01. Intro
02. Kein Ende
03. Guten Morgen Deutschland
04. Ich führ dich feat. Moe Mitchell
05. Das schönste Wesen feat. Moe Mitchell
06. Ghettoblaster feat. Scotty 76
07. So viel besser
08. Swagga zurück
09. Albtraum
10. Keine Stimme feat. Melania
11. Kings
12. An deiner Seite feat. Moe Mitchell
13. Fresh
14. Oh nein
15. Mein letzter Song
Es ist früher Morgen. Die Sonne scheint und Lichstrahlen dringen durch den Rolladen ins Zimmer und wecken einen. Man geht zum Fenster, macht das Radio an, zieht den Rolladen hoch und blickt auf einen wolkenlosen Himmel und prallen Sonnenschein. Und schreit dann nach draußen: "Guten Morgen Deutschland!". Das ist die Stimmung, in der das neue Streetalbum von Franky Kubrick geschrieben ist. Nachdem das letzte Werk "Dramaking – Tagebuch eines Träumers" trotz überwiegend guter Kritiken eher tiefgehend und verkopft ausfiel, wird mit "Guten Morgen Deutschland" ein entspannteres Zwischenspiel eingeschoben. Daneben ist das neue Streetalbum laut Franky Kubrick eine "Anspielung darauf, dass dies nicht mein erstes Album ist und eigentlich jeder Bescheid wissen müsste, sie wissen es aber nicht. Also eine Art Wake-up Call". Lebenszeichen, musikalische Blaupause und Übergangswerk für das reguläre neue Album: Viele Funktionen für ein WarmUp-Release, das in gerade einmal drei Wochen entstanden ist und nur auf der JBS-3-Tour erhältlich war. Das reguläre neue Album wird dann, erweitert um fünf bis sechs Tracks und mehr Features, voraussichtlich im Herbst erscheinen.
Der Sound von "Guten Morgen Deutschland" ist im Vergleich zum vorherigen Album wesentlich entspannter geworden. Die Produktionen des Berliners 7inch vermischen gekonnt klassischen HipHop-Sound mit Einflüssen aus den Bereichen Elektro, Popmusik und R'n'B. Schon der zweite Track "Kein Ende" ist symbolisch für die Machart des Album: Luftige Klänge mit viel verspielten Soundelementen, lässig und eingängig zugleich. Das heißt nicht, dass der neue Stilwechsel einem künstlerischen Neuanfang gleichkäme: Franky bleibt nach eigener Aussage der Gleiche, Battle-Klischees werden trotz diverser Anfeindungen nicht aufgegriffen. Es ist eine musikalische Facette, die verstärkt aufgerollt ist. Keine Neuerfindung des eigenen künstlerischen Selbst. Viel sympathische Bescheidenheit, gleichzeitig als Endprodukt wenig charakteristisch und thematisch vernachlässigbar. Der Spaß steht im Vordergrund, es wird nicht an jedem Detail gefeilt und inhaltliche Tiefe weicht dem Unterhaltungsfaktor. Dieses Prinzip zieht sich über beinahe alle 15 Tracks. Eine neue Lockerheit quasi, die dem technischen Perfektionismuswahn von "Dramaking" eine gute Portion Session-Charakter entgegensetzt.
Unterstützt wird Franky Kubrick von Ex-Optik-Kollege Moe Mitchell, der insbesondere auf "Ich führ Dich" stimmlich gut harmoniert. Daneben haben die Sängerin Melania (auf "Keine Stimme") und Scotty 76 ("Ghettoblaster") weitere, eher unauffällige Gastauftritte. Auf dominante Features hat Franky Kubrick verzichtet. Das wird sich sicherlich auf dem regulären Album ändern, aber hier fällt es durchaus positiv auf, dass ein Solowerk auch ohne große Feature-Gäste funktionieren kann. Eine in sich stimmige Mixtur ohne tiefergehenden Anspruch und gerne auch mit dem ein oder anderen Track mit dezent hohem Nervfaktor ("So viel Besser", "Kings"). Wobei gelegentliche Redudanzen bei einem so einheitlichen Konzept wohl nicht ausbleiben. Selbst der wohl ohnehin nicht ernst gemeinte Abschiedstrack "Mein letzter Song" nimmt sich da sehr versöhnlich aus, wenn auch dann doch einige kritische Untertöne miteinfließen:
"Ein Blick zurück auf zehn Jahre im Game/
Der Spaß, die Tränen, es wird hart, zu gehen/
Vom Jugendhaus bis zu den Shows, dem Fame/
Von guten Homies zu Groupie-Hoes, die flam'n/"
Die einzige Ausnahme auf dem Streetalbum, die an den episch-tiefgehenden Vorgänger erinnert, ist das sehr starke "Alptraum", wo umfassendes Storytelling-Talent und sprachliche Versiertheit in sehr bildstarker Erzählweise zusammen kommen. Inhaltlich geht es um die eigenen Alpträume, Verfolgungswahn, die Angst um den eigenen Sohn und die stetige Sorge um das eigene Überleben:
"Ich spür', wie's plötzlich kälter als im Winter wird/
Irgendwer ist hinter mit, Bullen stürmen durch die Hintertür/
Hunde bellen, die Homies schreien 'Renn!' und ich verschwind' von hier/
Dahin, wo mich keiner kennt, lass' alles hinter mir/
Und renn', tausend Meilen, wenn ich seh', wie sie kommen/
Homie, ich renn' immer weiter, nein, ich dreh' mich nicht um/
Kumpel ich renn', scheißegal wohin, ich lauf' einfach weg/
Dann wach' ich schweißgebadet auf in meinem Bett/
Und es war alles nur ein Alptraum/"
Ein starker Gegenpol in einem ansonsten sehr sommerlich geprägten Werk, das im Ganzen so unspektakulär wie kohärent daherkommt und dadurch einen hohen Grad an Kurzweiligkeit besitzt. Mehr ist es denn auch nicht: Ein professioneller Übergang zum nächsten Album, kein thematisch breit aufgefächertes Werk mit Ecken und Kanten, das über mehrere Wochen auf Heavy Rotation laufen kann. Kein "Mit dem Rücken zur Wand", aber ein von Grund auf handwerklich gut konzipiertes und umgesetztes Streetalbum. Was Franky Kubrick besonders deutlich zeigt, ist seine musikalische Vielfältigkeit, hier unter Beweis gestellt durch eine so noch nicht gehörte, neue Facette seiner künstlerischen Arbeit. Die andere, ernste, war zuletzt auf dem starken "Die John Bello Story" auf JBS3 zu hören oder auf dem bereits genannten "Dramaking". Beide Seiten zu einem schlüssigen künstlerischen Gesamtkonzept zu vereinigen und das in dem neuen Album umzusetzen, ist die große Aufgabe, die sich nun stellen wird. Dass er beides beherrscht, hat Franky Kubrick zumindest unter Beweis gestellt.
(Philipp_)
[REDBEW]423 [/REDBEW]
Bewerte diese CD:
[reframe]reviewthread.php?reviewid=423 [/reframe]
[azlink]+Franky+Kubrick+Guten+Morgen+Deutschland [/azlink]