01. Intro feat. DJ Werd
02. Straßenmusik
03. Die Straße lässt nicht los feat. Fler
04. Immer noch hier feat. Jonesmann & Twin
05. Versteinerte Herzen feat. Chakuza
06. Blockstars feat. Isar
07. Alles wird zu Staub feat. Ozan & Vero One
08. Fels in der Brandung feat. Basstard
09. Gangsterparty feat. MOK, Orgi 69 & Frauenarzt
10. Punisher Style feat. Kaisaschnitt
11. Hebt die Hände feat. MOK & Frauenarzt
12. Bruderschaft feat. Mastino
13. Sie sprechen von mir
Vollkommen ehrlich wirkte Bogy kürzlich, als er in einem Interview seine uneingeschränkte Liebe zu HipHop zum Ausdruck brachte. Nur unterstützt werden konnte dieser Eindruck durch eine aktive Teilnahme am Battlerap-Format "Rap am Mittwoch", bei dem für gewöhnlich relativ unbekannte Rapper lyrisch gegeneinander antreten. So scheint der Berliner einer der wenigen zu sein, die ihr komplettes Herzblut für HipHop geben und dafür leben. Umso trauriger erzählte er Falk, wie schwierig seine aktuelle finanzielle Lage in Anbetracht der Tatsache, nur von der Musik leben zu müssen, aussieht. Sicher tragisch, nur geht es hier nicht um Sympathien oder Mitleid, sondern voll und ganz um die Qualität der Musik. Und dort sieht es bei MC Bogy – gerade im Vergleich zur riesigen Konkurrenz – leider eben mehr als düster aus. Denn so lange er schon rappt, so wenig konnte er sich lyrisch und raptechnisch steigern. Und auch mit seinem neuen Album "Berlin Crime" hat sich wenig getan. Schlimm genug, wenn einfache mehrsilbige Reime, die mittlerweile Standard sein sollten, sofort vollkommen überraschen:
"Mit Druck in der Brust schluck' ich den Frust hinunter/
Weed und Suff sind ein Muss, wenn ich im Hood rumlunger'/
In der Luft liegt Kummer, der sich mit Smog vermischt/
Ich hör' Sirenen ertönen, ein' hat's am Kopf erwischt/"
(MC Bogy auf "Straßenmusik")
Inwieweit man ihm zu Gute halten soll, sich nach etlichen Alben und weit über einem Jahrzehnt am Mikrofon endlich einmal nicht nur allersimpelsten Reimen zu bedienen, sei dahingestellt. Fakt bleibt: Immer noch rappt Bogy fast exakt gleich über die selben Thematiken wie auf allen Releases zuvor. Monoton wie kaum ein zweiter Rapper – nach wie vor hat er nicht im Ansatz etwas Neues zu erzählen, sodass Unterhaltung zwangsweise nicht entstehen kann. Doch Halt, abgesehen hiervon: "Den Respekt, den ich verdien', kannst du Keck dir nicht kaufen/ Greif' auch an bei zehn Mann, ich bin zu fett, um wegzulaufen/" ("Immer noch hier" feat. Jonesmann & Twin). Sollte das gewollt lustig und selbstironisch gewesen sein: Hut ab, nach den stellenweise annehmbaren Reimen ist die zweite Überraschung hiermit geglückt! Ansonsten möchte ich an dieser Stelle einen weisen Mann zitieren, der Bogy einst unterstellte, sein Wortschatz reiche kaum über "Messer", "harte Zeiten" und "Straße" hinaus. Wie wahr und nach wie vor gültig! Ah ja, diese Worte stammen aus der Review zum letzten Album des "Atzenkeepers" und der weise Mann ... bin ich! Um die Parts des Gastgebers auf "Berlin Crime" zu beschreiben, hätte es im Großen und Ganzen genügt, die passenden Stellen ebendieser Rezension zu kopieren und hier einzufügen, so wenig hat sich verändert. Wie wenig Gehalt Bogys Texte haben, macht auch der Umstand deutlich, dass er im eingangs erwähnten Battle Teile aus seiner – im Albumkontext wohl deep gemeinten – Strophe aus "Die Straße lässt nicht los" eins zu eins gegen seinen Gegner richtete. Ebenso könnte an folgender Stelle so gut wie jedes andere Zitat stehen, um die fehlende Themenvielfalt zu verdeutlichen.
"Hier fließt das Blutgeld an jeder gottverdammten Ecke/
Und ein Hund, der nur bellt, bekommt hier schnell auf die Fresse/
[...]
Hab' für Skandale gesorgt, kein MC ist kontroverser/
Ich schick' Rapper auf die Bretter wie ein rappender Berserker/"
(MC Bogy auf "Blockstars")
Auf zehn der zwölf Tracks befinden sich insgesamt 15 Gastbeiträge von 13 verschiedenen Künstlern – das Intro ausgenommen. Diese sorgen zwar zumindest für ein klein wenig Abwechslung, groß aufwerten können sie das Album jedoch leider nicht. Auch wenn sich teilweise eigentlich gute Rapper (Basstard, Fler) und Künstler, die ab und an unterhalten können (Kaisaschnitt, MOK), auf der Featureliste befinden: Diese bleiben alle hinter den Erwartungen zurück, ihre Parts geraten arg belanglos. Ähnliche Kritikpunkte wie über Bogy können hier ebenso über dessen Standardfeaturegäste Vero, Isar und Mastino und über Twin und Jonesmann angebracht werden. Und eine Frage stellt sich unweigerlich: Ob man den armen Frauenarzt bezüglich Featureanfragen, die in Richtung seiner früheren Musik gehen, nicht einfach in Ruhe lassen sollte? Der Mann lebt den "Berlin Crime"-Lifestyle eben nicht mehr, was man den miserablen Gastauftritten hier erneut deutlich anmerkt. Mit Chakuzas Musik werde ich mich wohl nie anfreunden können und Ozan singt eben, ohne dass es groß auffällt. Auch Orgis Part fällt unterdurchschnittlich aus, da die Texte stellenweise stark erzwungen klingen. Doch auch damit bleibt er wenigstens der Einzige, der die triste, langweilige Stimmung irgendwie auflockern kann:
"Ich bin Daddy Cool, der Ficker mit der Goldkette/
Ich quatsch' nie von Liebe, ich liebe die Rosette/
[...]
Niemals 'ne Rose, nur Sperma ins Gesicht/
Ich liebe deine Lippen, mein Fotzengesicht/"
(Orgi69 auf "Gangsterparty")
Fazit:
Ja, was bleibt groß zu sagen? Kaum Weiterentwicklung, kaum Unterhaltung, kaum Raptechnik, kaum Inhalte. Auch die großteils düsteren Beats, gewohnt anständige Arbeit von Woroc, können nur sehr wenig retten. So fällt es sehr schwer, an "Berlin Crime" etwas festzumachen, das man theoretisch loben könnte. Die Inhalte der jeweiligen Songs zu unterscheiden oder gar zu benennen, ist quasi unmöglich. Selbst wenn Bogy die Ausführung seiner Kunst liebt, mich will und will er damit nicht überzeugen. So bleibt zu hoffen, dass er den ein oder anderen Fan oder Nichtfan mit diesem Album begeistern kann – bei mir hat er es leider nicht im Entferntesten geschafft.
(TonySunshine)
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