Review: Pal One – Die Fährte des Wolfes



  • 01. Intro
    02. Immer noch
    03. Blut gegeben, Blut bekommen
    feat. DJ Sol
    04. Vernichtet feat. Tone
    05. Für die Ewigkeit
    06. Leiharbeiter
    feat. Nicole Hadfield
    07. Geschichten für euch
    08. Dreck zu Gold
    09. Hab ich dir je erzählt
    feat. CJ Taylor
    10. Zehn Jahre feat. Chefetage
    11. Das Leben holt dich
    12. Was ist das Leben wert
    feat. Xavier Naidoo
    13. Vollmond
    14. Die Fährte des Wolfes


    Hast du dich jemals als kleines Kind im Wald verlaufen? Wenn das durchnässte Laubmeer der letzten stürmischen Herbstnacht am Boden deine Füße verschlingt. Du glaubst, über Treibsand zu laufen und fragst dich, wie die Kronen der Bäume trotz der vielen verlorenen Blätter kein Licht des Mondes hindurchlassen. Es ist düster und du willst der Dunkelheit entrinnen, doch unter dem Laub verstecken sich harte, massive Wurzeln, die aussehen wie das Bein eines gefallenen Kriegers und die den matschigen Boden zu einem Hindernisparcours machen. Als du dich auf einen Baumstamm setzt, um eine Pause einzulegen, da du außer Atem bist, hörst du ein Jaulen und du erinnerst dich, wie sehr du diese Wesen bewunderst. Du bist einsam – der Blick geht Richtung Mond und du weißt: Du musst weiter voran. "Die Fährte des Wolfes".


    Der rappende Courage-Wolf Pal One aus den Rudeln Mannheims schreibt wie der weise Älteste des Stammes über sein Leben "mit dem Herz auf der Zunge" und Versen voller Ehrlichkeit, sodass man ein sofortiges Gefühl von respektvoller Sympathie verspürt. Er spricht dabei eine Sprache der Enttäuschung, denn lauscht man Tracks wie etwa dem "Intro", scheint es, als würde Pal One nie etwas zurückbekommen, während nachfolgende Titel wie "Geschichten für euch" wieder aufbauend wirken, indem der Interpret dem Frust trotzt und seine Ziele anvisierend weiter vorantextet. Atmosphärisch passt sich die druckvolle Stimme des Urgesteins wunderbar an die qualitativ sauberen und gut produzierten Beats an. Der Hörer wird die Snare mit den richtigen Kopfhörern direkt im Zentrum des Gehirns schlagen hören, während die Vocals sanft in der Ohrmuschel liegen. Zum Augenschließen und Genießen.


    "Ich schließ' die Augen, ich seh' alles klar/
    Will nur was taugen, das wär' wunderbar/
    Scheiß' auf Erfolg, ich hab' nur wenig Zeit/
    Denn das ist Rap für die Ewigkeit/
    "
    (Pal One auf "Für die Ewigkeit")


    Nach einigen Releases in den letzten zehn Jahren, an denen unter anderem die Snowgoons und Roey Marquis mitwirkten, schreibt Pal One nun weiter an seinem persönlichen Buch der Reime. Wie auf der 2005 veröffentlichten "Palwolf"-CD sind die Texte bodenständig, aber fesselnd, und vor allem wegen der realistisch-trockenen Sicht ehrlich – seit Jahren wird dieser "wahre" Stil gehalten. Ich bin jemand, der dem Studium und generell der akademischen Ausbildung sehr viel Respekt zollt und daher fällt es mir schwer zu glauben, dass ein Blatt und ein Stift einen ausgebildeten Diplompsychologen ersetzen können. Allerdings kriegt man durch die Songs ein Gefühl davon, dass es einem doch besser geht, wenn man Tränen zu Tinte transformiert, denn nach und nach scheint jedes Lied immer mehr vor Kraft zu strotzen. Wie niedergeschrieben und einstudiert trägt Pal One Anekdoten aus seinem Buch, gefüllt mit Lebenslektionen, vor.


    "Ich ging einen Schritt nach vorne und bewusst sieben zurück/
    Und zu 'nem Star braucht es noch mehr, als nur die Liebe und Glück/
    [...] Man soll für Träume kämpfen, richtig, doch nur/
    Wenn sie auch Sinn machen, sonst trifft die Konsequenz und zwar pur/
    "
    (Pal One auf "Geschichten für euch")


    Kennt ihr das, wenn man ohne Rücksicht auf Verluste für seine Träume kämpft? Nahezu unmöglich, den Mut dazu aufzubringen. Das Sich-feige-Verstecken und Herumlungern – und dennoch ist die Selbstzufriedenheit in weiter Ferne. "Dur für einen ruhigen Platz, Mol für Suizide"; Pal One fragt auf "Was ist das Leben wert", ob es einen Sinn des Lebens gäbe. Aber stellt euch vor, euer Leben hätte keinen Sinn. Stellt euch vor, ihr würdet niemals für einen Hungerlohn arbeiten gehen wollen, um irgendwann mal als Rentner zu vergammeln. Stellt euch vor, ihr fühlt euch so, als würdet ihr niemals zufrieden sein können. Stellt euch vor, ihr würdet dann nur noch durch die Welt reisen, Neues sehen, Neues lernen und eure Mentalität trainieren; keine Angst vor irgendetwas haben, bis ihr irgendwann, wenn ihr genug Abenteuer erlebt habt, zufrieden sterben könntet. Schwächen zu Stärken. Wär' das nicht verdammt geil? Und mir kommt es so vor, als hätte Pal durch seine Texte und in seinem Leben schon einige Abenteuer erlebt.


    "Das ist mein Herz in Worten, das ist mein Alphabet/
    Ich öffne dir neun Pforten, blick' in alle Reihen und geh'/
    Wenn's dir gefällt, leg deine Hand auf die Brust/
    Schließ deine Augen, fühl den Vibe, hier ist kein Platz mehr für Frust/
    "
    (Pal One auf "Die Fährte des Wolfes")


    Denn auf der "Fährte des Wolfes" mutierte der einsame Wolf zum mächtigen Monster und auf dem gleichnamigen Song zum Album heißt es, er könne alles bändigen und kontrollieren. Für mich steht "Die Fährte des Wolfes" für eine Entwicklung in Richtung Kraft, wie von einem Einzelgänger zum mentalen Monstrum.


    Fazit:
    Der "echte" Rap kehrt zurück. Selten hört man noch Künstler, die so vom Leben schreiben, wie Pal es tut. Auch, wenn diese Art von Rap nicht gerade mein Geschmack ist, kann man die Ehrlichkeit des Albums nicht verleugnen und es fällt ebenso schwer, es schlecht zu reden. Raptechnisch nach der alten Schule und mit nicht immer sauberen Reimen, aber umso mehr Inhalt ist "Die Fährte des Wolfes" ein kleines Stück Ewigkeit aus dem Leben eines ehrlichen Künstlers. Trotz der prunkvollen Beats scheint das Album von den Texten her nicht auf Verkäufe ausgerichtet zu sein und das ist Pal One sicherlich bewusst. Was ich damit sagen will, ist nicht, dass es nur Geschmackssache sei, sondern dass gerade diese "Ich mach' Musik vor allem aus Liebe"-Einstellung einen besonderen Flavour bringt. Respekt und Sympathie für diesen Rapper und sein Album.



    (Rheiner Zufall)

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  • ich habe mich auch hauptsächlich an der aussprache gestört und ich finde ein guter rapper sollte auch eine saubere und möglichst dialektfreie aussprache haben ... soll man ja schließlich auch verstehen können - und mannheimerisch klingt manchmal einfach nur plump... mehr kann ich dazu nich sagen...

  • Ist in Deutschland so ein Phänomen - in Amiland juckts kein Mensch ob die Jungs in Ihrem Slang rappen einer aus NY hört sich anderst an als einer ausm Dirty South aber mein Gott so is das halt.... Stock im Arsch :rolleyes:


    Ich habs noch nicht gehört aber PAL macht ehrliche Mukke werd ich mir aufjedenfall geben.

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