr dope. Das hatte 'nen stimmigen Sound und war so schön ruff. Nix Weichgespültes, sondern schön auf die Fresse. Gute Flows, fette Beats und die Texte sind stellenweise auch sehr gut, was aber zweitrangig ist. Einfach 'n schönes rundes Ding. Und: Was ich zwar nur einmal gehört habe, aber in der Umsetzung tatsächlich viel besser fand, als ich es erwartet habe, war DCVDNS' "Brille". Super Typ auch. Alles auf die Schippe genommen, sehr viele kuriose Promovideos auch im Vorfeld. Bereichert auf jeden Fall die Rapszene, weil es das Spektrum erweitert. Muss auch nicht jedem gefallen, ist einfach nur gut, dass es ihn gibt.


    rappers.in: Welche Persönlichkeit hat für dich 2012 eine maßgebliche Rolle in der deutschen Rapszene gespielt und warum?


    Atzenkalle: Da isses echt schwierig nur einen zu nennen ... gibt viel zu viele, die die Szene irgendwie geprägt haben. Der eben schon angesprochene DCVDNS genauso wie ein Edgar Wasser. Letzterer hat für mich genau den richtigen Humor an den Tag gelegt für 2012. Genauso hat aber ein Julien die Szene "geprägt", wenn auch eher negativ. Gerade das Analysieren von Raps mittels Punktesystem und das Abwägen, was besser und schlechter ist, hat er den jungen Raphörern beigebracht, die noch nicht genau wussten, wie sie mit verschiedenen Rappern umzugehen haben. Dummerweise wird aus dem "Besser-schlechter-Denken" meist der falsche Schluss gezogen, sodass Rapfans irgendwann nur noch "den Besten" hören wollen und nichts anderes. Das ist natürlich totaler Quatsch und hat nichts mehr mit Kunst zu tun. Aber den leicht verblendeten Kindern jetzt wieder den nächsten Schritt beizubringen ist wohl die Aufgabe der Künstler und anderen Blogger.


    rappers.in: Welches Ereignis hat deiner Meinung nach in diesem Jahr einen großen Beitrag zur Entwicklung der Deutschrapszene geleistet?


    Atzenkalle: Mir ist überraschenderweise der Film von Sido sehr positiv aufgefallen. Er hat so 'n bisschen hinter die Kulissen blicken lassen und war dabei sehr charmant. Ich musste mich für sehr wenig beziehungsweise fast nichts in dem Film schämen und er hat bewiesen, dass man auch "cool" sein kann, wenn man broke ist. Der Film hat ein sympathisches Image von HipHop gezeigt, das sonst sehr selten auf "der großen Leinwand" zu sehen ist. Ich denke auch, dass es in 2012 generell eine Entwicklung zum "Ehrlich- und Authentischsein" gibt. Es gibt weit weniger Videos mit Autos, Bitches und BlingBling. Stattdessen achten die Leute wieder mehr auf glaubwürdige Szenerien. Man darf in 2012 auch mal zugeben, dass man sexuell von Handarbeit lebt oder dass Bus fahren auch viel entspannter ist als den dicken Siebener selbst durch den Stadtverkehr zu lenken. Außerdem fand ich das Splash!-VBT ziemlich amüsant. Auch, dass sich im Ergebnis beide Finalisten den Auftritt geteilt haben, war eine sehr gute Message an die ganzen Kinder, die das nur im Internet verfolgen und dabei oft vergessen, dass hinter den Battle-Lyrics auch normale Menschen stecken, die miteinander in Kontakt stehen und gute Kumpels sind.


    rappers.in: Was war die extremste Veränderung, die das nun ausklingende Deutschrapjahr im Vergleich zu 2011 erfahren hat? Und was meinst du, wie es 2013 weitergehen wird?


    Atzenkalle: Hm, ich denke einfach, dass die heutigen HipHop-Fans endgültig gelernt haben, dass sie nichts davon abhält, selber zu rappen, aufzunehmen und Videos zu drehen. Das ist nichts mehr, was 'n Major-Deal oder ähnliche Finanzierungsquellen braucht. Man braucht auch nicht mehr dem "Schönheitsideal" von einem Rapper ähneln. Man kann einfach seine eigene Persönlichkeit raushängen lassen, in Zusammenarbeit mit Freunden seinem Hobby nachgehen und somit seine Freizeit schonmal weit sinnvoller gestalten, als nur vor der Glotze hängend oder am PC zockend. Ich vermute, dass man 2013 noch mehr Untergrundrapper nach oben kommen sehen wird. Und die gerade frisch gehypten werden ihren Status beweisen müssen und wahrscheinlich gezwungen, nachzulegen. Spätestens dann werden sie sich wohl entscheiden müssen, wie lange sie das Spielchen mitspielen wollen.


    rappers.in: Zu guter Letzt: Was wird dir ganz persönlich in Bezug auf deutschen Rap 2012 noch lange im Gedächtnis bleiben?


    Atzenkalle: Das Splash! 2012. Sauviele Menschen kennengelernt, die ich nur ausm Internet kannte und die fataler Weise viel zu weit weg wohnen. Spasten! Freue mich, seitdem es vorbei ist, schon aufs nächste Splash! Hab' zwar auch voll wenig von den Auftritten mitbekommen, aber die Atmosphäre auf dem ganzen Festival war – zumindest meiner Meinung nach – wunderbar. Den Marsimoto-Auftritt werd' ich nie vergessen, im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die ich dort getan hab ... Sonnenbrand und Weltuntergangswetter. Was will man mehr?!



    (Florence Bader)

  • Zitat

    Mir ist überraschenderweise der Film von Sido sehr positiv aufgefallen. Er hat so 'n bisschen hinter die Kulissen blicken lassen und war dabei sehr charmant. Ich musste mich für sehr wenig beziehungsweise fast nichts in dem Film schämen


    Atzenkalle ist einfach sympathisch :D

  • Zitat

    Original von Product
    Glaube allerdings, dass die 257er Zitate doch ziemlich umgeschrieben wurden :D kann mir kaum vorstellen, dass die 3 so geschwollen und pathetisch daherreden.


    Vllt. haben sie ausnahmsweise mal nicht vor dem Interview gekifft.

  • Atzenkalle ist wirklich ein sehr sehr sympathischer Kerl und echt reflektiert für sein Alter.. Wie alt ist der Junge denn? 18, 19?

  • Zitat

    Original von Gaz
    Atzenkalle ist wirklich ein sehr sehr sympathischer Kerl und echt reflektiert für sein Alter.. Wie alt ist der Junge denn? 18, 19?


    Hat in einem seiner Bewertungsvideo mal gesagt, dass er 22 ist.

  • Zitat

    Original von Gaz
    Atzenkalle ist wirklich ein sehr sehr sympathischer Kerl und echt reflektiert für sein Alter.. Wie alt ist der Junge denn? 18, 19?


    Glaub der Type is schon über die 20, sieht halt nur so jung aus, liegt vllt an dem Bubiface ;D


    Ich find den Kerle aber auch total sympatisch. Der weiss halt einfach wie man s macht, sollt sich manch einer ma was von abschneiden.... :rolleyes:

  • Zitat

    Ganz klar Cro! Einfach, weil dieser Typ grad was ganz Großartiges für deutschen Rap bewirkt. Ob man es jetzt mag oder nicht. Aber bedankt euch gefälligst mal dafür.


    Ist das Ironie oder ernst gemeint? Ich mein, ich mag ihn nicht, aber ich kann auch nüchtern - oder jedenfalls so eine Art Versuch - betrachtet nicht sehen, inwiefern Cro deutschen Rap "vorranbringt". Die meisten Cro-Fans beschäftigen sich sowieso nicht weitergehend mit Rap weil das die typischen Partygirls & -boys sind ... Und ein repräsentatives Bild liefert der Junge in seinen weit ausgeschnitten Shirts und engen Jeans auch nicht unbedingt. Auch dem Text kann ich jetzt nichts "Großartiges" entnehmen: Seit Cro ist für viele Mädchen der Inbegriff der Liebeserklärung "Baby bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld" ... :thumbdown:

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