Interview: Marc Reis


  • "Wer ist dieser Marc Reis?" – Das fragten sich nicht nur Raphörer, die den Namenswechsel des aus Mannheim stammenden Sprachtots nicht mitbekamen, sondern auch wir. Und zwar ganz gezielt. Denn der Deutsch-Amerikaner ist nach Berlin umgezogen und den einst so battlelastigen Rapzeilen aus der Sprachtot-Ära weichen mehr und mehr nachdenklichere Lines mit Message. Pünktlich zu seinem aktuellen Album "Monolog" kündigt sich ein schwungvoller Kurswechsel an. Was für einen Menschen wir zum Interview trafen, was das für seine neueste CD bedeutet – wer dieser Marc Reis eigentlich ist: Lest selbst.


    rappers.in: Ein Monolog findet vor allem in Dramen Verwendung. Einen solche "Monolog" trägst du uns in Form deines gleichnamigen Debütalbums nun vor – worum geht es in deinem persönlichen Drama? Welche mitreißenden Geschichten gibst du uns zum Besten?


    Marc Reis: Ich glaube, die Geschichten, die ich erzähle, sind Geschichten, die jeder nachempfinden kann. Zumindest jeder, der Emotionen zulässt. Wie sehr es dann den Einzelnen berührt, bleibt wohl individuell. Und um den Inhalt etwas genauer zu definieren: Es geht um gute Freundschaft, den Schritt, seine Heimat zu verlassen, um Schicksale, die mir auf meinen Wegen begegnet und widerfahren sind. Der alltägliche Wahnsinn würde ich sagen. Und natürlich nehme ich mich auch selbst ins Fadenkreuz. Es ist auch ein Stück weit eine Therapie.


    rappers.in: In deinen Songs ergreifst du regelmäßig unterschiedliche Positionen. Oft bist du eher sozialkritisch und stimmst einen reflexiven Ton an, andererseits hast du auch Tracks, in denen du ein Bilderbuch-Straßenpatriot bist. Hält dein "Monolog" noch andere Überraschungen für uns bereit? Und wird er von einem roten Faden durchzogen oder hören wir eher kleine, nicht miteinander verbundene "Episoden"?


    Marc Reis: Der "Monolog" zieht sich schon sehr durch die einzelnen Tracks, von Anfang bis Ende. Ich würde sagen, dass mein Straßenporträt mittlerweile Farbe bekommen hat. Ich habe früher oft schwarz-weiß gedacht und dementsprechend bin ich auch die Themen angegangen. Bei "Monolog" war es mir wichtig, dass ich immer mit einer Lösung für das jeweilige Problem rausgehe und den Hörer – und vor allem mich selbst – nicht vor einer unlösbaren Aufgabe stehen lass'. Ich denke, die größte Überraschung für Leute, die mich schon länger begleiten und meine Musik hören, ist, dass wir sehr viel auf Arrangements gesetzt haben. Ich versuche hier schon klarzumachen, dass ich mich nicht mehr an dieses 08/15-Muster von HipHop halten will. Und ich habe es geschafft, dass man die Songs mehrmals hören kann und man immer wieder etwas Neues entdecken kann. Ich denke, gerade eingefleischten HipHop-Fans wird das sehr viel Spaß machen. Und auch Leute, die nichts mit HipHop zu tun haben, können das hören, ohne dass es peinlich ist.


    rappers.in: Viele deiner Kollegen in der deutschen HipHop-Szene kritisieren oft soziale Missstände in Deutschland, ohne Lösungsansätze zu bieten. Für mich klingt das so, als ob du das anders machen möchtest. Wie stehst du zu diesen Rappern und wie wirst du uns zeigen, wie man es besser macht?


    Marc Reis: Ich bin für mich einfach zu dem Schluss gekommen, dass "sich aufregen" und "etwas tun" zwei Paar Schuhe sind. Mir gehen viele Dinge auf die Nerven. Ich bin oft in Großstädten, aber auch in meiner Heimat unterwegs und ich habe einfach das Gefühl, dass alle etwas verloren durch die Gegend laufen. Stress macht sich breit, Fäuste fliegen schneller und ich weiß, dass ich auf die Leute in meinem direkten Umfeld Wirkung habe. Also, warum sie verschwenden, um jemand in Songs anzulügen, dass man ohne Konsequenzen durchs Leben laufen könnte? Ob jetzt mein Weg der bessere ist, müssen die Leute entscheiden, die das hören und eventuell für sich etwas anderes wollen. Nur mal ein Beispiel: Du wirst in Tracks von mir nicht hören, dass es cool ist, Frauen die Handtasche zu stehlen oder jemandem so lange auf den Kopf zu treten, bis er tot ist; aber ich kann mich nicht völlig distanzieren von Gewalt. Ich habe wiederum vielleicht Gewalt in anderer Form ausgelebt, was dann wieder andere nicht gut fanden. Ich glaube, das Gute an meinen Songs ist, dass ich sage: "Ey, du kannst zuschlagen, ABER du kannst auch einfach gehen!" Und zu den Kollegen: Ich stelle niemanden an die Wand. Ich höre selbst harte deutsche Musik – ob nun HipHop oder Rock. Nur der Unterschied ist, ich nehme nicht alles so ernst. Rap hatte immer schon auch Ironie. Und Worte sind eben am Ende des Tages auch nur "Worte". Das sollten sich die Hörer auch mal wirklich zu Herzen nehmen.


    rappers.in: Du sagst, dass Rap immer schon etwas mit Ironie zu tun hat. Sollte man deine Texte also auch eher mit einem Augenzwinkern betrachten?


    Marc Reis: Man sollte jedes Musikstück von allen Seiten betrachten. Man sollte die Fähigkeit besitzen, zu wissen, dass ein Lachen ein Weinen verbergen kann. Man sollte einfach versuchen, alles etwas mit Abstand zu betrachten und für sich das Beste rauszuziehen. Ich erwarte von meinen Fans eben auch eine gewisse menschliche Intelligenz.



    rappers.in: Du hast zwar amerikanische Wurzeln, bist aber in Deutschland aufgewachsen. Siehst du dich eher als deutschen Rapper oder als Amerikaner, der deutsch rappt? Und wo liegen, deiner Meinung nach, die größten Unterschiede zwischen deutschem und amerikanischem HipHop?


    Marc Reis: Ich seh' mich als Deutschen mit exotischer Hautfarbe. Der für mich offensichtlichste Unterschied ist die Qualität der Aussagen. Es scheint in Deutschland noch nicht angekommen zu sein, dass HipHop Qualität ist. Sprach-Qualität. Es herrscht in Amerika eine gewisse Eloquenz und Wortgewandtheit. Sei es im Flow oder einfach nur in der Aussage. Wir bewegen uns da eher auf "Bauer sucht Frau"- oder "Dschungelcamp"-Niveau. Und in Amerika gibt es nicht so viele Knechte, weißte? Die Amerikaner und Franzosen sind auf dem Stand, dass schlechte Rapper sich gar nicht trauen, Musik zu veröffentlichen – und ich rede jetzt nicht von dem, was ich oder du als schlecht empfinden. Individualität hin oder her, es gibt auf jeden Fall ein "allgemeines Schlecht". Nur hier in Deutschland wird alles akzeptiert. Ob das nun Politik, das Miteinander oder Musik ist. Echt ekelhaft! Wir sind so eine "schadensfrohe" Kultur, daher haben auch so ekelhafte Formate so großen Zuspruch. Anders kann ich mir das nicht erklären. Und ich rede mich davon nicht frei.


    rappers.in: Inwiefern redest du dich nicht davon frei?


    Marc Reis: Na, ich bin ein Teil von Deutschland. Ich kann austeilen und einstecken. Ich sage nicht, alle anderen sind behindert. Ich gehöre doch dazu. Ich bin ein Teil des Problems, aber ich bin bereit, etwas zu tun. Viele Leute, die mich zum Beispiel das erste Mal treffen – du weißt ja, Kleider machen Leute –, die sehen mich und erwarten einen völlig aggressiven, verblödeten Neger aus dem Ghetto, der keine drei Sätze sagen kann, ohne 'ne Banane zu essen. Ich überrasche die Leute gerne, überzeuge sie vom Gegenteil. Klar sehen ich und meine Freunde nicht gerade so aus, als kämen wir vom Schachtunier, aber ey, wir laufen auch nicht durch die Gegend und schlagen alles kurz und klein. Du merkst, es ist einfach ein "sehr großes" Thema. Ich will einfach, dass die Leute wissen, dass auch ich Scheiße baue, aber auch für die Konsequenzen gerade stehe. Außer wenn ich trinke, dann ist der Alkohol natürlich schuld. (lacht)


    rappers.in: Inwieweit hatte deine Herkunft Einfluss auf deinen Werdegang als Rapper? Hast du dich da eher an deinen deutschen Kollegen oder deinen amerikanischen Kollegen orientiert – jetzt mal die Sprache ausgenommen?


    Marc Reis: Du, ich muss ganz ehrlich sagen, ich betrachte amerikanischen Rap aus der Sicht eines Fans. Ich würde mir niemals anmaßen, mich mit Talib, Mos Def, DMX, Dr. Dre, Tupac oder Biggie auf eine Stufe zu stellen. Dazu fehlt ja der komplette Lifestyle. Selbst die Topverdiener dort freestylen Tag und Nacht, sprühen noch, leben einfach die Kultur. Hier bist du ja ein Trottel, wenn du "freestylest". Ich glaube, das hat mich nur in Sachen Respekt beeinflusst. Ich habe sehr viel amerikanischen Rap gehört. Und selbst die krassesten Gangster dort übertreten gewisse Grenzen nicht. Ich denke, das ist das, was mich am meisten geprägt hat. Zwar harte Aussagen zu treffen, aber eine gewisse Schwelle nicht zu übertreten. Aber ich bin nur durch Konkret Finn zum deutschen HipHop gekommen. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt. "Reim, Rausch und Randale" war für mich die Zündung.


    rappers.in: Und wie ging's dann weiter? Wie entwickelte sich deine Rapkarriere damals?


    Marc Reis: Ich fing an, mit einer Crew, die sich "PrimitiveKunst" nannte. Dann ging ich zu einem Label namens "Unterdrukk" aus Mannheim und Leute wie Megaloh oder Chakuza wurden auf mich aufmerksam. Mit Mega habe ich sogar 2 Alben aufgenommen und mit Chak halt einzelne Features. Frauenarzt feierte unseren Sound auch. Dann war ich irgendwann in Berlin und wusste: Da muss ich hin, da läuft alles zusammen. Ich habe dann einen Verlagsdeal mit einem hohen Vorschuss bekommen und bin vor zwei Jahren hierher gezogen. Das wären die wichtigsten Stationen in kurzer Form. Es ist mir schlichtweg nicht möglich, diese Jahre in ein paar Sätze zu fassen. Da ist so viel passiert, man müsste ein Buch schreiben – oder ein Album machen, was ich ja gemacht habe. Ich glaube, auf meinem Debütalbum "Monolog" fang' ich das alles ganz gut wieder ein, zumindest die jeweiligen Gefühle – Freude, Wut, Hass, Angst –, die ich in all diesen Stationen durchlebt habe. Zurück zum Thema: Jetzt bin ich in Berlin und es ist so, als würde ich von vorne beginnen. Ein Kreisel des Wahnsinns.


    rappers.in: Du bist nun schon um einige Zeit länger in der Raplandschaft vertreten als viele deiner Kollegen, brachtest jedoch erst in diesem Jahr dein Debütalbum auf den Markt. Glaubst du, ein Künstler hat sich vor so einem großen Release wie einem Album erst einen bestimmten Bekanntheitsgrad oder auch ein gewisses Maß an "Können" zu erarbeiten, um seinem Album auch wirklich gerecht zu werden, oder warum kommt dieser Schritt erst jetzt?


    Marc Reis: Bei mir ist vieles schief gelaufen. Interne Geschichten. Ich war zu jung, zu unerfahren, habe mein Business den falschen Leuten in die Hände gegeben und habe dafür teuer bezahlt. Ich sage ja heute noch: Marteria hat meinen Deal bekommen. Nein, Spaß beiseite und Alles Gute ihm natürlich. Früher war mir nicht wichtig, alles zu wissen und abzusegnen, heute ist das anders. Nichts läuft, ohne dass ich es weiß. Und wenn da doch etwas läuft, unterbind' ich es. Ich freue mich auf jeden Fall, den Leuten jetzt endlich mal ein komplettes Album präsentieren zu können, das sich hinter wirklich keinem Rap-Album 2011 verstecken müsste, egal, ob Bekannter oder Unbekannter. Und ich glaube nicht, dass man sich erst etablieren muss. Es macht es vielen natürlich leichter, aber ich halte mehr von einer "Überraschung", wenn ich nichts erwarte, als wenn ich etwas erwarte und enttäuscht werde.


    rappers.in: Auf deinen "Spaß" möchte ich nocheinmal eingehen. Wie war das denn damals mit Marteria? Wie findest du seine Musik? Könntest du dir auch eine Zusammenarbeit mit ihm vorstellen?


    Marc Reis: Warum wusste ich, dass du mich festnageln möchtest? Nicht, dass mir Marteria nachts in Berlin auflauert und mich zusammenschlägt. (lacht) Nein, du, ich muss dich enttäuschen, es war wirklich nur ein Spaß. Er hat natürlich nichts mit meiner "Deal"-Situtation zu tun. Ich meine, ich war mit Megaloh schon mal bei Four Music im Gespräch. Und wir hatten sowohl zusammen als auch getrennt Angebote. Aber das ist eine andere Geschichte. Und ich muss ehrlich sagen, ich kenne Marten jetzt nicht so sehr. Wir sind uns zwei- bis dreimal über den Weg gelaufen. Aber ich wünsche ihm viel Erfolg. Er ist ja auch wirklich "sooo schön verstrahlt".


    rappers.in: In letzter Zeit fiel vor allen Dingen die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Rapper und Produzenten RAF Camora auf. Wie kam das zustande? Und wie stehst du seiner Arbeit als Rapper, Produzent und Sänger gegenüber?


    Marc Reis: Wir haben uns über Chakuza kennen gelernt. Chakuza und er haben damals mit D-Bo zusammengesessen und mein Video "Glaub mir S" gesehen und fanden es wohl gut. Also bekam ich einen Anruf von Chak. Dadurch habe ich sozusagen alle dort kennen gelernt. Ein richtig großer, bunter Haufen zu dieser Zeit. Und mit RAF hat sich das eben so entwickelt. Irgendwann, als ich nicht genau wusste, in welche Richtung ich gehen kann, bot er an, an meinem Album mitzuarbeiten. Und das habe ich auch dankend angenommen. Und was herrauskam, hört man ja dann auf meinem Album. Seiner Arbeit stehe ich immer aus zwei Sichten gegenüber: als Künstler und als Freund. Als Künstler sehe ich einen engagierten, vielseitigen Menschen, der innovativ ist und sich durch seine Arbeit einen Namen gemacht hat. Das respektiere ich! Als Freund sehe ich Rafael, den ich alle paar Tage mal zu Hause zu einem Kaffee überfalle und 'ne Kippe rauche und mich mit ihm austausche, was denn gerade so Sache ist, auch menschlich. Also, das steht auch bei mir im Vordergrund. Wenn er morgen gebrochene Finger hat und nicht mehr produzieren kann, werd' ich ihn trotzdem besuchen. Alleine schon, weil er doch so guten Kaffee macht. Auch ihm wünsche ich von Herzen viel Erfolg, in dem, was er tut.



    rappers.in: Nach Sonik Boom und Szonyke, die eher nach deinen amerikanischen Wurzeln klingen, und Sprachtot, der sich zum deutschen Sprachgebrauch bekennt, hast du jetzt deinen bürgerlichen Namen als Künstlernamen genommen. Kann man diesen Namenswechsel als Schritt zu mehr Realness verstehen, wenn von nun an der Rapper "Marc Reis" und der Mensch Marc Reis simultan sind?


    Marc Reis: Klar, der Namenswechsel von "Sprachtot" zu "Marc Reis" kam ja sozusagen gezwungenermaßen. Aber ich glaube, dass ich mich unterbewusst einfach nicht mehr verstecken will und es auch nicht muss. Schon gar nicht hinter einem Wort. "Marc Reis" ist alles, was ich bin und mache. So nannten mich meine Rap-Kollegen schon immer, so nennen mich meine Freunde. Kaum jemand nannte mich Sprachtot, außer natürlich die Fans. Aber ich fand das immer so unpersönlich. Ich find' es auch irgendwo lustig: Wenn du "Marc Reis" hörst, erwartest du alles, nur nicht mich. Das war in der Schule so. Das ist so, wenn ich irgendwo anrufe und mich dann später persönlich vorstelle. Selbst die Polizisten, wenn sie mich dann mal wieder ohne Grund durchsuchen, schauen immer dreimal auf meinen Personalausweis und fragen: "Du bist also Marc, ja?" So steht's da geschrieben. Marc ist sozusagen ein Branding, das für immer bleibt.


    rappers.in: Also ist der Namenswechsel nicht mit einem "Imagewechsel" verbunden? Oder ist dein Rap in Zukunft noch persönlicher?


    Marc Reis: Mein Rap ist persönlicher, aber bei einem "Imagewechsel" müsste ich ja ein Image gehabt haben. Okay, ich trag' jetzt einen Hut und laufe mit Hi-Tec Boots rum, das mache ich aber, weil ich einfach geil aussehe damit. Kann sein, dass ich übermorgen im Kimono rumlaufe. Ich möchte die Leute einfach ab "Monolog" mit auf eine Reise nehmen; und jeder, der sich darauf einlässt, wird über die Grenzen des Genres laufen. Und so viel kann ich auch verraten: Meinen Namen wechsel' ich nicht mehr, sonst gibt es Ärger zu Hause. (lacht)


    rappers.in: Du sagst, dass du noch nie wirklich ein Image gehabt hast. Wie stehst du dann zu Kollegen in der Szene, die man als "Imagerapper" titulieren würde?


    Marc Reis: Jeder, der Musik macht, fährt einen Film und nicht jeder Zuschauer hat denselben Geschmack. Rap ist zu 80 Prozent "Modernes Theater" und jeder gestaltet es, wie er es für richtig hält. Das tu' ich und das macht auch Kollegah, und der Erfolg gibt ihm für sein Konzept ja auch Recht. Mein Opa sagte immer: "Die Leute sollen machen, was die Leute machen wollen!" Ja, der alte Herr war schon ganz schön schlau, aber was er damit sagen wollte, ist: Wer sich zu sehr um andere kümmert, vergisst sich selbst. Ich finde deutschen HipHop generell zu überschaubar, als hier von Image und Fakekarrieren zu reden. Wir alle wissen, wer Kohle macht mit Musik, und wir wissen, wer nicht erfolgreich ist. Also kann jemand sozusagen nicht wirklich ein falsches Image abgeben. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich stehe dem sehr offen gegenüber. Dass ich speziell von Kollegahs Musik kein Fan bin, ist kein Geheimnis.


    rappers.in: Du lässt die "Mannheimflagge" ja nicht gerade auf Halbmast wehen. Hast du eher Kontakt zur heimischen HipHop-Szene oder siehst du deine künstlerische Zukunft mehr in außerlokalen Kollaborationen wie etwa mit RAF? Wie stehst du zum Beispiel zur Heidelberger Szene?


    Marc Reis: Also, ich liebe meine Heimat nach wie vor und ich freue mich über jeden, der die Stadt gut repräsentiert oder versucht, Fuß zu fassen. Ich selbst bin gespannt, wie meine Heimatecke meine CD aufnimmt, schließlich bin ich ja seit fast zwei Jahren nicht mehr dort sesshaft. Auch wenn ich jeden Monat unten bin, hab' auch ich ein Kribbeln im Bauch. Aber eins ist sicher: Ich habe mit First Love Music ein Mannheimer Label im Rücken und mit Famefabrik eine Mannheimer Video- und Medienagentur. Ich denke, wo Mannheim draufsteht, ist auch Mannheim drin. Gut, dass du fragst! Ich werde in Zukunft eher weniger mit anderen Künstlern machen, ich hab' einfach zu viel zu erzählen. Man merkt es ja auch an meiner Tracklist, dass kein Rapper drauf ist, obwohl viele mit Sicherheit gerne mit drauf gewesen wären. Und Heidelberg stehe ich natürlich auch offen gegenüber. Ich meine, wir wissen alle, wo es in Deutschland angefangen hat. Und auch heute gilt noch: "Schlangen sind giftig!" Außerdem gibt es dort auch jetzt noch gute Rapper.


    rappers.in: Der Schlusssatz deiner offiziellen Biografie lautet: "Wenn du kein Talent hast, dich zu verbessern, hast du kein Talent." Setzt du dieses Zitat in Relation mit deinen Anfängen im Rap-Bereich und deinem heutigen Stand? Welches Fazit kannst du dann für dich selbst ziehen?


    Marc Reis: Dieser Satz ist für mich enorm wichtig. Ich habe auf meinem Weg viele Menschen kennen gelernt, viele Musiker und viele andere begabte Künstler. Aber ich habe wenige getroffen, die sich weiterentwickelt haben. Das war für mich der "Alarm", dass ich versuchen werde, wenn ich etwas gut kann, auch besser zu werden und mich nicht darauf auszuruhen. Stillstand ist tödlich. Und ich bin immer gewachsen und besser geworden. Weil ich mich auf "Arbeit" verlasse. Und das ist mein Talent.


    rappers.in: Wie wär's mit einer Selbsteinschätzung als Schlusswort? Wie kannst du diesen für dich sehr wichtigen Satz auf dich selbst und auf dein kommendes Album beziehen?


    Marc Reis: Ich bin ein sehr egozentrischer, selbstzerstörerischer Charakter, aber ich arbeite an mir. "Monolog" ist meine Chance, mich zu verbessern. Das wären meine letzten Worte! Und natürlich, dass mein Album ab sofort bei Amazon legal zu kaufen ist und man auf http://www.marcreis.de unbedingt reinschauen muss.


    rappers.in: Und eine letzte Frage für die rappers.in-Leser da draußen: Marcst du lieber Nudeln oder Reis?


    Marc Reis: ICH MARC REIS! (lacht)



    Bobby Stankovic (Niklas Pollmann)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!