01. Introx
02. Schlüssel unserer Evolution
03. Das X kommt!
04. 1000 Masken
05. Du kennst das
06. Der Beste
07. Biznessnews
08. Stay true 2 the X
09. Niemand
10. Der Colonel ist aus Eisen
11. Jeder ist ein Teil
12. Banger
13. Underground Kingdom
14. X is over your eyes
15. Mein Slang ist pro
16. Missgeöh
17. Die Spitze der Pyramide
18. Xpression
19. Zuflucht
20. Headshot
21. Original Badass
22. No one is save
23. More n more
"Mutationen sind der Schlüssel unserer Evolution" – in diesem Fall dürfte der X-Men Klan, bestehend aus den Rappern Absztrakkt, Ruffkidd, Sirviva, Questgott, Phantomas & Defekt36, eindeutig die oberste Stufe selbiger sein. Denn die haben sich offensichtlich der ein oder anderen gentechnischen Veränderung unterzogen – und sollten sich die daraus resultierten Mutagene in positiver Form auf ihre Rapkünste auswirken, so haben wir es mit dem hier vorliegenden Werk doch sicher mit einem Klassiker der Neuzeit zu tun... Wobei: Gentechnisch manipulierte Maiskolben schmecken nun auch nicht unbedingt besser als die natürlichen, von daher ist vielleicht noch etwas Skepsis angebracht. Und da es nur eine Möglichkeit gibt, herauszufinden, ob das Experiment nun ge- oder missglückt ist, starte ich den einzig logischen Prozess: Tapedeck auf, "X-Tape" einlegen, Playtaste betätigen und schön auf Strahlung achten.
"Meine Ausdrucksform hat mich auserkor'n/
Ruffkid, X, in jedem Augenblick wird ein Traum gebor'n/
Ich stand außen vor und hatte kaum Support/
Denn diese Worte stammten aus dem Dorf anstatt aus New York/"
(Ruffkidd auf "Xpression")
Aber auch, wenn es sich hier laut eigenem Ermessen um die Überspezies schlechthin handelt – die Themen, welche die sechs Mutantenrapper auf ihrem "X-Tape" behandeln, halten sich noch im Rahmen des Menschlichen. So bekommt man standardmäßig Battlekost, ein paar Zeilen über das dreckige Leben in der Unterschicht und ein bisschen was zum Nachdenken serviert. Der Unterschied zum Rest der Szene liegt eher darin, wie der Klan seinen Standpunkt vertritt – da hätten wir zunächst Absztrakkt, der seine messerscharfen Formulierungen perfekt onpoint in sein Mic spittet und von allen X-Männern insbesondere im Bereich Metaphorik wohl das größte Potenzial aufweist. Und auch Ruffkidd hat nicht weniger Druck in der Stimme, sondern wohl noch ein paar Strahlungen mehr abbekommen, denn wie er sich teilweise über 16 Zeilen erstreckende Reimketten allein durch Stimmgewalt in pure Hasstiraden verwandeln kann, ist mehr als beeindruckend. Sirviva und Questgott scheint das ebenso zu imponieren, da sie mit dem gleichen Konzept an die Sache herantreten und das mal gut, mal weniger gut meistern – doch sobald R.U.F.F. auf einem Track mit den Beiden einsetzt, stellt er sie restlos in den Schatten. Phantomas und Defekt36 schließlich rattern ihre – auf keinen Fall schlechten, aber auch nicht überragenden Texte – größtenteils eher runter, als dass sie sich um Flowvariationen kümmern würden.
"Ich muss mich zwanghaft mit dem Übel befassen, auf dem Weg zur Blüte komm'n Stacheln/
Und ich frag' mich, wie lang die Emotion noch bereit ist, sich von mir auf den Takt prügeln zu lassen/
Von nichts kommt nichts, ich bin zu müde zum Schlafen/
Aber nicht, um mir die nötige Mühe zu machen, all meine Prüfungen zu schaffen/"
(Absztrakkt auf "1000 Masken")
So viel sei zur Charakterisierung der X-Men und gleichzeitig auch zur Hauptproblematik des Tapes gesagt. Denn die liegt nicht darin, dass wir es hier mit teilweise guten und teilweise schlechten Rappern zu tun haben, wie man es bei sechs Künstlern in einer Formation eigentlich vermuten könnte. Nein, das Problem ist viel mehr die Tatsache, dass einige der Mutanten hier wohl zu lange in Strahlentherapie waren und nun eine solch übermenschliche Leistung abliefern, dass sie den anderen, dennoch guten Acts, schlichtweg die Show stehlen und mir beispielsweise den Gedanken "Ja, okay, die rappen echt gut, aber ich will jetzt den nächsten Absztrakkt-Part hören!" einpflanzen. Und auch in Sachen thementechnischer Vielfalt wäre da mit diesen Rapgenen noch einiges mehr möglich gewesen, sprich: So ganz haben die X-Men den Quell ihrer Inspiration sicher noch nicht ausgeschöpft. So scheint es mir zumindest. Abwechslung fehlt in erster Linie genau dann, wenn Ruffkidd, Sirviva und Questgott auf einem gemeinsamen Track landen, denn deren Styles sind einfach viel zu ähnlich. Es ist zwar ungeheuer beeindruckend, wenn sie dem Hörer Reimkette um Reimkette mit aggressivstem Flow vor den Schädel knallen, aber einfach nicht sonderlich variationsreich. Nicht vergessen: Wir meckern hier auf einem extrem hohem Niveau.
"Wunder dich nicht, wenn ich unterschwellig ungesellig/
Unter Menschen guck' wie Manson, Kid, die Wut ist unvergänglich/
Hält Erinnerung'n lebendig, wird zum Mittelpunkt des Denkens/
Bis ich nur noch in Reflexen jede Missgeburt zerfetze/"
(Sirviva auf "X is over your eyes")
Was das Soundgerüst angeht, hätten sich die X-Men keinen besseren Produzenten wünschen können, denn jeder der 23 Beats entstammt den Reglern von Roey Marquis II, der hier Brett um Brett bereitlegt. Im Prinzip ist von schlichtesten, fast nur aus zerstörenden Drums bestehenden Beats über orchestrale Klänge bis hin zu gelegentlichen Ausflügen in den Bereich Syntheciser alles dabei, was das Herz eines jeden Raphörers begehrt. Grandios!
Fazit:
Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Trifft hier nicht ganz zu, denn verdorben hat mir das "X-Tape" keiner der X-Men Klan-Mitglieder. Manche haben mir den "Brei" nur lediglich um einiges schmackhafter gemacht als andere, und klar: Kommt man einmal auf den Geschmack von Kaviar und Hummer, möchte man eben kein Schnitzel mit Pommes mehr essen. Nichtsdestotrotz hat uns die Sterneküche von 58 Muzik & Roey Marquis II hier ein deliziöses, wenn auch gentechnisch verändertes Mahl gezaubert, an dem ich mich erst einmal ordentlich satt essen werde... Beziehungsweise satt hören. Von daher: "Stay true 2 the X!"
Pascal Ambros (ProRipper)
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