01. Irgendwann – G Hot, Kralle & Big Derill Mack
02. Gelernt zu hassen – Smexer, Fella, Major McFly, Kralle & Big Derill Mack
03. Feuerteufel – Big Derill Mack, Major McFly, Kralle & Die Stimme
04. Lasst uns alle ****** – Automatikk, Kralle & Fella
05. Frühling nach dem Winter – Kralle, Fella, Major McFly, Big Derill Mack & Atze Jope
06. Bis dass der Tod uns scheidet – Chuky, Smexer & Kralle
07. Monstertrucks – Smexer, Major Mc Fly, Kralle & Big Derill Mack
08. Wenn die Mörder kommen – Rako, Blokkmonsta, Kralle, Schwartz, Major McFly, Big Derill Mack & Kalif
09. Wir kennen dich nicht – Fayr, Fella & Kralle
10. Blau und Weiß – Boba Fettt, Major McFly, Kralle & Die Stimme
11. Modelrapper – Kralle, Major McFly & Big Derill Mack
12. Nordsüd – Kralle, Major McFly, Atze Jope & Shröda Familie
13. Passt auf – Tony D & Kralle
14. Unser Blut – Smexer, Fella, Kralle, Major McFly & Die Stimme
15. Geld aus der Potte – Big Derill Mack, Fella & Kralle
16. Zieh mich aus – Smexer, Major McFly, Kralle & Miss Doggystyle
17. Rettet den Porno – Kralle, Smexer, Major McFly & Conny Dachs
18. SIP IT – Raggamanni, Big Derill Mack & Kralle
19. Kamera (SIP Klassiker) – G Hot, Kralle & Major McFly
Hier geht es nicht um Friede, Freude, Eierkuchen, und auch ein augenzwinkerndes Understatement muss nicht erwartet werden – Suppe inna Puppe bringen den zweiten Teil ihres "Streng Verboten"en Gedankenguts pünktlich zur Weihnachtszeit in Deutschlands Kaufhäuser. So "Streng Verboten", dass eine Veröffentlichung auf WikiLeaks gerechtfertigt wäre – oder müssen die Jungs aus der Hauptstadt nicht mal Sozialarbeit befürchten?
Die Tracklist ist erst einmal keine Überraschung: Die Acts kennt man, was Rap angeht, als straighte Untergrundrebellen oder – falls man auf diesem Gebiet versiert ist – aus der Pornobranche. Ich freue mich darauf, in der nächsten Stunde einfach mal abzuschalten und meine Winterdepression von hartem Battlerap, Saufliedern und Musik von Atzen für Atzen vertreiben zu lassen. Ich mache mir ein Bier auf und lege die CD ein.
"Ich hab' mein Leben lang die Gene eines Tieres/
Indem ich mich nur instinktiv fortbewege wegen meinem Glied/
Ich kann Sachen sehen, die nur relativ sind/
Alles, was ich habe, ist Talent, ich bin alles, nur kein Mensch/"
(Smexer auf "Gelernt zu hassen")
Meine anfänglichen Zweifel, dass zu viele Köche den Brei – oder die Suppe – verderben, zerschlagen sich relativ schnell. Das Süppchen köchelt vor sich hin. Und wenn dann wie auf "Gelernt zu hassen" Zutaten wie Smexer hinzukommen, scheint das echt eine leckere Mahlzeit zu werden. Der "Feuerteufel" heizt auch noch mal richtig ein – es wird representet, was das Zeug hält. Doch dann die erste Enttäuschung: Automatikk auf "Lasst uns alle ******", die sich gegen einen überraschend starken Kralle nicht richtig durchsetzen können. Geht er sonst neben dem Ex-Aggroberliner oft unter, kann er auf diesem Album oft Zeichen setzen. Auf dem Heavy-Schlager-Rap-Mix "Irgendwann" singt der blonde Türke die grotesk lustige Hook – Atzenfaktor 100. Was mich dann nach meinem ersten Bier ein wenig aus der Lethargie reißt, ist der Track "Frühling nach dem Winter" – scheinbar ja perfekt gegen meine Winterdepressionen.
"Ich tu' das aus Liebe für meine Familie/
Gemeinsam überstehen wir jede Krise/
Es zählt, dass du weitermachst, hier schenkt dir keiner was/
Alles, was du brauchst, ist Ehrgeiz und Leidenschaft/"
(Kralle auf "Frühling nach dem Winter")
Genau Letzteres, die Leidenschaft, zeigt Kralle wieder besonders; der Song soll motivieren und allein wegen dem Überraschungseffekt – ich hätte wirklich nicht mit einem tiefgründigen Track gerechnet – ist dies ein Hit auf der Platte. Niemandem wird alles gut gefallen. Mir fällt jedoch positiv auf, dass es kaum einen Track gibt, an dem ich gar nichts Gutes finde. Zwischen all dem harten Zeug werden auch mal Tracks wie "Bis dass der Tod uns scheidet" gespielt, der von der vergeblichen Suche nach der Traumfrau handelt, was überraschenderweise auf ganzer Linie überzeugt. Über den schlechteren Track ("Monstertrucks"), der wohl nur Motorsportfans gefallen wird – was ich nicht bin –, fahren die SIP'ler fort. Und "Wenn die Mörder kommen", können sich Fans von Hirntot freuen.
"Du bist allein und spürst, wie dich ein Schatten verfolgt/
Punkt Mitternacht wird die Kralle zum Wolf/
Du hörst das Kratzen erst in deiner Wohnung/
Der Tod, er braucht Beute als Belohnung/"
(Kralle auf "Wenn die Mörder kommen")
Kralle ist wieder für eine Überraschung gut, selbst wenn ich diesem Horrorcore-Rap nicht viel abgewinnen kann. Die Beats auf dem Album sind zwischen hochklassig und zweitklassig gemischt, überzeugen mich nicht immer in Gänze – aber es ist ein Untergrundalbum und ich habe, ehrlich gesagt, keinen "timbalandigen" Soundteppich erwartet, bin mit dem Gebotenen also vollauf zufrieden. Auf "Blau und Weiß" geht es nicht um eine Lobeshymne auf die Hertha, Boba Fett, Major, Kralle und Die Stimme springen galant auf das um, was ich vom Album erwartet habe: Es geht schließlich darum, ordentlich blau zu werden und braune Scheine zu rollen. Ich mach' mir gleich noch ein Bierchen auf, Prost!
Mit Atzenking Jope, der Schröda Familie und Tony D reihen sich wieder Battletracks an Representertracks. Was würden die Berliner tun, könnten sie die Zeit zurückdrehen? Man erfährt es auf "Unser Blut", einem Track, den ich richtig gut finde. Mit "Zieh mich aus" kommt ein mit gemischten Gefühlen erwarteter Titel, auf dem Miss Doggystyle ihren fragwürdigen Teil beiträgt. Aphrodisierend wirkt all dies nicht auf mich – und das liegt wirklich nicht daran, dass ich mittlerweile beim vierten Bier bin, man hätte den Track auch einfach weglassen können. Mit Conny Dachs, ebenfalls einem bekannten Pornodarsteller, geht es weiter und ich bin noch immer voreingenommen vom vorherigen Pornostar. Doch "Rettet den Porno" scheint in einer anderen Liga zu spielen. Bereits beim ersten Hören kann ich nicht anders, als laut mitzusingen, und meine Befürchtung ist wie weggeblasen.
"Es hat angefangen mit Playboy, Hustler/
Sarah Young und Dolly Buster/
Es gibt nur eins, um meinen Tag zu retten: meine alten VHS-Kassetten/
Dunkle Laken, weiße Flecken, verklebte Seiten in geheimen Ecken/"
(Major McFly auf "Rettet den Porno")
Ja, ein absoluter Trash-Track, der von den geliebten Pornos handelt. Es mag vielleicht wirklich daran liegen, dass ich nicht mehr so ganz nüchtern bin, doch die Pornohymne höre ich mir gleich noch mal an. "Rettet den P! O! R-N-O!", ich feier es! Gegen Albumende hören wir noch Raggamanni auf dem Kneipensong "SIP IT", auf welchem dem exzessiven Alkoholgenuss gefrönt wird, bis dann auf dem letzten Track tatsächlich noch ein Rap-Part von G-Hot zu hören ist. Mit "Kamera" verabschiedet sich Suppe inna Puppe aus der Perspektive einer Kamera. Zurückbleibt mir ein Bild, das für mich folgendes Fazit hervorruft ...
Fazit:
"Streng Verboten 2" ist nichts für die Leute, die bei einem Albumkauf auf besondere Kreativität achten, die von einem Rapper erwarten, dass er Skills an den Tag legt, bei welchen einem die Ohren flattern, und die Rap extrem ernst nehmen. Für mich ist das absolut in Ordnung, denn ich habe genau diese Erwartungen nicht gehabt. Ich konnte beim Hören gut abschalten, wurde dann doch hin und wieder mal überrascht mit den nachdenklicheren Titeln, habe aber letztendlich exakt das bekommen, was ich wollte: Battle, Sauflieder und Musik von Atzen für Atzen. Für mich sehr gelungen! Besonders Kralle ist hervorzuheben; er konnte sich in meinen Augen sehr gut profilieren – auch neben bekannten Acts wie Tony D oder den Automatikkern. Die vielen Features machen es so abwechslungsreich, dass für jeden etwas dabei sein könnte. Und wer nun wirklich mal ein Fan von Berliner Untergrundrap ist, der gerne feiert und Spaß hat, der sollte darüber nachdenken, sich ganz legal "Streng Verboten 2" zuzulegen, denn für genau diese Zielgruppe ist das Album wohl gemacht. Ich konnte es feiern und gebe einigen Titeln die Erlaubnis, in meiner langfristigen Playlist zu landen. Das Bier ist leer und vom Dosenpfand spendiere ich den Jungs 4 Mics!
Emil (Long John Silver)
[REDBEW]528 [/REDBEW]
Bewerte diese CD:
[reframe]reviewthread.php?reviewid=528 [/reframe]
[azlink]Suppe+inna+Puppe+%96+Streng+Verboten+2 [/azlink]