Review: Farid Bang – Der letzte Tag deines Lebens



  • 01. Intro
    02. Farid Bang
    03. Der letzte Tag deines Lebens
    04. Vom Dealer zum Rapstar
    feat. Summer Cem
    05. Alemania
    06. Keine Träne
    07. Meer
    08. Pusher
    09. Ich will Beef
    10. Converse Musik
    feat. Young Buck
    11. Samurai
    12. Ich bin drauf
    13. Irgendwann
    feat. Ramsi Aliani
    14. Du fehlst mir feat. Zemine
    15. German Dream 2012 feat. Eko Fresh


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    Review von ProRipper:


    Ihr habt lang' genug gewartet, dass ein Album erscheint – genauer gesagt circa ein Jahr, denn so lange liegt das letzte Release des Düsseldorfer Rappers Farid Bang, "Banger leben kürzer", nun schon zurück. Und fast punktgenau zu dessen Indizierung durch die BPjM präsentiert der Banger mit "Der letzte Tag deines Lebens" in Anspielung auf den Titel von Kool Savas' legendärem Albumdebüt einen Nachfolger. Grund, gespannt auf den Inhalt dieses Releases zu sein, gab's im Vorfeld durch skandallastige Promotion wohl mehr als genug. Trotzdem musste ich mich nach den ersten drei Videoauskopplungen doch mal fragen, wieso man sein Album bitte "Der letzte Tag deines Lebens" nennt, sich auf der ursprünglichen Version des Covers – die schließlich aufgrund eines angeblich drohenden Rechtsstreits verworfen wurde – einmal quer durch die Berliner Rapszene disst und dann noch Beef mit AggroTV anzettelt, um schließlich vorab nur deepe Songs zu veröffentlichen. Aber gut: Gespannt war ich noch immer. Nur gleichzeitig auch ein wenig skeptischer.


    "Asozialer Marokkaner, ich verhaue diese Pissrapper/
    Sie machen auf Gangster, doch sind Schauspieler und Schriftsteller/
    Wenn jemand sagt, er macht den Gangbanger kalt/
    Dann weißt du, dass er schief liegt, wie Sven Hannawald/
    Ey, mein riesen Cock ist Thema/
    Und bei mehr heißen Frau'n im Mund, als ein Fieberthermometer/
    "
    (Farid Bang auf "Intro")


    Ein typischeres Farid Bang-Intro könnte man sich wieder einmal kaum vorstellen: orchestraler, mächtiger Beat, eine Reihe origineller und weniger origineller Punchlines sowie Spits, ein paar Seitenhiebe gegen DJ Desue, und der gewohnt halb-gelangweilt-halb-arrogante Flow des German Dreamers. Gastzeilen in der Hook von Kollegah, Summer Cem, Massiv und Hengzt inklusive. Thematisch geht's auf den nächsten paar Anspielstationen dann auch genau so weiter: gewohnter, gangbang'scher Battlerap mit allerlei Vergleichen, deren Spektrum von sehr gut über durchschnittlich bis "Das-kenn'-ich-doch-schon-irgendwoher" reichen. Etwa dann, wenn wieder einmal Kugeln wie Gedanken durch den Kopf schießen oder Türen gemacht werden, als wär' man Schreinermeister. Aber: War das jemals anders? Nö. Hab' ich auf den letzten Platten gefeiert, feier' ich auch dieses Mal. Er bringt's nun mal richtig rüber und war halt "schon ein Gangster, als Michael noch schwarz war." Deshalb bekommt insbesondere die Berliner Szene in ein paar Rundumschlägen ihr Fett weg, was im Titel-Track "Der letzte Tag deines Lebens" mit einer Reihe von Sekte-Seitenhieben beginnt und schließlich in einer Hook gipfelt, in der Farid Valezkas Betonungen des legendären "Der beste Tag meines Lebens"-Tracks von Kool Savas fast 1:1 übernimmt. Zwar wesentlich schiefer als das Original, aber die Parts reißen das alles wieder raus. Generell findet man auf "Der letzte Tag deines Lebens" dennoch bedeutend weniger Diss-Attacken gegen spezielle Acts als erwartet, sondern vielmehr jede Menge an standardmäßigen Battle- und Poser-Einlagen – natürlich mit dem gewohnten Farid Bang-Touch.


    "Für die Nutten gibt es Prügel, es ist Drive-by, ich schieß' Kugeln/
    Denn schon bald bin ich steinreich wie Kiesgruben/
    Crimetime und sie suchen den König der Bordsteine/
    Doch ich bin auf einem Schiff und verticke an Bord Steine/
    Spiele Poker, kriege 'Sieben Karo'/
    Ficke um sechs Janine und um sieben Caro/
    "
    (Farid Bang auf "Ich will Beef")


    Doch nicht nur gebattlet wird auf "Der letzte Tag deines Lebens". Nein, auch die deepe Schiene fährt der Düsseldorfer auf einigen Tracks ganz gerne – und das keineswegs schlecht. So liefert er beispielsweise mit "Keine Träne" einen beachtlich guten Song ab, in dem er probiert, über seine Ex hinwegzukommen, das letztlich nicht schafft und alles in einer großen Tragödie endet. Klingt im ersten Augenblick vielleicht etwas vorhersehbar, aber in Kombination mit Beat und Sample in der Hook hat das Ganze beinahe schon Ohrwurmcharakter. Und auch, wenn "Irgendwann" eine reichlich klischeebehaftete Aussage innewohnt und das Stilmittel der Wiederholung des Terminus "Irgendwann werd' ich..." nicht das Kreativste sein mag, so ist auch die Umsetzung dieses Titels mehr als nur gut anzuhören und wird durch die Gesangseinlage Ramsi Alianis nochmal perfekt abgerundet. Apropos Gesangseinlagen: Davon gibt's vonseiten der Featuregäste einige, unter anderem auch von Labelkollege Summer Cem. Während dessen geträllerte Hook auf dem Storyteller "Vom Dealer zum Rapstar" zwar nicht unbedingt stört, aber halt auch nicht wirklich zum Mitsingen anregt, sieht das bei Zemine auf "Du fehlst mir" schon ein wenig anders aus. Auf besagter Kollaboration schildert Farid auf einem minimalistisch gehaltenen Beat die Komplikationen zwischen Beziehung und Tourleben:


    "Während ich einigen Fans ihre Tickets signier'/
    Schreibt sie mir 'ne SMS: 'Sind grad' Bitches bei dir?'/
    Und eine Minute später: 'Warum bist du nicht hier?'/
    Was ist los mit diesem Mädchen, ey, sie fickt mein Gehirn/
    "
    (Farid Bang auf "Du fehlst mir")


    Neben einem unterdurchschnittlichen Eko Fresh-Part auf der "German Dream 2012"-Hymne, auf der die beiden auf ihre gemeinsame Vergangenheit zurückblicken, sicherte man sich dieses Mal auch auswärtige Unterstützung. So steuert etwa G-Unit-Member Young Buck auf "Converse Musik" einige Zeilen bei, während Farid gewohnt Rundumschläge verteilt und mich alleine mit der – bei genauerer Betrachtung ja doch recht stumpfsinnigen – Feststellung "Dreh' ich deinen Namen rum, heißt du Apla" schon wieder zum Grinsen bringt. Die Produktionen, die unter anderem von M3, Rooq, Illthinker, Pokerbeats und Street Fabulous stammen, tun dann noch ihr Übriges. Egal, ob Orchesterklänge, rockigere Soundkulissen oder seichte Piano- und Gitarreneinlagen – da ist für jeden was dabei.


    Fazit:
    Was Farid Bang noch nie ausgemacht hat, ist seine zwar nicht schlechte, aber auch nicht atemberaubende Technik oder irgendein Anspruch an intellektuelle Texte. Nein, vielmehr war es schon immer sein unglaublich hoher Entertainmentfaktor, der mich zu seiner Musik trieb. Es gibt gewisse Comedians, die können mir tausend Mal denselben Witz erzählen und ich kann selbst noch beim tausendsten Mal herzhaft darüber lachen – es kommt einzig und allein auf die richtige Performance an. So ähnlich ist das auch mit Farid. Er kann sich von mir aus noch tausend Mal "die Hände blutig an Franky Kubrick" schlagen – mich amüsiert er damit immer wieder köstlich. Und darum geht's doch letztlich: Nicht darum, einem Künstler vorzuwerfen, er mache zwar nach wie vor dasselbe, nur schlechter, sondern um den ja trotzdem immernoch vorhandenen Unterhaltungswert. Würde man mich fragen, ob "Asphalt Massaka 2" ein cooleres Album als "Der letzte Tag deines Lebens" war, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken "Ja" antworten. Aber in Anbetracht des für mich nach wie vor vorhandenen Entertainmentfaktors macht diese Feststellung "Der letzte Tag deines Lebens" bei Weitem nicht zum Fehlgriff. Bis zur Neueröffnung der "Jung Brutal Gutaussehend"-WG mit Kollegah vertreib' ich mir jedenfalls liebend gerne die Wartezeit mit dem vierten Solo des "asozialen Marokkaners". Und ach ja: Es wurden wieder Mütter gefickt. Punkt.


    Redakteur-Bewertung der CD:

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    Review von TonySunshine:


    Bevor wir uns mit "Der letzte Tag deines Lebens" beschäftigen, möchte ich kurz auf die bisher erschienenen Soloalben von Farid Bang zurückschauen und diese ein wenig zusammenfassen. Durch das zunächst kaum beachtete "Asphalt Massaka 1" konnte er sich aufgrund seiner kompromisslosen Asozialität, zwei, drei Disses und einer kleinen Prise (freiwilligem?) Humor eine kleine eingeschworene Fangemeinde aufbauen. Einige sehr direkte Attacken gegen diverse deutsche Rapper und jede Menge Humor mehr wies der Nachfolger des Debüts auf. Unvergessen bleibt bis heute "Wer will Beef?", ein Rundumschlag gegen halb Rapdeutschland mit der Einleitung in die dritte Strophe: "Und ein' hab' ich noch vergessen, oder?" Bei aller Sympathie ihm gegenüber, aber wie Franky Kubrick durch den Kakao gezogen wurde, war einfach mehr als göttlich. Einen sehr faden Beigeschmack hinterließen bei dem Album jedoch die tiefgründig gemeinten Songs. Aufgrund ihrer geringen Anzahl fielen sie aber nicht allzu negativ ins Gewicht. Dann aber "Banger leben kürzer". Die Anfeindungen seinen Rapkollegen gegenüber wurden rarer und leider auch wesentlich unkreativer und langweiliger, die ernstere Themen behandelnden Tracks nahmen einen wesentlich größeren Stellenwert ein und so war das Album im Vergleich zu seinen Vorgängern definitiv nicht nur eine kleine Enttäuschung. Leider setzt sich dieser Abwärtstrend mit "Der letzte Tag deines Lebens" konsequent und noch stärker fort.


    "Ich habe den dicksten Pimmel und ficke Traumfrauen/
    Und du nicht einmal im Traum Frauen/
    Ey, ich fick' deine Bitch im Club, weil du keine Zeit hast/
    Denn du machst heut' die Tür, wie ein Schreinermeister/
    "
    (Farid Bang auf "Intro")


    Zahlreiche einfallslose Spits und keine sonderlich beeindruckenden Vergleiche ziehen sich durch die Battletracks und machen so nicht sonderlich viel Spaß beim Zuhören. "Deutschland hat wieder 'nen Führer wie Geschäfte". Vom Hocker hauen kann man mit derartigen Vergleichen, wie sie auf Albumlänge zu hören sind, wohl niemanden mehr. Der Eindruck, dass "Der letzte Tag deines Lebens" so schnell wie nur irgendmöglich geschrieben wurde, lässt mich nicht los. Wie eine Klette, höhö. Auch die Seitenhiebe, die sich vor allem an Sido und Alpa Gun richten, sind nicht mehr das, was sie einmal waren. So puncht zum Beispiel die Alpa gewidmete Zeile "Alter, gib doch zu, dass du eine Schwanz-OP brauchst. Oder wieso sieht dein Schwanz wie ein OB aus/" irgendwie... so gar nicht. Das komplette Album über hat man das Gefühl, dass es schlicht zur Geldmache produziert wurde, es wirkt reichlich uninspiriert und vor allem absolut nicht mehr innovativ. Was einmal lustig war, ist beim zweiten Mal schon nicht mehr ganz so komisch, und mit einer schlechteren Qualität erst recht nicht. Das Schlimme daran: Farids Alben lebten bisher eben gerade ausschließlich von diesen Battletracks. Was hat man also noch von "Der letzte Tag deines Lebens", wenn diese bereits nicht stimmen? Richtig: Schlecht formulierte Halbweisheiten und oberflächliche Tracks, die gerne tiefgründig wären.


    "Es ist Schicksal, das Leben, es ist immer fair/
    Heute bist du arm, morgen bist du Millionär/
    Manche haben nix, andere essen Kaviar/
    Das ist Alemania/
    "
    (Farid Bang auf "Alemania")


    Es ist fast erschreckend, wie wenig Gehalt die Thementracks haben. Tausendfach gehört, tausendfach besser. Geschichten aus den Straßen Deutschlands mit Bezug auf die altbekannte "Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer"-Problematik. Höchstens der obligatorische Mamatrack wurde von deutschen "Gangster"-Rappern häufiger aufgegriffen als solche mit diesem Inhalt. Außer: "Vom Dealer zum Rapstar"... Mal davon abgesehen, dass bereits der Titel des Songs doch sehr stark an den eines mit Farid befreundeten Rappers erinnert: Mein Gott, wie oft müssen wir diese "American Dream für Arme"-Thematik noch durchkauen, bis es der Letzte versteht, dass sie nicht mehr zieht? Nicht viel besser die "Frauen sind scheiße"- ("Du fehlst mir"), "Meine Ex ist so blöd, ich will sie töten"- ("Keine Träne") und "Eines Tages wird alles gut"-Songs:


    "Irgendwann bin ich nicht mehr Verbrecher/
    Irgendwann zahl' ich Omas Ticket nach Mekka/
    Irgendwann geht mein Album auf Eins/
    Denn irgendwann gab ich auf Abschluss 'nen Scheiß/
    "
    (Farid Bang auf "Irgendwann")


    Die lyrischen Fähigkeiten Farid Bangs auf "Irgendwann" nicht abwertend zu bezeichnen, fällt mir erdenklich schwer. Wen zur Hölle will man denn mit derart plumpen Aussagen heute noch überzeugen? Nur zwei Tracks später wird das allerdings allen Ernstes noch in den Schatten gestellt. Der Inhalt von "German Dream 2012" besteht in Farids Strophe aus "Eko, ich hab' dich ganz doll lieb", Ekos Part dann schließlich aus "Farid, ich dich auch". Und so hinterlässt das Album mit dem vielversprechenden Titel am Ende nur eines: Die Schamesröte im Gesicht. "Diese Bitches wollten Streit, doch ich lass' dich niemals allein".


    Fazit:
    Das Phänomen Farid Bang bestand schon immer aus harten, aber nicht minder lustigen Zeilen. "Der letzte Tag deines Lebens" ist allerdings einfach nicht lustig, mal abgesehen von der Stelle am Ende seines Parts bei "German Dream 2012", als ihm vollkommen die Stimme versagt. Die Battletracks unterhalten absolut nicht mehr und die Thementracks waren alleine schon aufgrund von Farids mangelhaften Deutschkenntnissen von Anfang an zum Scheitern verurteilt, mit den gewählten Inhalten ohnehin. Leider wirkt das Album sehr lieblos hingeklatscht, die Tatsache, dass alte Freetracks umbenannt auf dem Longplayer landen ("Ich will Beef"), unterstützt diese Vermutung nur. So handelt es sich bei "Der letzte Tag deines Lebens" mit Abstand um sein schwächstes Album, das nur wenig Positives für die musikalische Zukunft erwarten lässt. Aber wer weiß: "Irgendwann...". Ach, lassen wir das.

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    Bewerte diese CD:
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  • Proripper hat den Typen verstanden. Tonysunshine eher nicht. Wobei das immernoch Geschmackssache ist. Fakt ist aber dennoch, dass man wenn man ihn rein auf der Entertainment-Schiene betrachtet, er ein guter Künstler ist.

  • Zitat

    Original von TonySunshine
    Der Inhalt von "German Dream 2012" besteht in Farids Strophe aus "Eko, ich hab' dich ganz doll lieb", Ekos Part dann schließlich aus "Farid, ich dich auch". Und so hinterlässt das Album mit dem vielversprechenden Titel am Ende nur eines: Die Schamesröte im Gesicht. "Diese Bitches wollten Streit, doch ich lass' dich niemals allein".


    Sehr gut :D
    Tony's Review wieder einmal hervorragend. Überzeugt mich dann auch letztendlich davon, das Album nicht mal runterzuladen und anzuhören.

  • Zitat

    Original von Treyco
    "Spiele Poker, kriege 'Sieben Karo'/
    Ficke um sechs Janine und um sieben Caro/""


    Ganz ganz großes Kino!!


    Ja, in der Tat schon ziemlich krass

  • einfach zuviele deepen tracks, wenn ich ihn höre dann möchte ich das er irgentwelche mütter penetriert oder halt irgentwie aufmukkt, will einfach mukke zum pumpen haben wenn ich ihn höre.


    auserdem langweilig farid irgentwie liegt noch nicht mal an seine musik :/

  • "Crime Time und sie suchen den König der Bordsteine / doch ich bin auf einem Schiff und verticke an Bord Steine."


    Das ist ja immer noch meine Lieblingsline vom Album...auweia. Das hat beim Zuhören schon wehgetan.

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