Review: 257ers – ZWEN



  • 01. Intro
    02. 257 ist der Boss 2010
    03. Ihr hasst uns
    04. Blank
    05. Drei rosa Schleifchen
    06. 16 Takte
    – Keule
    07. Akk! Skit
    08. Dark side of life
    09. Kaputt
    feat. Favorite
    10. Pädagogisch wertvoll
    11. HRNSHN Skit 1
    12. 16 Takte
    – Shneezin
    13. Lisa
    14. Du bist nicht allein
    15. Klapse auf!
    16. Ich geh' heut mit deiner Perle
    17. HRNSHN Skit 2
    18. 16 Takte
    – Mike
    19. Unsere Arme sind schwach
    20. Raisabus
    feat. Ras Timbo
    21. Das klär'n wir vor der Tür Kollege
    22. Outro


    "Ey, wat ist Akk? Dat is' dat, wat ich mach', wenn ich nich' dat mach', wat Mama sacht!" Es ist soweit! Die drei Jungs aus Essen sind zurück und kämpfen mit ihrem neuen Album "ZWEN" um endgültige Akkzeptanz in der HipHop-Szene. Nach scheinbar unendlichen Verschiebungen der neuen Platte, ganz in Favorite-Manier, treten die 257ers wieder in Akktion, und ich schätze mich glücklich, der Redakkteur zu sein, der "ZWEN" beurteilen darf. Doch für was stehen Keule, Mike und Shneezin eigentlich? Es ist schwer, sie über den Comedy-Rap-Kamm zu scheren, wenngleich das wohl am offensichtlichsten wäre. Zwar bestehen ihre bisherigen Releases sicherlich zum Großteil aus dem Schwachsinn, welcher sie letztendlich auch szeneintern bekannt gemacht hat, aber wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel – und in dem Sinne zählen seltene deepe Trakks wie "What a love" oder auch "Keiner hat gesagt, dass es leicht wird" zu ihren besten. Ob sich dergleichen auch auf "ZWEN" befindet, bleibt noch zu klären. Wünschenswert wäre es! Ansonsten sind verrückte Beats, sinnfreie, ellenlange Reimketten, Flowvariationen en masse, Selbstironie und Jewlz die Markenzeichen der Ruhrpotter. Eine weitere Crew, die ausgiebig polarisiert: Entweder man findet sie "Scheiße & Behindert" oder man mag sie.


    "Nichts hat sich hier verändert/ 257 ist der Boss/ Nach wie vor, nach wie vor!" Diese Aussage kann ich definitiv nach den ersten Songs bestätigen, außer, dass sie sich vielleicht in Sachen Niveau selbst unterbieten und gleichzeitig fast jede Hook ein Ohrwurm ist. Super!

    "Erst war es ernst, aber dann wurd' es Spaß/
    Nun ist es zu spät, komm, wir drängen uns in den Mittelpunkt/
    Ihr hasst uns? Ihr hasst uns?/
    Nicht schlimm, wir hassen uns auch/
    "
    (Keule, Mike und Shneezin auf "Ihr hasst uns")


    Musikalisch präsentiert sich die Platte durchgehend gut. Abwechslungsreich, unkonventionell und dementsprechend passend zu den drei Essener Rappern. Wirklich eine hohe Dichte an hervorragenden Klangbildern. Besonders erwähnenswert ist hier meines Erachtens "Dark side of life", ein sehr cooles Instrumental, auf dem die 257ers ihr Rocktalent entdecken. Außerdem bringt mich der Song permanent zum Schmunzeln:


    "Dabei wurd' ich jetzt schon häufig mit Keule verwechselt/
    Freunde der Sonne, Keule ist hässlich/
    "
    (Mike auf "Dark side of life")


    "Ey yo, Mike, du bist doch ma' 'ne erbärmliche Schwuchtel/
    Okay, vielleicht siehst du besser aus, doch bumst deine Perle im Dunkeln/
    "
    (Keule auf "Dark side of life")


    Im weiteren Verlauf des Albums bewegen sich die Themen im Unsinnigen. Aufgrund der immer wieder wechselnden Klangbilder und Flows kommt aber absolut keine Langeweile auf. Wer wie ich vorm Hören einen Blick auf die Tracklist geworfen hat, der hat vielleicht eine kleine Hoffnung gehabt, dass es sich bei "Du bist nicht allein" um einen deepen Track handeln könnte. Nun ja... Fehlanzeige! Vielmehr schlüpfen sie in die Rolle von Superhelden, mit "Hightech-Waffen und tightem Wappen", die sich lieber "'nen 10er Gras kaufen" oder "noch einen Schluck trinken", anstatt jemandem zu helfen. Das Album bleibt also komplett auf der ironischen Ebene. Den Höhepunkt bildet wohl eindeutig das Lied über die promiskuitive "Lisa", woraus ich allerdings aus ästhetischen Gründen wohl keine einzige Line zitieren kann und darf. Es ist im Stil von klischeehafter Bierzeltmusik gehalten und selbst Mickie Krause würde die Jungs wahrscheinlich um das Niveau ihrer Lyrics beneiden. Hilfe hat sich die Crew für "ZWEN" nur in geringem Maße geholt: Einmal Ras Timbo für den Reggae-Track "Raisabus" und in alter Tradition natürlich den Seelenverwandten Favorite, der abermals mit verrücktem Flow und Text glänzt.


    "Mach' ich Shneezin mit 'ner Keule kaputt?/
    Oder mach' ich Shneezin mit Keule kaputt?/
    Oder mach' ich Shneezin mit 'ner Keule und Keule kaputt?/
    Oder Keule mit der Keule kaputt?/
    Ich keule kaputt – Keule kaputt/
    "
    (Favorite auf "Kaputt")


    Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Skits und ich frage mich, wo die 257ers die Kinderkassettengeschichten herhaben, in denen "geakkt" wird. So erklären uns die Kleinen, dass Akk ihr Lieblingswort sei und Akk ganz unterschiedlich eingesetzt werden kann – sehr amüsant! Auf musikalischer Ebene sind die "16 Takte"-Tracks sehr cool. Ob es Mike ist, der mitsamt dem Beat immer schneller wird, oder Keule, der uns erklärt, dass er doch lieber "jeden Tag saufen" würde und gerne eine neue Leber hätte. Oder doch lieber Shneezin, der den Hörer auf unverschämte Weise als "Onkel von dem Kind seiner Schwester" bezeichnet.


    Nach mehrmaligem Hören kann ich "ZWEN" reflektierter betrachten und es ist nach wie vor zweifellos ein grandioses Album. Doch sein allgegenwärtiges Ohrwurmpotenzial hat auch den Malus, dass einem manche Hooks irgendwie auf die Nerven gehen und der ein oder andere Track – wie beispielsweise "Raisabus" – nicht so ganz meinen Geschmack trifft. Aber im Endeffekt ist so etwas nichts Geringeres als Meckern auf hohem Niveau, sprich: Das sind Luxusprobleme eines Albums. Fast mehr stört mich, dass ich vom "Outro" enttäuscht werde... Ich hatte auf belehrende Worte von Jewlz gehofft. Ja, es ist wahr! Leider kein Jewlz – nicht am Ende oder sonstwo. Auch über ein Favorite-Feature mehr hätte ich mich gefreut, aber dass die letzten paar Monate nicht seine produktivste Zeit waren, sollte ja bekannt sein. "ZWEN" ist also ein empfehlenswertes Album von der Crew, die nicht wie andere Künstler auf dem Rapfilm, sondern einfach nur hängen geblieben ist. Und das ist auch gut so, denn das zeichnet sie nun mal aus!



    Akk-_- (Philipp Pausewang)

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  • Kann mit den Jungs wircklich gar nichts anfangen. Mag ja sein das sie auf ihre Art ganz lustig sind, aber mir persönlich gibt der Rap rein gar nichts, für was es sich lohnen würde mal ne Platte zu kaufen.

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