01. Laas Man Standing feat. Kool Savas
02. Backpack Inferno
03. Shades
04. GZSZ
05. Alles Gut feat. Sido und Harris
06. Mekka Mekka
07. Verkackte Kindheit
08. Rockin' it
09. Nacht Fieber
10. Superdaddy
11. Hippie Görl feat. Rawbird (I-Fire)
12. Das Märchen vom Lauch feat. KAAS
13. Überkrass feat. Cronik & Coscash
14. Großer Bruder
15. Traumtänzer
Bombenwarnungen! Überall auf der Welt. Jeden Tag. Und jetzt auch plötzlich im Rapgeschäft? Laas Unltd. wird verdächtigt, ein Backpack Inferno zu planen. Oder ist das alles ein Missverständnis? Will Laas das alte Klischee des Rucksackraps wieder aufgreifen und ihm zu glorreichen, neuen Zeiten verhelfen? "Backpackrapper", bald Ritterschlag statt Beleidigung? Sei es wie es sei, verdächtig wirkt er trotzdem, denn ob absichtlich oder nicht, seinen Rucksack mitsamt Album hat er mitten auf der Straße vergessen. Werfen wir mal einen Blick hinein..
Dass Laas den Backpack-Rap wieder in das aktuelle Tagesgeschehen rücken will, bekommt man deutlich genug mit. Immerhin betont Laas, einer der scheinbar beliebtesten Featurepartner der letzten Zeit, es das ganze Album über. Ich will mich auch gar nicht weiter in Definitionen über Backpack und deren Vertreter verlieren, denn trotz all seiner Erwähnungen empfinde ich das ganze Backpack-Ding als nicht allzu relevanten Punkt des Albums. Vielmehr wundert es mich, dass ein inzwischen doch schon etwas renommierterer MC einen Teil des Albums damit verbringt, vom eigenen Aufstieg zu erzählen, als wäre er noch ein Debütant mit vielerlei Wünschen und Träumen.
"Laber mich nich' voll mit HipHop wäre heute tot, wie schrecklich/
Ich spazier' mit Rucksack, lauf' vom Bahngleis auf den roten Teppich/
Sieh diesen Backpacker Interviews und Autogramme geben/
Gangsterrapper schlackern mit den Ohren, wie kleine Bunny-Häschen/"
(Laas Unltd. auf "Backpack Inferno")
Was das Technische anbelangt, kann man dem ausgebildeten Erzieher wohl fast nichts Negatives vorwerfen. Mit souveränem Flow berappt er Beat nach Beat derart mustergültig, dass es zeitweise beinahe schon zu standardisiert, zu variationsarm wirkt. Kritik auf hohem Niveau, denn nicht von jedem MC bekommt man einen derart konstanten Wortwitz präsentiert. Schade nur, dass die Beats, alle produziert von Monroe, dieses Niveau nicht immer halten können und den ein oder anderen Track hinunterziehen. Zumindest bleibt mir keiner von ihnen wirklich im Ohr hängen. Dennoch begleiten sie ihn auf einem insgesamt sehr vielfältigen Album, ja, einer Mischung aus höchst unterschiedlichen Tracks. Mit "GZSZ" liefert er eine der besseren (unter den inflationär aufkommenden) Hommagen an Marijuana, nachdem er zuvor bereits den Ray Ban-Brillen seine Liebe erklärt hatte ("Shades"). Weniger Liebe hat Laas offensichtlich für nervige, ehemalige Bettgespielinnen übrig. Ein Beispiel thematisiert er sehr unterhaltsam auf "Mekka Mekka", entgegen meiner Titelvermutung keine Auseinandersetzung mit dem Islam. Das absolute Highlight der Platte bildet für mich dann "Das Märchen vom Lauch". Unterstützt von KAAS, wobei wohl niemand besser in diese Rolle gepasst hätte, erzählt Laas selbstironisch seine eigene Geschichte. Während dieser Track vor Innovation nur so strotzt, entpuppt sich das hochkarätig besetzte Stück "Alles Gut" mit Sido und Harris jedoch als schlichtes Gute-Laune-Mittelmaß. Verwirrt bin ich dann doch noch mal im Bezug auf den Albumtitel, denn wo Backpackrap sich vom Kommerz abgrenzt, ist dieser Song für mich im Prinzip ein Sinnbild kommerziellen Raps.
"Ich hatte damals auf‘m Konto keinen Cent drauf/
Heute steigt die Party hier in meinem Penthouse/
Sogar Mama sagt, ihr Junge sieht gesund aus/
Und wenn sie das sagt, dann ist das so, Punkt, aus!/"
(Sido auf "Alles Gut")
Derart oberflächlich bleibt Laas auf seinem persönlichen Feuerwerk aber keinesfalls. Im Gegenteil: Auf dem Track "Großer Bruder" spricht er über die Beziehung zu seinem Ex-"Stammtisch"-Partner Rano und gibt viel aus dessen Leben preis. Ein insgesamt sehr ehrlicher Track, der mich fesselt und mein Interesse an der Person weckt. Darüber hinaus gibt er gleich auf mehreren Tracks Einblicke in seine Familiengeschichte ("Verkackte Kindheit", "Superdaddy") und erzeugt dabei eine mitreißende Atmosphäre. Selbstbemitleidend wirkt das Ganze jedoch nicht; vielmehr wirkt es, als erzähle Laas alles relativ reflektiert.
"Er sagt: 'Du bist gestört und nein, dich will hier keiner haben/
Heute gibt's kein Abendbrot für dich, du gehst jetzt leider schlafen/
Wegen dir streit' ich mit deiner Mama jeden zweiten Abend/
Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, außer auf dich einzuschlagen'/"
(Laas Unltd. auf "Superdaddy")
Die Fraktion der Partytracks auf der Scheibe überspringe ich dabei mal fast komplett. Denn sowohl "Nacht Fieber" als auch "Überkrass" sind nicht mehr als Standardtitel, höchstens "Hippie Görl" sorgt mit seinem Text und der besten Hook des Albums (nach KAAS!) von Rawbird für Momente des Schmunzelns.
Fazit:
Die Platte hat den Rucksack nicht zum explodieren gebracht. Alles unter Kontrolle. Das Backpack Inferno sorgte lediglich für ein kleines Feuer. Um das Ganze noch einmal verständlich auszuführen: Laas ist ein höchst talentierter MC, welcher ein Gespür für atmosphärische Tracks und Themen zu besitzen scheint. Leider nutzt er dieses Gespür in meinen Augen auf der Scheibe nicht ideal aus. Das ganze Backpack-Gerede wirkt dazu zwar als Individualisierung des Künstlers genauso wie sein "Lauch of the Nauf", doch inwiefern dieses Album mehr oder weniger Backpack beinhaltet, kann ich am Ende schlichtweg nicht beurteilen. So tragen lediglich einige Titel für mich definitiv den Hinweis "leicht entflammbar". Das mag nicht nur an ihm, sondern vielmehr an den mittelmäßigen Produktionen liegen. Backpackrapper Laas Unltd. zieht also weiter die Bahngleise entlang. Ob er auf diesem Weg wirklich auf den roten Teppich kommt, bleibt abzuwarten.
Nikepa (Niklas Potthoff)
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