01. Intro
02. King of Raop
03. Easy
04. Geile Welt
05. Du
06. Wie ich bin
07. Meine Zeit
08. Nie mehr
09. Jeder Tag
10. Genau so
11. Einmal um die Welt
12. Wir waren hier
13. Ein Teil
Bonus-Tracks:
14. Hässlich
15. Papa schüttelt seinen Kopf
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Review von johnnydieratte:
Ich bekomme leichte Genickschmerzen, weil ich ständig nach oben gucken muss. Da sitzt Cro auf seiner Messlatte ganz weit oben und denkt, dass alles easy bleibt, wenn er nur ab und zu runterwinkt zu seinen Fans und Kumpels. Wir winken dann natürlich zurück, werfen den Arm hoch und schreien "Hallo", weil das auch in dem einen Lied da vorkommt. Und gerade, wo Cro auf der Messlatte noch ein Stückchen weiter nach oben gerutscht ist, da kommt sein Album raus. "Raop" heißt es und es muss nun auch da oben Platz nehmen und die Messlatte am besten noch höher legen. Aber auf gar keinen Fall runterfallen, denn das würde den guten Carlo mit nach unten ziehen und das will ja keiner, wo er doch so nett ist und so viele Kumpels und Kumpelinen hat. Am Releasetag steht Cro plötzlich auf, rückt sich die Maske gerade und schreit Richtung Berlin: "Heute ist Andersrumtag!" Und dabei lacht er, denn ein wenig stolz ist er doch, dass seine Messlatte schon so weit oben ist und sein Blick deshalb von Baden-Württemberg bis Berlin reicht.
Und das mit dem Andersrumtag meint Carlo wirklich so. Er zieht das auch durch. Er produziert einfach mal ein Album und macht all das 'falsch', was Berlin sich in den letzten Jahren mühsam erarbeitet hat. Erstrugglet und erhustlet hat, meine ich. Wie ein übermütiges Kind läuft er lachend durch die Bauklötzchenstadt aus Ghetto und Gewalt, dabei macht er aber nichts kaputt, er läuft nur rum und freut sich, denn jeder darf sein, wie er möchte. Carlo zum Beispiel ist hübsch, intelligent, kommt aus dem Mittelstand, hatte eine glückliche Kindheit und sogar einen Schulabschluss. Keine böse, sondern eine nette Maske, sein Leben ist voll schön, er ist genauso wie seine Fans und mag alle Menschen auf der Welt total gerne. Er findet es aber wichtiger, dass man innen schön ist und nicht nur Markenklamotten trägt. Er respektiert auch die Frauen und so, generell alle, battlen ist nicht so sein Ding, lieber nett sein. Wie gesagt: "Heute ist Andersrumtag!" Jan Delay schreit das natürlich auch mit, denn ich habe gelesen, dass man den Hamburger Grand Seigneur in jedem guten Artikel über Cro einmal zitieren sollte. Egal, jetzt zum ersten Zitat mit dem Andersrumtag:
"Diese Welt ist geil/
Denn ich hab' alles, was ich brauch'/
Nein, ich will hier nie wieder raus/
So lange ich hier bin, mach' ich das Beste draus/"
(Cro auf "Geile Welt")
Inhaltlich beschreibt Carlo vor allem sich und sein schönes Leben, seine Liebe, seinen Spaß. Das "Intro" wird noch pur gerappt, wohl um zu zeigen, dass er auch ein doller Rapper sein kann, Doubletime und so, kein Problem für den Herren. "King of Raop" könnte eine Art Representer sein, aber natürlich übertreibt Cro dabei nicht übermäßig, er hatte halt Glück und ist gut. Punkt. Dabei muss er ständig betonen, dass er auf Majors scheißt. Chimperator ist sein einziges Label und Majors sind pfui und so. Ich habe lange recherchiert, wie es um die Labelheimat des Schwaben aussieht. Cro hat bei Universal einen Autorenvertrag unterschrieben und dieser wurde in keinen News dementiert, auch Sebastian Schweizer berichtete davon. Deshalb hört sich die Zeile für mich ein wenig faul und ein wenig zu aufgesetzt an. Auf dem ganzen Album klingt Cro ein wenig aufgesetzt, und damit meine ich nicht die Messlatte. Carlo klang auf den Mixtapes unbeschwert, nun muss er immerzu betonen, wie glücklich er ist und "yay" und "heissa hopsassa". Ein bisschen wie ein trauriger Clown, der nur in den Aufführungen lacht, um die Kinder nicht zu enttäuschen. Cro sagt sich immer wieder vor, wie gut es ihm und all seinen Hörern geht, dadurch klingt das Album auch ein wenig gleich. Klar, es stechen hier und da Lieder wie "Meine Zeit" heraus: Gelungener Pianobeat, klimpernd, jazzig, sauber drüber geflowte Lines, merkt man sich. Auch rotzige Nummern wie "Hässlich", "Papa schüttelt seinen Kopf" oder "Nie mehr" muntern auf, bringen dich zurück, sind witzig, durchdacht, klingen vom Sound ein wenig nach den 80ern, Alf oder den Ghostbusters. Das ist ja nichts Schlechtes, da freut man sich. Aber sonst klingt "Raop" sehr gleich: keine Tiefen, aber zu wenig Höhen.
Ich hab' da mal was vorbereitet – an dieser Stelle darf ich Ihnen nämlich einen inhaltlichen Überblick über das lang erwartete Album "Raop" von Cro aus dem Hause Chimperator vorstellen. Cro rappt darauf, das Leben sei geil, weil die Welt geil ist ("Geile Welt"). Außerdem findet er das Leben geil, weil es dich gibt ("Du") und weil es ihn gibt und er ist, wie er ist ("Wie ich bin"), vor allem normal wie du und ich. Deshalb ist das Leben geil ("Genau so"). Das Leben sollte auch geil sein, denn jeder neue Tag ist vielleicht der letzte ("Jeder Tag"). Aber selbst, wenn es der letzte Tag wäre, dann war das Leben geil, weil wir waren ja hier ("Wir waren hier"). Also mach dir keine Sorgen, Baby, das Leben ist geil ("Einmal um die Welt").
"Was so viel heißt wie: Deine Olle ist schwer/
In Ordnung, denn man kann sie rollen wie das 'R', yeah/
Und meine Chick ist scharf wie das 'S'/
Ja, genau, sie ist scharf wie ein Mex-/
Ikaner, Lieblingsfilm/"
(Cro auf "Meine Zeit")
Ich gucke weiter in die Sonne. Cro winkt immer noch runter, ich schreie immer noch "Hallo" und werfe meinen Arm hoch. Ich frage, warum er auf sein Album "Easy" und "Einmal um die Welt" gepackt hat, zwei Tracks, die es schon auf den Mixtapes gab. Er lacht einfach und freut sich über seine Messlatte und da kann ich ihm auch wirklich nicht böse sein. Und das ist überhaupt das Problem: Cro macht verdammt gute Beats. Klar sind sie poppig, aber dafür auch tanzbar und federleicht. Wie der Sommer samplet er sich durch die Neuzeit. Cro macht verdammt schlechte Texte, aber das gibt er zu: Es geht um das Gefühl, das er den Hörern mitgibt, nicht um die Reimketten. Cro klingt nicht mehr authentisch, ja, ein wenig erzwungen. Das gibt Abzug, auch wegen der Sache mit dem Label. Aber ich muss hier ja die Musik bewerten und auch, wenn viele genervt sind von der guten Laune und den jungen Fans und Dino und Panda und Hipsterquatsch und "überhaupt nicht anspruchsvoll" und Pop und so weiter. So ist das Album trotzdem einfach gute Musik – seine Musik. Ich kann es immer wieder hören, singe laut im Auto mit, freu' mich des Lebens. Ja, das Leben ist geil, singe ich mit Cro mit und glaube es dann sogar ein wenig. Klar wären mehr pure Raplieder schön gewesen, keine Frage. Aber mein Gott, man findet immer Fehler, wenn man nur lang genug sucht.
Und so sitzt Cro auf seiner Messlatte, lässt die Füße baumeln und summt "Easy", denn das kann er auswendig. Er ist glücklich, denn heute war Andersrumtag und der hat voll viel Spaß gemacht, findet er. Ich finde auch, dass es Spaß gemacht hat. Klar, der bittere Beigeschmack bleibt auch bei Cro. Irgendwie wirkt er zu fröhlich, um real zu sein, irgendwie macht er es sich zu leicht und gibt es auch noch zu. Aber ein Schnaps ist auch toll, obwohl er bitter schmeckt. Cro macht mich glücklich, deshalb darf er auf seiner Messlatte bleiben, aber nicht weiter hoch, bitte. "Schönen Sommer", rufe ich und streife durch die Blumenwiese Richtung Sonnenuntergang. Wie kitschig. "Aber das Leben ist schon geil", denke ich mir und bin sogar ein bisschen davon überzeugt.
Redakteur-Bewertung der CD:
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Review von Rheiner Zufall:
Vielleicht bin ich zu alt. Zumindest zu alt im Kopf. Ich bin wohl nicht mehr so ganz in der Sache drin. Der ganze Hype um Cro ging unfassbarerweise etwas an mir vorbei. Außer diesen ewigen Diskussionen auf gewissen Internetportalen habe ich nicht viel mitbekommen. Es ging immer darum, ob sein Hype nun verdient sei oder nicht. Ein Großteil der bekannten bösen Internetmisanthropen ließen am Panda ganz schön Dampf und Hass ab. Das ist die Art von Hype, die ich zu Gesicht bekam. Auf der einen Seite: geballter Hass gegen ihn. Auf der anderen: überall Dreiecke, Pandamasken und das Wort "Easy". Für die einen ist er ein Jesus, für die anderen ist er eine Schande für den Rap. Doch Rap ist nicht gleich "Raop". Und nun kommt "Raop", das Album, und nachdem ich mir angeschaut habe, was mir so entging, klicke ich gespannt und komplett neutral auf Play.
"Sag, wer hat wieder Bock auf 'nen Beat, schreibt keinen Text/
Steppt an das Mic, rappt ein, klingt fresh/
Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro/
Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro/"
(Cro auf "Intro")
Ich hab' mir sogar diverse Interviews angeschaut und in einem davon erwähnte der Modelmaskenmann, dass das "Intro" ein Brett sein müsse. Das "Intro" müsse umhauen. Ja, okay. Power plus Laid Back oder eher Power plus die konstante Überzeugung, sich nicht anstrengen zu wollen. Diese Mischung verdeutlicht leider nur, wie schwach der Text eigentlich ist. Der sorgenlose Style passt nicht sonderlich zu Doubletimerap. Nachdem ich mir fast eine Minute lang anhören musste, wer wieder Bock auf 'nen Beat hat, aber trotzdem keinen Text schreibt und so weiter, legt Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro los mit Sätzen à la "Ich denk' nicht nach", "Nächstes Jahr: ultra reich" und "Was für Rap? Das ist Kunst". Ich fasse das "Intro" mal zusammen: "Ich gebe mir mit Absicht keine Mühe und bin sau lässig, hehe".
Der nächste Song mit dem Titel "King of Raop" beginnt mit: "Wer ist der Typ mit der Maske, der nicht überlegt, sondern einfach mal machte?" Hm. Ich vermute mal Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro, Cro? Wieder dieselbe Masche wie im "Intro". Lässiger, motivierender Gute-Laune-Beat und Text voller Lines wie "Hab' ab heut' nie mehr ein Problem". Was nicht fehlen darf, ist natürlich die Hook zum Mitsingen. Dasselbe Ding haben wir auch bei den Liedern "Easy", "Geile Welt", "Wie ich bin", "Meine Zeit" und "Nie mehr". Na ja, eigentlich bei fast allen Liedern. Das kann einem nach ein, zwei Tracks schon tonnenschwer auf die Nerven gehen. Meist kommt es auch so rüber, als wäre thematisch zu wenig Abwechslung drin, da man bei vielen ähnlichen Lines, die den sorglosen Style rüberbringen sollen, ein Déjà-vu-Erlebnis hat.
"Diese Welt ist geil, denn ich hab' alles, was ich brauch'/
Oh nein, ich will hier nie wieder raus/
Solange ich hier bin, mach' ich das Beste daraus/
Diese Welt ist geil/"
(Cro auf "Geile Welt")
Nach Rap klingt das Ganze dann wenig, ist ja nicht schlimm. Aber für mich klingt das eher so, als würde der Interpret in jedem Chorus Regenbögen kotzen. Natürlich gibt es auch Tracks, die sich thematisch von den anderen unterscheiden und etwas Besonderes darstellen. Das Liebeslied "Du" sticht heraus mit poppigem Sound. So poppig, ich glaube, das ist selbst ungewöhnlich für das Genre des "Raops", der Mischung aus Rap und Pop. Der Song "Wie ich bin" ähnelt zwar, wie gesagt, vom Klangbild her den meisten lässigen Gute-Laune-Songs auf der Platte, aber der Text beschreibt – unterteilt in zwei Strophen – im ersten Part das Leben des Cro und im zweiten Part das Leben des Carlo, die private Seite. Der erste Part zeigt das stereotypische Leben und die klischeehaften Charakterzüge eines Superstars. Ein reicher, arroganter Frauenheld. In der zweiten Strophe setzt Cro seine Maske ab, wird zu Carlo und beschreibt die Probleme eines 08/15-Menschen. Einsamkeit, Armut und Frauen. Die Idee finde ich durchaus gut, aber das fröhliche, nervtötende Gedudel im Beat und der Refrain zum Mitsingen versauen mir das Ganze schon sehr. Gerade die Hook kommt zwischen den Parts eher so rüber, als wäre ihr einziger Zweck, die Teenies vor der Bühne zum Jaulen zu bewegen und nicht, den Track mit Inhalt zu bereichern oder abzurunden. Ähnlich ist es bei dem Beat, der keine schöne Untermalung darstellt, sondern mich eher an die Parties rumhüpfender und schunkelnder, besoffener Teenagermädchen erinnert. Ich für meinen Teil könnte nicht so viel trinken, um das zu feiern. Vorher würde ich an einer Alkoholvergiftung sterben.
"Manchmal denk' ich, wie's wohl wär'/
Wenn ich nich' wär', wer ich bin/
Aber kein Mensch steht mir so gut wie ich/
Deshalb bleib' ich, wie ich bin/"
(Cro auf "Wie ich bin")
Dennoch finde ich die Thematik dieses Tracks ganz cool. Aber auch nur deshalb, weil die vorigen Tracks meine Nerven schon stark strapaziert haben. Entspannter Sound zum Beruhigen wäre jetzt genau das Richtige. Und siehe da: Der Beat des Liedes "Jeder Tag" ist die ersten vier Takte lang sogar zu ertragen. Dann kommt ein bisschen Gedudel ins Intro und sobald der Part beginnt, rappt Pandamann: "Es ist Sommer, irgendwo am Meer, alles cool, denn die Sorgen liegen fern". Auch, wenn ich mich immer und immer wieder darüber aufrege, kann ich gar nicht widerspiegeln, wie sehr mich dieses Gelaber von Sorglosigkeit aufregt.
Aber genug aufgeregt. Bevor ich dafür sorge, dass Pandas endgültig ausgestorben sind, möchte ich noch sagen, dass es auf dem Album tatsächlich einen Song gibt, bei dem nicht irgendwas durch etwas anderes versaut wird. Der Song "Ein Teil" hat einen schönen, atmosphärischen, melancholischen Beat, produziert von Dexter, und einen Cro, der mal nicht komplett sorglos ist. Zwar wirkt der Beat auf Dauer ein wenig eintönig, aber das passt einfach wunderbar zum auf einmal traurig klingenden Panda. Und wenn der Interpret mit einer Stimme, die so klingt, als würde er gleich Wasserfälle weinen, die Zeit mit seiner Ex-Freundin verarbeitet, dann hat dieser eine Song einfach 100 Mal mehr Feeling, als alles Andere auf dem Album.
Fazit:
Ich habe mich in dieser Review so oft wiederholt, doch das soll nicht meine Schuld sein, wenn fast jeder Track in meinen Augen die gleichen Kritikpunkte aufwirft. Wenn es nach mir ginge, hätte man das Album auf fünf Tracks kürzen können und es hätte niemandem geschadet und mir hätte es ganz, ganz sicher weniger geschadet als normal. Viel Spaß den Weibern, die auf der nächsten Tour mitsingen und hüpfen können. Ich stand beim Hören des Albums leider, oder Gott sei Dank, nicht vor einer Bühne in der Blüte meines Lebens, sondern saß hier in meinem Zimmer und hab' mir gedacht: "Nigga, what?!" Ich bin wohl definitiv nicht Cros Zielgruppe. Aber ich bin schließlich auch kein Redakteur von raoppers.in. Wegen all dieser Teenie-Musik fühle ich mich jetzt wie ein zynischer alter Opa, der vom Fenster aus die Kinder auf der Straße anschreit, weil deren Gerede laut und sinnentleert ist. Vielleicht bin ich zu alt. Das war bestimmt das letzte Mal, dass ich "Raop" als Album gehört habe, aber genug aufgeregt. Durch "Ein Teil" habe ich noch Respekt vorm Künstler und seinem Werk, auch, wenn ich mir ganz bestimmt nur diesen Song freiwillig öfter anhören werde.
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