Review: Hadi El-Dor präsentiert – HipHop lebt Vol. 2



  • 01. Was weißt du? – Vega
    02. Facebookprofil – Marc Reis
    03. Check – Bizzy Montana
    04. Lass mich träumen – Timeless
    05. Memories – GBC
    06. Alleine – Cashmo
    07. Oha – Joshimizu
    08. So ist das – Dizztino feat. Silla
    09. Wünsch dir was – David Asphalt
    10. Arrogant – Miggi Pop
    11. Leaving Las Vegas – Chakuza
    12. Symphonie der Einsamkeit – Tight A
    13. Größer wie nie – Bosca
    14. I.A.K. – Chabonation feat. Amar
    15. Immernoch – Gray
    16. Kannst du mir folgen? – Twin feat. Aramit
    17. Tick, Tick – Hollywood-A
    18. Tränen – Dramatic
    19. Keiner sieht – Pay
    20. Megafon – Olson Rough


    Deutscher Rap erlebt derzeit wohl so etwas wie einen zweiten Frühling. Casper auf Platz 1, Samy Deluxe auf Platz 1, Eko Fresh auf Platz 5 und Nate57 auf Platz 10 – letzterer wohlgemerkt sogar mit einem Mixtape! Wer hatte da noch gleich behauptet, deutscher HipHop sei tot? So ganz stimmt das ja nun nicht mehr. Und vor allem ein Herr, der schon im letzten Jahr voraussagte, dass "HipHop lebt", dürfte sich spätestens jetzt als Nostradamus der Neuzeit betiteln. Hadi El-Dor, seines Zeichens der Manager von Genrevertretern wie Vega oder dem ehemaligen ersguterjunge-Signing Bizzy Montana, veröffentlichte bereits 2010 einen Sampler unter dem Titel "HipHop lebt Vol. 1". Und klar: Wenn die damalige Theorie nun schon dermaßen Bestätigung in den Medien findet, sollte die Gunst der Stunde genutzt werden. Sprich: Ein Nachfolger muss her! Vorhang auf für "HipHop lebt Vol. 2"...


    Und wer könnte ein solches Machwerk besser eröffnen, als Freunde von Niemand-Zugpferd Vega persönlich? Von der ersten Sekunde an zieht mich diese Stimmgewalt, die der Frankfurter inne hat, wieder einmal fest in ihren Bann und ich bedauere schon jetzt, dass "Was weißt du?" den einzigen und mit knapp zwei Minuten recht kurz gehaltenen Auftritt von Vega darstellt. Vorfreude auf sein neues Album "Vincent"!


    "Sag, was weißt du über Jungs in meiner Stadt/
    Sauf, Kippen, Rauschgift, mit uns zu sein ist Macht/
    Sag, was weißt du über Hadi und mein Bizz/
    Freunde von Niemand, also laber mich nicht dicht/
    "
    (Vega auf "Was weißt du?")


    Wie das bei jedem Sampler so ist, werden natürlich auch auf "HipHop lebt Vol. 2" die unterschiedlichsten Thematiken von den unterschiedlichsten Künstlern behandelt. Kategorisieren lässt sich die Compilation dann aber dennoch in gerade mal zwei, bestenfalls drei Sparten: Zum einen wird representet, was das Zeug hält, zum anderen wird über das Leben nachgedacht und philosophiert. Letzteres "deepes" Themengebiet lässt sich dann noch mal in Selbstmitleids- und Liebeslieder unterteilen. Zugegebenermaßen erkennt man bereits jetzt, dass kein einziger Act das Rad neu erfindet. Und trotzdem: Gerade am Anfang hat man als Hörer selten das Verlangen, jetzt unbedingt zu skippen. Zwar hätte Marc Reis textlich aus "Facebookprofil" mehr machen können, als einen "Mein Style ist..."-Track mit lockerem Flow und auch von Bizzy Montana ist man in der Regel lyrisch noch etwas mehr gewohnt, als das Abhaken einer Checkliste nach Schema F ("Check"). Trotzdem sind das einfach durchweg gute Songs mit passender musikalischer Untermalung. Der erste richtige Flash nach Vega kommt dann von Hadis frisch unter Vertrag genommenem Schützling Timeless, der mich jüngst bereits mit seiner "Sonne für euch"-EP begeistern konnte. "Lass mich träumen" ist dank Bombenflow, intelligenten Lines und echtem Gänsehaut-Beat eines der Highlights auf "HipHop lebt Vol. 2"! Und kaum hat Timeless dann ausgeträumt, serviert mir GBC mit "Memories" schon die nächste Granate. Thematik und Beat sind dem vorangegangenen Anspielpunkt zwar relativ ähnlich, aber macht nichts – ich hab' meine Freude an dem Song.


    "Und vor Jahr'n hab' ich gesagt, ich will, wenn ich tot bin, als ein Weltstar geh'n/
    Idole hab' ich nicht, weil die mehr Drogen als ich selber nehm'n/
    Und ja: Vielleicht werd' ich letzten Endes verrückt/
    Doch ich träum' weiter, weil mich sonst meine Selbsterkenntnis erdrückt/
    "
    (Timeless auf "Lass mich träumen")


    Doch spätestens nach Cashmos durchschnittlicher Selbstmitleidsnummer "Alleine", mit der ich offen gesagt kaum etwas anfangen kann, da ich diese ganzen negativen Aspekte des Lebens doch alle schon mal irgendwo gehört habe, bemerkt man: Hier fangen so langsam die Wiederholungen an. Da hätten wir noch mehr Representer- und Battletracks, wie zum Beispiel Joshimizus "Oha", der dank dem orientalisch angehauchten Beat einen gewissen Mitnick-Faktor inne hat, oder Twins und Aramits viel zu typische Straßenhymne "Kannst du mir folgen?", und noch erheblich mehr Titel, in denen die Künstler in Selbstmitleid baden. Klar: Nicht jeder Track kann jeden Geschmack treffen, aber wenn ich mir Chakuzas "Leaving Las Vegas" anhöre und die dahintersteckende Melodramatik des Österreichers, der all seinen Frust im Alkohol ertränkt, richtig mitfühlen kann, brauch' ich ehrlich gesagt keinen David Asphalt mehr, der mir mit seinem gelangweilten Flow etwas von Sehnsucht und einem "ewigen Sommer" erzählt ("Wünsch dir was"). Ähnliches gilt für Bosca und Chabonation: Während der Freund von Niemand auf einer fast schon Vega-typischen orchestralen Bombe von seiner Gegend erzählt, dabei so viel Hass und Druck in die Stimme steckt und einfach komplett alles richtig macht, skippe ich Chabonation und Amar, die mir irgendwas von Azzlackz verklickern wollen, lieber weiter. Im Übrigen frage ich mich an dieser Stelle, was aus dem ehemaligen Optik Records-Signing geworden ist, denn auf seine textlichen Qualitäten schien Savas doch den deutlich besseren Einfluss gehabt zu haben ("Bruder renn, renn, sonst macht die Hooligangang Bang, Bang, B-Bang, Bang"). So findet sich zu quasi jedem klasse Track auch ein meist etwas, stellenweise aber auch deutlich schwächeres Pendant auf Hadi El-Dors Sampler wieder.


    "Es ist echt wie ein Gefängnis, manchmal dacht' ich, ich krieg's hin/
    Doch dann hing ich ständig wieder an der Flasche wie ein Dschinn/
    Ich hab' schon manchen Menschen Schlimmes angetan, ich Spinner/
    Keinen Schimmer, alles weg, ich kann mich nicht daran erinnern/
    "
    (Chakuza auf "Leaving Las Vegas")


    Weiterhin nicht fehlen dürfen natürlich ein paar Lieder über Frauen. Und auch da finden sich die verschiedensten Arten, die das sensible Thema Liebe behandeln. Beispiel gefällig? Während Migo auf einem zu seinem neuen Pseudonym passenden, poppigen Beat einer arroganten Schönheit seine Zuneigung bekundet und dabei eine 1A-Ohrwurmhook generiert ("Arrogant"), will Tight A auf "Symphonie der Einsamkeit" seine Ex töten ("So lang' machst du mich schon kaputt, ich leg' dich endlich um [...]. Du hast mich nie geliebt"). Gut: Beides hat seinen Charme, aber ich bevorzuge dann doch Miggi Pops Nummer. Das Schlusswort gebührt übrigens wie bereits auf "HipHop lebt Vol. 1" Olson Rough, der sich auf "Megafon" kaputtfeiert und Schuldgefühle gegenüber seiner Mutter bekundet – ganz groß!


    Für die instrumentale Untermalung zeichneten sich gleich eine ganze Reihe Beatbastler verantwortlich und sonderlich viel auszusetzen habe ich an den Produktionen, die unter anderem von Johnny Pepp, Bizzy Montana und Cubeatz stammen, auch nicht. Passen tut da alles – egal, ob Orchester-Sample, Pianobeat, orientalisch angehauchte Klänge oder Clubsound. Der Soundteppich ist definitiv eine schöne Mischung und so richtig fehl am Platz kam mir auch keiner der Rapper auf einem ihm gesponsorten Beat vor.


    Fazit:
    Zunächst einmal: "HipHop lebt Vol. 2" ist genau das, was man von einer Compilation dieses Formats erwartet. Es deckt alle standardmäßigen, HipHop-typischen Thematiken ab, bietet eine Reihe verschiedenster Künstler und damit auch Styles an und bedient sich einer großartigen Instrumentalisierung. Leider hat Hadis Machwerk aber auch die Nachteile eines jeden Samplers: Gerade durch diese Vielfalt trifft längst nicht jeder Titel jeden Geschmack. Während ich etwa kaum etwas mit diesem ganzen Azzlackz-Gelaber von Seiten Chabonations anfangen kann, feiern Haftbefehl-Fans so etwas sicherlich zu Tode und skippen dafür bei poppigeren Klängen von Migo. Jedem das seine. Insgesamt lässt sich für mich dennoch sagen: Hadi El-Dors Projekt ist auch dieses Mal wieder geglückt. "HipHop lebt". Wollen wir mal hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt.



    Pascal Ambros (ProRipper)

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  • Sampler ist sehr sehr gut geworden, Hadi macht spitzen arbeit

  • Zitat

    Original von PAG
    Gute Review, seh ich ähnlich ! Einzige was fehlt ist das die vor dem Release 7-8 Videos gedreht haben, das fand ich sehr cool !!


    Hatte mir auch durchaus überlegt, das einzubauen, aber so richtig gepasst hätte es für mich nur, wenn ich die Einleitung komplett anders aufgebaut hätte... Auf diesen ganzen Promoaktionen. Fand die hier dann aber doch schöner, weil recht aktuell. :)

  • Ich habs mir nicht geholt und kenne nur die Tracks zu den Videos. Hab bisher kein Grund gefunden es mir zu kaufen

    Zitat

    Ich hab' während der Schwangerschaft Mama in den Bauch getreten
    Denn ich wollt' so schnell wie möglich raus, um mein' Traum zu leben

    :king:

  • "Sag, was weißt du über Jungs in meiner Stadt/
    Sauf, Kippen, Rauschgift, mit uns zu sein ist Macht/
    Sag, was weißt du über Hadi und mein Bizz/
    Freunde von Niemand, also laber mich nicht dicht/"
    (Vega auf "Was weißt du?")


    der spasti rappt immer den gleichen scheiß.

  • Vegas Track reißt alles raus...... ansonsten hauen mich die anderen nicht unbedingt um... Das Projekt ist auf jeden fall eine gute Sache für Hip Hop... Teil 3 steht schon in den Startlöchern, hoffe das da ein bisschen mehr Abwechslung rien kommt.

  • Sehr guter Sampler, Hadi el Dor beherrscht seinen Job!
    ...zu CASHMOs "Alleine" : In bochum auf der FVN-Tour spielte er diesen Track Live, ich habe ihn sehr gefeiert, allerdings beim späteren hören auf hip hop lebt 2 kam er ganz anders rüber...


    ...Vega King ohne? Krone :king:


  • was weißt du über schießenes KoKa im Siebener losfahren
    Frankfurt Main Stadt Wiege Europas


    was weißt du über Jointtrips und Ottpäcken
    Ha, über Leuchtklips die Kopf treffen?



    Mehr brauch man nicht Junge

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