Review: Hadi-El Dor präsentiert – HipHop lebt Vol. 1



  • 01. Leise rieselt der Schnee – David Asphalt
    02. Sa Life – Bizzy Montana feat. RAF 3.0
    03. Schwarzlicht – Montez
    04. HipHop ist nicht tot – DLG
    05. Airtime – Marc Reis
    06. Manchild – Chakuza
    07. Dieser eine Moment – Reece
    08. Was willst du machen – Twin
    09. Bleach – Vega
    10. Alter Ego – Bizzy Montana
    11. Ich denk an dich – Jan G
    12. Sundown – Chakuza feat. Marc Sloan
    13. Der Schnee rieselt leise – Hollywood A
    14. Niemals – Vega
    15. Weil sie dachten – Bosca
    16. Rap wieder leiwaund – Jack Untawega feat. Dame
    17. Luftschloss – Olson Rough


    Aus allen Ecken und Winkeln der heutigen Szene schallt es hervor. Jeder dritte Track behandelt das Thema. Und nicht zuletzt lässt man es auch szeneintern immer wieder gerne verlauten: HipHop ist tot! HipHop kam nach Deutschland, wurde innerhalb kürzester Zeit kommerziell bis zur Verblutung ausgeschlachtet und vegetiert jetzt in seinem Sarg, bestenfalls noch als Invalide, vor sich hin. Dass das prinzipiell totaler Mist ist, will jetzt der von Hadi-El Dor präsentierte Sampler "HipHop lebt Vol. 1" zeigen, der die verschiedensten Künstler aus der deutschsprachigen Szene vereint – darunter sowohl größere Namen als auch absolute Newcomer, die den Gegenbeweis zu diesem weit verbreiteten Todes-Irrglauben abliefern wollen. Was der Manager von Vega und Bizzy Montana da letztlich auf die Beine gestellt hat?


    "Sie sagen, HipHop sei tot, hängen das Mikro an' Nagel/
    Es macht kein' Sinn in der Szene, denn du verstehst nicht die Lage/

    (DLG auf "HipHop ist nicht tot")


    Leider lebt HipHop beim ersten Reinhören noch nicht wirklich in vollen Zügen, sondern kriecht mehr so vor sich hin – weshalb man David Asphalts "Leise rieselt der Schnee" als Opener für diese Compilation auswählte, erscheint mir etwas rätselhaft. Ein langweiliger bis standardmäßiger Text über Kokain mit gelegentlichen Flowfehlern und einfachsten Reimstrukturen – aber okay, die Hauptproblematik eines jeden Samplers dürfte ohnehin auch nicht "HipHop lebt Vol. 1" ausgrenzen. Es trifft nun mal nicht jeder Song jeden Geschmack. Dafür wird nach den nächsten paar Tracks aber so langsam klar: Viele sind nah dran! Gerade die bunte Mischung aus den verschiedensten Acts, Flowvariationen und Stimmen sorgt trotz bisweilen fehlender inhaltlicher Innovation dafür, dass der Hörer nicht das Gefühl bekommt, alles schon einmal gehört zu haben. Vor allem Bizzy Montana schafft es mit seinen beiden Beiträgen, gleich zwei der Highlights dieser Platte zu erschaffen. Zum einen mit seinem Battletrack "Sa Life", bei dem auch RAF 3.0, ehemals bekannt als Raf Camora, durch eine grandios eingesungene französische Hook glänzt, zum anderen durch den Titel "Alter Ego", in dem er sich mit einem typischen Gangstertext einen Seitenhieb gegen jene Gruppe der Szene erlaubt, die eben nur Gangstertexte hören möchte – "Ist es das, was ihr wollt?"


    "Bizzy ist gestorben, eigentlich verdient er einen Orden/
    Leider hat niemand begriffen, was er meinte mit den Worten/
    Und deswegen spreche ich für ihn durch keine rosa Blume/
    Ich zerlege Rapper, bis sie auf dem Steinboden verbluten/
    Ich mach' deine Hurenmutter zu 'nem Thema in 'nem Text/
    Nur, weil ich für euch dann der Beste bin in dem, was ich da rapp'/
    "
    (Bizzy Montana auf "Alter Ego")


    Ansonsten erstrecken sich über den Sampler hinweg überwiegend ähnliche Thematiken – es wird hin und wieder gebattlet, die Künstler erzählen vom Leben auf der Straße und persönlichen Problemen oder aber von ihrem Werdegang von ganz unten nach ganz oben. Teilt man den Sampler in diese Disziplinen ein, so stechen die Goldmedaillengewinner schnell hervor. Möchte man einen guten Battletrack, hört man sich Chakuzas "Manchild" an, lässt aber die Finger weg von Twins langweiligem "Was willst du machen". Geht es um einen erfolgreichen Werdegang, spielt man Reece' "Dieser eine Moment" ab, in dem der mir bis dato unbekannte Künstler eine erstaunlich gut erzählte Story von seinen Rapanfängen bis hin zu den ersten Bühnenauftritten darbietet. Den Siegerplatz muss er sich dabei allerdings mit Boscas "Weil sie dachten" teilen, denn auch der weiß, wie man mit seiner Stimme und den richtigen Worten auf einem melancholischen Instrumental in Sachen "Raus aus der Scheiße, rein in die Charts"-Thematik umgeht. Und wenn ich etwas über die Straße und dortige Probleme, die mit einer Flasche Schnaps gelöst werden, hören möchte, greife ich zum hasserfüllten, vor Aggressivität nur so strotzenden Vega, der auf "Niemals" über einem düsteren Instrumental die hässlichste Wahrheit ausspuckt.


    "Keine Feinde, die reden, Scheine, die regnen/
    Herz hat gefehlt – ich hab' meines gegeben/
    Saß nachts allein im Hof, massenweise Koks/
    Skimaske, Schießwaffe, Butterfly ist tot/
    "
    (Vega auf "Niemals")


    So behandeln die meisten der 17 Anspielstationen zwar ähnliche Thematiken, sind aber jedes Mal recht unterschiedlich umgesetzt. Jedoch konnte auch ein absoluter Fehlgriff nicht vereitelt werden. Würde ich wenigstens ein paar verständliche Worte aus Jack Untawegas österreichischem Dialekt und seiner quietschend-nervigen Stimme herausfiltern können, würde ich über seinen Track "Rap lieber leiwaund" – tut mir Leid, ich verstehe nicht einmal den geschriebenen Titel – vielleicht anders denken. Newcomer Hollywood A hingegen zeigt sich innovativ und bietet uns einen kleinen Storyteller über den Besuch bei seinem Dealer an. "Der Schnee rieselt leise" – nicht zu verwechseln mit dem Opener "Leise rieselt der Schnee" – erinnert von der Geschichte her zwar stark an Bushidos "Eine Kugel reicht", weiß aber dennoch mit gut durchzogenem Handlungsstrang und Flow zu überzeugen. Zu guter Letzt bekommen wir mit Olson Roughs "Luftschloss" dann noch ein weiteres absolutes Highlight vorgesetzt.


    "Ich muss den Kopf nur Richtung Himmel halten/
    Doch es fällt schwerer, 'Nein' zu sagen, wenn sie mir Rotz unter den Zinken halten/
    Hätt' ich die Wahl – ich hätt' zu reden nie begonn'/
    Doch die Probleme wiegen Tonn', verdammt, ich konnt' es nicht für mich behalten/
    "
    (Olson Rough auf "Luftschloss")


    Was die produktionstechnische Seite angeht, so können die meisten Beats überzeugen. Zwar wirken einige der Instrumentals fast schon zu überladen und andere hingegen wegen der oftmaligen Verwendung von Klaviertönen an sich recht ähnlich, aber im Großen und Ganzen bekommt man von allem etwas zu hören. Egal, ob mal etwas durchgeknallter, melancholisch, böse oder einfach nur clubtauglich. Verantwortlich hierfür sind unter anderem Produzenten wie Beatlefield, Bizzy Montana, Max Mostley, Johnny Pepp, Lex Barkey oder Cubeatz.


    Fazit:
    "HipHop lebt Vol. 1" steht anderen Compilations dieser Art in nichts nach – eine bunte Mischung aus verschiedenen Tracks von verschiedensten Rappern, die klar nicht jeden Geschmacksnerv treffen werden. Ein klein wenig mehr inhaltliche Abwechslung wäre hin und wieder schön gewesen, genau wie der Verzicht auf offensichtliche Totalausfälle. Aber sieht man von diesen für eine solche Ansammlung recht typischen Kritikpunkten ab, beweist Hadi-El Dors erster Teil seiner neuen Sampler-Reihe definitiv, dass HipHop noch längst nicht tot ist. Bis zur vollständigen Genesung dauert es aber noch ein Weilchen.



    Pascal Ambros (ProRipper)

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  • Übergeiler Sampler. Tracks von Vega, Bizzy, Chak, Marc, DLG und Olson üüüüüüberteile, laufen seit Wochen auf Anschlag bei mir. HipHop lebt! - eindeutiger Beweis

  • hey,


    ich hab mich jetzt auch mal bei rappers.in registriert,danke für die review,danke für die kritik an meinem track,vielleicht hört man hier jetzt auch öfter was von mir,wer mich nur vom sampler kennt kann meine musik ja auf facebook auschecken!!


    peace

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