unknown Kings: Januar 2012 (Teil 2)

  • Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album fertig gestellt! Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab." Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Beginn des Internetzeitalters rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen –, während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.


    Mit dieser Rubrik haben wir uns das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die unserer Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypter Internetgrößen zu finden sein noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.




    eou – immernochso EP



    Bevor Crusoe und Snew, besser bekannt unter ihrem Crewnamen eou, im Februar ihr neues Album "KID LIFE CRISIS" releasen, schicken sie zunächst mal ihre "immernochso"-EP als kleinen Appetizer voraus. Und auch eou verhilft der neuerdings herrschende Hype um ihre Kollegen Rockstah, Ahzumjot und Konsorten sichtlich dazu, ein größeres Publikum zu erreichen. Mit dem zum Titel-Track gedrehten Video "immernochso" gewannen sie jedenfalls prompt mehrere tausend Facebook-Fans dazu und sogar MTV übernahm kurzerhand den Clip ins Programm. Auf seiner vor-Album-lichen EP präsentiert euch das Duo sechs unterschiedliche Tracks, auf denen am liebsten Themen abgehandelt werden, die sich mit dem Wunsch nach Unbeschwertheit und der Loslösung von nervigen Verpflichtungen befassen. Etwa würden Crusoe und Snew gerne weiterhin in ihrer Jugendzeit verweilen ("Ich denk' gerne an diese Zeit und lebe bis heute so, als wäre sie nie vorbei"), lassen sich auf keinen "Schwanzvergleich" im Bezug auf den Erfolg anderer "Abiturensöhne" und früherer Kollegen ein und haben aufgrund ihrer Antriebslosigkeit für andere Sachen außer Rappen sowieso "jede Menge Zeit für jede Menge Scheiße" ("Zeit ist Geld, trotzdem pleite"). Beattechnisch bedient man sich vor allem an eher minimalistisch gehaltenen Instrumentals und dicken Drums, als Bonus gibt's dann noch einen kleinen Remix der Single dazu. Wer die Jungs bislang noch nicht kannte, sollte hier unbedingt mal reinhören und sich so die Zeit bis zum Album-Release vertreiben.


    http://eoumusic.com/ – kostenloser Download




    Ziggy – Aus Liebe zur Musik



    Der Münchner Künstler Ziggy, seines Zeichens Mitglied der Plattform Der neue Süden Entertainment, veröffentlichte mit der zehn Songs starken LP "Aus Liebe zur Musik" kürzlich sein Debüt. Genretechnisch bewegt er sich dabei zwar größtenteils im Bereich Deutschrap, lässt viele seiner Songs allerdings auch von Pop-Elementen beeinflussen und nennt das Ganze dann "BastardPop". Nette Genrebezeichnung. Trotzdem hat die komplette Platte eben so diesen gewissen Flair. Während in den Parts stets vorbildlich gerappt wird, gibt's in den Hooks meist entweder ein bisschen Gesang von Ziggy selbst zu hören, oder von einem seiner Kollaborationspartner, zu denen unter anderem Pat Lawson oder Allan F zählen. Flowmäßig ist der Rapper dabei unglaublich routiniert unterwegs und lässt textlich und technisch nicht viel anbrennen – sehr gute Reime, sehr angenehmer Stimmeinsatz und abwechslungsreiche Themen. Alles in allem war's in erster Linie aber der unglaublich variable Flow, der mich gecatcht hat. So etwas hört man leider nur selten auf einem Debütalbum. Neben der ein oder anderen Representer-Nummer ("Kein Fronten") oder dem Party-Track "Heute nicht" liegt das Hauptaugenmerk allerdings eher auf melancholischeren Gebieten. Immerhin leben wir in "einer Welt, in der für Liebe leider kein Platz ist" ("Ich seh") und in der man sich jede Handlung genauestens überlegen sollte, um anschließend mit den Konsequenzen leben zu können ("Überleg dir was du tust"). Einen großen Pluspunkt gibt's dann am Ende noch für die allesamt sehr gut ausproduzierten Instrumentals, bei denen eigentlich für jeden was dabei ist. Von daher: Geheimtipp-Mukke!


    Amazon.de – zu kaufen




    Pamera Production – ELF



    Nach ZEHN folgt bekanntlich ELF – und ja, zählen können auch die Mitglieder der sechsköpfigen Crew Pamera Production. Nachdem die Jungs am 10.10.2010 ihren "ZEHN"-Sampler releasten, erschien am 11.11.2011 passenderweise mit "ELF" eine Nachfolger-Compilation. Die umfasst 17 Anspielstationen von Tom Cruised, Luc Skywalker, Undastram, s0n1c, Ricordz und Acou und eine ganze Reihe ausgefallener Themen. Beispiele gefällig? Auf "Mach den Dutt auf" wird sich über besagte unliebsame Frauenfrisur als Beziehungskiller ausgelassen, auf "World wide rap" gibt's massenweise beeindruckende Wortspiele mit verschiedenen Ländern zu hören ("Sluts finden mein Französisch sehr bien (Serbien)") und auf "Zu faul" wird standardmäßig nur zu Hause rumgesessen. Wer dann so dumm ist, als erster aufzustehen, hat doch gefälligst ein Bier mitzubringen. Dazu addiert man natürlich noch ein paar Battlenummern. Die Abwechslung dieses Releases macht in erster Linie auch die Vielzahl an vertretenen Künstlern aus, die sich sowohl stimmlich, als auch technisch sehr unterscheiden. Während ein Undastream etwa mit seiner eigentlich für typische Reggae-Mukke angeborenen Stimme auch genau so reggae-typisch flowt und dabei stellenweise gar ein wenig an Peter Fox erinnert, serviert Tom Cruised vor allem lässig eingerappte Reimketten, wenn er etwa über 16 Zeilen lang aufzählt, was sich so auf "Rapsucht ist gut" reimt ("Rapsucht Pt. 2"). Fazit: Wer nach technisch anspruchsvollem Rap mit den unterschiedlichsten und teilweise irrwitzigsten Themen sucht, ist mit diesem Sampler sehr gut beraten.


    http://www.staypam.de/ – kostenloser Download




    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!



    Pascal Ambros (ProRipper)

  • Finde die auswahl jetzt nicht so prickelnd, eou ist natürlich sehr gut, aber bei unknown kings und gleichzeitig bei hip hop news?, hätten auch die news gereicht. Mich berauscht Elf nicht wirklich, musikalisch etwas flach, da hätte es mit sicherheit bessere alternativen gegeben.

  • Zitat

    Original von Tinnitus
    Finde die auswahl jetzt nicht so prickelnd, eou ist natürlich sehr gut, aber bei unknown kings und gleichzeitig bei hip hop news?, hätten auch die news gereicht. Mich berauscht Elf nicht wirklich, musikalisch etwas flach, da hätte es mit sicherheit bessere alternativen gegeben.


    was meinst du denn mit "flach"?

  • Zitat

    Original von Tinnitus
    Finde die auswahl jetzt nicht so prickelnd, eou ist natürlich sehr gut, aber bei unknown kings und gleichzeitig bei hip hop news?, hätten auch die news gereicht.


    Dir ist hoffentlich klar, dass eine News in der Regel neutral über etwas Bericht erstattet, während die "Unknown Kings"-Kolumne aus Mini-Reviews besteht? Das ist halt was komplett anderes...

  • Zitat

    Original von Der Geist
    und dir ist schon klar dass es hier um UNKNOWNdings geht?


    Ist ja gut. Der Autor der Kolumne wird schon wissen, worum seine Kolumne geht. Alter. :pat:

  • Zitat

    Original von Tinnitus
    Finde die auswahl jetzt nicht so prickelnd, eou ist natürlich sehr gut, aber bei unknown kings und gleichzeitig bei hip hop news?, hätten auch die news gereicht. Mich berauscht Elf nicht wirklich, musikalisch etwas flach, da hätte es mit sicherheit bessere alternativen gegeben.


    schade, hätte mich gefreut, du hättest etwas mehr geschrieben, als nur zu behaupten, der sampler wäre "musikalisch etwas flach".


    so finde ich deinen beitrag etwas flach.

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