Review: Illicite – Illicite



  • 01. Illicite Intro
    02. Es gibt die
    03. Was mir zusteht feat. Moe Mitchell
    04. Heimat
    05. Sky is the limit
    06. Club Geschichten
    07. Wo du herkommst feat. Zyankali
    08. La la la feat. Bahsar
    09. Bete für mich feat. Vega & Zyankali
    10. Bester Rapper den... feat. DJ Rafik
    11. Venom feat. Amar & Mosneg
    12. Ihr seid nichts
    13. Freunde
    14. Ghettobreakdance
    15. Jahre vergehen feat. Zyankali
    16. R-Evolution
    17.Was mich am Leben...
    18. Zeit ist Geld
    19. Illicite Stil


    Was heißt eigentlich "Illicite"? Ercandize, Nabil M und Yahya bilden eine Formation unter diesem Namen und releasen nun auch den gleichnamigen Longplayer. "Illicite". Google verrät mir, dass es wohl dem Französischen zuzuordnen ist, und heißt übersetzt so viel wie unerlaubt, unrechtmäßig, illegal. Mich fragend, was das Trio um den Ex-Optiker verbrochen haben soll, habe ich mir das Album mal angehört.


    "Du bist gay und gibst dann Schädel und dein Label fickt dein Leben/
    Und dein Fame ist wie dein Mädel – spurlos weg/
    Tourbus-Sex in irgendwelchen andern Städten/
    Dein Gebiss ist viel zu groß für deine Fresse, halt dein Maul/
    Sonst kommen die Türken in dein' Block und treten es dir einfach raus/
    "
    (Ercandize auf "Illicite Intro")


    Okay, ich bin von Ercandize ja Besseres gewohnt, gehe von einem Ausrutscher seinerseits aus und höre weiter. Was mir direkt auffällt, ist, dass ich innerhalb des Trios starke Unterschiede zwischen den Talenten der Rapper erkennen kann, da insbesondere Yahya nicht mit seinen Kollegen mithalten kann. Der Grund für dieses harte Urteil? Ich verstehe ihn einfach nicht! Ansonsten? Die Beats verbreiten eine recht angenehme Stimmung, die irgendwie zur türkischen Riviera passt, gegebenenfalls auch zu Köln-Porz. Thematisch wird hauptsächlich die Herkunft der jeweiligen Protagonisten ins Zentrum gestellt.


    So handeln die Tracks zumeist davon, wie hart das Hustlerleben in Deutschland ist, wie schwierig es für elf betrunkene, selbsternannte Kanaken sein kann, in den Club zu kommen ("Clubgeschichten"), oder über die schöne "Heimat", in der die Wurzeln liegen ("Wo du herkommst"). Ich muss für mich persönlich sagen, dass ich damit zum größten Teil überhaupt nichts anfangen kann. Dazu kommt, dass die Tracks fast alle etwas seltsam abgemischt sind: Instrumentals zu laut, ständige Zisch- und S-Laute, Vocals mal zu laut, dann wieder zu leise. So muss ich von Track zu Track nervigerweise immer wieder die Lautstärke neu einstellen, weil es entweder zu leise oder eben wieder zu laut ist. Und auch die kaum vorhandene thematische Abwechslung kann in mir nicht wirklich Interesse wecken.


    "Der Himmel mag die Grenze sein, Fuck, Probleme stressen ein'/
    Gestern war in meiner Hand ein Ziegelstein, kracht' direkt in Bullenfressen ein/
    Was ein' nicht tötet, macht ein' hart wie Beton/
    Man, Scheiß auf Goethe, hier ist Nabil M, für die Straßen der Sound/
    "
    (Nabil M auf "Sky is the Limit")


    Auch hinter Titeln, die Variation versprechen, verbirgt sich dieselbe Thematik, die ich schon erwähnt habe und mit der ich nichts anfangen kann. Aber hey, einen roten Faden hat das Album so auf jeden Fall. Die Beats sind im Großen und Ganzen okay bis gelungen und erinnern oftmals an Tausendundeine Nacht und haben schöne Scratches aufzuweisen – hier kann ich ausnahmsweise nicht viel meckern. Produziert wurde der Longplayer unter anderem von Tua, DJ Jones und Rooq, aber auch Ercandize und Yahya gaben sich da mal im Gegensatz zu dem, was sie rapmäßig hier präsentieren, keine Blöße. Technisch bewegt sich Ercandize für mich (ja schon immer) auf einer hohen Stufe – sein Flow, die Stimme, seine Reimschemata, die ihm auch einen tollen Wiedererkennungswert geben. "Geht mal alle pennen, jetzt kommt der, den keiner bremst, ich bleibe Nabil M, der beste Rapper, den ich kenn'!" – mehr will ich zu Nabil M eigentlich gar nicht sagen und lasse das hoffentlich nicht allzu ernst gemeinte Zitat für ihn sprechen. Was Yahya angeht, frage ich mich wirklich, ob das Absicht sein soll. Er versucht krampfhaft, diesen typisch französischen Flow zu imitieren, was in Kombination mit seiner Aussprache dazu führt, dass ich nur 2 von 20 Wörtern verstehe.


    Features lassen sich auf dem Album auch einige wenige finden, so zum Beispiel Moe Mitchell, Amar, Vega, DJ Rafik oder Bahsar. Zugegebenermaßen veredeln diese das Album leider nicht wirklich, was jedoch nicht an den Featureparts selbst liegt. Anders ausgedrückt: Die Featuregäste reißen das Ruder für mich nicht mehr herum. Das Einzige, was ich an dem Longplayer wirklich gut finde, ist Ercandize. Ich mag einfach seinen Rap. Und ich finde ihn lyrisch – für gewöhnlich – eigentlich auch immer erstklassig, was er auf "Illicite" jedoch viel zu selten bis gar nicht unter Beweis stellt. Aber um hier auch mal ein gutes Haar an dem Longplayer zu lassen, noch ein Zitat aus dem Track "Ihr seid nichts":


    "Guck, heut kommen sie raus mit paar Raps und 'nem Gangsterklischee/
    Es ist gefährlich, sich wie ihr aus dem Fenster zu lehn'/
    Ihr könnt nichts, ihr seid weder fresh noch talentiert/
    Und aus jeder Hood in Deutschland sind paar 'echt' und paar wie ihr/
    "
    (Ercandize)


    Fraglich ist bei diesem einen der wenigen Lichtblicke jedoch, ob ihm dabei bewusst ist, an welchen Klischees sich insbesondere Nabil M zu oft an diesem Werk bedient. Denn genau das scheint er hier ja an sich zu verurteilen.


    Fazit:
    Das Bedauerliche an diesem Album ist für mich: Ich mag Ercandize und seine Musik, aber wieso er sich hier mit diesen beiden zusammengetan hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Ich will und werde dieses Album nicht noch einmal hören und wünsche mir die alten Zeiten von Ercandize zurück, in denen ich ihn echt gefeiert habe. Und was die drei, wie ich mich anfangs gefragt habe, verbrochen haben, ist mir nun klar. "Illicite". Unrechtmäßig, unerlaubt, illegal. "Illicite". Das Verbrechen liegt wohl darin, Potenzial verschwendet zu haben. Gute Beats und der lässige Flow des Frontmanns retten das Album vor einem allzu harten Urteil. So kann ich gerade so, mit einem zugekniffenen Auge, noch zwei Mics vergeben.



    (Long John Silver)

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    Bewerte diese CD:
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  • also ich finde das album sehr gut. verstehe nicht ganz, warum man das so schlecht bewertet. lese mir morgen die review ganz durch.


    also ich feier das album noch immer übertrieben. gerade heute wieder gehört.

  • Erc - dope. Aber Illicite the Prequel war geiler als das Album selbst. Nabil und Yahya muss ich mir echt nicht öfter geben =/ Amar, Vega und Moe haben mich aber überzeugt :D Und Erc selbst, wobei das auch nicht immer.

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