01. Biatch
02. 808
03. Eins bleibt Eins feat. Tony D.
04. Steig ein feat. BK
05. Kohle feat. Ivo Divo
06. Ich und meine Gang
07. Die Eins feat. Rob Major
08. In meinem Team
09. Überbass
10. Swagger
11. Minimal Kriminal feat. KC da Rookee
12. Queen of Berlin feat. Fii
13. Ich steh auf deinen Arsch
14. Ich tanz für dich
15. Berlin feat. Rob Major
16. No Time for Suckers feat. Queensberry
17. Schrei Ey feat. She-Raw
18. Ich komm wieder
Fragt man den gewöhnlichen pubertierenden Raphörer danach, wie es um die musikalischen und raptechnischen Qualitäten von Kitty Kat steht, so kann man mit fast todsicherer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man eine Predigt über ihr Äußeres zu hören bekommt und dass das Wort "Kanisterkopf" mindestens einmal fallen wird. Was vielleicht noch bei Favorite am Anfang komisch war, langweilt heute nur noch; und um fundierte Aussagen – geht es um die Bewertung der Musik der Berliner Rapperin – steht es ohnehin wie um die Stecknadel im Heuhaufen. Beinahe verständlich ist der Wunsch, der in "Biatch" geäußert wird, einmal ein männlicher Rapper zu sein:
"Ich könnte dick wie ein Schwein sein/
Gemein sein, die würden sich einschleim'/"
(Kitty Kat auf "Biatch")
Im Vergleich dazu existieren nur wenige Meinungen, die tatsächlich ihre Musik betreffen. Sicher, ein wenig provoziert wurde das von ihr selbst, gibt man sein Äußeres zu Beginn nicht preis und ist vor allem durch Tracks, die bereits Namen wie "Das Eine" oder "Ficken" tragen, bekannt. Doch um so sehr auf ihre Optik beschränkt zu werden, ist Kitty Kat dann jedoch schlicht – Hand aufs Herz – eine zu gute Rapperin. Man denke nur an die schon erwähnten Songs oder an "Was bringt unsere Liebe um" vom letzten Album: ein astreiner, schnulziger Herzschmerzsong und eine der besten Zusammenarbeiten zwischen einem Rapper und Xavier Naidoo überhaupt. Fast schade, dass besagtes Album gnadenlos floppte, war es letztendlich doch perfekt auf eine gewisse Zielgruppe getrimmt, hochwertig produziert und zum Teil eingängig – und tatsächlich gut. Und ja, gewiss zählte ich nicht zur Zielgruppe, als unterhaltsam empfand ich es trotzdessen. Schade auch, weil das "Dirty Mixtape" wohl gerade aufgrund dieses Misserfolgs stark davon abweicht und größtenteils kaum zu überzeugen weiß.
"Wen willst du dissen, ich werd' euch wieder vernichten/
Mann, ihr Opfer könnt nicht rappen, ihr lernt gerade erst mal Wichsen/
Kein Flow, keine Stimme, keine Eier, kleiner Pimmel/
Deine Styles sind so alt, die fang' jetzt schon an zu schimmeln/"
(Kitty Kat auf "Swagger")
Vier gewöhnliche Zeilen aus dem "Dirty Mixtape", die thematisch – wenn man hierbei denn von einem Thema sprechen kann – in die Richtung der meisten anderen Tracks gehen. Mit lyrisch wenig anspruchsvollen Zeilen wird eben gebattlet, Männer werden beleidigt, "Biatches" ebenso, der Sound wird hochgelobt, man selbst ist die begehrte Powerfrau schlechthin, die Jungs und "Miezen" an der eigenen Seite sind aber auch nicht ohne. Wirklich schlecht ist das zwar fast nie, wirklich gut aber genauso wenig. Das größte Problem ist im Endeffekt die sehr starke Ähnlichkeit des Großteils der Songs, was dazu führt, dass sich das Mixtape mit seiner doch recht gut gefütterten Tracklist bereits nach kurzer Zeit enorm zieht. Um locker fünf Anspielstationen gekürzt wäre das Release im Gesamtbild gravierend besser dagestanden. In dieser Form nervt beispielsweise das im Prinzip nicht verkehrte, dancehall-angehauchte "Queen of Berlin" fast nur noch, wenn innerhalb der vorangegangenen zehn Tracks gefühlte tausend Mal genau dasselbe erzählt wurde. Es ist schon bezeichnend für das Werk, macht man, ungelogen, beinahe Luftsprünge vor Freude, ertönt ein Song, in dem ausschließlich der Arsch der Künstlerin – und was man damit anstellen kann – thematisiert wird. Bitte nicht falsch verstehen!
"Er ist verrückt nach dem Ding, er will ihn nicht mehr missen/
Und in der Nacht benutzt er ihn sogar als Kissen/
[...]
Ich mach' ihn fertig, ihm steht der Mund auf/
Ich stell' mich über ihn und setz' mich auf sein' Mund drauf/"
(Kitty Kat auf "Ich steh auf deinen Arsch")
Auch wenn es sich dumm anhören mag, aber der Track, dem genau diese Textstellen entstammen, kann sich neben "Berlin" zum besten Track des Mixtapes zählen. Beide Songs sind wunderbar eingängig – "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin"-Gegröle kann eben kaum schiefgehen – und unterscheiden sich thematisch vom Gros der übrigen deutlich. Mir ist hierbei durchaus bewusst, dass ich mir praktisch selbst widerspreche, wenn ich nun die geschätzt 9634101374. Berlinhymne der dort ansässigen Rapszene für deren Thema lobe. Trotzdem: Beide Titel sind auf jeden Fall feierbar!
Lob aussprechen möchte man Kitty Kat auch für die Tatsache, dass sie ihr drittes Solorelease komplett im Alleingang produziert hat – und das auch gewiss nicht schlecht. Die Beats sind größtenteils im Dirty South-Bereich angesiedelt. Geschmackssache – meiner ist es leider nicht. Doch trotz ihrer – womöglich genretypisch fast zwangsmäßigen – Ähnlichkeit haben die Instrumentals meist Wiedererkennungswert und sind qualitativ nicht zu verachten.
Die Featuregäste sind kaum erwähnenswert, unglücklicherweise nicht einmal unser aller Lieblingsschreihals Tony D. Eine Ausnahme bildet hierbei She-Raw, die sich gewiss viele bereits in einer Zusammenarbeit mit der Gastgeberin gewünscht hatten. Und tatsächlich ist die Kollabo gelungen! She-Raw toppt Kitty Kat zwar wesentlich, verstecken muss sich Zweitere mit ihren Rapskills hier – wie auch generell – nicht. Auch das Feature mit der "Popstars"-Band Queensberry verdient Erwähnung, wenn auch vielleicht mehr für die Tatsache selbst als für den Song als Ergebnis. Doch hier gilt ebenfalls: Auf dem "Dirty Mixtape" ist jede wie auch immer geartete Abwechslung mehr als gerne gesehen.
Fazit:
Mit dem "Dirty Mixtape", das durch die ausnahmslos exklusiven Beats durchaus als drittes Album angesehen werden kann, hat sich Kitty Kat wohl keinen großen Gefallen getan. Ihre eigene Sparte bedient sie mit dem Schritt vom "Mädchen-" zum "Normalo"-Battlerap höchstens mit der generellen Seltenheit eines weiblichen MCs. Die meisten Songs können leider nicht herausstechen und unterhalten. Eine gute Portion mehr Abwechslung und Themenvielfalt wäre mehr als wünschenswert gewesen. Und selbst wenn sie auch noch ein Lied über ihre Brüste geschrieben hätte, angenehmer als erneutes Prollgehabe wäre das allemal gewesen. Dass Kitty Kat Tracks mit besonders viel Tiefsinn schreiben muss, verlangt niemand, beweist sie doch auch so auf diesem Release, dass sie keine schlechte Künstlerin ist und durchaus weiß, wie man unterhalten kann; doch für stumpfe Battletracks ist sie einfach nicht gemacht. Ein totaler Reinfall ist das Debüt beim eigenen Label mit dem wunderbaren Namen Deine Mama Records nicht, für die Zukunft erhoffe und erwarte ich dennoch wieder eine Steigerung. Ach ja, eines muss ich unbedingt noch ansprechen (und nein, es ist kein Kommentar zu ihrem Aussehen): Den unfassbar nervtötenden "Kein Anschluss unter dieser Nummer"-Ton zu samplen, ist eine musikalische Gräueltat ohnegleichen!
(TonySunshine)
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