Review: Audio88 & Yassin – Das Gleiche wie immer, bitte.



  • 01. Das Gleiche wie immer, bitte.
    02. Gott trinkt (Hawak Remix)
    03. Nichts (Dexter Remix)
    feat. Hiob
    04. Ihr (Neo Judas Remix)
    05. Focusleser (DJ Phonatic Remix)
    feat. soda
    06. Krieg ist cool (Maki Remix)
    07. Weltmusik (James Reindeer Remix)
    08. Kinderwunsch (V.Raeter Remix)
    feat. Lunte
    09. Gäste WC (Hulk Hodn Remix) feat. Retrogott
    10. Nichts (V.Raeter Remix) feat. Hiob
    11. Kinderwunsch (Twit One Remix) feat. Lunte
    12. Über Liebe (Suff Daddy Remix)
    13. Sandy und Justin (Oskhar Ohlson Remix)
    14. Zweite Weltmusik (The Beep Remix)
    15. Leg ein Feuer (Misanthrop Remix)


    Die beiden Saufkumpanen Audio88 & Yassin liefern mit ihrem neuen Album ein Release ab, das durch Remixe frischen Wind in alte Tracks bringen soll. Die beiden Wahl-Berliner mit merklichem Hang zur schlechten Laune und Anti-Alles-Haltung nahmen sich 13 Songs der Vorgänger-Alben ''Zweimal Herrengedeck, bitte.'' und ''Nochmal zwei Herrengedeck, bitte.'' und ließen diese von ebenso vielen verschiedenen Produzenten remixen. Ob den Songs neues Leben eingehaucht wurde, oder sich alles wie "schon mal da gewesen" anhört, werde ich in folgender Review beurteilen.


    Schon im ersten "richtigen" Track auf dem Remix-Album, "Gott trinkt", der im Original auf "Nochmal zwei Herrengedeck, bitte." zu finden ist, zeigt sich die unverkennbare Art, die Audio88 & Yassin von anderen Rappern unterscheidet. Die Flows sind eigen, die Texte sehr skurril und inhaltlich viel detaillierter und präziser ausgeführt als bei vielen anderen Rappern, die von der Trunkenheit, schlechter Laune und Ablehnung erzählen. Hörer der beiden werden schon wissen, dass auf langgezogene Reimketten so gut wie komplett verzichtet wird. Es mag sicher Leute geben, welche diese Tatsache stört, aber seien wir mal ehrlich: Bei Audio88 & Yassin geht es nicht um Reime, es geht um den Inhalt und eine düstere Atmosphäre. Und diese kreieren die beiden Kneipengänger sehr gekonnt. Auf fast schon kranken Beats, die sich teilweise anhören wie aus einem Horrorfilm, wird schnell klar, womit die Protagonisten Probleme haben.


    "Wer ist überhaupt diese beschissene Finanzkrise?/
    Ich hab' sie noch nie gesehen/
    Der Bankautomat zeigt mir seit zehn Jahren den selben, beschissenen Kontostand an/
    Und seit zehn Jahren will ich den Bastard abfackeln/
    Es ist der Kreislauf des Lebens/
    Aufstehen, schlafen gehen, trinken und kotzen/
    "
    (Audio88 auf "Nichts")


    Diese Haltung zieht sich auch durch viele andere Tracks: Hass auf das Aussehen, die Einstellung, den Kontostand und die Familien anderer Menschen sind nur ein kleiner Teil der Themenschwerpunkte. Doch was sich als negativ liest, entpuppt sich – neben einem großen Sinn für Sarkasmus – in vielen Teilen als gut geschriebener. Lustiger Inhalt, der ganz direkt ausdrückt, was in den Köpfen der beiden Rapper vorgeht. Auf 14 berappten Songs des Albums lassen die Menschenfeinde ihren Gedanken freien Lauf. Sie zerstören Vorstellungen von Gott ("Gott trinkt"), attackieren Menschen auf allen Ebenen ("Ihr"), erzählen auf sämtlichen Tracks verstreut von Alkohol-Eskapaden und den Sinn dahinter, berichten über die Probleme von Jugendlichen in sozialen Brennpunkten ("Sandy und Justin") und welchen Einfluss Musik haben kann ("Weltmusik", "Zweite Weltmusik").


    "Es scheint wirklich nicht leicht zu sein, das Richtige zu tun/
    Vor allem dann nicht, wenn Tonträger einem sagen, was man tun soll/
    Mike spendet sein ganzes Geld wegen First aid an Afrika/
    Und läuft zwei Stunden später wegen Slipknot Amok/
    "
    (Audio88 auf "Weltmusik")


    Als Gesamtpaket scheinen die Tracks nicht sehr abwechslungsreich zu sein, doch wenn man sich die Lieder genau anhört, merkt man, dass auf manchen mehr dahinter steckt. Oft findet man viel Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen, ebenso kommt eine große Menge Humor rüber, die sich bei der Atmosphäre anfangs kaum merklich zeigt, da diese meist düster und vollkommen ernst scheint. Was aber das Bild etwas trübt, sind meist monotone Flows, die zwar den Pessimismus und die Ablehnung unterstreichen, aber nicht unbedingt dazu verleiten, ein weiteres Mal reinzuhören. Der Sound des Endprodukts liegt manchmal schwer im Magen. Neben Audio88 & Yassin finden sich auch mehrere Features auf dem Album, die Abwechslung reinbringen. So geben Hiob, soda, Retrogott und Lunte Parts zum Besten. Alle Künstler ergänzen sich sehr gut und schaffen es gekonnt, sich perfekt in eine Reihe mit den Hauptprotagonisten zu stellen, wodurch die Gastbeiträge sich problemlos ins Gesamtbild einfügen.


    Für die musikalische Untermalung sorgen jene, die auch schon im Vorfeld für die beiden Beats gebastelt haben. So liefern gleich 13 Produzenten Instrumentals für die Remix-Versionen. Beats von V.Raeter, der als einziger zwei Mal vertreten ist, sind ebenso wie Beats von Hawak, Dexter, Neo Judas, DJ Phonatic, Maki, James Reindeer, Hulk Hodn, Twit One, Suff Daddy, Oskar Ohlson, The Beep und Misanthrop mit von der Partie. Sämtliche Instrumentals unterstreichen Inhalt, Atmosphäre und Vortragsweise fast perfekt. Von düsteren Streichern bis hin zu kranken und skurrilen, Thriller-artigen Produktionen gibt es extrem viel Abwechslung zu hören; manche der Beats entpuppen sich gar als wahre Meisterwerke, die durch konstant gute Leistungen der Interpreten vollendet werden.


    Fazit:
    Es ist nicht ganz so leicht, abschließende Worte zu finden, wie man es sich vielleicht nach dem Lesen der Review denken könnte. Auf der einen Seite stehen sehr durchdachte Texte, anstandslose Rap-technische Leistungen und mächtige Produktionen. Wären da auf der anderen Seite nicht die teils monotonen Vortragsweisen und die geringe Abwechslung, so gäbe es keinen Anlass zur Kritik. Wem die Parts auf den Vorgänger-Platten gefallen haben, dem wird dieses Machwerk wohl ohne Einschränkungen Spaß machen. Und auch, wer Audio88 & Yassin noch nicht kennt, der hat hier eine gute Möglichkeit, in eine Kollektion vorhandener Tracks reinzuhören. Wer aber auf der Suche nach etwas Neuem ist, der wird hier nicht ganz bedient, denn serviert wird "Immer das gleiche, ey!"("Das Gleiche wie immer, bitte."). Zumindest fast.



    Balta der Chef (Mahir Kulalic)



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  • "...oder darüber das die meiste musik scheisse ist und nichts verändert
    wenn musik die welt verändern wollte, sollte sie ansetzen bei musik und nicht bei politik oder mode
    denn bevor scheisse scheisse besser macht werd ich doch lieber erstmal die scheisse los..."


    one love

  • Ich schwörs euch, teilweise finde ich die Aussagen richtig krass verpackt. Mir persönlich fehlen leider die Reime. Ich weiß, dass es Absicht ist, kann mich aber nicht ganz damit anfreunden.

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