Review: Mo-Torres – Ambivalenz



  • 01. Intro
    02. Gameboy Rapper
    03. Nächstes Kapitel
    04. Bermudadreieck feat. Sickstie & AF
    05. Die Bitch schläft draußen
    06. NRW feat. CashMo
    07. Nimmerland
    08. Morgen Frei
    09. Ich bin das was ich will feat. Nekst86
    10. Vorbild
    11. Kein Berg zu hoch feat. Timeless
    12. Beschützerinstinkt
    13. Das ist feat. Bosca
    14. Himmel & Hölle
    15. Autist
    16. Dach der Welt feat. Timeless
    17. Bis zum letzten Tag
    18. Outro


    "Herzlich willkommen zu meiner Ambivalenz" – so begrüßt mich Mo-Torres auf seinem Debütalbum. Aber was meint dieser Kölner Newcomer aus dem Lager von 571 Edelweiss denn eigentlich damit? Mal genauer nachschauen. Der Begriff "Ambivalenz" bezeichnet die Koexistenz von gegensätzlichen Gefühlen, Gedanken und getätigten Aussagen – die Zwiespältigkeit einer Person. Dieser Mo-Torres ist also zwiespältig und hat Gefühle, die miteinander nicht so richtig auskommen. Er denkt in viele verschiedene Richtungen und spricht das, was er denkt, dann auch aus. Dies behaupten neuerdings ja viele Leute von sich und was diejenigen einem damit sagen wollen, bleibt am Ende doch häufig unklar. Ich nehme die erwähnte Einladung an und bin gespannt, was mir der junge Mann auftischt, der schon mit seiner vorab veröffentlichten Free-EP "Atheist" auf sich aufmerksam gemacht hat und sich bereits über Promo von Freunde-von-Niemand-Oberhaupt Vega freuen durfte.


    "Ihr könnt behaupten: Wer ist diese Schwuchtel mit Brille/
    Lasst euer'n Neid heraus, doch wer hat diese Wucht in der Stimme/
    Keiner von euch/
    Ein Stinknormaler unterwandert die Szene/
    "
    (Mo-Torres auf "Intro")


    So präsentiert sich der Interpret also. Auf einem epochal anmutenden Beat von Exzact haut Torres erstmal richtig auf die Kacke und stellt klar, dass ihn Meinungen anderer Leute aber mal sowas von gar nicht interessieren. Reim- und flowtechnisch bewegt er sich durchgehend auf hohem Niveau und die Ausführungen über sein kraftvolles Organ darf er definitiv anbringen, denn die Stimme bläst dem unvorbereiteten Hörer durchaus mal kurz die Birne weg. Im Verlauf des Albums zeigt Mo-Torres weitere Facetten seiner zuvor angekündigten Vielfalt auf. Sein Themenspektrum erstreckt sich von hart vorgeführten Representern wie "Bermudadreieck" mit den Edelweiss-Kollegen Sickstie und AF oder "NRW" mit CashMo über durchstrukturierte Thementracks bis hin zu Einblicken in das emotionale Innenleben des Kölners. Er erzählt grinsend über den "hibbidihibbidihibbidihibb"-doubletimenden Chartstürmer, der eine erfolgreiche Rapkarriere hingelegt hat ("Gameboy Rapper"), oder lässt den Hörer an der Ungewissheit, was nach dem Schulabschluss im "richtigen Leben" als nächstes kommt, teilhaben ("Nächstes Kapitel"). Auch die versprochene "Ambivalenz" des Domstädters macht sich bemerkbar, indem zum Beispiel sein zwiespältiges Verhältnis zu verschiedenen Frauen thematisiert wird. Einerseits wird seine Ex-Freundin von ihm als "Bitch" abgestempelt und aus dem Haus gejagt, andererseits widmet er seiner Ehefrau den sicherlich persönlichsten und emotionalsten Titel des Albums.


    "Auch wenn es oft kracht zwischen uns, wir raffen uns auf/
    Und wenn du sonntags mitten in der Nacht etwas brauchst/
    Weil du schutzbedürftig bist, bin ich da und geb' dir meine Hände/
    Du bist meine Frau, von Tag eins bis hin zum Ende/
    "
    (Mo-Torres auf "Beschützerinstinkt")


    Die Hook dieses Tracks stößt allerdings übel auf. Was Torres in der Strophe mit seiner markanten Stimme wunderbar authentisch ausdrückt, wird in diesen Zeilen durch technische Effekte stark abgeschwächt und macht so einiges kaputt. Auch weitere Lieder des Albums – zum Beispiel das Timeless-Feature "Kein Berg zu hoch", auf dem beide eigentlich so richtig abflowen – mutieren durch den Autotune-Effekt zu Skip-Kandidaten. Dieser Effekt ist wohl zu einem Teil Geschmackssache, doch hat ihn der Kölner mit seinem Stimmorgan einfach überhaupt nicht nötig. Das Ganze passt nicht im Geringsten ins Gesamtbild, da viele weitere Hooks sehr gut ins Ohr gehen und die Tracks hervorragend unterstreichen. Den völligen "Argh, warum?!"-Effekt liefert in dieser Hinsischt "Morgen frei" mit "Lalalalalala"-Autotune-Massaker in der Hook. Dieser Kritikpunkt fällt deshalb so hart aus, weil das Album ansonsten mit einer Themenvielfalt und Torres' Talent, diese rüberzubringen, absolut überzeugt. Sieht man allerdings über dieses störende Element hinweg, kann der Rapper wieder mit seinen Qualitäten überzeugen und wartet zudem auch mit ihn perfekt ergänzenden und renommierten Featuregästen wie Nekst86 ("Ich bin das was ich will") auf. Auch Erik Heikaus, der zwei gelungene Gesangshooks beisteuert, fügt ein weiteres, interessantes Element hinzu. Die Authentizität, die brachiale Stimme und der große Wiedererkennungswert des Rappers Mo-Torres machen die Tracks des Kölners aus und lassen sie zu etwas Besonderem werden. Zu guter Letzt komme ich beim "Outro" an. Mein Gastgeber ist fertig mit seinem Vortrag über diese "Ambivalenz", die er mir ausführlich beschrieben hat, und kommt zu seinem Fazit.


    "Teile meines Weges, nur ein Zwischenstopp auf meiner Reise/
    Zu viele haben sich dazu entschlossen, Feind zu bleiben/
    Keine Stolpersteine, die mich bremsen/
    Reif zu sein bedeutet auch: dem Hass ein wenig Liebe schenken/
    "
    (Mo-Torres auf "Outro")


    Fazit:
    Dieser Mo-Torres hat mir am Anfang seines Albums etwas versprochen und dies auch gehalten. Er zeigt mir in einer Stunde seine "Ambivalenz" auf und schafft es, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen und mich mit dem, was er aussagt, zu überzeugen. Er haut mit seinen Kumpels auf die Kacke und ist besser als die anderen – und überzeugt mich. Er erzählt von der Liebe zu seiner Frau, vom Hass auf seine Ex und von der Ungewissheit über die Zukunft, doch behält immer den Glauben daran, dass alles zu schaffen ist. Und überzeugt mich. Denn er ist dabei immer authentisch und glaubhaft. So einige seiner Lieder verlieren durch so einen komischen Typen, der Gesang in der Hook eher zu einem quietschenden, nervigen Subjekt verkommen lässt, einiges an Wert für mich. Doch ich bleibe bei dem, was dieser Rapper in seinen letzten Zeilen immer wieder bekräftigt: "Das Positive muss überwiegen" – und das tut es.



    Alexander Hollenhorst (Holle)

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  • scheint ja nicht sehr viel aufmersamkeit hier zu bekommen.


    das album ist Kostenpflichtig oder?


    Kenne nur einige Tracks von ihm, habe mir trotzdem die review durchgelesen ohne das album gehört zu haben.. der typ.. naja ist cool mag ihn..

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