Interview: Megaloh


  • Ein unbeschriebenes Blatt ist Megaloh schon längst nicht mehr – über 15 Jahre Raperfahrung im deutsch- sowie englischsprachigen Raum, zahlreiche Kollaborationen mit großen Künstlern wie Samy Deluxe, Xavier Naidoo, K.I.Z., Fler oder auch Sprachtot und die zwischenzeitliche Führung eines Labels liegen bereits hinter ihm. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass er in dieser Zeit erst ein einziges Soloalbum auf den Markt gebracht hat, während andere Künstler nach einer solchen Zeitspanne bereits auf sechs oder sieben zurückblicken. Aber wie heißt es doch so schön? Qualität statt Quantität! Die letzten Jahre hielt sich der aus Berlin-Moabit stammende und derzeit übrigens als Vocalcoach und Songwriter tätige Rapper eher zurück – bis er im vergangenen Jahr mit seiner "Monster"-EP seine Wiederkehr feierte. Was das Multitalent so für die Zukunft plant, steht inzwischen auch nicht mehr in den Sternen – bald kommt sein seit langem geplantes zweites Soloalbum! Neben Informationen zu diesem gab er in unserem Interview dann außerdem noch seine Ansichten zur heutigen HipHop-Szene zum Besten und erklärte uns seinen Umgang mit Kritikern und dem berühmt-berüchtigten Leistungsdruck.


    rappers.in: Du bist bereits seit über einem Jahrzehnt Mitglied dieser Szene und hast mit vielen bekannten Künstlern zusammengearbeitet. Du warst eine ganze Weile weg, kommst gerade wieder, hattest bis jetzt aber noch nicht den richtig großen Durchbruch. An welcher Stelle siehst du dich denn momentan in der Szene stehen?


    Megaloh: Ich bin jetzt seit genau einem Jahrzehnt Mitglied dieser Szene, habe 2001 meinen ersten Text auf Deutsch geschrieben. Es stimmt, dass ich mich zurückgezogen habe, weil ich sehen musste, was für mich der beste Platz ist und was ich unter der gegebenen Situation machen möchte. Mit dem eigenen Label hat sich das alles nicht so sehr rentiert. Du hast sehr hohe Kosten und musst vieles selber machen – die ganze Promo und Werbung. Seit Neuestem habe ich endlich das richtige Team hinter mir stehen und fühle mich dabei eigentlich sehr gut. Innerhalb dieser Szene habe ich bisher eigentlich immer nur Liebe bekommen – auch, wenn sich das nicht in Verkaufszahlen ausgedrückt hat. Aber mit den richtigen Leuten habe ich schon früh connectet und ich bin sehr froh, da jetzt anzuknüpfen... und das Album zu machen, das ich schon seit Langem machen wollte.


    rappers.in: In den letzten Monaten und Jahren gab es immer wieder negative Schlagzeilen rund um deutschen HipHop. Das Splash! ist ja auch ein Event, das immer wieder versucht, dieses Bild ins rechte Licht zu rücken. Wie würdest du die momentane Situation allgemein beschreiben?


    Megaloh: Ich denke, dass Deutschrap gerade wieder eine Aufschwungphase vor sich hat. Gerade an Leuten wie Marteria und Casper, die nicht das gängige Bild von deutschem Rap verkörpern, sieht man, dass auch Künstler mit eigenen Vorstellungen die Möglichkeit haben, ein größeres Publikum zu erreichen. Ich denke eigentlich, dass gerade eine gute Zeit für Deutschrap anbricht, so nach dem Motto: "Die Spreu wird vom Weizen getrennt." Es gab vorher viele Fans, die gerappt haben, beziehungsweise gab es zu wenige Fans und zu viele Rapper. Ich denke, die Zeit ist jetzt langsam vorbei.


    rappers.in: Ist das für dich gerade jetzt auch ein Anreiz, da noch mal mit einzusteigen, weil du merkst: "Da bewegt sich endlich wieder was"?


    Megaloh: Natürlich ist das auch ein zusätzlicher Anreiz, dass man sich denkt: "Okay, die Arbeit wird irgendwo auch entlohnt." Aber für mich ist das eigentlich unabhängig davon. Ich hab' 2010 meine "Monster"-EP rausgebracht, die für mich schon der Startschuss war, dass ich jetzt Gas geben und meine Musik so oder so an den Mann bringen will und werde.


    rappers.in: Ich meinte das jetzt auch nicht unbedingt auf das Kommerzielle bezogen oder aufs Feedback, sondern eher auf die Inspiration...


    Megaloh: Also Deutschrap an sich inspiriert mich nicht. Ich hör' auch privat keinen Deutschrap. Ich werde vom Leben inspiriert und hab' in den drei Jahren, in denen ich nicht in der Öffentlichkeit präsent war, trotzdem weiterhin Songs gemacht... Ich bin jetzt einfach an einem Punkt, an dem ich sage: "Ich hab' jetzt lange genug meine Erfahrungen innerhalb und außerhalb dieser Szene gemacht, beziehungsweise generell im Leben und kann jetzt endlich die Platte machen, die ich mir halt schon lange vorgestellt hab'".



    rappers.in: Du hast ja gerade schon deine "Monster"-EP angesprochen, die du letztes Jahr veröffentlicht hast. Da gab es ziemlich unterschiedliche Meinungen dazu – es gab Leute, die das extrem gefeiert haben und es gab Leute, die gemeint haben: "Ich hab' was komplett anderes erwartet." Hast du dir diese Kritik zu Herzen genommen?


    Megaloh: Ich nehm' mir Kritik, wenn, dann nur im produktiven Sinne zu Herzen. Ich hör' und guck' mir alles an, aber es gibt natürlich viele Kritiker, die einfach plumpen Scheiß reden und das interessiert und trifft mich dann nicht so wirklich. Jeder kann sagen, was er will und die Gedanken sind frei, aber... Ich versuche natürlich ständig meine Sachen weiterzuentwickeln und die "Monster"-EP war für mich 'ne Momentaufnahme. Das sagt aus, wie ich mich in dem Moment gefühlt und die Deutschrap-Szene in dem Moment gesehen hab'. Also alles von 'ner ziemlich arroganten Stellung aus, natürlich auch, weil ich eben schon 'ne gewisse Zeit dabei bin und viele Sachen nur belächeln kann.


    rappers.in: Wie ist das, wenn du jetzt was rausbringst? Liest du dann auch extra nach, was die Leute darüber schreiben?


    Megaloh: Ich beschäftige mich da eher weniger mit.


    rappers.in: Du bezeichnest dich ja selber als die "Zukunft des deutschen HipHop". In deiner Biografie heißt es sogar: "In den letzten Jahren haben so einige deutschsprachige Rapper versucht, den etablierten Platzhirschen in diesem Segment Konkurrenz zu machen. Doch keiner trägt so viel Potenzial in sich, wie der aufgehende Stern am hiesigen HipHop-Himmel: Megaloh." Solche Sätze erhöhen natürlich die Erwartungen. Wie würdest du denn selber beschreiben – von deiner Position aus – wie du dem gerecht wirst?


    Megaloh: Also ich denke mal, dass ich 'ne gewisse Erfahrung mitbringe, weil ich das einfach nicht erst seit gestern mache und halt schon viel gesehen hab', was nicht so gut wirkt, beziehungsweise auch erkennen kann, was Trends sind und was langlebige Musik sein kann. Die Biografie hab' ich nicht selber geschrieben, aber es ist auf jeden Fall nett, dass die Leute so denken und ich werde einfach versuchen, dem gerecht zu werden, beziehungsweise einfach das Bestmögliche für mich zu machen. Ich war schon immer sehr ambitioniert und hab' hohe Ziele, aber jetzt erst die Konstellation, dass ich das Gefühl hab', ich kann wirklich 100% geben und das wird auch zu 100% supportet.


    rappers.in: Ist Erwartungs- oder Leistungsdruck da ein Thema für dich?


    Megaloh: Den größten Druck mach' ich mir selber, das kann keiner für mich übernehmen. Ich hab' einfach hohe Ansprüche an mich und möchte eine Platte machen, mit der ich auch selber zufrieden bin.


    rappers.in: In der Biografie steht außerdem noch: "Er richtet sich motivierend an seine Brüder in der Hood, hat aber gleichzeitig genug musikalische Ambition, um es in den Mainstream zu schaffen." Auf der einen Seite sich speziell an jemanden richten, auf der anderen Seite Mainstream – das kann ja teilweise auch ein totaler Widerspruch sein. Was würdest du denn den Leuten entgegnen, wie du das vereinen kannst?


    Megaloh: Also, ich finde, das ist überhaupt kein Widerspruch, weil gewisse Emotionen wie Liebe, Hass oder Frust allgegenwärtige Themen sind. Die können auch Leute, die nicht aus meiner Hood kommen, fühlen. Wenn ich jetzt themenspezifisch über bestimmte gesellschaftliche Zustände rede, wie sie eben in meiner Gegend sind, dann gibt's, denke ich, auch genügend andere Gegenden in Deutschland, in denen das ähnlich ist. Und auch Leute, die jetzt vielleicht ein besseres Leben führen oder einfach mit besseren Chancen geboren wurden, können das vielleicht nachvollziehen. Es geht eigentlich nur um Emotionen und was man letztendlich daraus macht.


    rappers.in: Du hast ja eben schon angesprochen, dass du vor zehn Jahren deinen ersten deutschen Text geschrieben hast. Davor hattest du eine englischsprachige Crew – Royal Authority. Uns würde interessieren, wie denn dieser Umstieg kam und was dich dazu bewegt hat.


    Megaloh: Als ich noch ganz klein war, habe ich angefangen, auf Englisch zu rappen... weil ich eben nur amerikanischen HipHop gehört hab'. 1993 habe ich mit Snoop angefangen, HipHop zu hören, und kurz danach dann auch Texte geschrieben – einfach, weil's mich so inspiriert hat. Ich hatte schon immer diesen Drang, etwas selber zu machen. Da ich allerdings in Deutschland lebe und auch überwiegend Deutsch spreche – Englisch ist meine Muttersprache, muss ich dazu sagen – und die Leute, die ich erreichen will, auch hauptsächlich Deutsch verstehen, war das irgendwann klar, dass ich auf Deutsch umsatteln muss, was erstmal nicht ganz so einfach war. Die deutsche Sprache ist schon ein bisschen anders, auch grade flowmäßig wahrscheinlich etwas schwieriger einzusetzen, als die englische. Aber gerade diese Herausforderung ist das, was ich gut finde. Mittlerweile könnte ich mir auch nicht vorstellen, das noch mal auf Englisch zu machen. Also, ich finde die deutsche Sprache schon sehr gut in ihrer Wortvielfalt, um das auszudrücken, was man fühlt.


    rappers.in: Das heißt, du schreibst gar nicht mehr auf Englisch?


    Megaloh: Ich schreib' teilweise für andere Leute auf Englisch, aber das is' dann kein HipHop, sondern eher... Gesangsmusik.



    rappers.in: Hast du denn abseits von Rap noch eine große Leidenschaft, mit der du – wenn du Rap nicht so intensiv verfolgt hättest – auch was Großes hättest erreichen können?


    Megaloh: Ich denke, wenn ich nicht zum Rap gekommen wäre, wäre ich wahrscheinlich zum Kampfsport gegangen, beziehungsweise beim Kampfsport geblieben. Das war schon immer eine Leidenschaft von mir. Ich hatte da teilweise die falschen Lehrer und die falschen Schulen, aber... Ich denke, mit dem Wort kann man mehr erreichen, als mit der Faust, deshalb ist auf jeden Fall Rap schon das Richtige für mich.


    rappers.in: Beschäftigst du dich heute noch damit?


    Megaloh: Auf jeden Fall.


    rappers.in: Das heißt, du trainierst?


    Megaloh: Ich trainier' auch – allerdings momentan nicht in irgendeiner besonderen Sportart, sondern breit gefächert, verschiedene Sachen. Mich interessiert halt sehr viel. Momentan ist es Wing Chun, aber man wird sehen... Also, ich werd's auf jeden Fall privat weitermachen.


    rappers.in: Steht denn eigentlich der Kontakt zu Marc Reis noch, der unter dem Pseudonym Sprachtot mit dir Musik gemacht hat? Nach eurem gemeinsamen Projekt hat man ja nie wieder was von euch zusammen gehört.


    Megaloh: Also, der Kontakt steht. Der war 'ne Zeit lang weg, aber nicht aus irgendwelchen Beefgründen, wie das im Rap so meistens ist, sondern eher, weil wir uns beide auf unsere eigene Situation fokussieren mussten. Wir sind ja jetzt beide nicht mehr 15, 16 Jahre alt und irgendwann ist das auch 'ne Existenzfrage, was man nun eigentlich macht und jeder hat seine eigenen Entscheidungen gefällt, beziehungsweise seine eigenen Erfahrungen sammeln müssen. Aber mit Marc ist alles cool – wir haben gerade erst vor 'ner halben Stunde gesimst und man wird sehen, was in Zukunft noch kommt.


    rappers.in: Es könnte also sein, dass da wieder musikalische Zusammenarbeiten entstehen?


    Megaloh: Ich will's nicht ausschließen!


    rappers.in: Wo wir bei Zusammenarbeiten sind: Du warst ja gerade auf dem Remix von der neuen Samy-Single vertreten. Wie kam es denn zu dieser Zusammenarbeit mit ihm?


    Megaloh: Mit Samy hab' ich das erste Mal 2006 zusammengearbeitet. Damals auf meinem Labelsampler "Reim geschäftlich". Die Zusammenarbeit war eigentlich schon immer cool. Samy ist einer der wenigen Deutschrapper, die ich mir auch vor meiner Zeit im Deutschrap angehört hab', beziehungsweise bei dem ich Ähnlichkeiten in der Leidenschaft erkannt hab', gerade was Reimschemen und 'ne gewisse Herangehensweise angeht. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis da was kam. Auf jeden Fall ist das alles sehr cool. Vielen Dank auch an Samy, dass er mir diese Möglichkeit gegeben hat, mich selbst auf seinem Remix zu präsentieren. Freu' ich mich sehr drüber.


    rappers.in: Hattet ihr dann die ganzen fünf Jahre über Kontakt oder kam das erst wieder neu zustande?


    Megaloh: Nein, meistens ist das so mit Künstlern, dass jeder sein eigenes Ding verfolgt, aber wenn man sich dann trifft, ist immer Liebe da. Projekte können teilweise innerhalb von 'ner Nacht und Nebel-Aktion entstehen – so war das dieses Mal eigentlich auch. Er ist mit der Idee an mich herangetreten und mir hat das sofort zugesagt. Deshalb haben wir's einfach gemacht, ohne lang' zu überlegen.


    rappers.in: Zu guter Letzt: Was würdest du als bekennender HipHopper – auch wenn du jetzt sagst, du hörst keinen Deutschrap – der Szene denn mit auf den Weg geben, um sie noch mal ein bisschen zu verbessern oder zu verschönern?


    Megaloh: Ich denke, es ist wichtig, dass man die Musik von Herzen macht, auch wenn das natürlich alles ein Geschäft ist und man mit dem Geldverdienen nicht zu kurz kommen will. Man sollte doch versuchen, echte Musik zu machen und einfach das, was man fühlt, auf Papier, beziehungsweise Band zu kriegen. Und ich denke, wenn das nötige Know-how auch dabei ist, kann das alles 'ne sehr gute Sache werden. Deutschrap kann auf jeden Fall noch wachsen und hat sehr viel Potenzial.



    (Bilder von Murat Aslan)
    (Florence Bader & Pauline Staigle)

  • nich ganz gelesen weil isschon kopffick... aber hej... wozu auch... Megaloh isn hauer und der haut nur gutes zeuch hinaus in die weite welt... würds ihn jucken würdich probz verteilen;)

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