Alligatoah - Das sind DJ Deagle und Kaliba69! Ganz traditionell nach der Devise zwei Turntables und ein Mic rockt das Duo regelmäßig die Rappers.in-Charts!
Kaum jemand schafft es ernsthafte Aussagen so humorvoll zu verpacken und mehrere Charaktere so unterschiedlich und authentisch zu verkörpern wie Kaliba69, der sich für die Texte und Raps von Alligatoah verantwortlich zeichnet.
So schafften sie es mit dem Track "Der Zensor Pt. II" auf unserem heiß umkämpften Best-Of-Sampler "Genius Loci" einen Ehrenplatz zu bekommen und das Paradebeispiel für "die Kunst des Bitens" ist einer der populärsten und meistgespielten Songs dieser Plattform!
Grund genug um die Newcomer, die mit Sicherheit noch für einigen Wirbel in der HipHop-Szene sorgen werden, mal in einem Special samt Exklusivtrack und Interview vorzustellen!
Wer noch mehr erfahren möchte sollte auf jeden Fall mal ihre Homepage http://www.alligatoah.de besuchen und sich ihr Album "Attntat" sowie ihre zwei Mixtapes "Schlaftabletten, Rotwein" I + II gratis downloaden, oder um es wie Alligatoah zu sagen "herniederzuladen"!
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INTERVIEW
rappers.in: Hallo Kaliba69!
Erst einmal danke, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst!
Kaliba69: Danke, dass ihr mir die Zeit gebt.
rappers.in: Es ist nicht so leicht etwas über Euch in Erfahrung zu bringen.
Woher kommt Ihr und wie alt seid Ihr eigentlich und wie sieht so ein
Alltag aus, in dem man seine "Aktivitäten" in Richtung Rap derart
verheimlicht?
Kaliba69: Wir kommen aus zwei kleinen Dörfern in der Nähe von Bremen und sind nun beide 18. Es liegt uns fern Dinge zu verheimlichen, wir hängen bloß nichts an die große Glocke. Unser Leben gleicht dem eines normalen Oberstufenschülers auf dem Weg zum Abitur mit der Ausnahme, dass wir unsere freie Zeit nutzen um HipHop-Musik zu machen, was definitiv untypisch für unsere Punkrock-dominierte Umgebung ist. Wichtig ist mir lediglich, dass diese Sache mit Alligatoah außerhalb meines 21-Zoll Monitors nicht meinen Alltag bestimmt.
rappers.in: Wie kamt ihr auf den Namen "Alligatoah"?
Kaliba69: Der Name bedeutet nichts und hat auch keine Vorgeschichte. Wir haben uns bloß eins überlegt: Wer alternativ sein will, braucht zunächst mal eine Konvention, die er brechen kann, was bei uns der aggrossive Battlerap war. Also mussten wir uns als erstes eingliedern um dann aus dem Rahmen zu fallen. Daher unsere teils plumpen 0815-Namen.
rappers.in: Wie seid Ihr auf rappers.in aufmerksam geworden und was haltet Ihr davon?
Kaliba69: Ich war auf der Suche nach Präsentationsplattformen für eigene Rap-Musik und bin unter anderem auf rappers.in gestoßen. Sehr gute Sache, kann ich nur sagen. Die Möglichkeit wirklich aufzufallen bei derart vielen Künstlern ist im Vergleich zu anderen Seiten, die ich kenne sehr hoch.
rappers.in: Welche MCs dieser Community feiert Ihr persönlich?
Kaliba69: Es gibt sicherlich eine ganze Menge sehr talentierter Leute hier aber ich habe mich damit nicht viel beschäftigt, weil ich auch gar nicht die Zeit habe mich darauf einzulassen. Das einzige, was ich weiß ist, dass mir diese "eou" Leute gefallen, weil man mich mal drauf aufmerksam gemacht hat.
rappers.in: Was denkt Ihr welchen Grund es hat, dass Ihr zu den beliebtesten
Künstlern hier zählt?
Kaliba69: Den größten Teil unserer Aufmerksamkeit haben wir denke ich mal unserem Track "Die Kunst des Bitens" zu verdanken, was etwas schade ist, weil er eigentlich nur ein Funtrack für Zwischendurch war und Liedern mit Aussage wie "Musik und so" oder "Der Zensor Part II" weniger Beachtung geschenkt wurde. Aber so läuft das nun mal mit einem Hit, der auf ein leicht verständliches aber interessantes Konzept setzt und so geraten ja auch unsere anderen Sachen ins Blickfeld der Leute, die sich dann näher mit uns beschäftigen wollen.
rappers.in: Das Ihr gut biten könnt, habt Ihr auf dem Track "die Kunst des Bitens"
ja eindrucksvoll bewiesen.
Glaubt ihr, oder habt ihr vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass
es Leute gibt, die ganz klar eure Schiene versuchen zu fahren oder seid
ihr einfach einmalig und "unbitebar"?
Kaliba69: Weil du uns gerade für gutes biten der Rapper in besagtem Song lobst, muss ich mal kurz einhaken, weil ich glaube, dass einige das Grundkonzept nicht bewusst wahrgenommen haben. Ich habe mich echt gewundert, als die Leute meinten die Sachen wären "gut gebitet", was ich gar nicht mal beabsichtigt habe. Es ging von Anfang an nur darum das "Ihr könnt nur biten und ich habe den persönlichsten Style von allen"-Konzept schlicht umzudrehen in ein "Ihr habt alle nur einen persönlichen Style aber ich kann biten"-Konzept.
Biten an sich hat leider in der HipHop-Szene einen sehr schlechten Ruf. Aber wenn der Erfinder des Automobils damals als einziger damit rumgefahren wäre und niemand hätte es ihm nachgemacht würden wir heute immer noch zu Fuß laufen. Biten zeigt also nur die Qualität einer Sache und das Beginnen einer neuen Ära. Wenn man gut ist kann man nicht unbitebar sein sondern nur der Erste, der eine neue Sache macht. Nichts kommt vom Himmel gefallen. Menschen sind Menschen, weil sie ständig unter Einfluss stehen; ob man als Kind die Bewegungen der Eltern bitet oder sich musikalisch von anderen Künstlern inspiriert.
Wie Alligatoah da jetzt reinpasst kann ich am wenigsten beurteilen aber so kann man vielleicht wenigstens meinen Standpunkt nachvollziehen.
rappers.in: M4a1 oder AK-47?
Kaliba69: Ich kenn mich absolut nicht mit Waffen aus und weiß nicht, zu welchem Zweck ich eine bevorzugen sollte. Die AK passt natürlich besser zu unserem Image. Wenn ich mal Counterstrike spiele bin ich meistens CT und hab die m4 mit Schalldämpfer (Ist so schön leise...)
rappers.in: Ihr macht nicht den Eindruck typischer HipHopper und scheint die Szene
eher mit Humor zu betrachten.
Wie steht ihr überhaupt zu Rap und was hört ihr privat?
Kaliba69: Das Ziel einer solchen Frage ist meistens die bessere Einschätzung eines Menschen durch seinen Musikgeschmack, was ich für völlig falsch halte. Meiner bescheidenen Meinung nach kann man Menschen nicht über das, was er konsumiert sonder nur über das, was er von sich gibt charakterisieren. Es ist doch im Endeffekt nur Musik (und so).
Ich gehe aber trotzdem mal darauf ein: Rap ist toll! Ich liebe Deutschrap! Egal ob Optik, Aggroberlin oder Ersguterjunge. Sie haben mir so oft den Tag versüßt und ließen mich in fremde Ghettowelten eintauchen. Seit zwei Jahren, als ich mir eingestehen musste, dass mich auch Beatloops und gesprochener Gesang in Stimmung versetzen kann höre ich nun auch oft deutschen HipHop neben Rock oder Jazz. Für die, die es nicht glauben: Man kann Musik hören und sogar machen ohne der dazugehören Kultur oder Szene beizutreten. Ich bin weder HipHopper noch Punker noch Raver noch sonstiges; einfach nur Mensch.
rappers.in: Ihr habt bisher zwei Mixtapes und ein Album veröffentlicht, das zweite
Album ist in Arbeit. Auch auf dem letzten Mixtape wurden die meisten
Beats von DJ Deagle selbst produziert. Was unterscheidet in diesem Fall
ein Mixtape vom Album?
Kaliba69: Ein Mixtape ist bei uns eine Ansammlung an Tracks, die mit der Zeit hier und da, aus verschiedenen Gründen aufgenommen wurden und die alle nicht viel mit einander zu tun haben. Ich habe die Vorstellung nie gemocht einzelne Tracks irgendwo im Internet "rumfliegen" zu haben, und deshalb packen wir wirklich alles was wir machen auf unsere Mixtapes. Mit Intro und Outro wird das ganze dann verbunden. Bei einem Album hingegen besteht diese Verbindung von Anfang an. Ich kenne jeden einzelnen Track genau, bevor ich überhaupt anfange zu schreiben geschweige denn aufzunehmen. Die Trackliste von unserem zweiten Album zum Beispiel steht schon seit einem halben Jahr obwohl die eigentlichen Arbeiten noch gar nicht begonnen haben. Es muss also im Ganzen einen Sinn ergeben und einem roten Faden folgen. Zudem wird es auf einem Alligatoah Album selten einen reinen Battletrack oder einen reinen Funtrack geben. Alles was da geschieht hat eine Aussage.
rappers.in: Euer "Label" Triplepenis nimmt sich ja selbst nicht wirklich ernst und
strebt wohl auch keinen wirklich professionellen Charakter an. Würdet
Ihr zu einem "echten" Label wechseln wenn sich die Gelegenheit bietet?
Kaliba69: Ja! Ein Label, dass unsere Musik verkauft und uns ausbeutet bis auf den letzten Cent ist stets willkommen. Ich will mich bloß nicht binden oder irgendwelche Kompromisse eingehen. Alles Schöpferische muss unter meiner Aufsicht stehen auch wenn das so nur für Untergrund reicht. Dann bleiben wir halt Untergrund. Ich will die Scheiße ja auch nicht ewig machen. Ist ja nur ein Zeitvertreib, der nebenbei viele Leute entertaint.
rappers.in: Ich habe gehört, du bewegst Dich auch hauptsächlich in einem Umfeld, das
keinen Rap hört. Wie fühlt sich das für Dich an?
Kaliba69: Es ist nicht so, dass du verbrannt wirst, wenn du bei uns Rap hörst. Man hat nicht das Gefühl irgendwie Außerhalb zu stehen. Letztendlich bringt jeder in eine Gruppe oder ein Umfeld eine Eigenschaft mit, die sonst keiner hat. Es gibt zum Beispiel an unserer Schule einen Typen, der als einziger einen Hut trägt. Wenn du den fragst, wie sich das anfühlt, wird er dir das selbe erzählen. Außerdem mache ich die Rapszene auch zu einem Teil meines Umfeldes sobald ich ins Internet gehe.
Natürlich ist mir klar, dass ich mit der Musik die ich mache in meinem näheren Umfeld keinen Riesenerfolg feiern werde aber das strebe ich nicht an und wäre mir auch unangenehm.
rappers.in: Wo kaufst Du Deine Masken und sonstige Accessoirs? Gibt es spezielle
Terroristenshops die Euch ausstatten oder gar Sponsoren? (dann wäre
jetzt der richtige Zeitpunkt Werbung zu machen)
Kaliba69: Och soviel Accessoirs haben wir doch gar nicht. Meistens gucke ich nicht, was ich brauche, sondern was ich da habe. Weil ich familiär bedingten Zugriff auf Theaterrequisiten habe war das nie ein großes Problem und was ich zusätzlich brauche gibt es in Kostümgeschäften in jeder Stadt oder im Internet. Die Sturmmaske war übrigens kostenlos bei einer Softair-Waffe dabei, die sich ein Freund schon lange vor Alligatoah gekauft hat.
rappers.in: Was wird in Zukunft noch auf uns zukommen?
Kaliba69: Klimaerwärmung, Menschen auf dem Mars... Wer weiß!? Vielleicht ein Atomkrieg... Hoffentlich nicht zu bald, denn wir planen vorher noch unser ganz besonderes Projekt "Goldfieber" raus zubringen, woran wir in den Sommerferien intensiv gearbeitet haben. Die Aufklärung, was sich dahinter verbirgt ist ebenfalls etwas, was die Zukunft mit sich bringt. Man darf sich auf viel Videomaterial freuen, auch im Zusammenhang mit unserem 2ten Album, zu dem hoffentlich bald die ersten Aufnahmen gemacht werden können. Bei den vielen geilen Beats, die ich von Deagle kriege komme ich mit dem schreiben kaum hinterher. Aber wichtig ist, dass man von unser Musik nichts erwarten soll. Daher auch die wenigen Informationen.
rappers.in: Passiert es häufiger, dass Leute dich nach dem Hören deiner Tracks für zwei verschiedene Personen halten? Versuchst du gerade das zu provozieren?
Kaliba69: Ja, aber das ist weder beabsichtigt noch stört es mich. Wichtig ist nur, dass alle Rollen, die ich in einem Song spiele als eigene Charaktere rüberkommen. Ich könnte solche Sachen auch mit einem anderen Rapper machen, was zweifelsohne abwechslungsreicher wäre und was ja auch vorkommt aber wenn ich das alleine mache ist es halt komplett und unverfälscht das, was ich in meinem Kopf hatte und rüberbringen wollte. Gut wäre ein Zwillingsbruder...
rappers.in:Beschreibe Eure Musik mit drei Worten.
Kaliba69: Wir beschreiben unsere Musik lieber mit drei Schwänzen aber ich versuchs mal:
Kino fürs Ohr.
rappers.in:Willst Du noch jemanden grüßen?
Kaliba69: Nein aber muss ja! Ich grüße:
Deagle, Tobi-Tait, Selbstjustizz und Draeggspuschah
und track!
