Interview: Franky Kubrick


  • Kürzlich hatten wir nach knapp einem Jahr mal wieder das Vergnügen, Franky Kubrick im Biergarten eines Münchner Clubs zu treffen, und mit ihm bei strahlendem Sonnenschein ein paar Fragen zu klären, die uns schon länger auf dem Herzen lagen. Dabei ist ein wirklich langes, aber unserer Meinung nach so interessantes Interview entstanden, dass wir uns entschlossen haben, euch die ungekürzte Version zum Lesen zu geben. Denn hier liegt das, was Franky Kubrick in diesem Gespräch so ausgezeichnet hat, im Detail – in seiner absoluten Ehrlichkeit und seiner ganz eigenen Art, Dinge zu sehen und sie seinem Gegenüber zu erklären. Ganz groß sind dabei Sätze wie der über die "Schwabbelbacke"– wir haben beim Abtippen herzlich gelacht und wünschen euch ebenfalls viel Spaß beim Lesen!


    rappers.in: Morgens halb zehn in Deutschland... Was macht Franky Kubrick, wenn er nicht gerade ein Knoppers isst?


    Franky Kubrick: (lacht) Tatsächlich stehe ich früher auf! Das ist ja gar nicht so typisch für einen Rapper. Ich bin wirklich sportlich; das heißt, dass ich jeden zweiten Tag um diese Uhrzeit joggen gehe. Krass, ne? Um ein bisschen fit zu bleiben. Also, ich geh' meistens joggen, dann mach' ich 'nen Beat an und schreib' ein bisschen was.


    rappers.in: Dein aktuelles Album trägt ja den Titel "Guten Morgen Deutschland". Was steckt hinter diesem Titel? Ein Aufruf an die Rapszene? Eine Art "Wachrütteln"? Oder bezieht sich der Titel wirklich auf das Land und nicht auf die Szene?


    Franky Kubrick: Eigentlich bin ich wegen dem Sound vom Album drauf gekommen. Weil die meisten Beats für mich total nach guter Laune klingen. Wenn du irgendwie morgens aufstehst, du haust die Platte rein, machst das Rollo hoch, die Fenster auf und schreist: "Guten Morgen, Deutschland!" Und ich fand' auch, das passt ganz gut, weil ich eben schon so viele Alben gemacht hab' und schon so lange da bin, aber das irgendwie immer noch nicht alle wissen... (lacht) Als nächste Interpretationsmöglichkeit könnte man sagen, dass Rap auf Deutsch in den letzten Jahren ziemlich düster war und eher so für die Nacht und Dunkelheit stand. Meine Platte hört sich eher nach 'nem guten Morgen an. Nach guter Laune. Der Sommer ist wieder da! Ich denk' auch, dass es in Rapdeutschland eben das Problem ist, dass alle so negative Musik machen. Das kommt daher, weil es einfach allen zu gut geht. Guck ma', in Brasilien... Da geht's den Leuten echt scheiße und die machen total fröhliche Musik und drehen voll am Rad. Und in Deutschland wollen alle hart sein, derweil kriegt hier jeder scheiß Penner Hartz IV und muss nicht mal arbeiten gehen – und kann trotzdem vernünftig leben. Natürlich gibt es hier auch schwere Schicksale und nicht jeder hat ein leichtes Leben. Aber ich denke, Rap sollte immer real sein und ein Spiegel der Gesellschaft. Und in Deutschland ist das einfach ein krass verzerrter Spiegel. Jeder, der hier nicht lebt, denkt, es sei superhart und superschwer. So, als könnte man hier nicht leben. Und das ist eben nicht so!


    rappers.in: Findest du dann quasi – im Vergleich zu deinen früheren Alben –, dass "Guten Morgen Deutschland" sehr viel fröhlicher geworden ist?


    Franky Kubrick: Ja, schon! Es war auch die logische Konsequenz nach dem letzten Album, "Dramaking", das eher deep, langsam und nachdenklich war. Danach hatte ich einfach keinen Bock mehr, noch mal so ein Album zu machen. Ich find' das Album immer noch gut, aber ich glaube, man muss auch einfach in einer gewissen Position sein, damit einem die Leute auch wirklich zuhören für so ein Album. Das ist bestimmt nichts, was irgendwelche 14-jährigen Rapfans hören möchten, sondern es ist eher ein Album für 20-Jährige aufwärts. Die hören aber nicht mehr unbedingt deutschen Rap – leider.


    rappers.in: Das von dir eben angesprochene Thema bzw. dieser fröhliche Sound zieht sich also wie ein roter Faden durch das Album?

    Franky Kubrick: (lacht) Ganz ehrlich? Ich hab' mir gar nichts dabei gedacht! Ich hab' einfach nur die Beats gepickt und irgendwas drauf geschrieben. Ich wollte nicht das Rad neu erfinden, sondern einfach nur eine coole Platte machen. Und eben Tracks zusammenstellen, die zusammenpassen. Ich hab' das meiste in drei Wochen geschrieben, deswegen war's auch rund. Die meisten Beats kommen von den selben Producern, und allein deswegen ist das vom Klangbild her schon sehr einheitlich. Dieses Mal war es einfach mein Konzept, dass ich eben keins hatte. Einfach mal nicht so verkopft an die Sache rangehen, sondern cool sein und ein bisschen drauf scheißen. Einfach mal alles aus dem Bauch heraus machen – und ich glaube, das ist es auch, warum's jetzt fresh klingt. Es ist nicht jede Line die "Line des Jahres", aber da scheiß' ich drauf. Ich hab' das geschrieben, was ich sagen wollte und mich einfach locker gemacht. Und ich hab' darauf vertraut, dass ich schon so lang rapp' und Studioerfahrung hab', dass ich einfach in der Lage bin, innerhalb eines Monats ein Album fertigzustellen. Und das, was dann dabei rauskommt, das ist es dann einfach. Ich hab' keinen Bock mehr, noch mal drei Jahre jeden Tag ins Studio zu rennen für ein Album, das dann noch tausend Mal verschoben wird aus irgendwelchem eigenen Verschulden. Und auch keine Lust mehr, viel mit unprofessionellen Leuten zu tun zu haben! Deshalb dachte ich, wir machen das einfach so in einem Abwasch schnell. Ich hab' dann noch mal die Produktion auf Eis gelegt und bei John Bello 3 viel mitgearbeitet. In Paderborn, im Bootcamp. Dann war ich noch mit Savas in Österreich für das MMS-Album schreiben. Ich hab' viel so Songwriting-Kram gemacht – auch so ein bisschen Gesangskram. Ich hab' aber mehr Songs für Sänger geschrieben, die ich dann gelayoutet hab', statt selbst zu singen. Ich bin eher nicht so ein toller Sänger! (lacht)


    rappers.in: Du hast gerade gesagt, dass dein Album innerhalb von drei Wochen geschrieben wurde. Wir haben uns ja Anfang und Mitte letzten Jahres schon mal unterhalten. Beim ersten Mal hast du, soweit ich mich recht erinnere, gesagt, du würdest im Sommer 2009 ein Album rausbringen. Hast Du dann ja nicht. Sind denn jetzt auf dem Album überhaupt noch Sachen von damals dabei?


    Franky Kubrick: Ich habe 16 Tracks innerhalb von drei Wochen geschrieben. Das wäre eigentlich schon das Album gewesen. Dann hab' ich aber noch mal ein paar gekickt, hab' andere Alben dazwischen gehabt, an denen ich mitgearbeitet habe und mir danach noch mal Beats schicken lassen. Dann entstanden innerhalb einer Woche noch mal vier, fünf Songs. Aber eigentlich habe ich dieses Album – wenn man's mal zusammenzählt – in einem Monat geschrieben. Zu dem, was du grad gesagt hast: Ich hatte ursprünglich noch ein anderes Album fertig, das stimmt. Mir waren im Endeffekt einige Beats zu teuer und dann hab' ich das komplette Album gekickt. Das waren acht, neun Songs, die ich einfach nicht gekriegt hab' – und dann hab' ich einfach alles weggeschmissen. Klar, die Songs gibt's noch und ich könnte sie remixen. Aber wenn man auf 'nen Beat schreibt, wird der Remix meistens nicht so geil wie das Original. Und das hätte mich dann voll abgeturnt. Also hab' ich die Sachen einfach weg getan und was komplett Neues gemacht. Ich hätte noch genug Dinger, um gleich noch ein Album zu machen jetzt...


    rappers.in: Mich hat's gewundert, dass auf deinem Album nur Moe Mitchell als Sänger zu finden ist und Amaris gar nicht mehr gefeaturet wird – genauso wie Jifusi. Woran liegt das? Habt ihr euch grundsätzlich musikalisch distanziert?


    Franky Kubrick: Nee, überhaupt nicht! Mit Amaris hänge ich nach wie vor fast jeden Tag rum. Es ist einfach so, dass es sich nicht wirklich ergeben hat. Wir haben es probiert, aber das war dann nicht wirklich, was ich wollte. Ich muss auch nicht wegen 'ner Freundschaft jemanden auf Teufel komm raus auf meinem Album haben. Oder aus irgendwelchen politischen Gründen. Ich hatte ja zum Beispiel auf meinem letzten Album kein Savas-Feature, was viele Leute einfach gern gesehen hätten. Aber meiner Meinung nach gab es auf dem Album eben keinen Song, auf den Savas gut drauf gepasst hätte. Und auf dem aktuellen Album ist Moe so oft drauf, weil der in den zwei Wochen, in denen ich die meisten Sachen aufgenommen habe, bei mir gepennt hat. Er lag die ganze Zeit auf der Couch rum. Und ich hab' einfach immer wieder gesagt: "Ey hast du 'ne Melodie? Komm, lass uns mal zusammen Gedanken machen!" Er hat auch diese Hook, die Melania dann auf dem Album singt, zuerst gelayoutet und die Melodie gemacht. Ich wollte aber von Anfang an 'ne Frau drauf haben. Und dann hab' ich mir gedacht: "Nee, ist zu kurzfristig, lass einfach Moe drauf!" Aber dann sind die Spuren auf einmal verschwunden. Dann hab' ich Melania connectet. Die war grad in London im Urlaub. Trotzdem hat sie mir einen Tag später die Spuren geschickt, die hat einfach in London ein Studio abgecheckt. Eigentlich war das alles eher aus Bequemlichkeit. (lacht) Aber Fusi ist übrigens doch drauf! Der macht Addlips bei "Kein Ende". Und wenn man ganz genau hinhört, hört man ihn auf ein paar Songs im Hintergrund. Mit Jifusi hab' ich in letzter Zeit halt nicht so viel zu tun gehabt. Wir haben ja zusammengewohnt und sind dann auseinander gezogen, und haben uns ein wenig entfernt, weil er auch viel zu tun hat. Und ich bin ja sowieso nicht mehr so viel in der Stadt, weißte?! Ich bin auch viel in Hamburg und so unterwegs. Und da gab's auch Kleinigkeiten, so Zickereien, wie das halt ist, wenn man sehr gut befreundet ist. Da ist ja nicht immer alles supergeil. Wir gingen so ein bisschen auf Distanz dann. Wir sind auf jeden Fall cool, aber wir haben nicht mehr ganz so viel miteinander zu tun.



    rappers.in: Du hast dein Release ja schon vorab auf der Savas-Tour vertrieben. Seitdem gibt es das nur noch als digitalen Longplayer. Was ist da der Gedanke dahinter?


    Franky Kubrick: Ich wollte das Album eigentlich komplett fertig machen und mehr Features haben, aber mir war's wichtig, es auch auf der Tour schon zu haben – aus wirtschaftlichen Gründen! Weil es einfach schlau ist, auf der Tour ein Release zu haben. Die Leute gehen heute nicht mehr in den WOM und kaufen sich CDs. Auf 'ner Tour machen sie das aber schon. Deswegen war es für mich wichtig, da das Album dann schon am Start zu haben. Ich musste auf ein paar Features zu lange warten, dann hab' ich mir irgendwann gedacht: "Okay, noch ein' Verse von mir und bumm, fertig machen!" Vor allem ist es auch einfach wichtig, dass man so 'nen Release-Rhythmus einhält. Und das hab' ich ja noch nie geschafft! Ich hab' noch fünf, sechs Songs von dem Album weggebunkert, die noch perfekt ins Albumskonzept passen – was es ja nicht gibt! Und dann wird es eben bald 'ne größere Version vom Album geben. Mit neuem Artwork, mit richtig großem Booklet und Videos. Dazu gibt's noch 'nen Arsch voll Features. Bei "So viel besser" werd' ich zum Beispiel noch ein, zwei andere Leute raufhauen. Und dann wird das auch für die Leute noch mal interessant, es zu kaufen.


    rappers.in: Also kann man's dann doch noch kaufen – nicht nur digital?


    Franky Kubrick: Die erste Version gibt es jetzt nur noch digital. Die erweiterte will ich auch im Laden stehen haben.


    rappers.in: Nachdem du ja eben gemeint hast, dass du dein Album unbedingt auf der JBS3-Tour verkaufen wolltest... Glaubst du denn, dass du eine ähnliche Zielgruppe hast wie Savas? Dass die potenziellen Käufer für dein Album auch wirklich zu Savas-Konzerten kommen?


    Franky Kubrick: Das ist mal 'ne gute Frage! Beim letzten Album war das wahrscheinlich nicht so, weil das Album einfach nicht zu vergleichen war mit dem, was Savas macht. Ich hab' auf dem letzten Album fast gar nicht gespittet. Kaum Representer-Tracks waren drauf. Aber ich denk', das aktuelle Album ist eigentlich sehr straight Rap – na ja, bis auf ein paar Ausflüge in die Pop-Welt. Ich glaube schon, dass die Leute damit was anfangen können. Ich mein', ich bin ja ein Rapper. Savas und ich und Olli und so... Ich denke schon, dass man uns nachsagt, dass wir halt richtige HipHopper sind. Und die Leute wissen, dass einen da kein übertriebenes Image erwartet, sondern, dass man damit was anfangen kann.


    rappers.in: Du hast auf der John Bello Story 3 im Endeffekt den persönlichsten Track geschrieben. Wie ist das für dich, dass Savas gerade dich für den Track über sein Leben ausgesucht hat? Und wie kam's dazu, dass er das getan hat?


    Franky Kubrick: Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Er hat mich letztes Jahr auf der Tour schon gefragt, ob ich so was gerne mal machen würde. Und ich hab' gedacht, er sagt das nur so aus Scheiß. Ich hab' gesagt: "Klar, aber wir müssen uns irgendwas überlegen, damit es nicht einfach nur so plump ein Lied über dich ist, das dich verherrlicht." Weil seine Geschichte ja wirklich erzählenswert ist! Deswegen musste man einfach die Geschichte in den Vordergrund stellen und nicht die Person. Und dass man einfach auch 'nen Weg findet, bei dem nicht sofort klar ist, dass es um Savas geht. Als wir uns dann für die Aufnahmen zum John Bello-Album getroffen haben, meinte Savas, er habe sich das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen. "Wir müssen den Song jetzt machen! Für die John Bello 3. Und wir nennen das dann 'Die John Bello Story'! Dann passt alles zusammen!" Ich fand sofort, das war echt 'ne super Idee! Dann kann man den Track "John Bello Story" nennen und es ist noch nicht sofort klar, worum's geht. Man checkt aber spätestens ab der Mitte des Songs, dass es sich eigentlich um Savas dreht.


    rappers.in: Ich hab' gehört, dass du dich mit Savas davor drei Stunden hingesetzt hast und er dir quasi sein Leben erzählt hat. Danach hast du dann alleine den Track geschrieben. Stimmt das?


    Franky Kubrick: Das stimmt! Wir haben uns 'ne Zeit hingesetzt und er hat mir alles erzählt, was er erzählenswert fand. Ich hab' knapp zehn Seiten Notizen gemacht, das war ziemlich viel. Immer stichpunktartig. Da stand dann immer nur ein Fakt – und das waren dann wirklich zehn Blätter voll! Ich hab' auch Zitate reingepackt. Wenn ich den Leuten mal die Zettel zeigen würde, dann würden die sich auch denken: "Woah, der hat ja echt alles reingepackt. Wie hat der das gemacht, dass es sich dann auch noch reimt?!" Ich mein', du musst halt so viel Inhalt in die Strophen pressen. Die sind zwar auch ziemlich lang geworden, aber ich denke, dass man es sich schon durchhören kann, ohne dabei einzupennen. Und es hat auch verschiedene Stimmungen in den Strophen. In der ersten ist es eher deep, in der zweiten geht's dann langsam Richtung Rap und HipHop und in der dritten Strophe ist es dann das richtige Rapding. Ich hab' bestimmt Tracks geschrieben, auf denen ich krasser flow' oder so. Aber ich bin auf jeden Fall stolz drauf, das war 'ne riesen Aufgabe. Ich hab' mich drei Tage dafür eingesperrt. Im Bootcamp, wo jede Menge andere Rapper waren, war ich die ganze Zeit alleine und hab' alleine gechillt, versucht, das Ding irgendwie fertig zu machen. Und als ich aufnehmen gegangen bin, bin ich davor auch zwei Stunden joggen gegangen. (lacht) Ich hab' mich voll verlaufen in Paderborn! Weil ich mir gedacht hab', dann bin ich einfach richtig fresh. Ich rauch' vielleicht mal ab und zu einen... Aber nicht vor Aufnahmen oder Auftritten! Ich will nicht darauf festgenagelt werden. Es kann schon sein, dass ich irgendwo mal ziehe. Aber ich achte schon drauf, weil ich einfach nüchtern ein besserer Rapper bin.


    rappers.in: Was war das für ein Gefühl, als du Savas dann das erste Mal den Text gezeigt hast?


    Franky Kubrick: (lacht) Das gab's nicht! Savas kam alle halbe Stunde rein und wollte hören, wie weit ich schon bin. War aber total geil! Ich wusste, dass er da echt pingelig ist. Da gibt's doch diese Line zum Beispiel: "... Tante Edith nimmt sie auf – und es regnet und es regnet und hört ewig lang nicht auf..." Ich hatte da zuerst fast den selben Wortlaut, allerdings hatte ich den Onkel da stehen. Und da meinte Savas eben auch: "Nee, schreib' lieber meine Tante, weil sie das eher war!" Es waren wirklich Kleinigkeiten, auf die wir sehr geachtet haben, – was mir auch sehr wichtig war, damit Savas es einfach gut finden und sich auch anhören kann. Und da haben wir dann zum Beispiel eben die Tante Edith eingebaut. Es war eben alles ganz genau so, wie es in dem Lied jetzt vorkommt.


    rappers.in: Du rappst ja mittlerweile schon länger als 15 Jahre und hast eine beachtliche Karriere hinter dir, ohne jemals wirklich kommerziell erfolgreich zu werden. Was glaubst du, woran das liegt?


    Franky Kubrick: Vielleicht bin ich nicht gut genug... (lacht) Nein, Spaß! Kumma', es gibt so viele Leute, die total gut, aber dennoch nicht mainstream sind. Das ist ja wirklich nur 'ne kleine Gruppe von Leuten, die vielleicht die richtige Sternenkonstellation erwischt haben. Oder einfach die richtigen Partner im Hintergrund haben. Oder Schwänze gelutscht haben. Man hat mir ja auch oft gesagt, ich würde mir selber im Weg stehen, aber das ist einfach Bullshit. Ich hab' immer meine Meinung gesagt, und hatte auch, als ich bei anderen Labels war, noch vor Optik-Zeiten, keinen Manager. Ich hab' da immer selber gesagt, was ich scheiße finde, und war deswegen auch immer ziemlich schnell unbeliebt. Aber das werte ich heute nicht als negativ. Dadurch hab' ich mich auch immer in alles reingefuchst und hab' mir eben selber überlegt: "Machen wir lieber 'ne halbe Seite Anzeige oder kommen wir lieber auf die JUICE-CD?" Und da hab' ich mich eben schon früh selbst eingemischt. Wenn ich darauf immer keinen Fick gegeben hätte, dann könnte ich das heute auch nicht selber machen, weißte?! Und noch mal zur Frage: Lass uns das mal mit Olli Banjo vergleichen. Der kommt ja aus der selben Zeit wie ich, aber er hat auch immer regelmäßig releast. Dadurch kannst du dir wirklich Fans aufbauen, die dann auch mit dir groß werden. Bei mir gab es nie 'nen wirklichen Release-Zyklus, ich hatte immer mindestens zwei Jahre dazwischen. Meistens drei! Und Rap ist einfach nur super schnelllebig. Wenn heute Leute mit 14 Rap auf Deutsch hören, haben die mit 17 vielleicht schon keinen Bock mehr. Und damit sie dann wirklich Fans von dir werden, musst du ihnen auch jedes Jahr was von dir geben. Ich hatte nicht die Möglichkeit, so oft zu releasen. Und ich denke, dass das zumindest einer der Gründe ist, warum ich nie steil durch die Decke gegangen bin. Auf der anderen Seite hab' ich zum Beispiel auf dem Album 'nen Song, "Das schönste Wesen". Wenn den Sido machen würde, würde er hundertpro in die Top Ten gehen. Viele könnten das machen. Aber in meiner Position kann ich den Track gar nicht richtig platzieren. Deswegen hatte ich mir sogar überlegt, ob ich den Song überhaupt aufs Album mach'. Aber die einzige Qualitätskontrolle für meine Musik bin ich selber. Und ich fand den Track einfach schön. Wenn mir auf einmal ein Track von mir gefällt und der ist gabba, dann mach' ich eben 'nen Gabba-Track auf mein Album. Egal, was dann die anderen sagen. Weil ich selbst ja weiß, dass es gut ist!


    rappers.in: Das ist aber oft das Problem. Ich merk' das immer wieder, wenn ich meinem besten Freund ab und an Musik vorspiel' – und der hat halt wirklich keine Ahnung von deutschem Rap. Der hört ab und an mal was bei mir, aber er kennt sich nicht damit aus. Letztes Mal hat er 'nen Track von Olson Rough gehört, und er war so: "Ist ja krass! Wieso ist der denn nicht im Radio und in den Charts?!" Es gibt eben viel an Musik in dieser Szene, die nicht in den Charts ist, und für Leute wie ihn ist das dann immer absolut unbegreiflich.


    Franky Kubrick: Genau so ist es! Wenn man zum Beispiel Radiopromo starten könnte ohne Ende, oder einfach Knete hätte, um das zu platzieren, dann hätte ich sicherlich ein paar Hits, die laufen und auch Leute wie ihn erreichen würden. Ganz ehrlich, den Song "Im Herz" mit Xavier... Dieses Video ist ein paar Mal auf "brand:neu" gelaufen, weißte?! Aber dieses Video wäre hundertpro rauf- und runtergelaufen, wenn ich es über 'nen Major eingereicht hätte. Was ganz viele Leute ja auch nicht wissen: Die ganzen Videos laufen auch nur hoch und runter, weil sie gekauft sind. Die Leute kaufen Werbung und dann laufen ihre Videos. Das ist ganz schön ekelhaft! Arschkriecherei und Bestechung! In Deutschland haben die Leute oft auch einfach keine Verantwortung der Musik gegenüber. Vor allem beim Rap. Bei "Was sie hören wollen" zum Beispiel... Als ich damals das Video rausgehauen hab', war eine Diskussionsrunde bei MTV, wo Massiv eingeladen war und alle möglichen Rapvideos liefen, in denen Knarren drin waren – Bushidovideos hin und her. Und mein Video, in dem es eben um das Thema ging, durften sie nicht zeigen, wegen dem Jugendschutz. "Erst ab zwanzig Uhr", haben sie gesagt, und das war einfach total lächerlich. Dann hat Markus Kavka das eben doch kurz angespielt. Da kam ich grad vom Training, schalt den Fernseher ein und war so: "Hö? Das darf doch gar nicht mittags laufen!" Dann hat er kurz den Refrain angespielt, Kavkas Gesicht kam in Nahaufnahme: "Ihr fragt euch bestimmt, warum das jetzt nur so kurz kam? Das liegt daran, weil wir das nicht laufen lassen dürfen!" Da sieht man einfach mal, wie das läuft. Wo ich auch super sauer war, war bei "Keiner weiß" mit DamDam, was wirklich ein krasses Thema ist und ein wichtiger Song für die Gesellschaft. Und so was sollte man einfach mal laufen lassen! Aber die sagen dann: "Nope! DamDam sieht aus, als ob sie heult. Sie ist nicht genug geschminkt." Und der Look sei nicht gut genug von diesem Video. Aber gleichzeitig lassen sie das Video von Favorite laufen, wo er im Video einmal um den Block zum Grab von seinen Eltern läuft. Und ich mein', natürlich ist das herzberührend und alles... Aber ganz ehrlich: Das Video war vom Look beschissen! Das sah nicht besser aus als meins. Das haben sie aber abgelehnt und seins haben sie rauf- und runtergespielt. Und dann denk' ich mir wirklich: Vielleicht hätte ich ein, zwei Schwänze mehr nuckeln sollen.



    rappers.in: Hast du deine persönlichen Ziele, die du dir vor langer Zeit für deine Karriere gesteckt hast, erreicht?


    Franky Kubrick: Hab' ich! Ich hab' schon oft darüber nachgedacht, was mir viel bedeutet hat, als ich angefangen hab', und was ich mir immer gewünscht hab'. Und das war, Musik mit Savas zu machen und mit Xavier. Und diese Sachen habe ich ja alle erreicht. Oder Props von jemandem wie Azad zu bekommen. Und das sind alles so Sachen, die mir immer mehr wert waren als das Materielle. Ich hab' mir nie gewünscht, mal Rapper zu sein, der in den Top Ten ist. Vielleicht hätte ich mir das mal wünschen sollen! (lacht)


    rappers.in: Und was sind momentan deine Ziele?


    Franky Kubrick: Ich würd' schon gern mal krass Platten verkaufen oder 'ne Goldene Schallplatte an der Wand haben oder 'ne Platinplatte. Aber ich denk' jetzt anders. Dadurch, dass ich das alles selber mache, weiß ich: Ich muss nur das verkaufen, was ich bisher verkauft habe, einfach mehr dran verdienen und regelmäßiger auftreten. Das wär' dann ein wunderschönes Leben! Ich bin kein utopisch denkender Mensch. Ich muss einfach das Beste rausholen, gucken, dass man alles noch weiter steigert und einfach regelmäßiger releast.


    rappers.in: Ich glaube, dass du mittlerweile eine ziemlich umstrittene Persönlichkeit bist. Von Raphörern, die ich kenne, feiern die einen deine Musik total und die anderen lehnen sie total ab. Was denkst du, woher das kommt, dass du so stark polarisierst?


    Franky Kubrick: Ganz ehrlich, das weiß ich nicht. Ich finde, von den Songs und Aussagen her, die ich mache, gibt's eigentlich gar nichts zu haten. Klar, dass ich ein selbstbewusster Typ bin und dass ich mich in Videos hinstelle und keine eingeknickte Person bin... Gut möglich, dass das bei denen aufstößt. Ich hab' auch ab und an 'ne große Fresse und es kann sein, dass ich arrogant wirke, auch wenn ich sonst vielleicht der netteste Typ bin, weißte?! Aber viele Rapper sagen mir das ja nach. Die reden nicht mit mir, sondern gucken mich nur einmal an und sagen: "Der ist halt voll arrogant und scheiße!" Musik ist auch immer Geschmackssache! Vielleicht mögen sie meine Stimme nicht oder meine Art, zu betonen.

    rappers.in: Du ziehst ja Beefgeschichten innerhalb der Szene in letzter Zeit schon an. Warum antwortest du nie auf diese Tracks?


    Franky Kubrick: Ehrlich gesagt, interessiert es mich wenig, weil ich diese Rapper alle gar nicht kenne. Da haben sich halt irgendwie auf einmal alle zu Wort gemeldet. Diese Schwabbelbacke da, ich weiß grad den Namen nicht mehr. Der sagte auch: "Du willst kein' Einzelkampf haben!" Ganz ehrlich, wann und wo stand das denn jemals zur Debatte, wer einen Einzelkampf haben will?! Das ist total lächerliche Scheiße. Aber das Lustige ist, diese Leute sind in meinen Augen fake. Die wissen selbst ganz genau, dass sie scheiße labern und den Kids mitgeben, dass man sich schon mal gesehen oder ich den Schwanz eingezogen hätte – vor irgendeinem Einzelkampf. Aber ich hab' diese Leute noch nie in meinem Leben gesehen. Keinen von denen. Eko hab' ich einmal in meinem Leben gesehen. 2003 auf der Echoverleihung-Aftershowparty. Und ich mein', wie lang ist er im Game und wie lange bin ich im Game? Ganz ehrlich, die dachten halt, sie haben irgend so ein Opfer gefunden, auf dem sie drauf rumhauen können. Ich hab' zwei Jahre nicht releast, die haben in jedem Interview über mich gelabert – Danke! Dadurch kommen viele von ihren eigenen Fans auch auf meine Seite und sagen: "Hm, irgendwie gefällt mir das aber!" Und ich bin nicht so doof, von selbst in meinen Interviews über diese Leute zu reden. Ich hau' hier meine eigene Platte raus und das war's. Aber sie können gern weiterhin über mich reden.


    rappers.in: Ich persönlich würde sagen, dass "Rücken zur Wand" oder der Track "1000 Meilen" schon Meilensteine deiner Karriere waren. Und ich kenne viele deiner Fans, die sagen, dass sie von dir gerne noch mal so was hören würden und das danach nicht mehr bekommen haben. Empfindest du das genauso?


    Franky Kubrick: Hm, ich finde, ich hab' mich davon nicht weg entwickelt. Ich hab' ja solche Tracks schon wieder gemacht – wie das "Unsterblich" auf meinem letzten Album zum Beispiel. Es hat halt kein Vocalsample, aber von der Stimmung her ist das schon so ein Song. Ich hab' natürlich auch Ausflüge gemacht, fernab von dieser Linie, zum Beispiel mit "Moneyfest". Das klang ein bisschen mehr street, aber das war auch eine logische Konsequenz von dem, was passiert ist. Ich hab' einfach gedacht, ich mach' erst mal wieder ein Mixtape. Und was macht man da drauf? Man spittet einfach ein bisschen und macht die rauere Gangart rein. Und das haben mir dann auch viele Leute vorgeworfen. Die wollen ja alle haten. "Eigentlich gefällt's mir, aber das find’ ich schlecht und das..." Die können das nicht einfach anhören. Und bei "Moneyfest" wusste ich, dass der Titel polarisieren wird, weißte?! "Was für Money, Alter?! Der hat doch gar kein Geld, was redet der?!" Ich wollte nicht über das rappen, was ich nicht besitze, sondern das einfordern, was mir zusteht. Und das ist nicht unbedingt schlimm, wenn Leute darüber diskutieren und das haten, weil dann wenigstens drüber geredet wird. Bei "Rücken zur Wand" zum Beispiel gab's viel größere Probleme. Auf einer Webseite hat man damals neun Einträge zum Tape gesehen und alle fanden's gut. Keine Diskussion entstanden. Nie wieder hat einer drüber geredet. Specter von Aggro Berlin hat damals ein Interview für Sido gegeben und auch über mein Album geredet. Wie man das so unglaublich dumm an die Wand fahren konnte. Dann hat Moses Pelham auch in einem Interview zu seiner Platte über meine Platte geredet und so weiter. Four Music hat das halt damals leider nicht zu schätzen gewusst und die haben's wirklich einfach an die Wand geschmissen.


    rappers.in: Da du ja schon lange dabei bist, hast du auch schon jede Menge an Interviews gegeben. Gibt's noch eine Frage, auf die du seit langem wartest, und die du gern mal beantworten würdest?


    Franky Kubrick: Hm... Also, ich hab' mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht über Interviews an sich – und das hier zum Beispiel ist ein sehr gutes Interview. Ich geb' oft Interviews, wo's die Leute nicht böse meinen, aber die wollen deine Songs auseinander nehmen. Und wenn du anfängst, so über deine Musik so zu reden, dann machst du's einfach kaputt. Und da kann ich dann auch Nas verstehen, warum der immer nur ja oder nein sagt. Wenn man einen Song schreibt, bringt man seine Gedanken gebündelt auf das Papier. Die Essenz von dem, was man eigentlich sagen will. Und das kannst du nicht aus dem Stegreif. Sonst würde ich mich auch hinstellen und das machen. Bei anderen ist das vielleicht anders, vielleicht haben die auch flache Texte. Aber ich möchte nicht drüber labern und was toller reden, und bei mir geht das meistens auch nach hinten los. Deswegen habe ich mir vorgenommen, in Zukunft einfach weniger über meine einzelnen Songs zu reden. Man macht das auch einfach kaputt für die Leute, die da was anderes drin sehen, als man vielleicht selber drin sieht.


    rappers.in: Was können wir denn in naher Zukunft von dir erwarten – außer, dass dein Album digital und noch mal größer rauskommt?


    Franky Kubrick: Es ist für September, Oktober schon was geplant – wir haben auf jeden Fall ein paar Gigs. Eine kleine Tour, denk' ich, wird dabei schon rumkommen. Ich werd' einfach weiter Mucke machen. Es gibt noch viele andere Projekte, bei denen ich mitschreibe, die auch bald rauskommen und wo man noch mal von mir hören wird. So wie's jetzt aussieht, werd' ich wohl demnächst mein eigener Chef sein und selber meine Platten rausbringen. Mindestens jedes Jahr ein Ding. Und ich werde gucken, dass ich mehr Videos drehe – auch für andere Leute. Einfach dieses ganze Ding ein bisschen mehr selber in die Hand nehmen...



    (Florence Bader & Maria Anna Vanessa Senn)

  • Zitat

    Original von weißer Bastard
    Franky ist sau sympathisch, weiß gar nicht wie man ihn haten kann.


    Muss ich so unterstreichen, ist wirklich einer der sympathischsten Rapper, die ich bisher kennengelernt habe.

  • Zitat

    Original von weißer Bastard
    Franky ist sau sympathisch, weiß gar nicht wie man ihn haten kann.


    Und auf jedenfall einer der ehrlichsten. Einen Farid Bang oder Eko Fresh stell ich mir da hurensöhniger vor.

  • ich find sein aktuelles release endlich mal richtig fresh. auf den letzten waren schon immer ein paar gute dinger drauf, aber zu viele lückenfüller. irgendwann kommt nochmal der große wurf von ihm, da bin ich mir sicher.

  • er hat es echt nich einfach, denn auch ich muß sagen das er auf die distanz menschlich abturnt ohne das ich ihn kenne, was eig. unfair ist und wenn ich dieses interview lese, bemerke ich erst recht das ich im unrecht bin ;)


    respekt an Frank



    Feedback an die redakteure: aufjeden cool das man die ungeschnittene version geniessen kann! die fragen sind trotzdem net so dolle finde ich, ihr habt es ihm wirklich zu einfach gemacht :D aber die frage mit den "interviewfragen" fand ich wiederum cool xD da hat er zu wenig draus gemacht! ^^


    peace


    one Luv


  • Danke für Dein Feedback. Allerdings gehts mir nicht darum, meinem Interviewpartner möglichst schwierige oder herausfordernde Frage zu stellen, sondern ihn das zu fragen, was ich zu eben diesem Zeitpunkt interessant finde. Und auch diese ganzen Sachen mit Savas finde ich persönlich ziemlich interessant... Was hättest Du ihn denn gern gefragt?

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