Review: Laas Unltd. – Blackbook



  • 01. Up next
    02. Turn it up
    03. Lace
    04. Beautiful feat. Moe Mitchell
    05. Offline
    06. The rush
    07. Okay
    08. Star Wars feat. Fler
    09. Respect
    10. Letter to the city
    11. Back to the future


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    Review von DieRobbe:


    "Wir schreiben das Jahr 2000lace – die neue goldene Ära". Laas' Kollegah-Diss liegt mittlerweile schon fast ein ganzes Jahr zurück, der Backpacker ist geblieben. Ein Produzent wurde in 7inch gefunden und "Blackbook" gerade releast. Vieles hat man von Laas Unltd. neben der ein oder anderen Single schon im Vorfeld gehört: Er bringt HipHop wieder zu seinen Ursprüngen zurück, zeigt den Rap-Pionieren gegenüber Respekt und hält die Fahne für all jene hoch, die es ihm gleich tun. Als aufmerksamer Beobachter dieser Statements fällt es mir nicht schwer, ihm (vorerst) Ignoranz zu unterstellen. Immerhin behauptet er, der Realste im Game zu sein. Ich für meinen Teil nehme ihm das nicht zu 100% ab. Ob die Sticheleien in Richtung Kollegah nun ein Promomove oder eine Herzensangelegenheit waren, sei mal dahingestellt. Laas Unltd. betont jedoch immer wieder, wie wichtig ihm diese ganze HipHop-Sache ist und genau das sieht man heutzutage eher selten. Viele distanzieren sich davon oder betonen auf ironische Weise, wie unwichtig ihnen das alles sei. Laas Unltd. hingegen ist schon wieder so eine Art Gegenteil vom Gegenteil. Der Inbegriff der Realness, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, HipHop wieder zu seinen Ursprüngen zu bringen. Ab dafür!


    "Deutschland, was geht ab? HipHop, was geht ab?/
    Habt ihr Bock? Ja klar! Kommt – wir stürmen jetzt die Charts/
    Macht euch locker, denn dieser Sound haut euch vom Hocker/
    Sowas habt ihr nie gesehen, sowas machen HipHopper/
    "
    (Laas Unltd. auf "Respect")


    "[...] Mc René tat es [...] David P. tat es [...] Creutzfeld & Jakob taten es [...]". Ja, sie taten es, ganz richtig. Sie waren es, die mich HipHop lieben gelernt haben. Laas Unltd. beweist bei dieser Auswahl einmal mehr einen Geschmack, der meinen widerspiegelt. Kurz gesagt: Er spricht mir aus der Seele. Klar ist die simple Aufzählung all seiner früheren Kollegen nicht das Innovativste, dennoch ist es ein Track, der all denen huldigt, die viele heutige HipHop-Anhänger geprägt haben. Schnell wird mir klar, dass Laas Unltd. dieses HipHop-Ding lebt wie kaum ein anderer. Auch, wenn es mich nicht sonderlich interessiert, mit welcher HipHop-Größe er vor deren erstem Album gefreestylet hat. Er gehört so gesehen noch zu den wenigen MCs, die durchgehend auf "realen" HipHop-Beats rappen, ohne dabei Monotonie aufkommen zu lassen. Jeder Track scheint mit unglaublich viel Liebe an der Sache entstanden zu sein. Sein exzentrischer, mit Power geladener Stimmausbruch ist etwas, das diese Liebe verdeutlicht. Er will es jetzt einfach wissen. Die Tatsache, dass er nur drei Monate Zeit für die Aufnahme seiner elf Songs hatte, reduziert den deutlich flotteren Rap-Stil keineswegs. Ganz im Gegenteil, eine Steigerung hat sich meiner Meinung nach klar herauskristallisiert. Ideenreichtum – was Betonungen und Flow betrifft – findet man in nahezu jedem Track. Laas Unltd. hat für mich endgültig den Backpacker in Mode gebracht – also meinen Respekt hat er jedenfalls.


    "[...] Aus HipHop wurde Business/
    Aus Patrick wurde Fler, aus Aggro wurden Bitches/
    Doch glaub mir, wenn ich sag': Wir sind im Endeffekt eins/
    Wir leben alle für die Texte, Sätze und Lines/
    Du weißt Bescheid/
    "
    (Fler auf "Star Wars")


    Das Treffen der Gegensätzlichkeiten: Der Backpacker trifft auf den Harten aus Berlin, dessen Text ja schon fast einer Offenbarung ähnelt. Zugegeben – auch mich brachte dieses Eingeständnis seitens Fler in eine "es war einmal"-Stimmung. Ich stehe diesem MC weiterhin skeptisch gegenüber, doch muss an dieser Stelle mal ein dickes Lob aussprechen.


    Leider gibt es dann auch noch einen Tiefpunkt auf "Blackbook". Ich spreche von "Beautiful", einem Track, den ich, so sehr ich es auch versuche, nicht feiern kann. Weder die Parts von Laas Unltd., noch die Hook von Moe Mitchell lädt mich hier zum Mitnicken ein. "Groß angesetzt – tief gefallen" beschreibt es wohl am besten. Der Beat ist hier eindeutig das Einzige, das ich feiern kann. Allerdings ist nicht nur diese musikalische Untermalung feierbar. Die meisten Instrumentals wecken in mir zunehmend den Eindruck, als hätte 7inch einfach alle guten Beats der goldenen Ära genommen und sie in einem Wahn von Perfektionismus aufgemotzt. Laas Unltd. passt sich nahezu jedem optimal an. Es hätten keine anderen Instrumentals sein dürfen. Ich möchte fast behaupten, "Blackbook" gar nicht zu mögen, ohne sie.


    "Sie schicken nichts als Hass über ihr'n Computer raus/
    Wir sind damit durch, wir sind auf das Gute aus/
    Wir schalten MySpace, Facebook und auch YouTube aus/
    Wir sind damit durch, wir sind auf das Gute aus/
    "
    (Laas Unltd. auf "Offline")


    Die Allgegenwärtigkeit des Internets – viel wurde darüber diskutiert. Den ein oder anderen Song darüber gibt es auch schon. Nun versucht sich auch Laas an dieser Thematik, und das mehr als nur hörenswert. Inhaltlich ist es eine kleine fesselnde Geschichte, die in ihrer Aussage so manch einen zum Grübeln bringen könnte, wenn nicht sogar sollte. Die Moral ist simpel und pfiffig zugleich. Der Sozialkritischste war Laas Unltd. allerdings noch nie. Die meisten seiner Tracks handeln von seinem Rucksack und ihm, um es mal vereinfacht abzutun. Als Conscious-Fan freut es mich deshalb auch umso mehr, mal einen nachdenklicheren Laas Unltd. zu hören. Interessant ist, dass seine Zielgruppe eben genau diese Internet-Generation ist. So bekommt seine Message auch eine Plattform, welche weitaus größer ist, als die einer fast monatlich darüber diskutierenden Polit-Sendung.


    Fazit:
    Ich muss sagen, dass ich mehr als nur überzeugt war, als ich "Blackbook" das erste Mal gehört habe. So was passiert mir eigentlich nur sehr selten. Ja, noch nicht einmal eine namhaft besetzte Tracklist kann meine Erwartungen im Normalfall befriedigen. Nicht mehr als einen Gast-Beitrag auf "Blackbook" zu verbuchen, ist dem Hörgenuss dann doch sehr zuträglich. Denn das, was Moe Mitchell da singt, ist nun wirklich das Einzige, was man auf besagtem Album schlecht nennen kann. Laas Unltd. jedoch vermittelt bei seinem aktuellen Werk dann doch noch einmal eine Form von Liebe, die dennoch nicht minderwertiger ist, als die Herzlichkeit eines gewissen anderen deutschen MCs. Der Typ spielt die Musik ganz einfach so, wie er sie kennen- und lieben gelernt hat. Das Image des Realsten lässt sich natürlich immernoch anzweifeln, doch rein vom Musikalischen her kann ich nun getrost behaupten: Es ist das Jahr 2000lace.


    Redakteur-Bewertung der CD:

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    Review von Nikepa:


    Man kennt das vermutlich von den lokalen Acts, die man öfters auftreten sieht. Es gibt immer noch ein, zwei Leute, die konstant mit dabei sind, deren Namen man aber einfach nicht kennt. Scheinbar waschechte HipHopper (was auch immer man denn als solche ansieht), aber sie stehen im Schatten der Hauptacts. Ein jahrelanges Problem von Laas Unltd.? Auch ich habe ihn stets nur als Bestandteil des Anhangs von Kool Savas plus Rucksack im Kopf abgespeichert. Der Wahl-Hamburger Backpacker bringt mit "Blackbook" sein inzwischen viertes Soloalbum auf den Markt. Da, wo sein selbsterklärtes Ziel liegt, ist er aber trotz zehnjähriger Erfahrung immer noch nicht angekommen. Gerechtfertigte Gründe scheint es für ihn bei diesem seiner Ansicht nach fatalen Fehler nicht zu geben.


    "Man, ich geh' durch Scheiße, jeden Tag, Streit und Emotionen/
    Aber jedes Mal, wenn ich da durchgeh', denk' ich: 'Scheiße, bin ich pro'/
    "
    ...
    "Man, ich hab' das Splash! extra erwähnt, ich gab dem Festival ein' Push/
    Aber letzten Endes hat mich dann dies' Jahr das Splash! nicht mal gebooked/
    "
    (Laas Unltd. auf "Lace")


    Mangelndes Selbstvertrauen scheint nicht das Problem zu sein. Aber obwohl ich keine hobbypsychologischen Theorien in den Raum werfen will, maße ich mir doch einmal an, im Verlauf des Albums andere Gründe zu suchen. Grundlegend kann man schon einmal sagen, dass ihm drei Messages auf dieser Platte ganz besonders am Herzen lagen. Fangen wir an mit der ersten: Alle haben ihn beleidigt, jetzt schlägt er zurück und zeigt es ihnen. Soweit nichts Neues, das könnte nun noch immer circa jedes zweite Rapalbum sein. Doch auffällig ist die Quantität der Beschwerden von Laas gegen die Beschwerden vom Rest. Zwar betont er jedes Mal wieder, wie egal ihm das sei und kontert mit Kampfansagen, doch es scheint ihn schon dauerhaft zu beschäftigen und mit seinem Selbstverständnis in einem Missverhältnis zu stehen.


    "Ich bin der MC, Rapper kommen, doch fronten nicht, nein/
    Sie wissen, wer ich bin, hörten mich auf 'John Bello 2'/
    'Sparring 3', ich bewies, dass mich ficken unmöglich ist/
    'Der Beweis', Hamburg war gepisst wegen eim' Möwenschiss/
    "
    (Laas Unltd. auf "Respect")


    An dieser Stelle sei erst mal gesagt: Rappen kann Laas Unltd. ohne Frage. Und mit den Produktionen von 7inch ergibt das eine Kombination, die mehr als nur hörbar erscheint. Es gibt nur keinen Beat, der mich dazu bringen würde, den Track direkt noch einmal anhören zu wollen. Stellenweise überzeugen mich Songs auch auf ganzer Linie. Auf "Offline" wird beispielsweise sehr glaubwürdig und lustig das Leben eines Internetkiddies in einschlägigen Foren wiedergegeben und auf "The rush" rappt Laas über seine Rastlosigkeit, ein Thema, bei dem der Identifikationsfaktor bei vielen sicher extrem hoch ist. Doch das Problem beginnt bei dem Rest, der leider den größten Teil des Inhalts ausmacht. Damit ist nicht einmal ein Track wie "Beautiful" gemeint. Ob so eine Standardschnulze zu dem Image des selbsternannten "Realsten" passt, darf jeder für sich selbst entscheiden. Es geht um die wiederkehrenden Aussagen. Damit kommen wir zur zweiten Message, durch das Zitat oben schon eingeleitet: Er ist real, denn er kennt viele Rapper schon ewig, er ist quasi ein Teil der Rapgeschichte und damit nicht kritisierbar. Und über seine Erfahrungen redet er auch mehr als gerne. Der passende Anglizismus wäre in dem Fall "Namedropping". Sei es die Erwähnung, dass er mit Samy schon vor dessen erstem Album gechillt hat oder dass Sido ihn anrief, als es ihm schlecht ging – nach dem Album ist einem erneut bewusst, dass Laas Unltd. alle kennt. Schon immer. Auf "Respect" wird also nostalgisch reminisziert, was in der Szene so die letzten Jahre passiert ist. Besonders spannend ist das nicht, es werden schließlich größtenteils nur bekannte Namen und Fakten abgespult. Auch auf "Star Wars" mit Zwischenzeitlich-doch-wieder-aber-nun-fast-schon-endgültig-nicht-Bushido-Kumpel Fler steht das leider im Mittelpunkt. Der Track mag gute Intentionen gehabt haben, denn augenscheinlich geht es hier um die Differenzen in der Szene zwischen unterschiedlichen Lagern. Da scheint ein – hier auch solider – Fler mehr als passend im Vergleich zu Laas. Doch alles verliert sich in Laas' Selbstanpreisungen. Aber kommen wir zum letzten Punkt.


    "Ging auf Tour mit Olli Banjo und zerstörte Kollegah/
    Hab's dem ganzen Land gezeigt, für mich war Felix kein Gegner/
    "
    (Laas Unltd. auf "Back to the future")


    "Dreh das, dreh das auf, wenn du Kollegah in der Uni triffst/"
    (Laas Unltd. auf "Turn it up")


    "[...] und denkt, er kontrolliert so seine virtuelle Famewelt/
    In seim' iTunes-Player auf Repeat: Labelsampler von Selfmade/
    "
    (Laas Unltd. auf "Offline")


    Drittens: Er hat Kollegah mal im Vorbeigehen gefickt. Dieser hat es darauf angelegt und wurde "zerstört". Auch die seltsame Beefgeschichte mit dem Selfmade-Artist hat Laas auf seine eigene Art und Weise wahrgenommen. Das verbale Nachtreten scheint aufgrund der ganzen Sachlage – mir zumindest – nicht angebracht und wirkt nicht sonderlich souverän. Das hat ein Rapper, der in "tausend Städten" ("Letter to the city") war, auch gar nicht nötig. Jemand, der mit den "vier besten Rappern der damaligen Zeit" ("Back to the future") unterwegs war. Doch ein zweifellos guter MC ringt hier um Anerkennung, aber auf eine Art und Weise, die mich absolut nicht anspricht.


    Fazit:
    Was ist eigentlich mein Problem mit der Platte? Sich selbst bejubeln, Kritiker als unfähig abstempeln – ist das nicht Inhalt der meisten Rapalben des 21. Jahrhunderts? Ja. Vielleicht bin ich zu wenig HipHop, um ihn zu verstehen. Aber es scheint dieses gewisse Maß an Überheblichkeit zu sein, mit welcher Laas seinen Platz im Game durch seine Vergangenheit und seine nachweisbaren Zusammenarbeiten mit anderen Größen einfordert, die mir hier wirklich aufstößt. Da sich dies durch das gesamte Album zieht, kann ich dem "Blackbook" trotz der größtenteils ansprechenden Produktionen und ein paar netten Tracks nicht sonderlich viel abgewinnen.

    [REDBEW]671 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
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  • Zitat

    Original von Kinimod
    fand review von nikepa sachlich und kompetent, wohin dierobbe der größte fanboy ist den ich je gesehen hab


    Warum genau, weil DieRobbe das Album feiert und du nicht? :rolleyes:

  • feier laas zwar auch nicht so hart aber find die kritik echt sachlich und sehr treffend ;)
    immer gut mal einen kompetenten text zu lesen...
    sogar wenn man den typ jetzt nicht aufs härteste feiert :hut:

  • hab da nich reingehört und habs auch nich vor. allein die paar zitate aus den reviews reichen mir um mir ein bild zu machen.
    unlustige kollegah/selfmade-fronts, überhebliches getue, diese gespielte realness. da kann er mit nochsovielen oldschool-legenden gefreestylet haben, er isn opfer.

  • Zitat

    Original von Ba/\uk
    hab da nich reingehört und habs auch nich vor. allein die paar zitate aus den reviews reichen mir um mir ein bild zu machen.
    unlustige kollegah/selfmade-fronts, überhebliches getue, diese gespielte realness. da kann er mit nochsovielen oldschool-legenden gefreestylet haben, er isn opfer.


    cool story bro

  • stimme dem 2.Review zu. Diese dauernden Anspielungen auf seine berühmteren Kollegen aka. Freunde, mit denen er sich rühmen will, bezwecken bei mir lediglich das Gegenteil. Laas ist ein guter Rapper, aber die Platte wirkt mir zu sehr (beabsichtigt) in eine Schublade gepresst zu sein, sodass ich beim Hören dank der Monotonie (Wechselspiel Voice & Beat, Thematik, Arrangement) keine Höhepunkte entdecke/fühle. Habs beim Joggen 2ma durchgehört und danach nie wieder... Ich glaube er hat sich da zu schnell zu große Ziele gesteckt. Aber ist nur eine Vermutung

  • ich fand das album schlecht -.- der versucht krampfhaft hip-hop zu sein.... der junge soll sich mal locker machen

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