Review: Marteria, Yasha & Miss Platnum – Lila Wolken



  • 01. Lila Wolken
    02. Bruce Wayne
    03. Feuer
    04. Kreuzberg Am Meer
    05. Autoboy


    Während der gerade beendeten Festivalsaison trat er umhüllt von grünen Rauchschwaden mit seinem Alter Ego Marsimoto auf sämtlichen Bühnen des Landes auf. Nun greift Marteria zusammen mit dem ehemaligen Moabeat-Mitglied Yasha und der Sängerin Miss Platnum, die sich vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Peter Fox und dessen Band Seeed einen Namen in der hiesigen Musikszene gemacht hat, die deutschen Charts an. Vielen werden die beiden letztgenannten Künstler auch durch ihr Mitwirken auf Marterias Erfolgsalbum "Zum Glück in die Zukunft" ein Begriff sein. Besonders Yasha sorgte mit seinem Gesangsfeature zur Hitsingle "Verstrahlt" für Aufsehen. Die jetzt erschienene Kollaboration ist die fünf Tracks umfassende "Lila Wolken"-EP, die aufgrund der Künstlerkonstellation und den bisherigen Erfolgen sehr vielversprechend zu sein scheint. Bleibt also nicht viel mehr zu tun, als die CD einzulegen, auf Play zu drücken und der neuen Produktion zu lauschen ...


    Die erste und für die EP titelgebende Anspielstation "Lila Wolken" kreiert eine entspannte Chill-out-Atmosphäre: ein eher ruhiger Beat mit lockerem und gut arrangiertem Piano-Sample unterlegt die Texte der Künstler. Dazu passen der gefühlvolle Gesang Yashas und Miss Platnums ebenso gut wie Marterias unverwechselbare, leicht rauchige Stimme. Inhaltlich lässt sich festhalten, dass dieser Track das wohl vorherrschende Gefühl einer ganzen, jungen Party-Generation verkörpert:


    "Wir leben immer schneller, feiern zu hart/
    Wir treffen die Freunde und vergessen unser'n Tag/
    Wollen kein' Stress, kein' Druck/
    Nehm'n 'nen Zug, noch 'n Schluck/
    "
    (Yasha auf "Lila Wolken")


    Ein Lied also, um den sich ankündigenden Hangover nach einer durchgemachten Nacht mit seinen Freunden beim Betrachten des Sonnenaufgangs und der dabei entstehenden "lila Wolken" einfach zu vergessen. Vom Feeling her ein nachträglicher Sommerhit, der mich durch Yashas Gesang jedoch ein wenig zu stark an "Verstrahlt" erinnert und deswegen schon ein wenig überstrapaziert zu sein scheint – was wohl eher persönliches Empfinden ist, denn schlecht ist diese Nummer, wie gerade beschrieben, keinesfalls. Neben Martens Tour-DJ Kid Simius ist das Produzententeam Berger, Monk und DJ Illvibe alias The Krauts für diesen Beat zuständig.


    Letztgenanntes Trio zeichnet zusätzlich für die Instrumentalisierung aller restlichen Stücke dieser EP verantwortlich. Kein Wunder eigentlich, sind DJ Illvibe und Monk doch genau wie Yasha ehemalige Mitglieder der 2004 aufgelösten HipHop-Band Moabeat. Hinzu kommt, dass das gesamte Produzententeam bereits erheblichen Anteil an "Zum Glück in die Zukunft" sowie an diversen Miss Platnum- und Yasha-Produktionen hatte. Und das merkt man im Folgenden auch. Der Track "Bruce Wayne" wartet nämlich mit einem typischen The Krauts-für-Marteria-Beat auf: solide Drumline mit Kopfnick-Garantie, gepaart mit einem elektronisch-melodischen Sample und sattem Bass. Da ist es nur logisch, dass Mr. Mar mit gewohnt lässigem und sauberem Flow seine Reime vorbringt und seinen Aufstieg vom Untergrundrapper zum erfolgreichen und gesellschaftlich anerkannten Künstler beschreibt. Dabei dürfen jüngste Ereignisse wie seine Songwriter-Tätigkeit für die Rockband Die Toten Hosen sowie seine große Präsenz in der BILD-Zeitung aufgrund seines Privatlebens natürlich nicht fehlen ("Ich lieg' nachts im Zimmer und über mir Krach wie immer, immer/ mein neuer Nachbar ist Axel Springer"). Und auch Yasha bestätigt in der Hook, dass es sich bei der Erfolgsstory seines Kollegen eigentlich nur um ein ausgedachtes Märchen oder einen Traum handeln kann. Hier knüpfen sowohl Künstler als auch Produzenten nahtlos und gut an die Linie von "Zum Glück in die Zukunft" an. Das Beeindruckende des Songs liegt für mich als Comic-Fan jedoch im Titel selbst: "Bruce Wayne" kann sich aufgrund seines Status' und seiner finanziellen Möglichkeiten das Equipment zulegen, um als der maskierte Batman die Welt zu retten und zu (zweifelhaftem) Ruhm zu gelangen. Ähnlich verhält es sich mit Marteria, der aufgrund seines Erfolgs mit allen Annehmlichkeiten die Chance nutzte, um im letzten Jahr seine maskierte Hälfte Marsimoto über die Grenzen des Underground-Raps hinaus zu etablieren. Wenn das so beabsichtigt war: eine tolle Idee. "Kreuzberg am Meer" hingegen besticht durch die Anschaulichkeit des Textes, der den multikulturellen Mikrokosmos des bekannten Berliner Stadtteils beschreibt:


    "Auf der Straße spielen Kinder 'Baklava-Baklava-Kuchen'/
    Ich hab' Hunger, ich glaub' ich geh' bei Italien-Ali 'ne Pasta versuchen/
    Oder pflück' mir 'nen Döner vom Baum, hier ist 'n guter Boden/
    Gott sei Dank sind selbst die Ureinwohner zugezogen/
    "
    (Marteria auf "Kreuzberg am Meer")


    Und wenn dann auch noch alle Anwohner aufgrund des hohen Grasgehalts in der Luft mit einem breiten Lächeln durch die Gegend laufen, scheint es sich dort doch gut leben zu lassen. Eine alternative Darstellung der Bundeshauptstadt, die wahrscheinlich trotzdem viele (Wahl-)Berliner nachvollziehen können. Hinzu kommt, dass die gut harmonierenden Stimmen von Yasha und Miss Platnum hier absolut ins Ohr gehen und diesen Song somit noch eingängiger machen.
    Ein echter Knaller in puncto Beat erwartet den Hörer mit dem Track "Feuer". Durch den Wechsel von minimalistisch-elektronischen Sounds in den Strophen und einer Hook, die musikalisch förmlich explodiert und stark an "Firestarter" von The Prodigy erinnert, avanciert er zum absoluten Partyhit. Man kann sich bildlich vorstellen, wie mit Halstüchern über den Mund gezogene Gestalten im Club stehen und gemeinsam den Countdown zur Hook runterzählen, um mit zu Flammenwerfern umfunktionierten Haarspraydosen solange den Abriss zu zelebrieren, bis Rauchmelder und Sprinkleranlagen losgehen. Passend dazu liefern die drei Künstler eine regelrechte Flut an feurigen Vergleichen und Metaphern ab. Besonders Marteria mit einem fast schon lässig gesprochenen und Miss Platnum mit einem ebenfalls eher gerappten Part wissen hier zu gefallen.
    Bis hierhin ist die "Lila Wolken"-EP definitiv gut gelungen, ein einziger Kritikpunkt ist jedoch zu nennen. Denn auch, wenn ihre Beiträge, wie bereits angesprochen, auf ihre Art und Weise sehr gut sind und allesamt einwandfrei zu den Konzepten der Tracks passen, bleibt Miss Platnum meiner Meinung nach gesanglich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Song "Autoboy" einsetzt – denn der verändert diesen Eindruck erheblich. Hier macht sie stimmgewaltig und im Stile einer modernen Rachegöttin deutlich, was passiert, sollte ein Mann versuchen, sie zu hintergehen:


    "Mit meinem roten Lollipop/
    In meiner Hand: Axt und Flex/
    Du hast den schönsten Wagen am Block/
    Ich weiß genau, was dich verletzt/
    "
    (Miss Platnum auf "Autoboy")


    Der Leidtragende ist in diesem Fall Marteria, der rappenderweise mit ansehen muss, wie sein geliebter Mercedes Benz lichterloh brennt. Gepaart mit einem sehr tanzbaren, mit leicht aggressiven Gitarrensamples bestückten Beat meine persönliche Lieblingsnummer auf dieser Platte.


    Fazit:
    "Never change a winning team" – diese Fußballerweisheit trifft in diesem Fall auf Marteria, Yasha, Miss Platnum und The Krauts mehr als zu. Auch, wenn sie leider nur ein recht kurzes Vergnügen (circa 19 Minuten) darstellen, bieten die fünf Tracks der "Lila Wolken"-EP reichlich Abwechslung: einen Partysong mit "Feuer", eine Chill-out-Nummer mit "Lila Wolken", das gesanglich starke "Autoboy", eine weitere Berlin-Hymne mit "Kreuzberg am Meer" sowie den typischen Marteria-Track "Bruce Wayne". Obwohl die Texte und Beats bis auf kleinere Ausnahmen eher simpel gehaltet wurden, stellen sie im Gesamten doch eine sehr ansprechende Arbeit dar, die auch Nicht-Rap-Fans für sich einnehmen wird. Aber gerade wegen Marterias Präsenz auf allen fünf Titeln und seiner gewohnt guten Leistung werden seine Fans auf ihre Kosten kommen. Miss Platnum und Yasha sollten aufgrund ihrer Darbietungen ihre Popularität allerdings ebenfalls um einiges steigern können, auch, wenn Letzterer im Vergleich zu den anderen beiden aufgrund leichter gesanglicher Variationslosigkeit ein wenig abfällt. Zusammengefasst ist diese Platte definitiv super geeignet, um den nun leider zu Ende gehenden Sommer noch ein wenig zu verlängern. Anhören ist quasi Pflicht.



    (Sascha Koch)

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  • Gibt mir garnichts.
    Beispiel Lila Wolken: 8 Bars Marteria und sonst nur Pop-Gedudel.


    Wer das feiert, darf auf jeden Fall nicht Cros Raop haten. :D

    Jetzt fassen wir uns mal alle gegenseitig an die eigenen Nasen!

  • Zitat

    Original von MC 3PO
    Gibt mir garnichts.
    Beispiel Lila Wolken: 8 Bars Marteria und sonst nur Pop-Gedudel.


    Wer das feiert, darf auf jeden Fall nicht Cros Raop haten. :D


    doch, darf ich.

  • Die Idee von Materia und Co. ist eigentlich ganz gut angekommen. Sehr viel Pop mit reingebracht. Ähnelt, wie ich oben lesen konnte sehr stark Cro's Linie, was ich persönlich für Pop halte, denn Rap ist das nicht. Nunja. Bruce Wayne ist Nice. Nichts desto trotz eine ganz popige Ep von den drein. Ich denke es wird noch mehr von ihnen folgen, denn in den Club's werden sie ja auch schon gespielt, was ja mehr ansporn gibt eine weiter Ep oder sogar Album zu releasen.

  • Geile EP Marteria halt der kann ruhig mal ein ganzes ALbum wieder raushauen :)

    Zitat

    Ich hab' während der Schwangerschaft Mama in den Bauch getreten
    Denn ich wollt' so schnell wie möglich raus, um mein' Traum zu leben

    :king:

  • Ich find die songs cool, die die ich bis jetzt gehört habe. klar geht es sehr in diese radiosong-schiene rein und wenn ich richtig coolen rap hören möchte zieh ich mir das nicht rein, aber ich finde es auf gar keinen fall schlecht! zum party machen oder zur Erheiterung find ichs auf jeden Fall feierbar :) :thumbup:

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