Special: Zweiplus


  • Selbst betiteln sich die beiden Suttgarter Jungs von Zweiplus als ein "Team aus Gegensätzen, eine Harmonie zweier Unterschiede". Klingt doch im ersten Moment schon mal nach einer wahnsinnig interessanten Grundlage für ein wahnsinnig interessantes Interview, angesiedelt "irgendwo zwischen gestern und morgen", möchte man meinen! Jan und Momo, "ein bisschen Pinky, ein bisschen Brain", ließen es sich dementsprechend auch nicht nehmen, uns ihre unterschiedlichen Perspektiven zum gemeinsamen neuen Album und weiteren Themen zu offenbaren und gleich dazu noch ein rappers.in-Exclusive mitzubringen... Man lese, höre und genieße!


    rappers.in: Wir sind ja heute hier, um euch vorzustellen. Wie man auf eurer MySpace-Seite erfährt, stellt ihr euch in eurer Bandinfo dort mit Gegensätzen vor. Versucht doch mal, den jeweils anderen mit dem zu ihm am besten passenden Gegensatz zu beschreiben!


    Jan: Der Momo ist an sich ein eher in sich gekehrter, ruhiger Mensch, wenn man ihn noch nicht so gut kennt. Aber auf der anderen Seite ist er auf der Bühne ein total aufblühender Charakter. Er ist nachdenklich, aber halt auch voll das Bühnenwesen. Wenn dann ein Beat da ist, ist er auf jeden Fall ein Tier.


    Momo: Ich finde es schwierig, für Jan einen Gegensatz in ihm drin zu finden, weil er eigentlich ziemlich konstant ein impulsiver, aufgeweckter, verdrehter Mensch ist. Auch wenn ich den von Jan genannten Gegensatz in mir nicht bestreiten kann, sehe ich den in der Bandinfo beschriebenen Gegensatz eher zwischen uns beiden als in uns selbst. Er ist der Aufgedrehte und ich bin der Ruhige. Er ist der, der für Socken hustlet, und ich bin der Gitarrenspieler am Lagerfeuer. (Gelächter) Von daher fällt es mir schwer, die Frage jetzt so zu beantworten.


    rappers.in: Egal, dann mach, wie du willst.


    Momo: Wie gesagt, er hustlet für Socken und ich spiele Gitarre am Lagerfeuer! (Gelächter) Er ist aufgedreht, immer aufgeweckt, rappt gerne Sachen vor. Seine neuesten Lines haut er raus – immer und überall. Und ich halte mich eher zurück und behalte meine Ideen in mir drinnen, bis ich für mich denke, dass sie cool sind. Dann schreib' ich es auf und nehme es auf. Dann erst zeige ich es den Leuten auf Platte oder live. Aber bis dahin behalte ich es meistens für mich.


    Jan: Er ist auch eher das Arbeitstier! Also der, der die Sachen ausarbeitet, der, der stundenlang an irgendwelchen Tracks mischt und die auseinandernimmt. Und wirklich stundenlang an kleinen Details arbeitet, wo ich echt durchdrehe. Das kann ich nicht aushalten. Ich bin dann eher der, der die ersten Impulse für einen Song gibt. Viele Texte sind auch entstanden, weil ich den Anfang gemacht hatte, weil ich irgendeine Line in meinem Kopf hatte. Und dann ist eben daraus der Track entstanden. Ich bin also der, der die Rohdiamanten hinklatscht, und er darf das dann so schön feinsäuberlich abschmirgeln.


    rappers.in: Ist dieses Ergänzende dann auch der gemeinsame Nenner, auf dem ihr euch trotz aller Gegensätze dann trefft?


    Jan: Ja, das funktioniert schon. Gegen Ende der Albumproduktion, als die Aufnahmen alle im Kasten waren und der Fokus auf dem Mischen der Platte lag, hatte ich aber immer das Gefühl, ich strapazier' das über. Dass das eine ungerechte Rollenverteilung ist. Weil ich halt am Anfang von den Songs immer sehr viel gemacht habe, aber dann am Schluss überhaupt nicht mehr wirklich was machen konnte.

    Momo: Ich habe zwar überall meine Finger drin, um dem Ganzen diesen Feinschliff zu geben, aber ohne Jans Vorarbeit wäre das ein komplett anderes Ding geworden. Also, das hat beides so seine Richtigkeit und macht Zweiplus zu dem, was es ist: ein gemeinsamer Nenner – durch die Harmonie zweier Gegensätze.


    rappers.in: Du empfindest die Rollenverteilung also nicht als ungerecht?


    Momo: Doch, das ist ziemlich ungerecht. (lacht) Also das Künstlerische ist halt das eine, das macht Spaß. Dann legt man das weg und dann kommt halt mein Teil. Dann muss ich das Künstlerische, das der Jan da hinschmettert, halt irgendwie verarbeiten, und muss da eben irgendwie handwerken – und das dauert dann ewig lang. Ich saß halt echt Tausende von Stunden vor dem Computer, um die kleinsten Sachen da hinzuschieben – so dass die Doppler von Jan auch endlich mal stimmen. (lacht)


    Jan: Hey!


    rappers.in: Scheint als würde es trotzdem funktionieren...


    Jan: Nee, wir schweigen drüber.


    rappers.in: Wie ein altes Ehepaar, sozusagen.


    Jan: Ja, genau! Wie ein altes Ehepaar, das nicht darüber redet und die Konflikte lieber im Bauch lässt.


    Momo: Na ja, es ist andererseits ja auch so: Das ist Arbeit, aber ich mache es gerne. Ich mach' das auch für mich und ich lerne immer wieder was dabei. Und ich weiß mittlerweile, dass das mehr ist als ein Hobby. Von daher gibt es mir auch selbst was und ist nicht reine Arbeit.


    rappers.in: Ihr macht ja schon beide sehr lange Musik und seit 2004 gemeinsam, richtig?


    Jan: Ja!


    rappers.in: Was waren denn in diesen Jahren die wichtigsten Stationen für euch und warum?


    Jan: Also, erst mal die Station, wie ich überhaupt zu HipHop gekommen bin. Das war bei mir nicht so auf dem typischen Weg. Ich hab' halt echt durch 'ne Platte von meiner Mom dazu gefunden. Das war "The Miseducation of Lauryn Hill". Das war so der erste Kontakt mit HipHop. Dann kam die Zeit in der Musikwerkstatt, wo ich dann zum ersten Mal aufgenommen habe. Und dann auch der erste Kontakt... Wir kennen uns ja schon, seit wir kleine Strolche sind. Also, nicht mal im Kindergarten, sondern in der Krabbelgruppe hat alles angefangen. (lacht) Aber der erste musikalische Kontakt war auch da in der Musikwerkstatt. Ja, und dann die ersten Auftritte. Das ist so das, woran ich mich erinnern kann, was sehr wichtig war. Die waren natürlich nicht so gut besucht und so... (lacht) Aber die waren natürlich trotzdem extrem wichtig! Weitere Stationen, da muss ich mal überlegen. Dieser Rekordversuch von "Beatz For Peace" damals. So viele MCs wie möglich zusammenzubringen. Das weiß ich noch! Da dachte ich so: "Wow, HipHop, fett!" (Gelächter) Und da sind wir dann zusammen nach Stuttgart gefahren. Mein Papa hat uns, glaube ich, sogar noch abgeholt. Ich hab' zum ersten Mal Leute gesehen, die gefreestylet haben, ich hab' zum ersten Mal wirklich viel getrunken... (lacht) Und dann kam auch gleich so ein Typ von der Backspin, weil er dachte, ich wäre der Jüngste. Der hat mir dann ein paar Fragen gestellt und ich war dann sogar irgendwann in der Backspin. Mit meinem uralten Rappernamen. Ich hab' mich dann sogar danach benannt.


    Momo: Und ich war der Jüngste!


    Jan: Und Momo war eigentlich der Jüngste. Aber der sieht halt so alt aus. (Gelächter) Der hatte damals schon 'nen Vollbart! Tja, das weiß ich jedenfalls noch. Das war voll der Wow-Effekt. Ja, und diese Ract!-Festival-Sachen habe ich auch noch sehr gut in Erinnerung. Ich glaube, es war letztes Jahr, als echt auch mehr Leute da waren, ein Auftritt, wo echt was los war. Und wo die Leute dann auch mitgemacht haben.


    Momo: Eine wichtige Station bei mir war vor allem, als ich die Platte von Afrob mit 'nem Kumpel angehört habe, also auf Plattenspieler sogar noch. (lacht) Und da haben wir dann auch gleich angefangen zu scratchen. Was sich natürlich megascheiße angehört hat. Aber das lag am Plattenspieler. Dann auch die Platten von Massive Töne und den Beginnern. Das hat uns damals schon geprägt und uns Schwung gegeben, da mitzumachen. Die zweite Station war, würde ich sagen, im Studio vom damaligen Freund meiner Tante. Und zwar war das das Studio von "Anarchist Academy". Da habe ich dann mit meinem damaligen Kollegen, Leon hieß der, meinen ersten Song aufgenommen. Und das ist mir so im Gedächtnis geblieben, weil das halt auch so ein Studio von einer Band ist, die auch ein bisschen Deutschrap-Geschichte geprägt hat – auch, wenn sie vielleicht vielen nichts sagt. Als nächstes würde ich sagen: die ganze Vierzeiler-Geschichte. Das war damals ein cooles Erlebnis! Die ganzen Live-Auftritte und die ganze HipHop-Connection in Tübingen damals mehr als unsere Platte. Die Platte war eher so ein Nebending für mich. Das ganze Feeling war eben echt noch so ein HipHop-Feeling. Das war bei mir auf jeden Fall ein ganz wichtiger Meilenstein.



    rappers.in: Ihr habt jetzt beide solche Sachen – wie den Preis, den ihr gewonnen habt – nicht genannt. Wie kommt das? Reiner Nebeneffekt?


    Momo: Nein, das nicht. Aber das ist eher so in den allgemeinen Werdegang miteingeflossen. Sachen, die man zum ersten Mal erlebt, sind eben prägender als das, was danach kommt und sich auch immer wieder in irgendeiner Form wiederholt. Das ist natürlich trotzdem eine wichtige Station – genauso wie die MoTivation-Platte. Das war auf jeden Fall auch ein wichtiges Ding. Und auch unsere Veröffentlichungen im Internet waren sehr wichtig. Und die letzte große Station ist jetzt natürlich unser Album und der Vertrag mit IFM International. Und Popakademie, und so weiter. Gerade kommt schon ziemlich viel zusammen.


    rappers.in: Wie bereits angesprochen, macht ihr schon sehr lange zusammen Musik. Würdet ihr denn sagen, ihr habt euch gemeinsam musikalisch entwickelt? Oder jeder für sich, um die Entwicklung später immer wieder zusammenzuführen?


    Jan: Das ist eine gute Frage! Beides irgendwie. Wir kommen ja auch aus total unterschiedlichen Ecken. Der Mo ist ja schon eher so der klassische Deutschrapfan gewesen. Und ich war immer auch schon sehr interessiert an neuen Sachen. Wenn jetzt was rauskam, was irgendwie strange war, nicht so der klassische HipHop-Beat zum Beispiel, dann war ich daran interessiert. Wir haben unser Album ja auch "Irgendwo zwischen gestern und morgen" genannt. Stellvertretend für die "Gestern"-Seite ist so ein bisschen der Sound von Mo, der diese Oldschoolschiene mehr geschoben hat als ich. Und ich versuche halt eher, da etwas Neues reinzubringen. Und das hat sich dann in der Mitte getroffen. Man darf natürlich nicht schwarz-weiß sagen, er hat alles Oldschoolige gemacht und ich alles Hyper-Newschoolige.


    Momo: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir uns jeder für sich so entwickelt haben, aber uns dabei auch gegenseitig geprägt haben. Also ich ihn und er mich. Wir haben uns gegenseitig beeinflusst und uns so schon eher gemeinsam entwickelt. Weil wir halt auch immer gemeinsam Musik gemacht haben.


    rappers.in: Würdet ihr denn sagen, es ist einfacher, gemeinsam Musik zu machen als alleine?


    Momo: Kommt drauf an, was für Musik. (lacht) Lovesongs zum Beispiel kann ich besser alleine schreiben. Also Sachen, die so aus dem tiefsten Inneren kommen. Persönliche Sachen. Das sind Sachen, die ich auf jeden Fall besser alleine machen kann. Wo jetzt der Jan nicht sagt, es sollte da und da hingehen. Man könnte es zwar dann so hinleiten, aber es ist nicht so authentisch wie ein Solotrack. Doch wenn jetzt der Jan mit seinem Battlezeug ankommt, ist es für mich einfacher, wenn wir den Track zusammen machen. Ich könnte keinen Battlesong alleine machen, glaube ich, weil ich einfach nicht der Typ bin. Aber wenn der Jan mir einen Ansporn gibt und ich sehe, was er für einen Text schreibt, kann ich dazu auch etwas bringen.


    Jan: Das sind ja auch nicht alles Battletracks... Das erreicht ja schon auch andere Dimensionen.


    Momo: Das war ja nur ein Beispiel.


    Jan: Ja, ich verstehe das. (Gelächter) Also... Für mich ist es... Also, man muss halt schon einen Sechzehner weniger schreiben, wenn man zu zweit ist. (Gelächter) Da ist die Faulheit halt auch ein großer Faktor. Aber das funktioniert meistens gut, wenn wir's zu zweit machen. Außer bei manchen Songs. Das kommt immer drauf an, was der andere davon hält oder wie der zu diesem Thema steht. Wenn ich dann merke, der geht ganz anders ran an den Song als ich, dann ist es mir lieber, wenn er es dann lässt. Aber es ist auch gut, zu zweit Musik zu machen, weil man ja auch Solotracks irgendwo gemeinsam macht. Wir nehmen uns ja zum Beispiel auch gegenseitig auf. In dem Sinne ist es zu zweit schon einfacher – oder produktiver.


    rappers.in: Wir hatten ja gerade schon das Thema "Oldschool und Newschool". Wie würdet ihr denn schlussendlich euren Stil persönlich beschreiben?


    Jan: Das ist schwierig, weil da so viele Einflüsse zusammenkommen. Sehr vielfältig auf jeden Fall! Wir beschränken uns nicht auf bestimmte Beats oder Themen.


    rappers.in: Reden wir doch einfach erst mal über euer Album. Was habt ihr denn auf "Irgendwo zwischen gestern und morgen" inhaltlich und musikalisch abgearbeitet?


    Jan: Also, dieses "morgen" steht auch dafür, dass wir oft das Thema "Ende" thematisiert haben. Das Thema "Ende" thematisiert? Sehr gutes Deutsch! (lacht) Aber wir haben zwei Tracks, auf denen es darum geht, dass wir an diesem Punkt angelangt sind. Das war ja so die Zeit nach dem Abi, wo's sich dann entscheidet, wohin es jetzt geht. Wir hatten dann noch die Schonzeit vom Zivildienst, aber das war schon so ein Punkt im Leben, wo dir bewusst wird: Du kannst nicht jeden Tag in die Schule gehen und das machen, was du sonst auch gemacht hast. Und das fühlt man, finde ich, auf dem Album. Da sind Tracks drauf, in denen es eins zu eins darum geht, wie es ist, umzuziehen, wie es ist, einen neuen Standpunkt in seinem Leben zu finden. Einfach zu suchen, was einen ausmacht. Dieses Thema ist da auf jeden Fall drauf!


    Momo: Ich finde, der Titel vom Album ist nicht nur stellvertretend für das Album selbst, sondern auch für die Situation, in der wir uns befinden. Wie Jan ja auch schon gesagt hat. Wir haben den Titel nicht ausgesucht, weil wir dachten, der passt zum Album, sondern weil er auch zu unserem Leben passt. Oder zu der Zeit, in der wir uns gerade befinden. Er beschreibt uns schon weitergehend, nicht nur auf das Musikalische bezogen.


    rappers.in: Das Album spiegelt also eure persönliche Situation wider.


    Jan: Ja, mehr denn je! Bei den beiden Platten davor haben wir uns nicht so genau darüber Gedanken gemacht. Das sieht man auch an den Titeln. Da ging's mehr noch so um puren Rap und nicht darum, etwas zu verarbeiten. Hui! Das klingt jetzt so, als ob das total die depressive Platte ist. Das ist sie aber gar nicht! Wir haben aber schon auch verspielte Sachen drauf!


    Momo: Mehr sogar! Wir versteifen uns nicht nur auf das Thema "Irgendwo zwischen gestern und morgen". Das sind irgendwie so drei, vier Tracks, die sich darum drehen. Aber der Rest ist auch nicht nur so draufgepackt, dass es gar nicht passt, nein, auch diese Sachen beschreiben wieder unser Leben. Halt nicht nur diese Zwischenphase, sondern uns. Von daher passt es auch wieder.


    Jan: So sind wir ja auch wirklich. Zum Teil total nachdenklich und denken drüber nach, was wir machen, und zum anderen Teil total dumm und lachen über Sachen, über die sonst Fünfjährige lachen.


    rappers.in: Soviel ich weiß, habt ihr nur das Mastering vom Album aus der Hand gegeben und sonst alles selbst gemacht. Was sind die Gründe dafür und was war euch daran so wichtig?


    Momo: Auf das Mastering bezogen?


    rappers.in: Nee! Darauf, dass ihr vom Cover über die Beats bis zu den Raps alles selbst gemacht habt.


    Jan: Also, dass man die Raps selbst schreibt, ist ja heutzutage auch nicht mehr so selbstverständlich. Das war sowieso klar, dass wir die Raps selbst machen. Wir haben einen Beat von jemand anderem bekommen, von Leo. Aber das war klar für uns, dass wir das in der Zeit halt nicht aus der Hand geben wollten. Wir haben immer selbst Beats gemacht und haben gedacht, wir können da noch so viel machen, noch so viel verändern, noch so viel an dem Beat herumexperimentieren, bis es uns eben passt. Und wenn du einen Beat von jemandem bekommst, hast du da halt so ein Brett und danach kannst du dann deine Sachen anfertigen. Entweder es klappt oder es klappt nicht. Das heißt, von den Beats her war uns wichtig, dass wir halt alles machen können. Uns da voll ausleben können. Und das hätte mit gesponsorten Beats nicht funktioniert. Wir kennen auch gar nicht so viele Produzenten, die dafür in Frage kommen würden.


    Momo: Geld dafür ausgeben wollten wir auch nicht. Weil wir's halt auch nicht haben. Aber weil wir's auch nicht müssen. Wir können es selbst machen und darum tun wir's. es macht uns Spaß und das haben wir schon immer so gemacht. Also haben wir es auch bei diesem Projekt so gemacht. Aber ein Beat ist auch von jemand anderem, das heißt, wir sind auch nicht davon abgeneigt. Wenn wir also noch mal ein Album machen, kann es auch sein, dass da mehr Sachen von anderen drauf sind. Je nachdem, was für Leute wir kennenlernen, ob sich da was ergibt. Wir sind also nicht verschlossen, was das betrifft, aber eben auch keinesfalls darauf angewiesen, und lieben es, selbstständig Musik zu machen.


    Jan: Auch, wenn es manchmal ein bisschen auf die Nerven gehen kann, die eigenen Beats zu nehmen, weil man die schon beim Produzieren über 5000 Mal gehört hat. Und dann beim Schreiben noch mal. Aber so ist es halt. Das muss man in Kauf nehmen. Zum Cover kann ich nichts sagen, das hast du gemacht. (Zu Momo) Sag was dazu!


    Momo: Also, wenn wir jemanden beauftragt hätten, das für uns zu machen, hätte ich schwierig gefunden, dass der uns nicht so gut kennt, wie wir uns kennen. Und dann was zu finden, was das Album so widerspiegelt, wie es das Cover jetzt tut. Es kann sein, dass es zwar nicht so professionell aussieht wie von einem Samy Deluxe oder sonst wem. Weil ich es halt gemacht hab' und ich hab' keine Ausbildung oder so was. Ich probier' eben rum und das ist dabei entstanden. Aber wir sind uns einig geworden, dass es so passt. Und mir macht es auch Spaß. Und es ist auch geil, ein Album in der Hand zu halten, bei dem man sagen kann: Das haben wir gemacht, nur wir! Da kann man viel stolzer drauf sein.


    Jan: Bis auf das Mastering!



    rappers.in: Was steht denn musikalisch so als nächstes bei euch an?


    Momo: Wir haben das Album jetzt abgeschlossen und das neue... wird schon bald wieder gemacht. (lacht)


    Jan: Wir sind schon wieder im Prozess drin. Wir haben zwar ein bisschen abgeschlossen, sind ein bisschen runtergekommen, aber jetzt ist schon wieder die Lust da, wieder was Neues entstehen zu lassen. Ob das jetzt ein Album wird oder "ein Haufen Tracks", keine Ahnung.


    Momo: Vor allem haben wir noch viele angefangene Songs vom alten Album. Insgesamt haben wir rund 70 Songs angefangen und die wollen wir auch nicht auf dem Computer vergammeln lassen. Deswegen habe ich jetzt auch Lust, diese alten Sachen ein bisschen fertiger zu machen und rauszuhauen, damit da auch was draus gemacht wurde. Denn da wurde ja auch schon ein gutes Stück Arbeit reingesteckt. Und wenn man das einfach so lässt, wäre das auch wieder einfach rausgeschmissene Zeit.


    rappers.in: Nach dem Album ist also vor dem Album!?


    Momo: Wir haben uns vorgenommen, niemals stehenzubleiben.


    rappers.in: Ihr studiert ja jetzt auch beide an der Popakademie in Mannheim. Wo liegt denn in euren Augen die Zukunft in der Musikbranche? Oder anders formuliert: Herzblut schön und gut, aber es ist ja heutzutage wirklich ein sehr mutiger Schritt in der Musikbranche, explizit im Bereich HipHop, eine Existenzgrundlage zu suchen.


    Momo: Wenn's keine Leute gäbe, die's versuchen würden, würde es irgendwann einfach nichts mehr geben. Insofern muss es Leute wie uns geben. Ich hab' mir da auch schon oft Gedanken drüber gemacht. Was mache ich, wenn das Studium vorbei ist? Gut, dann steh' ich da, mache im Prinzip immer noch das Gleiche wie jetzt. Bin irgend so ein Produzent, nur halt ein bisschen professioneller vielleicht. Aber ich muss dann trotzdem auf eigenen Füßen stehen und weiß nicht, wo ich mich da bewerben kann. Da ist schon so ein Fragezeichen über dem Kopf. Aber ich bin auf jeden Fall bereit, dieses Risiko einzugehen, weil die Chance, an der Popakademie zu studieren, echt wenige haben.


    Jan: Wir haben uns da ja auch einfach mal so beworben. Weil Mama und Papa gestresst haben. Also, ich habe am Anfang nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt 'ne Chance habe. Weil ich singe nicht, ich kann kein Instrument, ich bin nicht der Producer. Aber es hat gereicht und ich war so geflasht davon, dass ich dachte: Auf jeden Fall! Jetzt sind wir beide genommen und wir werden es einfach mal versuchen. Aber, klar, die Frage bleibt, was dann im Nachhinein daraus wird.

    Momo: Ich denke halt auch, dass, wenn wir die Akademie beendet haben und danach doof dastehen, wir immer noch jung genug sind, was Neues anzufangen. Und die Chance, da zu studieren, bekommt man, denke ich, nur einmal. Wenn wir jetzt absagen würden, bezweifle ich, dass wir noch mal genommen würden. Also lieber jetzt als gar nicht.


    rappers.in: Das sehe ich genauso wie ihr! Und dass irgendjemand die Sachen ja machen muss. Aber habt ihr denn eine Idee, wohin das mit der Musik allgemein führen könnte?


    Jan: Also, wir denken ja auch, dass wir viele Live-Sachen machen müssen und auch wollen. Weil wir die Zukunft eher darin sehen. Aber weil wir auch als Songwriter und Produzenten genommen wurden, vielleicht andere Sachen produzieren können, die vielleicht ein bisschen populärer sind. Dann hat man zwar seinen Arsch verkauft, aber man zeigt wenigstens nicht sein Gesicht. (lacht) Nein, wir werden immer unsere Sachen weitermachen, egal, was wir daneben machen. Rumexperimentieren.


    rappers.in: Also, man hört auf jeden Fall, dass ihr Lust habt, euch da reinzustürzen.


    Jan und Momo: Auf jeden Fall!


    rappers.in: Was wäre denn für euch so der wichtigste Ratschlag oder die wichtigste Erfahrung, die ihr den aktiven Leuten, die ganz am Anfang stehen, gerne mitgeben würdet?


    Jan: So Alte-Hasen-mäßig? Also, ich geb' mal meine Erfahrung als Rapper weiter. Ein Ratschlag wäre, sich nicht nur auf Freebeats zu stützen. Ein weiterer Ratschlag wäre: Macht eure Songs fertig! Macht nicht so was Halbherziges! Schmeißt nichts raus, das noch nicht fertig ist! Das wäre der Rat, den ich geben würde. Seine Sachen so professionell wie möglich zu machen. Klar, das ist nicht einfach und nicht jeder hat das Glück wie wir, auch noch die Beats machen zu können. Oder Leute zu kennen, die das gut abmischen können. Weil bei vielen merke ich, dass die ziemlich gut rappen können und die Live-Show auch ziemlich witzig ist. Aber, wenn man sich das dann bei MySpace anschaut, sind das grottige Sachen, die sich einfach nicht anhören lassen.


    Momo: Jan hat ja jetzt schon ziemlich viel gesagt. Was kann man noch sagen, hmm... Aufhören, wenn ihr merkt, dass ihr es nicht könnt. Ich finde, es gibt so viele Leute, die müssten für sich merken, dass es beschissen ist. Die können das gerne für sich weitermachen, aber die müssen das nicht noch raushauen und vor allen Leuten behaupten, dass das geil ist. Es tut mir ja leid, das zu sagen, aber ich backe ja auch keine Brötchen. Die würden wahrscheinlich fürchterlich schmecken. Deshalb mach' ich's auch nicht.


    Jan: Und versucht auch nicht, etwas zu machen, was ihr nicht seid!


    rappers.in: Gibt es sonst noch was, was ihr loswerden wollt?


    Jan: CDs!


    rappers.in: Die man sich bestellen kann, vermute ich.


    Momo: Ja! Und kommt zu unseren Shows, da gibt's die CDs auch!


    Jan: Billiger! (Gelächter) Das war ein Spaß!


    rappers.in: Dann danke ich euch für dieses Interview!



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    (Pauline Staigle & Pascal Ambros)

  • hahah. Sau coole Typ, trifft eigentlich so ziemlich meinen Geschmack. Kannte die nicht. Erinnert an die alten Maeckes und Plan B Sachen (auch wenn se Raptechnisch natürlich nich ähnlich sind.. nur so vom Humor und so)


    Interview nich gelesen bisher.

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