Review: Summer Cem – Sucuk & Champagner



  • 01. Intro
    02. Kanakk
    03. Summer zu dem Cem
    04. Du weißt das feat. Farid Bang
    05. Streifenwagensound feat. Massiv
    06. Antigaranti 3000 feat. Eko Fresh
    07. Wo ist dein Lächeln feat. Zemine
    08. Immer noch hier feat. MoTrip
    09. Herzrasen
    10. Auf der Jagd
    11. Tick Täck
    12. S U Doppel M
    13. Unbesiegbar feat. Zemine
    14. Badshah feat. Defkhan & Shaan
    15. Aisha
    16. Du kennst mich
    17. Sucuk & Champagner


    Da ist er also wieder. Summer, "der Hammer". German Dreamer seit Tag 1 und Eko Freshs wohl treuester Weggefährte. Nachdem er 2010 mit seinem Debüt-Album zunächst den "Feierabend" des deutschen Raps einläuten wollte, meldet sich Summer Cem nun mit seinem neuesten Machwerk "Sucuk & Champagner" zurück. Interessanter Name, auf jeden Fall. Doch was ist dieses "Sucuk"? Eine schnelle Google-Suche verrät mir: Hierbei handelt es sich um eine Art Fleischwurst. Mit diesem Wissen gestärkt, mache ich mich daran, Summer Cems Vertonung dieses gegensätzlichen Bilds zu erleben.


    Arm und reich. Früher nichts, heute ein gemachter Mann. "Sucuk & Champagner". Schon im "Intro" des Albums zeigt Summer seinen Wandel vom kriminellen Straßenkind zum wohlhabenden Geschäftsmann. Damals Prügeleien, heute Drinks ausgeben im Club. Das Übliche eben. Herübergebracht wird das Ganze mit Summer Cems gewohnt rauem und hartem Stimmeinsatz auf einem epochalen Beat, bei dem gegen Ende sogar noch Chöre einsteigen und laut Summers Namen lobpreisen. Nach so einem episch inszenierten "Intro" erwartet man Großes. Doch bekommt man es auch geliefert? Zunächst scheinen diese Erwartungen aufzugehen. Denn mit "Kanakk" und "Du weißt das" bekommt man zwei echte "Banger" geliefert. Passend hierzu wird auf letzterem Track auch Labelkollege Farid Bang gefeatured. Beide Tracks glänzen durch einen flowlich sehr starken Summer Cem, der mit lässigem und coolem Stimmeinsatz und unterhaltsamen Lines auftrumpft.


    "Kippe mir den Voddi jetzt, geb' dir einen Bodycheck/
    Summer, der Kanacke, der mehr Mäuse macht als Logitech/
    Hab' Wachs an meinen Fingerspitzen/
    Und Angst vorm Vater werden, denn in den Porsche passen keine Kindersitze/
    "
    (Summer Cem auf "Du weißt das")


    Gerade in Sachen Flow überzeugt auch der Track "Antigaranti 3000" mit GD-Labelboss Eko Fresh. Prall gefüllt mit Reimketten und Punchlines, zeigen die beiden Labelkollegen, warum sie all die Jahre ein so gutes Duo waren. Und wo wir gerade schon bei überzeugender Raptechnik sind, muss ich auch noch unbedingt Summer Cems Feature mit MoTrip erwähnen. Auf "Immer noch hier" liefern die beiden sich auf einem eher unspektakulären Beat die reinste "Doubletimeschlacht". Auch, wenn beim Featuregast alles etwas runder klingt, ist Summers Part straight durchgeflowt. Hört sich beim ersten Hören beeindruckend an. Dann merkt man aber, dass einem langsam eine bewegende Thematik fehlt und man mehr will, als nur die Aneinanderreihung von Punchlines.
    Doch auch hierfür hat der gute Cem Toraman natürlich gesorgt. So lud er sich zweimal die Sängerin Zemine auf das Album ein. Wohl in der Hoffung, durch ihre butterweiche Stimme einige Herzen zum Schmelzen zu bringen. Herausgekommen sind mit "Wo ist dein Lächeln" und "Unbesiegbar" zwei sich thematisch sehr ähnelnde Tracks. Grundaussage hierbei durchgehend: immer den Kopf hoch halten, es ständig wieder versuchen und irgendwann gibt die ach so blöde Welt auch etwas zurück. Leider reichen diese Songs nicht über die übliche Floskeldrescherei hinaus und überraschen deshalb kaum. Und wenn man dann noch "Schmerz" auf "Herz" reimt, dann, lieber Herr Cem, ist bei mir alles zu spät.


    "Doch keiner denkt an dich, der Posteingang ist leer/
    Die Menschen, die du liebst, brechen dein gottverdammtes Herz/
    Und es schmerzt, schmerzt, schmerzt/
    Doch das ist es wert, wert, wert/
    "
    (Summer Cem auf "Wo ist dein Lächeln")


    Ein weiterer Titel, der etwas mehr Aussage als bloße "Hau-drauf-Sprüche" bietet, ist "Aisha". Hier erzählt Summer Cem die Geschichte eines Mädchens, das sich aus Liebe zu einem Moslem von ihrer typisch deutschen Familie abwendet und sich ganz dem Islam hingibt. Natürlich geht dies dann am Ende böse aus und alle sind unglücklich. Die durchaus nette Grundidee wurde hierbei leider total unpassend umgesetzt. Allein der orientalische Beat verbunden mit der schmalzigen Story gibt mir das Gefühl, kein Rapalbum zu hören, sondern einen Bollywoodstreifen zu schauen. Und auch die Parts und die Hook lösen bei mir gar nichts aus, außer, dass ich das Ganze total unglaubwürdig finde und ihm leider kein Stück dieser Story abnehme.
    Immerhin auf einem Track schafft es Summer Cem, seine Authentizität wirklich rüberzubringen. Auf "Du kennst mich" erzählt er abermals von seinem Werdegang, dieses Mal aber ohne sich durch Ghetto-Sprüche zu profilieren und Mütter zu beleidigen. Es wird Freunden und Familie Dankbarkeit entgegengebracht und seine eigene Loyalität diesen gegenüber versichert. Auch, wenn das nicht das revolutionärste Thema für einen Track sein mag, kaufe ich Summer Cem jeden einzelnen Satz, den er hier rappt, ab. Und genau das beeindruckt und berührt mich an diesem Lied.


    "Kein Problem, ich will nichts, eure Liebe reicht/
    Macht euch keine Sorgen, euer Sohn bringt die Miete heim/
    Ich werd' immer meine Eltern unterstützen/
    Mama, ich bin nur auf dieser Welt, um dich zu schützen/
    "
    (Summer Cem auf "Du kennst mich")


    Fazit:
    Es bleibt also doch nicht alles oberflächlich auf "Sucuk & Champagner". Kurz vor Schluss lässt Summer Cem noch einmal tiefe Blicke in sein Innerstes zu. Hinter all den lockeren Sprüchen und Punchlines steckt ein loyaler Familienmensch. Dies stellt wohl die eine Seite des Albums dar. "Sucuk", das Gericht, das er schon immer kennt. Seine Wurzeln, die Familie, die Heimat und die Freunde. Die andere Seite, der "Champagner", wird durch die Battletracks, die Disses, die Sprüche und die Gangsterattitüde zum Ausdruck gebracht. Das Album ist also runder, als es zunächst zu sein scheint. Leider gibt es auch einige Schwächen, die vor allem in den vermeintlich deepen Tracks auffallen, die austauschbar und wie aus Zwang hingeklatscht wirken. Somit bleibt "Sucuk & Champagner" ein solides Album für den Punchline-Rap-Fan.



    Florginal (Florian Peking)

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  • Die ersten paar Songs bis zum MoTrip Feature gehen gut klar, der Rest mehr Masse statt Klasse

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