Review: Fatoni – Solange früher alles besser war



  • 01. Lauf der Dinge
    02. Solange früher alles besser war bleibt alles beim alten
    03. Geh jetzt weg du redest Dreck
    04. HJ
    05. Mutterficker von Track feat. Audio88 & Yassin
    06. BMI
    07. Oase
    08. Pille danach feat. Keno & Demograffics
    09. Ich habe keine Vorurteile feat. Juse Ju
    10. Jeder 10. Deutsche feat. Edgar Wasser
    11. Findet mich das Glück?
    12. Von vorne feat. Sir Serch
    13. Wo du bist


    Als Mitglied einer etablierten Musikgruppe Solopfade zu beschreiten, erweist sich oftmals als schwieriges Unterfangen. So wird den Soloacts zum Beispiel vorgeworfen, qualitativ zu sehr vom "Hauptprojekt" abzuweichen, es werden endlose Diskussionen darüber geführt, wie der Solokünstler im Vergleich zur Gruppe nun abschneidet, wie man die Soloprojekte der anderen Gruppenmitglieder findet und ob der Sound des Soloalbums nicht vielmehr eine beschnittene Version bisheriger Gruppenveröffentlichungen ist. Bei alldem sollte man im Hinterkopf behalten, dass Solo- und Bandarbeit nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben müssen. Bewiesen haben das bereits Formationen wie beispielsweise die Orsons. Auch Fatoni, der den meisten wohl durch seine Mitgliedschaft bei der aus München stammenden und immer wieder als Nachfolger Blumentopfs missverstandenen Crew Creme Fresh bekannt sein dürfte. Dieser legt nun sein erstes Soloalbum vor. Wobei man in diesem Fall kein bis zum letzten Song durchdachtes Konzeptalbum erwarten sollte, denn "Solange früher alles besser war" hat eigentlich eher Mixtape-Charakter. Man hat fast das Gefühl, als wolle der Münchner das verbalisieren, was auf einem Creme Fresh-Release angesichts des in der Vergangenheit eingeschlagenen Weges unangebracht wäre. So zeigt er sich mit der Welt deutlich unversöhnlicher und, man will fast meinen, ehrlicher als auf seinen bisherigen Veröffentlichungen.


    "Generation null Bock/
    Generation Wodka Red Bull/
    Generation MacBook/
    Generation 'Ich mach' jetzt was mit Medien'/
    Generation der in Berlin Lebenden/
    "
    (Fatoni auf "Solange früher alles besser war bleibt alles beim alten")


    Beachtet man diesen Umstand und die Featureliste, so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es inhaltlich in Richtung zynischer Sozial- und Szenekritik geht. Bei einer wiederholten Hervorhebung des Protagonisten, dass er dem Alkoholkonsum alles andere als abgeneigt sei, und einem in den 90er Jahren angesiedelten Soundbild, ist eine Zusammenarbeit mit den beiden Vollzeitalkoholikern Audio88 und Yassin eigentlich unausweichlich. Diese liefern auch hier wie gewohnt hochwertige Arbeit ab, was im Klartext heißt: Jeder, der Zugang zu ihrem eigenwilligen Style hat, wird kaum etwas zu bemängeln haben. Der Rest wird mit dem Reim-armen, beinahe Spoken-Word-artigen Rap wenig anfangen können.


    "Ich nenne dich einen Hurensohn/
    Nicht, weil ich denke, dass deine Mutter eine Hure ist/
    Sondern, weil ich weiß, dass es dich aufregt/
    Wenn ich sage, dass deine Mutter eine gottverdammte Hure ist/
    "
    (Audio88 auf "Mutterficker von Track")


    Eine gewisse Korrelation zwischen Fatoni und dem Machwerk der beiden Berliner lässt sich ohnehin nicht abstreiten, da die thematischen Ansätze wie auch die Art und Weise der Künstler, mit Sprache umzugehen, deutliche Parallelen aufweisen. Dies ist hierbei keinesfalls als Vorwurf des Bitens misszuverstehen, sondern vielmehr als Empfehlung. Denn Fatoni setzt (im Gegensatz zu den beiden oben genannten) auf klassische, bisweilen komplexe Reimschemata und auf einen variablen Flow, den er dem Rezipienten auf seine ureigene, sympathisch-schludrige Art in den Gehörgang transportiert. Dass er hierbei auch vor Experimenten nicht zurückschreckt, zeigt der sehr unterhaltsame, ein bisschen an Eins Zwos "Ich so, er so" erinnernde und fast gesprochene Storyteller "Geh jetzt weg du redest Dreck". Neben den obligatorischen Battletracks wie etwa "Jeder 10. Deutsche" (inklusive Edgar Wasser-Feature und Savas-Cut) erweist sich vor allem das vor Sarkasmus nur so strotzende "Ich habe keine Vorurteile" mit Juse Ju als besonders hörenswert. Der Track ist als Mittelfinger in Richtung typischer Gutmenschen zu sehen, welche sich über ihr ach so breites Toleranzspektrum profilieren, ohne die eigentlich offensichtliche Doppelmoral in ihrer Denk- und Handlungsweise zu erkennen. Fatoni und Juse zeigen hier humorvoll und selbstironisch, dass sogenanntes Schubladendenken vor allem eines ist: menschlich. Der rockige, zum Hüftschwung animierende Beat und die mitgröhlbaren Textpassagen lassen zudem auf hohe Gigtauglichkeit hoffen.


    "Du hast dir die DVD von Mario Barth gekauft/
    Ich halte dich für einen Spasten/
    Du magst Nickelback und Unheilig magst du auch/
    Ich halte dich für einen Spasten/"
    (Fatoni auf "Ich habe keine Vorurteile")


    Musikalisch werden Fans von disharmonischen, samplelastigen Beats ohnehin nicht das Geringste zu bemängeln haben, denn The Gunna, Dexter, Monaco Fränzn, Bustla, Provo, Simple Minded und Maniac leisten durchweg hochwertige, kompromisslose Arbeit. Alles in allem erweist sich "Solange früher alles besser war" als ein kantiges, ungeschliffenes Stück Musik, was für Freunde eines solchen Sounds durchaus befriedigend sein sollte. Der Rest, inklusive alteingesessener Creme Fresh-Fans, dürfte mit Fatonis Album so seine Probleme haben, weil es schlichtweg anders ist und man einen in diesem Maße ausfallend werdenden Fatoni bisher lediglich auf den "Feuer über Deutschland"-Auftritten gehört hat. Manch einer könnte, angesichts des unfertigen Charakters der Veröffentlichung, das Prädikat "Album" als eine Art Mogelpackung missverstehen. Solchen Leuten sei jedoch ans Herz gelegt, dass ein so intuitiv anmutender Sound eine eigentümliche Leichtig- und damit einhergehende Zeitlosigkeit erzeugen kann, die gerade in einer so schnelllebigen Szene, wie unsere es ist, von unschätzbarem Wert sein kann. Das hat mich zumindest meine persönliche Hörerfahrung gelehrt. Ob "Solange früher alles besser war" eine vergleichbare Wirkung erzeugen kann, wird die Zukunft zeigen. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.



    disdi (Christian Weins)



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  • Gesehen und für Dope befunden.

  • Zitat

    Original von ProRipper
    Muss ich auf jeden Fall auch noch reinhören!


    richtig..hatte das Release auch schon wieder vergessen.


    Ich freu mich besonders auf Edgar Wasser. Der Kerl is so genial bescheuert

  • Zitat

    Original von MezzXtreme
    Ich habe mir nur mal die Textzeilen durchgelesen, die zitiert wurden, und befinde diese als schlecht.


    du hast recht, genau so sollte man eine cd bewerten!

  • Zitat

    Original von Rapture


    du hast recht, genau so sollte man eine cd bewerten!


    Selbstverständlich nicht, Du Komiker. Aber wenn ich solche Zeilen schon lese, dann vergeht mir schon die Lust. - Bekommt man das Release als kostenlosen Download?

  • Okay... Ich muss gestehen, dass ich mich mit Creme Fresh nie wirklich auseinandergesetzt habe und nicht wusste, dass Fatoni ein Teil davon ist. Hab jetzt nochmal in Creme Fresh reingehört und... Ich ahn mal das Snippet von dem Release, mal gucken.

  • Was hier größtenteils für Schwachsinnige & unqualifizierte Kommentare abgelassen wurden ist echt traurig.
    Ich hab das Album heute gehört und find es super- Fatonishit eben.


    "wirklich sehr schön für edgar wasser dass ers aufn kommerzielles release geschaft hat. freut mich für ihn. " << wasn Scheissgelaber. naja...

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