Interview: Rockstah


  • Wenn man sich in den letzten Monaten auf Rockstahs Seite im größten Social Network bewegte, gab es – neben zahlreichen witzigen Videos und einem oftmals vor Wut ausrastenden Rockstah – meist Werbung für Shirts zu sehen. Das ist keine Kritik, sondern lediglich sinnbildlich für die explodierende Nachfrage an Merchandise innerhalb der letzten Monate, welche man durchaus auch mit dem "Easy"-Video von Cro in Zusammenhang bringen kann. Rockstahs letztes Album ist nun schon wieder 18 Monate her, dennoch ist er alles andere als nur ein liebevoller Päckchenschnürer. Wir trafen ihn während der "Crockstahzumjot"-Tour. Im Interview mit uns spricht er über die Folgen der Gesprächsrunde mit Cro, Ahzumjot, eou, Olson, kaynBock und Falk, aber auch über den Stand eines neuen Albums und künstlerische Veränderungen. Aber was wäre ein Rockstah-Interview, ohne mit ihm auch ein bisschen über Nerds, Filme, Serien und Hipster zu plaudern? Dazu erzählt er uns, wie es zur Bekanntschaft zwischen seiner Mutter und Casper kam.


    rappers.in: Bevor wir mit unserem Interview beginnen, würden wir von dir gerne mal wissen, wie du ein typisches Mitglied deiner Nerdy Terdy Gang charakterisieren würdest!


    Rockstah: Am Anfang war das für die Leute wirklich eine schöne Zugehörigkeit – in so einer Gang zu sein, hat immer so eine Biker-Attitüde. Ich glaube, dass sich viele gut damit identifizieren können. Wir sind einfach normale Hänger-Kids und keine harten Banger-Jungs. Inzwischen ist es allerdings nicht mehr so leicht, da zu unterscheiden, weil diese ganze Nerdy Terdy-Sache unter anderem durch das Cro-Video auch zu einer Modeerscheinung geworden ist und draußen einfach unheimlich viele dieser Shirts rumschwirren. Auf der einen Seite hat das natürlich finanzielle Vorteile für mich, auf der anderen Seite muss ich auf Konzerten aber immer wieder betonen, dass die Nerdy Terdy Gang zu mir gehört und nicht zu Cro.


    rappers.in: Du bezeichnest dich ja selbst als Nerd, was momentan vor allem mit dem Hipster-Trend verbunden wird. Aber du betonst auch deutlich, dass du gar keinen Bock hast, als Hipster angesehen zu werden.


    Rockstah: Das ist ja eine Definition, die von den Leuten ausgeht. Dieser "Hipster"-Begriff, der überhaupt keine feste Definition hat, wurde irgendwann einfach eingeführt und plötzlich war alles, was man nicht mag, hipstermäßig. Ich habe immer nur meine Geschichten erzählt. Als ich "Nerdrevolution" geschrieben habe, wusste ich, dass das gefährlich ist, weil alle meinten, ich würde auf diesen Nerd-Train aufspringen. Aber ich hab' das auf den Mixtapes davor ja auch schon gemacht. Irgendwann saß ich daheim rum, mir war langweilig wie noch nie, und da hab' ich mir gesagt, ich muss ein neues Album schreiben. Und dann habe ich gesehen: Das ist alles irgendwie unspektakulär. Ich geh' zur Arbeit, ich hab' keine Freundin, keinen Sex, zocke den ganzen Tag irgendwelche blöden Videospiele und sitze nur vor Facebook und damals noch MySpace. Daraufhin habe ich diesen ganzen unspektakulären Mist genommen und was Cooles draus gemacht, weil ich denke, dass es so dem Großteil der Menschen geht. Dem Großteil der Menschen ist einfach langweilg.


    rappers.in: Denkst du, dass das dann letztlich auch der Grund ist, warum die Leute dich zum Hipster machen?


    Rockstah: Der Begriff "Nerd" ist für mich sowieso schon ausgelutscht, das will ich gar nicht mehr sagen. Lieber "Hänger". Dieser Begriff ist auch so breit gefächert – ich bin kein Computerspezialist und kann andere Rechner hacken oder so, aber so definiere ich auch keinen Nerd. Nerds sind für mich einfach normale Leute, die mehr ruhig, cool und manchmal auch ein bisschen abgekapselt vom Rest sind. Sozial inkompatibel. Das merkst du an mir auch, wenn wir mit meinem Management reden – während alle anderen rumlabern, bin ich da der Ruhigste. Ich war früher ein krasser Hänger und habe viel auf die Fresse gekriegt und heute hab' ich da einfach was draus gemacht. Darum ist es für mich auch eine Beleidigung, wenn dieser Begriff "Hipster" mal wieder aufkommt, weil ich das nie für mich so definiert habe. Carlo ist ein Hipster. Also ... nichts gegen Carlo, er ist ein super Mensch, aber er verkörpert das und will das ja auch verkörpern.


    rappers.in: Stimmt ... du sagst ja auch immer wieder auf verschiedenen Tracks, dass du gar kein Hipster sein willst. Zum Beispiel auf "A-Taste": "Wie soll ich Hipster sein, ich hasse Club-Mate!" Oder auf "Konfetti": "Der Schnitt von meiner Hose ist nicht eng. Ich bin kein Hipster, sondern eigentlich nur Fan."


    Rockstah: Genau. Und als dann dieses Ding mit der neuen Reimgeneration angefangen hat, glühte das auch wieder auf. Ich trage halt keine riesigen Hosen, aber das habe ich noch nie gemacht. Ich bin Ende 2005 das erste Mal als Rockstah bei einem Freestyle-Battle auf die Bühne gegangen und hatte einen Wollpulli mit Streifen und enge Hosen an und die Leute haben "Du blöder Biospast!" geschrien. Und ich hab' trotzdem gewonnen. Ich habe das immer verkörpert; und wenn diese Hipster-Sache jetzt in Mode ist, habe ich eben eine schlechte Zeit erwischt. Aber ich hab' das vor sechs Jahren genauso verkörpert wie heute, nur jetzt eben spezialisierter.


    rappers.in: Du hast gerade schon die neue Reimgeneration angesprochen. Wenn du die Zeit noch einmal zurückdrehen könntest, würdest du dann noch einmal an dieser Gesprächsrunde teilnehmen oder nicht?


    Rockstah: Ich glaube: nein. Als dieses Video damals online ging und diese Diskussionen überall begonnen hatten, habe ich mir lange Gedanken darüber gemacht, warum Falk das getan hat und dann mit ihm darüber gesprochen. Und Falk war sich seiner Wirkung nicht bewusst – der hat einfach nur Jungs eingeladen, die sich alle ein bisschen kennen. Ich habe mich damals auch gefragt, wo Leute wie Genetikk, Trailerpark oder MoTrip sind und er meinte einfach, dass die nicht in diese spezielle Runde passen.


    rappers.in: Welche Folgen hat diese Runde für dich denn noch?


    Rockstah: Danach wurde halt wieder kategorisiert. Die HipHop-Blase ist momentan sowieso wieder so groß, weil irgendwie alles chartet. Klar sind Ahzumjot und Cro gute Freunde von mir, aber ich habe mich echt lange in einen autonomen Status gearbeitet. Als wir unsere Tour geplant haben, hatte Cro auch noch keinen Hype und wir dachten uns, wenn pro Konzert mehr als 50 Leute kommen, wär' das geil. Jetzt ist die Tour komplett ausverkauft, wir haben letzte Woche vor 1000 Leuten gespielt und das ist alles einfach unglaublich verrückt. Ich hätte mir meine autonome Rolle trotzdem gerne erhalten – jetzt muss ich mich ja erst wieder rausarbeiten aus dieser Gruppe und mein Album irgendwie von alldem absetzen. Es ist alles etwas schwieriger geworden, aber ich glaube, ich krieg' das hin.


    rappers.in: Die Erwartungen sind bestimmt auch um einiges größer geworden – vor allem auch die Erwartungen, dass du jetzt in eine bestimmte Richtung gehst ...


    Rockstah: Voll! Aber darauf muss man einfach scheißen können. Die Albumproduktion läuft gerade komplett anders als bei allem zuvor und ich bin echt froh, dass wir das machen können.


    rappers.in: Du hast dein letztes Soloalbum "Nerdrevolution" vor kurzem wegen hoher Nachfrage noch einmal in der "Black Edition" mit einigen Bonus-Songs re-releast – die Auflage war innerhalb weniger Stunden auch komplett ausverkauft. Hättest du mit einem solchen Ansturm gerechnet? Und wie hoch war denn die Auflage?


    Rockstah: 1000 Exemplare. 500 waren für den Shop und die anderen 500 für die Tour bestimmt. Ich dachte mir nur, wenn wir die 500 in der ersten Woche loswerden, wäre das sehr cool. Wir haben den Vorverkauf dann in der Nacht um 0:00 Uhr zusammen mit den "Zocken > Ficken"-Shirts gestartet und mein Webmaster meinte zu mir, dass um die Zeit plötzlich circa 5000 Leute auf der Rockstah-Seite waren. Die haben halt den Server zum Einsturz gebracht, sodass wir den bis 1:30 Uhr nicht mehr zum Laufen bekommen haben und denen sagen mussten, dass sie jetzt gehen sollen. Das war natürlich peinlich von wegen "Der Nerdrapper hat eine Seite, die abstürzt." (lacht) Aber es war halt krass. Wir haben dann noch ein paar CDs mehr in den Shop gestellt, aber am Mittag waren 550 oder so verkauft, und die von der Tour sind jetzt auch schon fast alle weg. Und daran merkt man auch, wie viel sich in den letzten zwei Jahren getan hat. Als "Nerdrevolution" damals rauskam, haben wir in der ersten Woche 200 Stück verkauft und dachten uns: "Boah, das ist ja mega gut!" Und heute verkaufen wir 500 Stück in zehn Stunden.



    rappers.in: Wann können wir denn mit einem neuen Album rechnen?


    Rockstah: Letztes Jahr hatte ich ganz schöne Probleme. Ich habe mich jeden Tag mit Musik beschäftigt, aber keine Texte mehr geschrieben. Tausend Leute wollten mir reinreden und ich hab' nur an der Band geplant, um am Ende festzustellen, dass ich drei Songs oder so geschrieben habe. Dann bin ich nach Holland gefahren und habe da ein paar Sachen fürs Album geschrieben ... Also, nicht übers Kiffen, ich kiff' ja nicht! Aber ich habe mich da in einem Hotelzimmer am Meer eingeschlossen und bin nach einer Woche mit drei Songs rausgekommen. Und so läuft das momentan weiter. Ich schreibe jetzt auch wesentlich mehr – das mit der "Black Edition" von "Nerdrevolution" und den Bonus-Tracks war dann auch ganz gut, um wieder in diesen Schreibfluss zu kommen. Bei eurem letzten MoTrip-Interview meinte er ja, dass er immer schreibt – ich find' das echt beeindruckend, denn ich gehe ja auch auf Tour, führe meinen Shop, mache dies und das, habe ein Privatleben, das nicht immer so rund läuft, und so weiter ...


    rappers.in: Das heißt, du musst dich voll konzentriert hinsetzen, um einen Text zu schreiben, und läufst nicht – wie eben Mo – durch die Gegend und schreibst alles auf, was dir einfällt?


    Rockstah: Nein, so leicht ist das leider nicht. Natürlich fallen mir auch viele Sachen ein, die ich mir dann ins iPhone schreibe, aber das ist bei mir ein bisschen anders. Ich bin auch noch mehr in diesem Business an sich drin – viele Rapper haben halt keinen Shop, den sie selbst führen und der 1000 Bestellungen im Monat hat.


    rappers.in: Du hast vorher erwähnt, dass du mit deinem neuen Album jetzt in eine andere Richtung gehen willst, um dich wieder in deine autonome Nische einzufinden. Willst du uns vielleicht noch etwas mehr über den "Nerdrevolution"-Nachfolger erzählen?


    Rockstah: Es gibt drei große Prämissen bei dem Album. Die erste ist, dass ich weg von diesem Elektroding will. Das war beim letzten Album auch keine Absicht – ich hatte damals einfach Beats von denen gepickt, die mir geschickt wurden, und das waren einfach fast nur Elektrobeats. Und als das dann fertig war, meinten die Leute zu mir: "Das ist ja schon 'ne Elektroplatte!" Und ich dachte mir nur: "Ach, wirklich? Na, so ein Mist!" (lacht) Themenmäßig war das schon das, was ich machen wollte, aber ich will jetzt noch mehr einen eigenen Sound und denke, dass der Track "A-Taste" schon in eine gute Richtung geht. Als wir den Beat letztes Jahr gemacht haben, dachte ich mir schon, dass das genau das ist, was ich jetzt machen will. Und am coolsten wäre es dann noch, wenn ich auf dem kompletten Album kein einziges Mal das Wort "Nerd" sagen würde. Dann könnte ich selbst sagen, dass ich diese Attitüde zwar vollkommen vertrete, aber das den Leuten nicht mehr tausend Mal sagen muss. Die müssen das einfach begreifen, ohne dass ich immer wieder betone, dass ich ein Nerd bin.


    rappers.in: Wirst du thematisch auch noch in andere Richtungen gehen?


    Rockstah: Also, das Album wird sich schon auf dieser Hänger-Ebene bewegen. Ich will den Leuten nur weniger mit diesem Spaten, auf dem "Nerd" steht, ins Gesicht schlagen.


    rappers.in: Du, Cro, Ahzumjot und andere Künstler sind momentan ja ziemlich im Trend. Oscar Wilde schrieb zu diesem Thema: "Nichts ist so gefährlich wie das Allzumodernsein. Man gerät in Gefahr, plötzlich aus der Mode zu kommen." Wie siehst du das? Und was kann man als Künstler, deiner Meinung nach, dafür tun, um das zu umgehen und nicht plötzlich aus dem Fokus zu geraten?


    Rockstah: Das Zitat stimmt auf jeden Fall. Das war ja auch wirklich so: Im Sommer hatten wir noch in eineinhalb Jahren hart erarbeitete 5.000 Facebook-Fans, dann kam die Casper-Tour im Dezember – da hatten wir 10.000 – und jetzt sind inzwischen noch mal 15.000 dazugekommen. An Facebook kannst du das eigentlich echt gut abmessen. Das ist also auf jeden Fall eine Trend-Entwicklung, was wohl wieder an dieser "Neue Reimgeneration"-Geschichte liegt. Die einzige Möglichkeit, dem entgegenzusteuern, ist halt wirklich, sich da irgendwie wieder rauszumanövrieren. Das müssten alle machen. Ahzumjot wird das bestimmt machen, ich werd' das machen und Carlo wird das hoffentlich auch versuchen. Sonst heißt es am Ende: Die Drei waren 2012 der Shit! Aber wenn mein Album erst 2013 kommt, interessiert das keinen Menschen mehr.


    rappers.in: Wobei ich auch denke, dass so ein Richtungswechsel ganz gefährlich sein kann. Kollegah hatte zum Beispiel schon immer eine eigene Schublade und sobald der was anderes macht, sagen viele Leute plötzlich, dass sie ihn nicht mehr feiern.


    Rockstah: Ja, aber Kollegah ist ja trotzdem mit seinem letzten Album super gechartet ...


    rappers.in: Klar, aber manche Künstler haben da wohl auch Bedenken. RAF hat in unserem letzten Interview ebenfalls gesagt, dass er sich die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht hat, wie dieser neue Style nun ankommen würde.


    Rockstah: Ja, deswegen dauert das Album auch so lange. Ich kann nicht noch mal die gleichen Songs schreiben und wieder tausend Mal "Nerd" sagen. Du musst das cool lösen, aber dieser Mittelweg ist momentan ein unglaublich schmaler Grat – ich seh' mich der Aufgabe allerdings gewachsen.


    rappers.in: Wie hast du denn die Echo-Verleihung wahrgenommen? Zum einen gab's da hiphopmäßig Kraftklub und Casper, die zusammen die Bühne rockten, zum anderen das gewohnte alte Bild von Bushido und Sido. Ist das für dich das Zeichen eines "Machtwechsels" oder eher eines "Nebeneinander-Existierens"?


    Rockstah: Da muss man immer klar sehen, dass das nebeneinander läuft. Das war ja auch so ein Thema mit der neuen Reimgeneration. Da wurde uns dann plötzlich nachgesagt, dass wir alte Leute verdrängen wollen – keiner will irgendwen verdrängen! Ich kaufe mir auch ein Haftbefehl-Album, aber das kapiert dann wieder keiner. Die Leute sind manchmal einfach zu dumm, um da zu differenzieren. Das ist hier nicht wie in Amerika, wo alles nebeneinander läuft und cool ist – hier muss immer einer ganz oben stehen. Ich finde das voll traurig. Ich bin seit der ersten Afrob-Platte Rapfan und habe in jedem Jahr immer so 15 Rap-Platten gekauft. Die Leute sollen mal begreifen, dass es da ganz viel gibt und nicht immer nur eins. Und wenn Bushido und Sido ihren Echo kriegen, ist das am Ende genauso cool, wie wenn Casper seinen bekommt. Ist doch voll schön, dass es gerade so viele Facetten im deutschen HipHop gibt – ich will nicht nur solche Scheiß-Hipster-Rapper haben, ganz ehrlich. (alle lachen)


    rappers.in: Du warst vor kurzem auf der "Hip teens wear tight Jeans"- und zuvor auf der "Der Druck steigt"-Tour mit Casper – bereitest du dich irgendwie speziell für die Bühnenshows vor oder machst du dir da keine großen Gedanken?


    Rockstah: Wenn's nach mir ginge, würde ich da jedes Mal eine gigantische Pyroshow mit Riesenmonitoren abziehen. Ich habe mir auch einen Micständer bauen lassen, der leider noch nicht da ist, aber eigentlich zur Tour fertig sein sollte. Der ist wie ein Lichtschwert konzipiert, hat noch LED-Lampen eingebaut und ist komplett steuerbar. Das find' ich voll geil. Bushido hat sich ja auch immer dadurch ausgezeichnet, dass er eine voll gute Live-Show hat. Ich habe den 2005 zum ersten Mal live gesehen und der hatte da eine Band, Licht- und Pyroeffekte ... Alles total krass – und das war ja erst der Anfang. Die Leute kommen ja auch zu Konzerten, weil sie etwas erleben wollen. Momentan haben wir halt noch nicht die finanziellen Mittel, dass wir da sonderlich viel machen könnten, aber wenn sich die Möglichkeiten anbieten, würden wir die auch nutzen. Wir proben auch immer total viel mit der Band und haben auch einen Proberaum ... Ich kenn' von meinen HipHop-Freunden keinen, der noch einen extra Proberaum hat. Ich habe das halt so von meinen ganzen Alternative-Freunden in Rodgau gelernt, denn die hatten alle einen. (lacht) Mir fallen diese Live-Auftritte auch immer noch nicht so leicht wie anderen und ich habe noch viel zu lernen, aber es macht auf jeden Fall viel Spaß und ich kann bestimmt auch in Zukunft noch mit einigen Effekten punkten – aber alles mit der Zeit.


    rappers.in: Und wie ist das dann, wenn du nach der Tour wieder zu Hause bist und deinen Shop betreibst? Das Tourleben unterscheidet sich im Vergleich zum Leben als "Nerd" ja relativ krass ...


    Rockstah: Ich mag das voll. In Rodgau kennt mich ja keiner. Das ist einfach ein total kleines Städtchen, aus dem ich auch gar nicht wegziehen will. Alle wollen immer in die Großstadt, aber ich versuche, das eigentlich zu vermeiden. Wir sind jetzt knapp einen Monat unterwegs und ich freue mich schon wieder richtig auf zu Hause. Darauf, zu chillen, auf diesen blöden Acker gegenüber zu schauen und unten meine Mutter zu haben, die kocht. Das ist schön. (lacht) Ich mag beides. Das ist einfach verrückt – unterwegs gibst du in einer Stunde 300 Autogramme, alle wollen Fotos mit dir und so weiter, und dann gehst du in Rodgau zum Bäcker und kein Arsch kennt dich. Totaler Luxus!


    rappers.in: Wahrscheinlich ist das auch gerade das Gute daran: dass du beide Welten erleben und immer noch auf die Straße gehen kannst, ohne ständig angeredet zu werden.


    Rockstah: Ja, dafür ist mein Status einfach noch etwas zu klein. Finde ich aber auch gar nicht schlimm.



    rappers.in: Du hast ja auch einfach einen Status in deiner Nische. Du bist in der Rapszene mehr oder weniger bekannt und hast noch nicht mit Bekanntheitsproblemen wie zum Beispiel Cro zu kämpfen, der auch im "heute-journal" läuft ... Der muss dann eben eine Maske tragen.


    Rockstah: Ja, aber wenn der bei diesem unfassbaren Hype, der da gerade herrscht, nicht die Maske hätte ... (überlegt) Also, ich weiß nicht, ob ich damit klar kommen würde. Ab und zu kommt es natürlich schon vor, dass ich erkannt werde, aber das ist alles noch relativ angenehm. Letztens waren zwei Mädchen mit McDonalds-Essen vor meiner Tür gestanden und meinten, ich solle rauskommen ... Das ist natürlich ein kleiner Eingriff in die Privatsphäre, aber wenn's nur einmal passiert, ist das cool. Beim zehnten Mal wäre das dann halt komisch. (lacht)


    rappers.in: Wofür du momentan auch sehr bekannt bist, ist dein doch recht ausgefallenes Merchandise – was, denkst du, fasziniert so viele Leute daran, dass du ständig mit Shop-Ausverkäufen zu kämpfen hast?


    Rockstah: Ich habe letztens schon ein paar Rügen dafür bekommen, dass das so basarmäßig wirkt, aber ich sage mal: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Woran das liegt ... (überlegt) Keine Ahnung. Ich habe zwar nicht soo viele Fans, aber dafür eben Fans, die das einfach mögen. Ich glaube, ich würde gar nicht mal so viele Shirts verkaufen, wenn die nicht alle wüssten, dass ich die irgendwann mal in der Hand habe oder dass die in meinem Zimmer von mir verpackt werden. Inzwischen mache ich das mit meiner Schwester zusammen – die habe ich dazugeholt, weil's einfach zu viel wurde. Als die "Black Edition" rauskam, haben wir uns auch mit der ganzen Band in eine Reihe gesetzt, das alles verpackt und sind dann zusammen zur Post gefahren. Und bei der Post heißt es dann halt: "Oh Gott, was wollt ihr schon wieder hier, ihr Verrückten!" (lacht) Ich glaube einfach, dass das für die Leute schon ein krasser Kaufgrund ist, dass ich alles selbst mache und auch gerne unterschreibe, wenn man mich fragt. Das finde ich auch das Interessante an "kleineren" Leuten wie Ahzumjot oder kaynBock – die machen das einfach und die Leute sehen, dass da eine gewisse Arbeit dahintersteckt, und geben dann auch lieber Geld dafür aus. Das ist eine Kommunikation zwischen Fans und Künstlern, die über Facebook-Kommentare hinausgeht.


    rappers.in: Suchst du diese Fannähe denn beabsichtigt oder machst du das alles mehr, weil der Shop im Vergleich zu dem eines von Bushido doch noch relativ klein ist?


    Rockstah: Ich bringe da immer ganz gerne ein Beispiel: 2001 habe ich Savas zum ersten Mal auf einer Jam gesehen und er war damals einfach mein Gott. Als "LMS" lief, war das für mich, als hätte jemand "Stairway to heaven" gespielt, und als er an mir vorbeilief, hab' ich halt fast hyperventiliert. (lacht) Damals waren diese ganzen Künstler noch nicht so greifbar. Dann kam die Generation "MySpace/Facebook" und die Künstler wurden greifbarer. Casper ist so einer der ersten, der aufgrund seiner Fannähe immer auf Mails antwortet. Wir leben in einer Zeit, in der so viel passiert – du kannst keine große Distanz mehr zwischen Künstler und Internet schaffen. Alles ist näher beisammen und du musst es irgendwie cool nutzen. Natürlich bin ich manchmal auch etwas patzig und das wirkt dann vielleicht kurz mal unprofessionell, aber genau das ist für die Leute doch das Interessante. Diese Distanz kannst du nicht mehr so gut schaffen – Carlo kann das noch, weil er für die Leute mehr ein Mysterium ist, aber Ahzumjot oder ich nicht. Wir haben einfach 'nen krassen Fanbezug – und den will ich auch nicht missen. Und ich bin da auch ganz ehrlich: Natürlich ist es viel lukrativer für mich, meine Shirts selbst zu verkaufen und nicht irgendeinen Shop oder so zu beauftragen, der dann noch 50 Prozent will. Da mach' ich's lieber selber.


    rappers.in: Du bist also auch gerne nah bei deinen Fans.


    Rockstah: Total! Ich geh' auch gerne zu den Leuten, gebe Autogramme und rede mit denen. Wenn die Leute angenehm und dankbar sind, ist das das Schönste auf der Welt. Aber es gibt ja immer verschiedene Fans – manche wollen halt cool sein und drücken dir irgendeinen Spruch rein, weil sie diese Hierarchie nicht mögen, und da denkst du dir dann einfach nur: "Was willst du eigentlich?" Aber das gehört halt alles dazu. Ist auch eine ganz andere Zeit als früher, als mein Vater noch in einer Rockband gespielt hat. Mit ihm habe ich mich vor kurzem auch lange unterhalten, wie das damals bei ihnen mit den Fans war. Da sieht man dann auch wieder, was sich alles verändert hat. Mein Vater gehört ja zu Badesalz und tut sich echt schwer, auf diese Facebook-Zeit zu reagieren. Er fragt mich auch immer, wie ich das nun alles mache ...


    rappers.in: Wie viel bekommen deine Eltern denn eigentlich von dem mit, was du machst? Sind die auch mal auf Konzerten von dir und wissen, was da so passiert? Es gibt ja auch viele Rapper, die ihre Eltern da gerne von fernhalten.


    Rockstah: Bei uns in der Familie fand das von Anfang an jeder voll geil. Meine Mutter pumpt auch die "Black Edition" im Auto. Das war letztens schon fast peinlich ... Als wir in Würzburg gespielt haben, ist sie in den Backstage-Bereich gekommen und hat sich bei Casper bedankt und sich total lange mit ihm unterhalten. Und ich saß so nebenan und dachte nur: "Alter ..." Sie hört auch das Kraftklub-Album. Meine Mutter ist nicht so altbacken im Kopf wie andere – das ist voll cool. Und mein Vater geht damit sowieso super um, er ist ja auch selbst Künstler und auch über all meine Verträge informiert. Deswegen ist bei uns in der Familie alles gut.


    rappers.in: Zum Abschluss darfst du deinen Nerdy Terdy Gang-Fans jetzt noch einen Computerspiel-, Film- oder Serientipp mit auf den Weg geben und uns erläutern, weshalb ein echter Rockstah-Fan dieses Spiel gespielt beziehungsweise diesen Film oder diese Serie gesehen haben sollte.


    Rockstah: "Napoleon Dynamite"! Der Film war neben "Fight Club" die größte Inspirationsquelle für mich, weil der auch nur aus unspektakulärer Scheiße besteht. Aber für mich ist das eines der größten Filmmeisterwerke der USA. Der hat nichts gekostet und ist in Amerika Kult, aber in Deutschland kennen den nicht so viele. "Napoleon Dynamite" ist Pflicht für jeden! Dann versteht man meine Philosophie. Der steht für mich.


    (Ahzumjot betritt den Raum)


    Ahzumjot: Oh, hallo!


    rappers.in: Hallo! Hast du für uns vielleicht auch noch einen Computerspiel-, Film- oder Serientipp? Was schaust du denn zur Zeit mit Monty auf der Couch?


    Ahzumjot: Also ... ich gucke gerade "Breaking Bad", aber da bin ich ja so spät dran. Aber das ist das Krasseste, was ich je gesehen habe. Mit dem Chemiker, der Krebs hat und dann Crystal kocht. Da kam gerade erst die vierte Staffel raus ... Swag!


    rappers.in: Vielen Dank für das Interview!


    Rockstah: Ich danke euch!



    (Florence Bader, Benedikt Dirschl & Pascal Ambros)
    (Fotos von Mario Andreya)

  • Rockstah ist so ein korrekter Typ. Wa r letztens in Reutlingen auf seinem Konzert! Echt eine mega gute als Show und man konnte nicht anders als feiern. Hat richtig Spaß gemacht!

  • DER LETZTE TIGHTE MAGIER, BITCH ICH BIN HEIß AUF BEEF,
    ALSO NIMMS NICHT PERSÖNLICH, WENN ICH DICH VON DEINEM MIC WEGSCHIEß !
    YO, GEHTS DIR GUT IN DEINER WEIBERJEANS?
    DU SIEHST EIN BISSCHEN KOMISCH AUS DU SPAST!
    ... ABER NIEDLICH! YO!

  • Zitat

    Original von erasik
    DER LETZTE TIGHTE MAGIER, BITCH ICH BIN HEIß AUF BEEF,
    ALSO NIMMS NICHT PERSÖNLICH, WENN ICH DICH VON DEINEM MIC WEGSCHIEß !
    YO, GEHTS DIR GUT IN DEINER WEIBERJEANS?
    DU SIEHST EIN BISSCHEN KOMISCH AUS DU SPAST!
    ... ABER NIEDLICH! YO!


    =/


    es heißt "wenn ich dich von deinem iPad schieß"

  • sympathischer kerl

    “We had two bags of grass, seventy-five pellets of mescaline, five sheets of high powered blotter acid, a salt shaker half full of cocaine, and a whole galaxy of multi-colored uppers, downers, screamers, laughers... and also a quart of tequila, a quart of rum, a case of Budweiser, a pint of raw ether and two dozen amyls.
    Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug collection, the tendency is to push it as far as you can.”

  • kenne nur den Crockstahzumjot vom mc donalds den hab ich letztens gegessen war fein...
    Interview hab ich nur zur hälfte gelesen hatte dann keinen bock mehr...ihr wisst ja was scotch gerappt hat in der runde gegen geot :D

  • Ich finde,er versucht extra,bloß nicht in eine Schublade gesteckt zu werden und will sich durch seinen "Nerd-Trendsetter-Kram" differenzieren. Gerade dass er das immer wieder erwähnt,macht in für mich leider unsympathisch. Naja,Geschmäcker sind verschieden. Musikalisch ist er dennoch Top.

  • Zitat

    Original von LaChrizzzz
    Ich finde,er versucht extra,bloß nicht in eine Schublade gesteckt zu werden und will sich durch seinen "Nerd-Trendsetter-Kram" differenzieren. Gerade dass er das immer wieder erwähnt,macht in für mich leider unsympathisch. Naja,Geschmäcker sind verschieden. Musikalisch ist er dennoch Top.


    Ich finde ihn trotz dieser Differenzierung noch sympathisch. Insgesamt macht er einen netten Eindruck. Schönes Interview :)

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